Clemens Brentano
1778 - 1842
Romanzenvom Rosenkranz
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Romanze XVIKosme krank – Pietros Garten brennt
Wenn du gleich den Vögeln schwebest,Über dir der blaue Bogen,Unter dir die grüne ErdeUnd des Wassers Silberwoge;
Und du wolltest niedersehen,Wo du ruhig möchtest wohnen,Wo du deinem kleinen NesteEine Stelle suchen solltest;
Flöhest du der Städte ElendUnd die Armut eines Dorfes,Und zögst über Land und FelderZu dem stillen Tale Kosmes,
Wo die stillen Bächlein gehenDurch den Schatten, durch die Sonne,Durch die Büsche, durch die Felsen,Bis zum Garten voller Rosen,
Und du bautest dir dein Nestchen,Wo die klare Jungfrau wohnet,Und sie ging dir aus dem Wege,Wenn du ruhig brüten wolltest,
Und du sängst ihr an dem FensterIn des Lorbeerbaumes Krone;Futter würde hin sie legenAlle Abend, alle Morgen,
Und dir schiens ein selig Leben,Ging zu beten früh die Fromme,Flögst du mit ihr zur Kapelle,Die am Felsen höher oben;
Und wenn sie aus vollem HerzenUnter Tränen spräch die Worte:Herr, ach schau zu meinem Herzen,Es ist ganz von Schmerz umdornet!
Herr, um deines Sohnes SchmerzenRichte auf den Vater Kosme,Laß ihn nicht verzweifelnd sterben,Öffne ihm die Gnadenspforte:
Dann wär deine Lust zu Ende,Deine Seligkeit zerronnen,Denn nicht ferne von den MenschenÜberall das Elend wohnet.
Und es ist kein öder FelsenUnd kein Bächlein oder Bronnen,Keine waldumschlossne StelleUnterm Monde und der Sonne,
Wo ein Mensch das Licht gesehen,Wo nicht wär gesündigt worden,Wo nicht wären bittre TränenVor dem Herrn vergossen worden.
Und du würdest Abschied nehmenVor der nächsten Morgensonne,Sängst noch einmal ihr am Fenster,Flögst dann weiter unbesorget. –
Wärst du einer von den Sternen,Die am hohen HimmelsbogenEwig auf und unter gehen,Wie der Herr es hat geboten,
Und du wolltest dich bedenken,Wo du deine Strahlen solltestRein und freudig niedersenken,Daß sie widerspiegeln sollten
In dem Spiegel weiter Meere;Sähest du das Schiff hinwogen,Das die Sünde aus der FremdeBringet zu entfernten Zonen;
Auf der stadtbesäten ErdeSähest du die Menschen morden;In den Tälern, auf den BergenSähest du die Sünde wohnen;
In des Klosters enger Zelle,In dem gleichen Tun des Dorfes,In des Marktes regem Leben,Im erstarrten Tun des Schlosses:
Wo du deine Strahlen senkest,Findest du ein Herz gebrochen,Findest du ein Werk des Bösen,Findest du ein Kind des Todes.
Und, wer seine Blicke lenkteZu dir flehend hin nach oben,Wäre trunken ganz von Tränen,Wäre dürstend nach dem Troste.
Doch du würdest dich nicht wenden,Strahltest ruhig Gott zum Lobe,Wollte untergehn die Erde,Wollten auferstehn die Toten.
Was hier klaget, muß vergehen,Schmerz und Sünde sind des Todes,Und die Leiden tun nur wehe,Weil sie sterblich sind geboren.
Aber was da ewig stehetSündenlos im Schaffen Gottes,Kann sich nur in ihm bewegen,Ist ein Freud- und Leidenloses.
Sieh, der göttliche Geselle,Phosphoros, der Held des Morgens,Funkelt von des Himmels SchwelleRuhig in den Garten Kosmes.
Und im Morgenwind bewegetTräumen still des Gartens Rosen;Doch die Hütte ist voll Elend,Und sie ist ein Haus der Sorgen.
