BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Magdalena von Dobeneck

1808 - 1891

 

Briefe und Tagebuchblätter

aus Frankreich, Irland und Italien

 

1843

 

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zupfte an meinem Shawl, wahrscheinlich um ihn fortzuzupfen Nur mit Mühe rettete ich meine Sachen und mich selbst in das nächste Hotel. Wirklich! dem armen Kater Murr, bei seinem ersten Eintritt in die Welt, kann es nicht ärger als mir zu Muthe gewesen seyn! Ich flüchtete mich in einen Wagen, um sogleich zu dem Präsidenten G… zu fahren.

Was das Französische betrifft, so geht es mir gut; die Worte hüpfen mir nur so aus dem Munde und überdieß bin ich schon ziemlich zierlich nach der neusten Mode gekleidet. Die erste Toiletten-Reform waren: schwarzseidne Strümpfe und Ueberschuhe um dem Pariser Koth zu trotzen (denn in einen Fiaker eingesperrt Paris anzuschauen, ist eben nicht interessant); hiezu gehören noch: ein Hut à l'anglaise, eine Haube à la Rose, und eine Frisur à la grecque, (Zöpfe kreuzweis über die Stirne gelegt.) Von meinen Effekten verlor ich doch nur meinen Regenschirm, der macht nun eine schöne Reise nach Basel, da er auf einen andern Eilwagen gepackt ward.

Gestern stattete ich im Jardin des Plantes meinen Be­such ab: dem Naturalienkabinet; dem König Leu nebst Ge­folge und der graziösen Giraffe. Ich beneidete sie fast um ihre schönen, lichtbraunen Mondscheinsaugen. Als ich durch die Alleen des Gartens schlenderte, träumte ich mich recht innig in Deine Nähe, lieber Vater! Was sind mir doch alle Schönheiten, dachte ich, wenn ihre Eindrücke sich nicht durch Mittheilung verkörpern können. Mein Be­gleiter Herr G… hatte alles dieß schon ein Dutzendmal ge-

 

 

sehen, und keine meiner Exclamationen vermochten ihn daher aus seiner Ruhe zu reißen.

Vergieb mir, wenn meine Briefe nur abgerissene Bruchstücke sind, ohne Halt und Zusammenhang; sie haben wenigstens den Vorzug, Dir ein getreues Spiegelbild von Allem, was ich sehe und höre, zu bieten. Wie sollte ich auch anders schreiben aus Paris, wo das ganze Leben selbst ein Bruchstück erscheint?

Gott erhalte Dich! Wie herzlich ich Dich liebe; weißt Du wohl, und doch muß ich es Dir wiederholen.

 

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III.

Paris, am 5. Februar.

 

Den stillen Abend des Sonntags benütze ich gerne, Dich aus der Ferne zu grüßen, theils um meine Sehnsucht nach Dir zu stillen, theils auch, um Dich Deiner Sorgen um mich zu entheben, indem ich Dir sage, daß es mir fort während wohl ergeht. Was meine Verhältnisse anbetrifft, die Dir bekannt sind, so befehle ich Gott meine Wege, und gestärkt durch dieß Vertrauen muß mir auch das Schwerste leicht werden. Ungeübt in dem Lehrfache, wie ich es bin, lag mir freilich, besonders in den ersten Wochen meine Pflicht oft wie eine Centnerlast auf dem Herzen. Indessen geht es schon jetzt besser, und ich lasse mir es Ernst seyn, mit Gottes Hülfe dem in mich gesetzten Vertrauen zu entsprechen. Habe ich doch freiwillig, und aus Liebe mich dem Beruf einer Erzieherin gewidmet.

 

 

 


 

Hut à la anglais

Haube à la rose

Frisur à la grecque

 

Jardin des Plantes