Clemens Brentano
1778 - 1842
Romanzenvom Rosenkranz
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Romanze IXApo und Moles auf dem Turme
In des Turmes höchster Kuppel,Unter seinem Fuß die Glocke,Sitzt Apone, und die UhrenRasseln unter ihm im Boden.
In des hohlen Spiegels Runde,Gegenüber einem Loche,Sieht die weite Stadt er ruhenAbgetürmt am Horizonte.
Doch des Meisters Blicke suchenRings umher im weiten Bogen,Bis sie auf der hohen KuppelDes Theaters fest geworden.
Also mit den Augen wurzelndSieht er ziehn die wilden Wolken,Und die hohen Sterne funkelnAus des Himmels tiefer Woge.
Und er spricht mit finsterm Munde:«Venus, du bist mir gewogen,Du hast mich zu guter StundeImmer mächtig angezogen!
Alle kenn ich euch, ihr Kunden,Die, man sagt, den Herren loben,Doch der Herr sitzt manchmal untenUnd die Diener stehen oben!
Sterne, ich bin euch verbunden,Ich hab mich mit euch verwoben,Und ich kenne eure Stunden,Lasse euch nicht warten droben.
Auf der Erde gehn die Dummen,Wissen nicht, was ihr nur wollet,Doch ich kenne eure Summen,Ja, ich weiß auch, was ihr sollet!
Halb nur sind die Kreaturen,Denen Gott die Stirn erhobenUnd die göttlichen NaturenNicht erkennen, die da droben.
Als der große Geist des GrundesWollte überm Lichte wohnen,Überschlug er sich im Sturze,Und das Schwere ward geboren.
Und das Leichte muß sich suchen,Daraus ward das Licht geboren;Schweres Dunkel war nun unten,Leichtes Licht, das schwebte oben.
Und das Schwere war umrungenVon dem Leichten, und es rollet,Bis geboren war das Runde,Das unendlich ist geformet.
Da das Licht dazu gedrungen,Ist das Feuer aufgelodert,Hat mit seiner bösen ZungeSchnell das Wasser hergelocket.
Und aus dieses Kampfes SchwungeWard der Raum zur luftgen Woge,So daß, wenn der eine zucket,Wird der andre angestoßen.
Und dem Kampfe ist entsprungen,Was hienieden irdisch wohnet,Was da droben himmlisch rundet,Was im Ganzen göttlich thronet.
Der gespalten, was verbunden,Ist der Geist zum Fleisch geworden,Aber Fleisch war eine Zunge,Und die Zunge ward zum Worte.
Und der Mensch, der irdisch fußet,Suchet seinen Gott im Hohen,Der doch ist im MittelpunkteUnd ihn reißet zu dem Boden.
Doch ich habe ihn gefunden:Er der all den Streit erhoben,Der gestört die tote Ruhe,Ihm ist diese Welt entsprossen.
Er trägt mich mit festem Grunde,Er hat mich aus Staub geboren,Und die Sterne, die nicht ruhen,Ziehn mich neidisch auf im Zorne.
Adam aus dem ErdengrundeWard als Geisel ausgeboren,Und das Licht ab einen FunkenAls ein Unterpfand von oben.
Erde, feste Burg gerundet,Schwebest in des Lichtes WogenSicher, wie kein Schiff in Fluten,Wie kein Kind im Mutterschoße.
Denn es sitzt am SteuerruderSelbst des Lichts unehl'che Tochter,Die Philosophia schlummertNie, und hält das Richt'ge oben.
Und Astronomia suchetRastlos an dem HimmelsbogenUnd dem Kompaß; alle StundenGeht die Welt nach ihren Polen.
Medizina heilt die WundenMutig ringend mit dem Tode,Und Magia hat des SturmesFlügel und des Windes Rosse.
O Magia, du des DunkelsSchwarze, lichtentsprungne Tochter,Du allein genügst zum Schutze,Mag das Licht auch ewig toben!
Doch zum frechen ÜberflusseHat der Erdgeist auch geborenFlaggen jeglicher Naturen,Die allfarbgen Religionen.
