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gantisch aus dem Abgrund auf, durch deren ausgehöhlte Straßen ihm Regen, und von den Gletschern geschmolzener Schnee zuströmen. Ihren höchsten Spitzen ist eine wunderbare Schrift eingegraben, und Lebensadern der Natur nenne ich diese in die Felsen gemeiselten Verschlingungen. Ist doch die ganze Schöpfung gleichsam die Gestalt Gottes und der uns belebende Odem ein Ausfluß des unendlichen Geistes. Von dieser erhabenen Felsenstraße herab, erscheint dem Auge unten die Welt als ein Pünktchen und das Meer allenfalls wie ein hübscher See. Aber die weit hinausragenden Granitzungen, ernsten Wächtern gleich, verkündigen den Ocean. Hier seh ich einen alten schwarzen Thurm, an der Spitze einer Felsenstrecke im Meer, vollkommen einem Schlangenkopf ähnlich, und St. Hospice genannt, zum Andenken des Eremiten Hospitius, der das Eindringen der Lombarden voraus gesagt; er starb gegen das fünfzehnte Jahrhundert. Das Ganze bildet einen kleinen Hafen, wo man im April Thunfische fängt. Hinter hohen Felsen ragt hell der Leuchtthurm. An dieselbe Insel ist in Form eines Amphitheaters Villa Franka angebaut und das Gefängniß der Galeeren-Sclaven, ein großes Gebäude, beschützt durch den Berg Alban. Hier in Villa Franka [Villefranche] starb Honoré d'Urfé [ein einst berühmter Verfasser eines Schäferromans, «Astrée», 1607], durch seine leidenschaftliche Liebe für Diana de Chateau-Morand [seine Schwägerin] berühmt, die er in einer Romanze, Astrée, besang. Aber in Haß verwandelte sich seine Gluth, als Diana sein Weib wurde. Er verließ sie, zog an den Hof Karls Emanuel, mit dem er mütterlicher Seits verwandt war, und starb
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im Jahr 1625. Er hat mehrere Werke geschrieben und Astrée ward von seinem Sekretär, Baro, geendigt. –
Weiter, gegen Turbia [La Turbie] hin, auf mächtigem Felsenthurm, und umlagert von schroffen, zackigen Granit-Trümmern, erhebt sich das alte Schloß und Städtchen Eza [Éze village]. Turbia, noch rechts auf der Straße Genua's, hat als Denkmal die Reste eines Riesenthurmes, der unter Augustus zum Andenken an die Unterjochung der Alpenbewohner errichtet ward. «Si vous montez sur la montagnes de Turbia», sagte mir der Graf V..., «vous pouvez cracher enbas sur la principauté de Monaco.» Ich sah hinab auf Monaco, was mit der felsigen Küste nur durch eine schmale Strecke verbunden, fast ganz im Meere zu schwimmen scheint, hinab auf diese Insel, Hauptstadt und Fürstenthum, Reich und Staat zugleich. Ich gedachte des Königleins Ivetot [an der Küste der Normandie], nur daß jener nicht wie der Prinz von Monaco Steuern erheben ließ. Dieser verhandelt selbst sein Olivenöhl gegen andere Waaren, und nicht mächtig genug seinem Reiche Krieger, Vertheidiger zu geben, gab für Salz und Tabak der König von Sardinien ihm eine Garnison als Tauschwaare. Seine Leibgarde besteht aus Gensd'armes. «Si son Etat est petit, ce n'est pas sa faute», sagt ganz richtig Du-Paty in seinen Briefen über Italien (Lettre VII. à Monaco. Tome I. pag. 71). Von dem Berge Turbia herab auf dieß Liliputs-Reichlein zu sehen, ist ergötzlich, doch lieber vergegenwärtigt man sich die alte, graue Zeit, als eherne Helden einst aus dieser Tiefe heran stiegen. Cäsar, Schwiegervater des Pompejus, stürmte den Felsen von Monaco hinab, um hier
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