BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Magdalena von Dobeneck

1808 - 1891

 

Briefe und Tagebuchblätter

aus Frankreich, Irland und Italien

 

1843

 

______________________________________________________________________________

 

 

 

 

 

 

Lecale besuchte, strebte der Hauptmann einer Räuberbande ihm nach dem Leben. Aber auch diesmal vereitelte Gott diese Versuche und der Räuber ward gläubig. Maccaldus, so hieß er, von Reue tief gebeugt, bat nun den heiligen Mann, ihm doch für seine Missethaten eine Bußübung aufzulegen. Maccaldus müsse, so lautete die Entscheidung, Irland sogleich verlassen und sich allein in einem schwachen Fahrzeuge den Wellen anvertrauen; nichts dürfe er mit sich nehmen als ein kurzes Gewand. Er möge da landen, wohin ihn der Wind triebe und dann Gott sein Leben weihen. Er gehorchte; der Wind lenkte das Schiffchen auf die Insel Man, wo ihn zwei fromme Bischöfe liebreich aufnahmen, und ihm mit vieler Weisheit, so wie es sein Seelenzustand erforderte, begegneten. Immer mehr nahm Maccaldus am Glauben zu, sein Wandel war unsträflich, und allgemein geliebt, ward er später zum Bischof der Insel ernannt. Auch jener Sänger Dubthach blieb fest in seinem Bekenntnisse, denn auf einer Reise durch Leinster besuchte der Apostel den Barden in seiner Wohnung Kinsellagh, wo sie sich gegenseitig durch geistliche Gespräche erbauten. Hier ward ihm auch die Freude zu Theil, daß Fiech der Schüler Dubthachs seinen Glauben an Christus bekannte; nachdem er die Priester-Weihe empfangen, wirkte er später, als Bischof von Slatty, mit Liebe und heiligem Eifer.

Nachdem alle Provinzen Irlands mit dem Evangelium erfüllt waren, und die Kirchen sich vermehrten, fand er für nöthig einen bischöflichen Sitz zu errichten, und erwählte daher den Distrikt  Macha. Hier,  wo  sonst  die  königliche

 

Burg Emania stand, erhob sich später Armagh, Patricks Bischofssitz, und Salhul, in der Baronie Lecale, welches die Gegend war, wo er zuerst das Evangelium gepredigt hatte. Im Jahr 465 zu Salhul fühlte er plötzlich das Herannahen des Todes, und nun wünschte er in Armagh zu sterben, wiewohl auf der Reise dahin er innerlich zur Rückkehr angetrieben ward, weil es beschloßen wäre, daß in Salhul er seine letzten Stunden verleben sollte. Acht Tage darauf entschlief er am 17. März, 78 Jahre alt. Kaum verbreitete sich die Nachricht seines Todes, als alle Bischöfe und Priester zum Begräbniß des theuern Mannes herbeieilten.  Die  Nacht  hindurch  sangen  sie  Psalmen  bei  der  geliebten  Leiche  und  wie  man  berichtet,  brannten  so  viele  Fackeln,  daß  die  Nacht  in  Tag  verwandelt  schien.  Nun  wurde  Benignus  allgemein  und  nach  dem  Wunsche  des  Apostels,  der  von  ihm  sagte:  er  wird  der  Erbe  meiner  Kraft  seyn,  als  Bischof  von  Armagh  erwählt.  Mehrere  Männer,  wie  Fortunatus,  Columbanus,  auch  Columb  Kill  genannt,  waren  Lichter  der  Kirche.  Von  Columban  heißt  es:  „la  lumière  que  St.  Columban  répandit  par  son  savoir  et  sa  doctrine  dans  tous  les  lieux  où  il  se  montra,  l'a  fait  comparer  par  un  écrivain  du  même  siècle  au  soleil  dans  sa  course  de  l'orient  a  l'occident.  II  continua  après  sa  mort  de  briller  dans  plusieurs  disciples  qu'il  avait  formés  aux  lettres  et  à  la  piété.“  (Hist.  litt.  de  la  France.)

Irland war in ganz Europa zu jener Zeit unter dem Namen: „die  heilige  Insel,  oder   die  Insel  der   Heiligen,

 

 


 

St.-Patrick-Kathedrale in Armagh