Wenn das Schiffsvolk steht und murretUnd nicht trauet dem Piloten,Wird die Flagge aufgewunden,Und Begeistrung strahlt die Sonne.
Plagt die Krankheit und der Hunger,Und das Wasser ist verdorben,Da suffliert der Erdgeist dunkel,Und sie beten, die Kujonen!
Also schwebt die Erde munterUm des dunklen Geistes Pole;Und sie dienen, dem sie fluchen,Und er schämt sich, sie zu holen.
Doch das Licht und auch das DunkelHaben beide sich sich belogen,Und die Lüge war das Wunder,War das Wort, das Fleisch geworden.
Denn der Mann aus irdschem GrundeWar um Erdgeist nur geformet,Daß das Licht, in ihm gebunden,Sei gefesselt an den Boden.
Und vom Lichte nur durchdrungenWard der Mann, der Erdgeborne,Daß der Erdgeist, sei gezwungenIn dem Manne hin nach oben.
So im wechselnden BetrugeIst der Streit zum Fleisch geworden,Und er herrscht im MittelpunkteDes unendlich ewgen Zornes.
Da das Licht den Schlaf erfunden,Ward dem Mann das Weib geboren,Durch den Baum des Bös und GutenFührt der Erdgeist uns zum Tode.
Nach uns greift das Licht hinunter,Ziehet mächtig uns nach oben,Die Metalle schwer und dunkelZiehen nieder uns zu Boden.
Beiden Welten so verbundenWehet betend auf der Odem,Wer erkennen will, was unten,Stiehlt das hohe Licht von oben.
Als ich war im Licht betrunkenUnd um Weisheit fleht von oben,Sprach das Wort: Du sollst gesunden,Wenn du mir das Fleisch willst opfern!
Wenn das Böse du verblutet,Wenn versiegt der irdsche Bronnen,Wenn du wandelst in dem Guten,Magst du schauen in die Sonne.
Fasten sollte ich und hungernUnd entbehren alle Wonnen,Recht in Schmerzen sollt ich wurzeln,Um im Lichte aufzusprossen.
Mit dem Licht stieg ich hinunter,Und der Erdgeist, leicht gewonnen,Gab zu trinken mir das Dunkel,Das in mir zum Licht geworden.
Und in diesem Licht betrunkenIst mir die Erkenntnis worden,Ich hab meinen Geist gefundenUnd verstehe seine Worte.
Wie die Sterne oben runden,Die Metalle unten wohnen,Wie die Sonnen gehen unter,Wie herauf sich ziehn die Monde,
Fühl ich all in meinen Pulsen,Und mein Fuß fühlt in dem Boden,Wo die goldnen Schätze wurzeln,Wo die Quellen gehn verborgen.
Eva, Eva! schlaue Mutter,Hast den Apfel du gekostet,Hat die Schlange dich versuchet,Hast du uns den Tod geboren,
Hast das Böse und das GuteDu erkennet, soll verlorenMir nicht sein die teure Kunde,Um die du das Heil verloren!
Bin der Erde ich verbunden,Bin ich an den Tod verlorenUm ein Schnitzchen sauren Obstes,Dreht um mich sich doch die Sonne!
Und ich will nicht eher ruhnIn dem dunkeln Erdenschoße,Bis ich aller Sinnen BrunnenÜberfüllend ausgesogen!» –
Also sprach Apone murmelndUnd bedeckt mit heißem OdemSeines Wunderspiegels Runde,Daß er trüb war und umfloret.
Und der rote Mond steigt blutendÜber Wolken auf im Osten;Da er in den Spiegel funkelt,Heult der schwarze Hund Apones.
Und der Meister wischt mit FluchenVon dem Spiegel seinen Odem:«Will des Theater KuppelNoch nicht auf in Flammen lodern?»
Er nimmt einen SchwefelkuchenUnd ein Glas voll goldnem Korne,Und den Schwanz von einem FuchseAus dem Kasten an dem Boden.
Und den Wetterhahn, der funkelndStehet auf des Turmes Knopfe,Nimmt er, greifend durch die Luke,Setzt ihn zu dem goldnen Korne.
