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die Mutter reibt eines jeden Nacken recht hübsch mit Seife. Das ist eine Lust! Jede Schulter der lieben Kleinen übertrifft in meinen Augen noch die Weiße und den Glanz des carrarischen Marmors.
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Jean Paul glaubte an die Duplicität der Lebensereignisse, und ohne ihn nachahmen zu wollen, sage ich, ich muß wohl daran glauben, denn unzähligemal geschah es mir, daß eine Begebenheit richtig immer zweimal aufgeführt ward. Schon lange stelle ich darüber im Stillen manche Betrachtungen an, denn solche Dinge dürfen allenfalls mit poetischen, nicht mit altklugen Köpfen besprochen werden. Vor vier Jahren war ich auf einige Tage zum Besuch bei einer alten englischen Dame in Dover; bald gewann sie mich lieb, hielt mir salbungsvolle Reden, und lehrte mir verschiedene Arbeiten, auch die Blumen auszuschneiden. Heute Abends war ich bei einer englischen Dame, die ich nie zuvor gesehen, eingeladen; sie hat dasselbe Alter wie die in Dover, hält genau mir dieselben Gespräche, bringt Papier und Scheere, und lehrt mir eine neue Art Blumen ausschneiden. Die Dame in Dover machte mir zum Geschenk englisches Papier, auch diese mußte mir dasselbe anbieten. Als ich meine ausgeschnitzten Blumen in der Hand hielt, gleichsam als Wahrzeichen der Duplicität, konnte ich mich des lauten Lachens kaum erwehren.
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Lausanne.
Gestern sprach ich Novarez, oder Novaire, den Kammerdiener Napoleons, der ihm treu nach St. Helena gefolgt war. Er erzählte mir vieles von seinem Kaiser, dem er noch leidenschaftlich zugethan ist. Ich hatte mir seine Gespräche, die das Gepräge der Redlichkeit trugen, aufgezeichnet, später aber, in einem französischen Pfennig-Magazin blätternd, lese ich, wie ein Franzose sein Begegnen mit Novaire schildert; es war dem Meinigen zufällig gleich, und so muß ich wohl als Feindin aller Wiederholungen dem Pfennig-Magazin den Vorrang lassen.
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Endlich nach langem Harren erhielt ich wieder Briefe aus Deutschland und einige Zeilen von Tiedges Hand.
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R. . . raisonnirt viel über den Glauben und hat das Wort Philosophie beständig im Munde. Wir haben die Bibel, sagte ich ihm, da ist Weisheit und eine Quelle die nie versiegt; Ihr philosophisches System vergleiche ich einem Gewitterregen, der schnell befruchten mag, aber dem auch bald wieder die Dürre folgt.
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Wie soll ich denn die heilige Schrift lesen? doch nie anders als im Gebete vor Gott, flehend um den heiligen Geist, der mir dazu verheißen ist, mein von Natur verhärtetes Herz für die Wahrheiten Jesu empfänglich zu machen. Von großem Segen ist es, wenn ich seinem Wort meine
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