Rosablanka sitzt in TränenAn dem Bett des kranken Kosme,Den ein leiser Schlummer decket,Nur vom Seufzern unterbrochen.
Und sein müdes Haupt erhebetNun der Alte zu der Tochter,Spricht: «Mein Kind, jetzt mußt du gehenZu der Messe in das Kloster!» –
«Vater, lasset hier mich betenZum allgegenwärtgen Gotte,Daß ich eurer Krankheit pflege;Fern bin ich um euch in Sorgen!» –
«Armes Kind, ich kann genesenNur in einem selgen Tode,Nur vom Schmerz kann mich erlösenBlut des eingebornen Sohnes!» –
«Vater, schrecklich ist gewesenEuer finstrer Arzt Apone,Und ich muß noch Kräuter lesen,Die er alle hat verordnet!» –
«Kind, hast alle du gehöret,Die er zu mir sprach, die Worte?Sie zerschnitten mir die SeeleWie viel hundert giftge Dolche!» –
«Das, was ich davon gehöret,Ich doch nicht verstehen konnte:`Kosme, was dein Herz verzehret',Sprach er, `ist die Härte Gottes!
Kräftig hast du einst dem Leben,Was des Todes ist, geopfert,Und nun opferst du das Leben,Das dir übrig bleibt, dem Tode!
Du treibst hier ein töricht Wesen,Machst zur Närrin deine Tochter,Und die Löcher deiner SeeleWillst du mit der ihren stopfen!
Höre auf, sie zu bestehlen,Tritt ihr nicht in ihre Sonne,Laß sie lesen die Poeten,Gehe in der Stadt zu wohnen!
Du magst ewig dich bekehren,Was verloren, ist verloren;Besser solltest du noch scheren,Die dir übrig bleibt, die Wolle!' –
Dann hat er mich angesehen,Wie der grimmige Herodes,Als die Kindlein er zu tötenSeinen Knechten hat befohlen.
Und ich war recht in dem HerzenVon dem giftgen Blick durchbohret,Bin, Marien anzuflehen,Zur Kapelle dann geflohen.
Und am Wege sah ich stehen,Den am Morgen bei den RosenIch ein Grab hatt graben sehen,Da die Schlang emporgeschossen.
Aber er hat nicht geredet,Winkte mit dem Finger drohend,Griff mir nach der Hand behende,Nach Biondettens Ringlein golden.
Doch ich wollt es ihm nicht geben;Da versank er in den Boden,Und ich eilte zur Kapelle,Sank ohnmächtig an den Boden.
Und ich sah auch einen EngelJubelschreiend in den Wolken,Er schwang sich wie eine LercheJubilierend hin gen Morgen.
Vater, was ich da gesehenKlar, wie bei dem Licht der Sonne,Hat mir ganz verwirrt die Seele;Jetzt kann ichs nicht wiederholen.
Als ich zu dir kam, da brennteÜber mir der Himmelsbogen,Es ist Feuer wohl gewesenIn der Gegend, in Bologne.
Vor Marien bin in TränenBetend ganz und gar zerflossen,Gnädig ist sie mir gewesen,Und ich bin gestärket worden.»
Kosme sprach: «Des Arztes WesenIst stets schecklicher geworden:In der Seele mir zu lesen,Hat er mir das Herz zerbrochen.
Ach, er kennt mein ganzes Leben,Und mit jedem harten WorteHat er, ihn auf mich zu werfen,Von mir einen Berg gehoben.
Und so lieg ich ganz zerschmettert,Als sei ich gesteinigt worden;Er hat mich mit einer Kette,Die ich schmiedete, umzogen.
Aus dem Leibe nah dem HerzenMeine Eingeweide zog er,Hat, mein Übel draus zu lesen,Frech sie in die Luft geworfen.
Und ich sah es ohne Schmerzen.Seit sie wieder eingeschlossen,Wars, als seien tausend ZentnerIn der Seele Haus gezogen.
Boshaft sprach er: `Du genesest,Wenn auf Erden die drei RosenIn der Hand der Venus sterben,Die jetzt stehn im Garten Gottes.