Peitschet dann den SchwefelkuchenMit dem Fuchsschwanz aller Orten,Und es springen helle FunkenIn das Glas zum goldnen Korne.
«Simson,» spricht er, «deine WunderHab ich kürzer mir geordnet;Mir auch muß vom Schwanz des FuchsesDer Philister Korn auflodern!
Ja, Geselle, werde munter!»Spricht zum Hahne dann Apone,«Beug den Schnabel zu dem Futter,Wartest du, daß ich dich stopfe?
Der du in den Blitzen fußest,Der du krähest in dem Donner,Der du in der Sonne funkelstUnd die Flügel schlägst im Monde,
Wettermacher, armer Schlucker,Du bestehst auf deinem Kopfe?Wart, ich will dich lehren schlucken,Daß dich Feuer reißt im Kropfe!»
Und er schlägt den Hahn mit Ruten,Bis der Kamm ihm schwillt im Zorne,Hetzet ihn mit seinem Hunde,Und nun neigt er mit dem Kopfe,
Schluckt das Feuerkorn mit Hunger,Das ihn brennt wie glühe Kohlen,Seine Flügel schon erfunkelnUnd die roten Augen rollen.
Seine Sichel sprühet Funken,Sein Metallgefieder lodert,Plötzlich beide Flügel zuckenBreit hinaus mit heftgem Tone.
Und er greift ganz ungeduldigNach dem schwarzen Feuerhorne,Setzt es an am dunklen Munde,Lenkt hinaus es zu dem Loche.
Setzt den Hahn bereit zum FlugeIn das weite Maul des Hornes,Der wie eine FeuerzungeDurch die Luft stürzt aus dem Horne.
Apo läßt die FeuerrufeDurch die klare Nacht hindonnern,Und auf des Theaters KuppelFliegt der Hahn, die hell auflodert.
Feuer! Feuer! schreit man unten,Und die Hörner schreien oben,Hoch die Glocken gehn im Sturme,Tief das Rasseln wilder Trommeln.
Aus des blauen Reno UfernEilen bald die gütgen Wogen,Hilfreich zu der FlammenkuppelDurch die Hände emsgen Volkes.
Hundert Eimer um die BrunnenKommend, gehend, Wasser fordernd;Der Metallsirenen BusenSchimmert in der Fackeln Lohe.
Und die marmornen NeptuneUnd die blasenden TritonenGießen aus die vollen MuschelnIn die Urnen rings erhoben.
In dem Widerscheine funkelndHalten rings, die Menge ordnend,Blankgestahlte Reuter Runde,Jeder steht an seinem Orte.
Aus der fernen Klöster DunkelTragen schon die frommen Orden,Stille Litaneien murmelnd,Wasser zu in Prozessionen.
Niederstürzend aus den StubenSammeln schnell sich die LegionenDer Studenten, und sie rufen:Pereat Incensus! drohend.
Auf den festen SammelpunktenOrdnen sich die Nationen,Und es schallen, sie berufend,Rings die Stimmen der Senioren.
Lärmend eilen zu den PumpenBald die munteren Franzosen,Und die Hebel auf und unterHört man kreischend, jammernd toben.
Und die langgehosten UngernZiehn auf ihren kleinen RossenDurch die weite Stadt umtummelnd,Wache haltend nach dem Tore.
Bei dem schiefen EselsturmeSammeln sich mailändsche Chore,Senden rüstige PatrouillenDen Palästen ihrer Nobels.
Bei der Kirche Sankt ProculensStellet sich der Römer HordeAuf zum Schutz der hohen SchuleUnd der edlen Professoren.
Sankt Januari Blut anrufendFüllen ihre WasserrohreZu der Büchersäle SchutzeNeapolitansche Chore.
Und die festen deutschen Bursche,Mit den Ellenbogen stoßend,Schleppen auf den breiten SchulternFeuerleitern, Haken, Kloben.
Bald mit Macht hinangeschwungenZu der hohen Fenster BogenNun die sichern Leitern ruhen,Allen Fliehenden zum Troste.
Viele retten sich im Sprunge;Andre, an den FeuerklobenFest sich klammernd, hoch im SchwungeKommen nieder in dem Bogen.
