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Würde nur meine Aufmerksamkeit nicht so oft nach Aussen hingelenkt! Aber Paris! Der vielen zerstreuenden Dinge kann ich nun nicht besser los werden, ich banne sie denn; aus dem Kopf auf das Papier, das heißt: ich schreibe sie nieder.
Heute ging ich längs dem Boulevard Montmartre, oder lief vielmehr, denn dieses tolle Geschwirre, dieses sich einander Angaffen wird mir stets widerlich seyn. Da überfällt mich oft eine Angst, eine unbeschreibliche Angst, und der Seufzer: wird denn nicht einmal Ruhe werden? ist mein Stoßgebetlein! –
Da die Familie G… eine Stunde von meiner Wohnung entfernt lebt, und ich mich wohl in ihrer Nähe fühle, so benütze ich oft eine Ecoßaise. Ein großer Vorteil für Paris sind diese öffentlichen Wagen. Hier giebt es Citadines, Omnibus, Favorites, Trisicles, Dame blanche etc. Jeder mit zwanzig Personen beladen, fährt alle fünf Minuten von seinem Quartier ab. Die Conducteurs stehen unter der Thür des Noahkastens, umher spähend, weshalb auch meistens ihre Augen schielen; es ist wirklich so. – Welch ein buntes Leben, das der Boulevards! da kniet mitten im Wege ein Blinder und deklamirt: «quelle triste vie que d'être aveugle!» Neben ihm dampft ein Kochherd, es prasseln Waffeln in der Pfanne, und wieder dicht bei dieser schreit eine gellende Stimme: «la pièce à dix sous! rien de meilleur! nouvelle invention!» Dort schreitet feierlich, in zerrissenen Mantel malerisch gehüllt, ein armer Grieche, mit schönem langen Barte. Hier duften so eben ein Duzend Elegants an mir vorüber, und ein
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rußiger Savojardenjunge, der die Straße kehrt, klappert in seinen Holzschuhen auf mich los, wirft mir ein Küßchen zu, und ruft: «un sou! un sou! ma belle Dame, ça vous portera bonheur!» Dann verfehle ich nicht, das Verlangte ihm zu geben, denn sonst weh mir! ein freundschaftlicher Staucher mit dem Besen wäre mein Abschiedsgruß! Links zu meiner Seite seh' ich sogar, o Wunder! den Sklaven Afrika's zu einem allerliebsten Stutzerchen formirt. Das Mohrenantlitz ist in artigen Vatermördern eingezwängt. Die mit Manchetten garnirte Hand hält nachläßig eine zierliche Reitgerte, und selbst das krause Haupthaar mußte unter den Zauberhänden eines Pariser Künstlers der künstlichen Haarausbildung sich schmiegen und biegen. Das muß man aber den Franzosen lassen – was das reformiren, projectiren, revoltiren und frisiren anbetrifft, da sind sie einzig in ihrer Art. Aus nichts wird doch noch Etwas heraus raffinirt, und dabei die Tendenz: «nous ne voulons pas le beau, mais le nouveau!» –
So interessant ich die Boulevards finde, so langweilig die Tuilerien. Hier sind die Rendez-vous der Coquetten-Welt und der Sammelplatz für Müssiggänger. Du erinnerst Dich vielleicht der zwei großen Bassins in dem Garten? Nun! sobald diese nur mit einer dünnen Eisrinde bedeckt sind, treiben Gassenjungen hier ihr Gewerbe. Sie retten sich nämlich bald auf dieses, bald auf jenes sich losgerissene Stück Eis, und das größte Fest für die vielen hundert Menschen, die in vierfachen Reihen die Bassins umstehen, ist, wenn einer von diesen Vauriens untertaucht. Da regnet es Sous von allen Seiten auf die halb erfror-
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