Wenn dein Kind ins Kloster gehetUnd bekränzt mit LiebesrosenAls Modell dem Maler stehet,Ist dir, ihr und mir geholfen.' –
Und nun rief ich: `Wehe, wehe!Wehe über diese Worte!'Und als ich ihn angesehen,Ist er deutlich mir geworden.
`Jener Bube bist du, Frecher,Der die Farben mir im KlosterRieb, als ich in Gottes TempelBin ein böser Sünder worden.
In dem Namen Jesus hebeDich von mir!' – Da floh Apone.Ach, er ist es nicht gewesen,War der Widersacher Gottes!» –
«Vater, nicht so traurig redet!Ja, es war der Arzt Apone,Den ich gestern noch gesehenZu Bologna bei dem Bronnen.
O, beschwert nicht eure Seele,Die in Träumen ist verworren;Wendet ruhig im GebeteEuch zum allbarmherzgen Gotte!» –
«Gutes Kind, lies mir den Zettel,Der vom Arzt geschrieben worden,Daß ich dir die Orte nenne,Wo die Kräuter sind zu holen.
Denn der Arzt sprach: `In der Nähe,Ja, in deines Gartens Boden,Werden diese Kräuter stehen,Deren Trank ich dir verordne'.»
Rosablanka liest den Zettel:«Aus Sankt Clarens Garten RosenUm die Mitternacht zu brechenUnd mit Keuschlamm einzukochen.
Unser Liebfrau Bettstroh nehme,Mische es mit Venusrosen,Zu Marienschühlein mengeTeufelsklau und Hahnensporen.
Und Mariensiegel brecheIn dem Schein des vollen Mondes,Mit Marienmantel leg esIn den dir bekannten Bronnen.
Liebfraumilch und LiebfrautränenMit unschuldger Kindlein Rosen,Findelkraut und VenusnelkenDestilliere durch neun Monde.
Alle Stunden einzunehmenUnd so lang zu wiederholen,Und dem Arzte schnell zu melden,Wenns nicht helfen will. Apone!»
Als sie dies Rezept gelesen,Sprach der Kranke: «Meine Tochter,Jetzo eile nach der Messe,Kehre wieder mit Benone!
Also heißt, der sie wird lesen;Er ist recht ein Heilger Gottes;Beichte will ich ihm ablegen,Meiner armen Seel zum Troste!» –
«Soll ich nicht zum Wald erst gehen,Vater, und die Kräuter holen,Weil ich sie wohl alle kenne,Außer Teufelsfuß und Krone?»
«Nein, ich muß sie selber brechenUnter Tränen, fromme Tochter;Wo ich gehe, liege, stehe,Blühen sie ja allerorten!
Gehe nun, mein Kind, und fleheFür mich um die Gnade Gottes!Mein Bekenntnis abzulegen,Will indes mein Herz ich ordnen.
Nimm die Fackel, die ich gesternEiner Schlange gleich geformet,Am Altare laß sie brennen,Bei der Mutter Totenopfer!»
Und sie nimmt die Fackel betend;Ihre Tränen niederflossenAuf den Alten, der sie segnet,Und sie wandelt aus der Pforte.
Wie sie durch den Garten gehet,Weinen morgenlich die Rosen,Und in tiefen Träumen wehenÜber ihr des Waldes Kronen.
Und es wirft schon durch die StämmeIhre Strahlen hin Aurore.Aber sieh! zur Link und RechtenGlüht am Himmel heut der Morgen.
Doch jetzt sieht bei der KapelleSie ins Tal herab von oben;Weh! die Röte ihr zur RechtenIst des Pietro Hütte lodernd.
Nieder durch die FelsenwegenEilt sie, achtend nicht der Dornen.Da sie zu dem Garten gehet,Fühlt ihr Fuß den glühen Boden.
Und der Hütte Asche hebetWild emport der Sturm des Morgens,Der sich sonst zu wiegen pflegteIn dem Busen tausend Rosen.