Denn zum wilden RettungssturmeSind zu eng des Hauses Tore,Und auf ewig wird verschlungenMancher in des Ausdrangs Woge.
In dem Brausen des TumultesBricht des Kerkers Tor Meliore,Eilet zu Biondettens Brunnen,Einen Eimer voll zu holen.
Und ein kleiner blonder JungeHat den Eimer voll schon oben,Spricht: «Geh hin und hilf, du Guter,Traue auf die Allmacht Gottes!»
Bei der Kirche Sankt Proculens,Wo der Maler Guido wohnet,Steht Meliore, heftig rufend:«Komme, alter Guido, komme!
Werft die Äxte mir herunter:Ich und du und deine TochterSteigen auf des Brandes Kuppel,Denn die Hilfe kömmt von oben!»
Und zum Feuer hingedrungenMit dem Meister und der Tochter,Sieht aus einem Fenster, rufend:«Leitern, Hilfe!» Jacopone.
Jacopone, der sein Bruder,Hält die Gattin hoch erhoben,Und um sie im HintergrundeSchon die roten Flmmen lodern.
«Rosarosa, spring herunter!Weihe dich der Mutter Gottes,Sie tut heut noch manches Wunder,Hält in ihrer Hut die Frommen!»
Rosarosa springt im Fluge,Stürzt sich in den Arm Meliores;Neben sie stürzt auch im SprungeJacopone an den Boden.
Als Meliore sie umschlungen,Schrie sie laut: «Gott sei gelobet!»Und erblasset; Ströme BlutesStürzen von ihr aller Orten.
Und vier deutsche brave Bursche,Einen Manteln breit aufrollend,Tragen heim sie auf dem Tuche,Jammernd folget Jakopone.
Aber mit dem WasserkrugeDringet aufwärts nun MelioreAuf der Jakobsleiter StufenMit dem Maler und der Tochter.
Die die Leiter hierher trugen.Sie sind göttliche Genossen;Hoch zu des Theaters KuppelSteigen sie die lichten Sprossen.
Und nun hauet ohne RuheGuido und die rüstge TochterEine Öffnung in die kuppel,Seinen Krug leert Meliore.
Segen ist in seinem Kruge;Wie er gießt in stetem Strome,Ist er nimmer leer, o Wunder!Guido kniet und seine Tochter.
Und die Hände fest verschlungenBeten sie, den Herren lobend.Aber in des Hauses RundeSpringet kühn nun Melire.
Eine Stimme hört er rufen;Wo sie rufet, wird er folgen,Rief aus der Hölle Schlunde,Rief sie von des Himmels Throne.
Als er stürzet mit dem Kruge,Ist die wilde FeuerloheBald in seiner Flut ertrunken,Und die Not ist rings erloschen.
Niedersenket sich die Ruhe.Mit des Wasser schneller WogeRinnen auch des Volkes FlutenAb zum Bette ihres Stromes.
Ruhig schaut von seinem TurmeIn den Jammer hin Apone;Wenn die Flammen aufwärts zucken,Fühlt er froh sein Herz erhoben.
Aber als er auf der KuppelSah den Maler und die Tochter,Grüßt er sie mit bösem FlucheUnd den tapfern Meliore.
Denn aus einem armen KrugeLöschet er die wilde Lohe,Und so viele schwere StundenHat ihn selbst sein Hahn gekostet.
Als solches denkt, da rufetLaut der Hahn, der zu dem KnopfeWiederkehrte, und im TurmeTönt herauf die Pfortenglocke.
Apo öffnet mit dem Zuge,Lauschet nach des Trittes Tone,Wie er auf den WendelstufenHell sich aufdreht hin nach oben.
Dumpfer schallte es von unten –Es war schier, als sei er doppelt –Schwerer in dem halben Turme,Als trüg man die Last nach oben.
Weiter oft der Tritt verstummet,Denn der Träger holet Odem,Endlich auf den letzten Stufen,Bald wird's an der Türe klopfen.
Apo blicket durch die Stube,Ob auch alles sei geordnet,Jagt den Hund vom roten Stuhle,Den er vor den Spiegel rollet.
