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da und dort Spreu aufsammelnd und mit sich führend. O kostbar edle Zeit, wie so schnell und unbenützt fliehst du vorüber! Welch' ein Schutthaufen ist das arme Herz! – Wenn nur in jeder Stunde ein einziger Gedanke aus der Finsterniß an's Licht geboren würde, trüge ich bald einen Quell des Segens in mir.
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Gestern ging ich hin und wieder am Meeresufer, gedankenvoll, allein, und jagte nach Bildern, nach innern und äußern Gestalten. Am Hafen weile ich gerne, zumal wenn aus England die Dampfschiffe herüber brausen, oder andere unsere Küste verlassen. Dort seh' ich eine Mutter, die dem Capitain auf die Reise ihr Söhnchen übergiebt – noch einen warmen Blick, einen mütterlichen Kuß drückt sie auf die jugendlichen Lippen; wieder hier kalte Gesichter, die nur flüchtig sich grüßen. Dieser starrt in die Ferne, jener spielt mit dem bunten Allerlei der Gegenwart, der eine segelt einem Gewinn, der andere einem Verlust entgegen, sie suchen alle, sie wünschen alle. Das Gehirn vieler Tausenden scheint rastlos sich nur um zwei Dinge zu drehen, sie heißen: Genießen, Besitzen.
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Es ist ein alter Satz, daß man aus dem Gang eines Menschen und aus seinen Schriftzügen ihn selbst erkenne. Am besten erschließt sich mir sein Sinn, je nachdem er sein Nestchen zu Hause bestellt hat. Wie das innere Cabinet des Herzens, so auch das äußere, materielle nach
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ihm sich gestaltet. Ich ging an einigen Zimmern unsers Hotels vorüber, und warf einen Blick in das eine rechts. Es war elegant, doch unordentlich; auf dem Tische lagen Zeitschriften, eine zerbrochene Laute, Gläser und Flaschen standen halb gefüllt, bestäubt umher. Wie das Stübchen, so der Mann, vermuthete ich. Auch wurde mir auf die Frage: wer da wohne? bald die Antwort: Nur ein verliebter Offizier und garstiger Trinker. Aber sehen Sie dort links in das Zimmer. Da trat ich auf den Balkon. Wie freundlich! Welche Ordnung! Unter den systematisch aufgestellten Büchern erkannte ich eines mit der Ueberschrift: Testament“ Nun? wer ist der Bewohner? Ein stiller und frommer Deutscher. Dachte ich's doch. Hogarths Bilder: Der Faule und Fleißige, standen vor mir, und das Ende beider. Viele Wege laufen die Menschen und doch führt nur einer zum Ziel.
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Es scheint, der Rattenkönig und sein Reich haben mir den Tod geschworen. Diese Nacht werde ich aus dem Schlafe geweckt Die Falte des Bett-Vorhangs hatte sich über die rechte Seite meines Gesichts gelegt, und ich spürte einen zärtlichen Druck. Die Lampe im Hofe sendete eben einen Strahl herüber, ich sehe – o weh! eine große Ratte huschte von meiner Wange, ihrem Ruhekissen, hinab, links erkletterte eine andere die Bettstelle, und in der Ecke war wenigstens eine Assemblee Mäuse versammelt, denn der Lärm wurde toller und toller. Ich sprang auf und klingelte. Die dienstbare Erscheinung tröstete nur da-
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Am Hafen weile ich gerne, zumal wenn aus England die Dampfschiffe herüber brausen, oder andere unsere Küste verlassen.
William Hogarth, Der Faule (Sprüche Salomons 23, 21) und der Fleißige (Sprüche Salomons 10, 4).
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