Als sie durch den Garten gehet,Lief um sie die wilde Lohe,Schlangen, Drachen, sengend, brennendBlum und Baum und Laubenbogen.
«Pietro, Pietro!» ruft sie bebend,«Ob er in der Glut gestorben?»Sieh, bei jener weißen RoseSteht er, die sie ihm geschenket.
Alle Bäume rings gefälletHat er zu dem Schutz der Rose,Und ihr immer Wasser gebendGeht und kehrt er zu dem Bronnen.
Als die Jungfrau er gesehen,Spricht er: «Du hast lang verzogen,Dich zum Opfer einzustellen,Das zu deiner Ehre lodert!
Alles, was du hast verschmähet,Hat die Flamme angenommen,Und sie will mich drum vermählenMit der Asche, ihrer Tochter.
Sieh, schon kommen Hochzeitsgäste,Die Gesellen ohne Sorgen,Morgenwinde, lustig hebenSie der grauen Braut die Locken!
Ach, ich lieb sie ohne Ende!Göttlich ist sie, hochgeboren,Denn der herrlichste der HeldenStahl das Feuer von der Sonne.
Meine Braut ist deine Schwester,Du auch bist des Helden Tochter,Dem der Geier nagt am Herzen,Weil das Feuer er gestohlen.
Von den Göttern hoch gesegnetWar die Mutter dir Pandore,Alle Freuden, alle WehenSind aus ihr nächst dir geboren.
So ist aller Lust des LebensBuße zugeordnet worden;Meine Braut, die Asche, schwebet,Spielt die Flamme mit den Rosen.
Ach, ich liebe sie ohn Ende,Denn ich bin aus ihr geboren,Und will wieder Asche werden,Weil ich dich nicht hab erworben.
Wahrlich, sie ist deine Schwester,Denn die schöne, weiße RoseHat sie brennend nicht verzehret,Weil sie hat für mich geworben.
Sei willkomm beim Hochzeitsfeste!Sieh die rosige AuroreIhre gelben Locken mengenMit der Asche meiner Rosen!
Hoch ist dies Fest geehret:Gestern hab ich dich verloren,Heute Nacht starb Rosarose,Meine Rosen diesen Morgen!»
Und nun weint er bittre TränenSeinen sinnverwirrten Worten.Rosablanka tief bewegetSpricht: «O Pietro, denke Gottes!
Pietro, du stehst ganz in Frevel,Seine Hand von dir gezogenHat der Herr! O Pietro, bete,Daß er dein nicht denk im Zorne!
Nie bin ich dir lieb gewesen,Du hast gestern mich betrogen,Denn ich sehe deine SeeleTief in irdscher Not verworren.
Laß dem Feuer seine Rechte,Das du gen dich aufgefordert;Deine Seele zu erretten,Folge mir zur Kirche Gottes!
Und erzähl mir auf dem Wege,Was dir so den Sinn verworren!Ich will liebreich mit dir reden,Folge mir von diesem Orte!»
Pietro spricht: «O Gottes Engel,Wie du mild bist in dem Zorne!»Eine Handvoll Asche nehmendBeugt er sich dann zu dem Boden.
Und sie unter Tränen mengendIn die taubereiften Locken,Spricht er, nochmals um sich sehend,Schmerzdurchdrungen diese Worte:
«O, du liebes, armes Leben!Bunter Thron des ewgen Todes!Blutig Schlachtfeld des Verderbens!O ihr aschevollen Rosen!
Meiner Hütte klare Fenster,Von Jasmin so still umzogen,Und du schattig Dach der RebenÜber meiner kleinen Pforte!
Weh, es grinset wie GespensterAn im glühen Blick der Kohlen,Und der Rasen, den ich pflegte,Knirschet unter meinen Sohlen.
O ihr tausend frommen Engel,In den Lilien, in den Rosen,Morgens mit dem Gärtner betend,Sterne, Sonnen, Kelche, Kronen,
Zeihet mich mit dürrem Stengel,Daß ich alle euch gemordet,Daß ich, folgend dem Verderber,Hab gestört den Tempel Gottes!