Und mit einem Kranz von Blumen,Belladonna, Hundsviolen,Frauenschuh und Eisenhute,Kränzet er des Stuhles Stollen.
Zeichnet dann mit einer RuteIn den Mehltau, auf dem Boden,Seinem Gast zum bösen GrußeSchnell ein magisches Willkommen.
Aber mitten in der StubeBrennt an einem Totenkopfe,Der in grüner Urne ruht,Eine zauberische Lohe.
Eine süße Laube duftend,Von des Mondes Strahl durchflochten,Scheint des Turmes rußge Stube,Als die Rosenflamme lodert.
Und die Flamme scheint ein Brunnen,Funkelnd in des Mondes Wonne,Wundersüße Träume murmelndDurch den Duft wollüstger Rosen.
Und es pocht. Herein zur StubeTritt der Famulus Apones,Moles, seufzend ob dem Buche,Das er anschleppt auf dem Kopfe.
«Du allein! Elender Bube!»Flucht entgegen ihm Apone,«Prahler! ist dir nicht gelungen,Was du frech mir zugeschworen?
Wo ist sie, die heilge Jungfer?Hat ein andrer sie gewonnen?» –«Meister, schone deine Zunge!»Spricht und lacht der schlaue Moles.
«Du sitzt hier im Mondschein munkelndBei wollüstger Brunnen Wonne,Eine andere Laube funkelndWar um mich und andre Bronnen!
Trug ich gleich die süße Jungfer,Sprach sie doch unselge Worte;Ihr half eine andre Jungfer,Der ich nicht bin mächtig worden.
Auch sprang von des Hauses KuppelAuf mich ein der Meliore,Und des Feuers wilde ZungenLeckten mich bis auf den Knochen.
Aber dummer als das DummsteWar der Weihewasserbronnen,Den ein Mönch – im HöllenpfuhleDurst er – auf mich ausgegossen.
Meister, Meister, trotz der Gluten,Trotz dem scharfen WeihebronnenSchwör ich, nimmer will ich ruhen,Bis Biondette uns geworden!
Ach, wer dieses Leibes WunderEinmal trug in seinen Pfoten,Wer den Druck des süßen BusensFühlte und den Duft des Odems –
Disteln sind mir alle Blumen,Seit mir nah des Mundes Rose;Der Kometen Haar gleicht RutenVor der Goldflut ihrer Locken.
Und der Brüste Dioskuren,Aus der Leda Ei geboren,Durstig wie des Schwanes Busen,Da er taumelte in Wonne.
Unter ihrer Brauen RundeLag der Venus Stern verschlossen,Wie in Wolkenbetten schlummernLiebestrunkne Nebelsonnen.
Und der Flammen durstge ZungenKonnten nicht die Luft austrocknen,Die, als ich sie trug, im BluteMir ein süßer Quell ergossen.
Welche Hölle kann verdunkelnDieses Himmels Wollustsonne?Ja, die Sünde hat Minuten,Wert des Lichtes ewge Kronen!» –
«Schweige, du berauschter Bube!»Spricht Apone nun im Zorne –«Soll mich in der ZauberbudeTrösten dein verdorbner Odem?
Ich glaub, von dem schweren BucheWardst du toll in deinem Kopfe;Bringst du mir vielleicht vom JudenDieses Buch zum schlechten Troste?» –
«Meister, Meister, wollt nicht fluchen,Denn von aller LiebeswonneUnd von aller Schönheit WunderWird dies Buch nicht aufgewogen!
Bringe mir Biondetten ruhendIn dem Schoße süßer Moose,Singend, von Gewürzen duftend,Wie das Lied des Salomone –
Nicht kauf ich sie mit dem Buche!Vor ihm seien die Kleinode,Die in Licht und Dunkel ruhen,Eine taube Nuß gescholten!
Ein Geschenk mit diesem BucheMach ich dir, wenn du gelobest,Mir zu stellen diese Stunde,Ja jetzt gleich, die Horoskope.
Mir gab's meine selge Mutter,Die drum einen Mönch ermordet.Der es in dem Sarg gefundenEines zauberischen Mohren,
Der von einem alten JudenEs getauscht um heilge BroteWahren Leibs und wahren Blutes,Die er vom Altar gestohlen.
