BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Magdalena von Dobeneck

1808 - 1891

 

Briefe und Tagebuchblätter

aus Frankreich, Irland und Italien

 

1843

 

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eseln bespannt, hier so kräftig und groß wie unsere Pferde, durchziehen die Straßen. Savoyarden und Piemonteser, braune Jungen, mit ihren treuen Gefährten: Hund und Affe, suchen klaren sehnsüchtigen Blickes Balcone und Fenster. Schön ist die Kettenbrücke vor der Stadt, die über die Rhone führt. Die Mauern, rings um Valence, erinnerten mich an die Bauart Kölns.

 

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Ich sah aus der Ferne, auf dem Wege nach Loriol, rechts am Fuße eines Berges ein Städtchen, nebst Kirche in Ruinen. Da erzählte man mir: vor mehreren Jahren habe ein starkes Gewitter und Ströme von Regen diesen Marktflecken zerstört. Im Wirthsgarten zu Loriol pflückte ich die ersten Feigen im freien Felde, und köstliche Trauben hingen mir von einer hohen Weinlaube herab bequem in den Mund. So nahe liegt Verwüstung und üppiges Leben.

 

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Montelimart. Sonntag, am 5. Oktober.   

 

Langeweile – peinliche Schnackenstiche, dieß ein hübscher Gruß schon aus Italien – schlechte Predigt und wieder Langeweile et voilà tout!

 

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Ich sah heute den ersten Olivenbaum im Freien, nächst Orange  auf  steilem  Felsen  die  Ruinen  einer Römerburg,

 

und bei Nacht den Triumphbogen vor Orange. Majestätisch steht er da auf einer Ebene, ein Zeuge der Jahrhunderte, leichte Pappeln und hohe, dunkele Cy­pressen umgeben ihn feierlich im Halbkreise indeß der Mond und die Sterne wie versöhnend die Nacht durchleuchten. Hoch in der Mitte des Bogens sind die Basreliefs einer Schlacht, links aus einer andern Platte ein Palmzweig, über der Nebenpforte Thiere und Opferinstrumente, vielerlei Waffen; dieß alles ist unversehrt, so wie jener Büffel mit der Krone auf dem Kopfe. Auf der Nebenseite des Riesenbaues sind zwei Figuren in Lebensgröße, das Haupt der einen abgestumpft, das der andern so durch die Zeit ausgehöhlt, daß man einen Todtenkopf zu sehen glaubt. Auf der Rückseite abermals die Basreliefs einer Schlacht, links und rechts die Symbole der Schifffahrt, verschiedene Inschriften, unter denen der Name Mario, Marius entziffert wird. Die Decke des großen Portals ist mit Rosetten von den man­nigfaltigsten Formen ausgeziert. Sonderbar sind im Innern die Löcher, ähnlich denen einer Schießwarte. Am andern Ende der Stadt zeigt man noch die Ruinen eines Amphitheaters. Der Triumphbogen hat eine Höhe von sechzig Fuß.

 

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Avignon (Avenio) mit dem prächtigen Pallaste, liegt reizend da, umgeben von Maulbeerwäldchen, lichten Olivenbäumen, dazwischen meine italienischen Pappeln und die nächtliche Cypresse, die allein dem sonnigen Gemälde Schatten leiht. Die Mauern um die Stadt, von den

 

 


 

Der Triumphbogen südlich von Orange

 

Das Amphitheater (Les Arènes) östlich von Orange

 

Lage der römischen Ruinen in der Umgebung von Orange

 

Auf der Nebenseite des Riesenbaues zwei Figuren in Lebensgröße, das Haupt der einen abgestumpft, das der andern so durch die Zeit ausgehöhlt, daß man einen Todtenkopf zu sehen glaubt.