Fromme Priester fleißger Zellen,Goldne Bienen, euer Kloster,Eures Gottesdiensts Kapellen,Eurer Andacht Stationen,
Alle liegen sie versenget,Und die Glut des bösen OpfersUnd der Rauch des FeuerfrevelsWar für euch des Todes Odem.
Kühler Labung Marmorbecken,Glatter Rand des treuen Bronnens,Du bist in dem durstgen LeckenDieser wilden Brunst zerborsten.
Stiller Mahner des Gescäftes,Stundenzeiger, Freund der Sonne,Du bist, Feuerschatten werfend,In der bösen Glut zerschmolzen.
Hütte, Garten, Blumen, Reben,Fromme Bienen, süße Rosen,O, du unschuldvolles Leben,Ich hab dich von mir gestoßen!
Einsam nur im Garten stehetDort die hohe, weiße Rose;Paradies mußt untergehen,Ewig steht der Baum des Todes!»
Und nun mit der Jungfrau gehetZu der Stadt der Trauervolle,Und sie wechseln stille Reden,Niedersehend an den Boden.
«Wann ist, Pietro, Rosarose,Deine Schwester, dir gestorben?» –«Des Theaters Glut entgehendFiel sie in den Arm Meliores.
Niedersprang sie von dem Fenster,Und der Sturz führt sie zum Tode.Jetzt zu ihrem LeichenfesteGehe ich zu Jacopone.» –
«So war dies die Glut, die gesternIch sah an dem Himmel lodern!Ach, die herrliche Biondette,Ward sie heil dem Brand entzogen?» –
«An der Schwester SterbebetteWar sie noch mit Jacopone!» –«Ist dein Bruder unverletzet,Der getreue Meliore?» –
«Ich hab ihn nicht mehr gesehen,Ich hab ihn nicht sehen wollen,Und ich will ihn nicht mehr sehen,Er hat mein Geschick verdorben!
Er, der Buhler von Biondetten,Er hat mir dein Herz entzogen,Und durch ihn starb Rosarose,Sank mein Haus und meine Rosen!
Ich bin nicht zur Stadt gewesen;Als die wilde Glut da tobte,Saß ich still in meiner Zelle,In verschmähter Lieb verloren.
Und zu deinem Vater gehend,Führt Meliore den Apone,Und der falsche Bruder kehrteZu der Stadt von meiner Pforte.
Und der weise Arzt erzählte,Kräuter in dem Garten holend,Mir den Tod der RosaroseUnd die Buhlerei Meliores.
Und er warf mir in die SeeleEinen Brand, der ewig lodert,Der den Garten mir verzehrte,Der mich selbst noch treibt zum Tode!»
Rosablanka rief nun: «Wehe,Wehe dir, du Höllenbote!Apo ist es nicht gewesen,Wahrhaft sprach der Vater Kosme.
Deinen Schritt zurück noch wende,Du erweckende Aurore,Lasse, was der Böse säte,Nicht erblühn in deiner Sonne!
Schauertrunkne Nacht, o kehre!Decke, die du tot geboren,All die Lügen und GespensterUnterm Dunkel deines Zornes!»
Also spricht sie. Doch es stehenGlühnd des Morgens goldne Kronen,Zeugen ihres Angstgebetes,Auf Bolognas hohen Domen.
Und da sie beisammen stehenBei der Linde, bei dem Bronnen,Sich schon Tagesstrahlen senkenIn den Schein der Mutter Gottes.
«Pietro,» spricht sie, «Gottes SegenLeuchte dir in deinem Zorne!»Scheidend sah er da die Tränen,Die ihr aus den Augen quollen.
Und sie sah verwirrt umwehenFinstre Stirn die dunkeln Locken;Denn schon auf die Gipfel legetNiederschauend sich die Sonne.
Die da ewig sinkt und kehretSündenlos im Schaffen Gottes,Kann sich nur in ihm bewegen,Ist ein Freud- und Leidenloses. |