Und der Jude, einen HunnenHat er um das Buch betrogen,Der von einem Arzt beim SturmeVon Cracovia es erobert.
Und der Arzt kam zu dem BucheDurch die Erbschaft eines Kopten,Dessen Stamm durch manch JahrhundertEs erhielt, Gott weiß wie, woher!
Doch daß über Adams SchulterEinsten an dem dritten MorgenEs ein Engel abschrieb munter,Stehet auf dem letzten Bogen.» –
«Wie kam Adam zu dem Buche?» –«Wisse, wann des Himmels SonneUnd die Sterne gehn zur Schule,Ist dies Büchlein in der Mode.
Da der Herr die Welt erfunden,War die Welt von wenig Worte;Alles war sehr kurz gebunden,Auf die lange Bank geschoben.
Des Vokals belebend Wunder,Ehgeheimnis der Diphthonge,Und der Konsonanten HungerLernt er draus zu Worten kochen.
In dem A den Schall zu suchen,In dem E der Rede Wonne,In dem I der Stimme Wurzel,In dem O des Tones Odem,
In dem U des Mutes Fluchen,Hat er aus dem Buch geholet,Als im H des Hauches WunderGottes Geist in ihm gegossen.
Auch das große VaterunserUnd der Herr Gott wir dich lobenFindst du drin in grobem Drucke,Wie es beten Mond und Sonne.
Und manch Rätsel von der TugendUnd vom Fiat, fein verschoben;Die Auflösung stehet untenIn verkehrt gedruckten Noten.
Fabeln mischen sich mit drunter,Wie die Tiere sich besprochen,Wie der Adam sich verwundert,Da die Eva kam in Wochen,
Da sie trug ein groß GelüstenNach ausländschem Himmelsobste,Wie die Schlange sie entbunden,Und wie sie moralisch worden.
Unterhaltung und auch NutzenSind verbunden hier gar vornhem,Denn du findest angebundenKunstrezepten aller Sorten:
Färberkuppen, Tintenpulver,Surrogate für die Toten,Restaurantia für die Tugend,Manch Rezept zu Religionen.
Freier Wille ist des BuchesHöhrer Titel in zwei Worten,Gottes Wille heißt's im Grunde,Seit die Freiheit ging verloren.
Und Notwendigkeit am SchlusseHeißt es auch mit anderen Worten,Not ist hier die wahre Wurzel,Und das Wenden wird verboten.
Gott sprach zu den Menschen: Surge,Eheu, eheu Christofore,Nam ad scholam tempus nunc est!Und weckt ihn mit seinem Odem.
Und vom Himmel kam herunterDiese A-B-C-Methode,Und die neugeschaffne JugendIst daraus zum Doktor worden.
Aber schwer sind die Geburten,Nötig sind die Rotationen,Und fatal ist das Versuchen,Seit das Weib den Tod geboren.
Und du lernst aus diesem Buche,Wie der Kaiserschnitt zu ordnen,Daß lebendig bleibt die MutterUnd das Kind auch sei gewonnen!
Denn wie alle ihre WunderIn den ersten SchriftleinsbogenDie Gelehrten gern hermustern,So ging's hier auch den Autoren.
Und weil Adam bei dem BucheSich den Kopf zu sehr gebrochen,Fragte Eva, Rat sich suchend,Andere Kommentatoren.
Was im Stile oben dunkel,Hellen auf die untern Noten;Über oben, über untenSchrieb am Rand ein Geist die Glosse.
«Schweig, es ist genug; verstumme!»Spricht zu Moles nun Apone,«Ich weiß nicht, ob du den DummenSpielest oder ob du spottest!
Hatt ich das in dir gesuchet?Redest du mir Kinderpossen,Oder bist du ein Verruchter,Der mich höhnisch denkt zu foppen?
Hat ein Arzt dies Buch beim SturmeVon Krakovia verloren,Und hieß Amber Herr des Buches?Rede, sage es unverhohlen?» –
«Amber, ja, so steht im Buche,Und er war ein Äthiope.» –«Hei! so ist ein Schatz gefunden!»Spricht in Freuden jetzt Apone,
«Gib es her!» – «Nein!» spricht der Bube,«Stelle mir die Horoskope,Jetzt, sogleich, in fünf Minuten,Und dir geb ich's, wie gelobet!»
