BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Adelbert von Chamisso

1781 - 1838

 

Testament

 

Text nach:

Adelbert von Chamisso

Und lassen gelten, was ich beobachtet habe:

Naturwissenschaftliche Schriften

Hrsg. von Ruth Schneebeli-Graf

Berlin: Reimer, 1983

 

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[...]

Ich will ganz ohne Prunk und in der Stille in die Erde versenkt werden. Es mögen nur ein paar Freunde sehen, wo meine Asche bleibt, und sich Niemand sonst bemühen. Soll die Stelle bezeichnet werden, mag ein Baum es thun, höchstens eine kleine Steinplatte. Ich verbiete auf jeden Fall jegliche andere Grabschrift als meinen Namen, nebst Datum der Geburt und des Hinscheidens.

[...]

Ich bestimme nichts über die Zukunft meiner Söhne. Die Welt, in der ich gelebt habe, ist eine andere gewesen, als für die ich erzogen worden, und so wird es ihnen auch ergehen. Meine Söhne sollen sich befähigen, auf sich selbst in verschiedenen Lebensbahnen und Landen vertrauen zu können. Tüchtigkeit ist das zuverlässigste Gut; das sollten sie sich erwerben. Ich wünsche, daß sie studiren, insofern sie dazu die Mittel haben, bin aber ganz einverstanden, wenn der Eine oder der Andere zu bürgerlichem Gewerbe übergehen will; die Zeit des Schwertes ist abgelaufen und die Industrie erlangt in der Welt, wie sie wird, Macht und Adel. Auf jeden Fall besser ein tüchtiger Arbeitsmann als ein Scribler oder Beamter aus dem niedern Trosse.