Und Apone fragt mit Murren:«Wann bist du geboren, Moles,Sag das Jahr, den Tag, die Stunde,Und ich stell die Horoskope.» –
«Meister, meine letzte MutterHat mich dieses Mal geborenIn dem Jahre Siebenhundert,Am Geburtstag des Herodes,
In der lustgen roten Stunde,Da die Kindlein man gemordet.Sie hat selbst es in dem BucheAngemerkt mit kurzen Worten.»
Apo merkt sich diese Punkte,Hat der Kreise viel gezogenUnd geschrieben viele NummernAn dem Boden mit der Kohle,
Und hierauf die ganzen SummenVon den halben abgezogen,Dann sich ernstlich drob verwundert,Als er fand die Horoskope.
«Du bist heut im Jahr der Stufen,»Sprach er, «hüte dich vor Rosen!Du bist heut in diesen StundenVon Gefahren schwer bedrohet!
Hüte dich, denn ob dir rundenDie Gestirn recht im Zorne,Einge Stellen bleiben dunkel,Die vom Feuer und vom Tode.
Denn dein Schicksal ist verbundenMit unzähligen Legionen,Unbekannt ist eure Mutter,Um Betrug wirst du betrogen
Und wirst sein von großen NutzenEinem hohen Philosophen,Und dies ist schon mit dem FundeDeines Buches eingetroffen.
Aber dunkler wird's und dunkler,Denn ich sehe die drei Rosen,Die zu einem starken BundeGegen dich sich fest verschworen.
Hüte dich vor einem Brunnen,Wo die Kinder drinnen wohnen,Denn du teilest diese PunkteMit dem Tage des Herodes.
Und in manchen KonjunkturenStehen meine eignen PoleMit den deinigen verbunden,Denn mir drohen auch die Rosen.
Durch dich, was mich gar sehr wundert,Wird entstehen einst ein Kloster,Und die böse RosenblumeWächst im Garten dieses Klosters.
Einem ungeheuern SturzeBist du auch noch unterworfen;Jetzt wird's klarer: Deine StundeWird dir mit dem Feuer kommen.»
Und nun greift er nach dem Buches.«Nimm es hin!» sprach lachend Moles,«Du weissagst mir wenig Gutes,Mein Geschick ist nicht zu loben.»
Aber an dem Turme untenSchallet heftig nun die Glocke,Und da Apo schaut hinunter,Sieht er seiner Schüler Horde.
«Was nur mag zu dieser StundeDieser Troß von mir doch wollen?»Und er öffnet mit dem ZugeSchnell des Turme kleine Pforte,
Löschet in der grünen UrneSchnell das Licht des Totenkopfes,Und es gleicht die schwarze StubeEinem alten dunkeln Boden.
Da die Schüler auf den StufenSeiner Türe näher kommen,Spricht: «O Meister, laß mich suchenEinen Winkel!» zu ihm Moles.
«Weil in diesen bösen Stunden,Wie du sprachst, Gefahr mir drohet;Daß die Schüler dich besuchen,Macht mich ängstlich und betroffen.»
Apo spricht: «Hier hinterm StuhleBist du gänzlich wohl verborgen;Ich verhäng dich mit dem Tuche,Das ihn rings bedeckt zum Boden.»
Und es öffnet sich die Stube.Apo sitzt wie auf dem Throne,Und in eine halbe RundeSich die Schüler um ihn ordnen.
Einer tritt dann mit der UrneVor ihn, spricht: «O Herr, des MolesAsche in der Urne ruhet!Er starb eines seltnen Todes.
Ja sein Tod war recht ein Wunder,Denn die Sängrin retten wollend,Stürzten zu ihm alle Gluten,Brannten ihn vor uns zu Kohlen!
Und wie auch des Wasser FlutenRings wir auf ihn niedergossen,Brannt er bis zum letzten Funken,Und es blieb auch nicht ein Knochen!
Da ein Mönch geweihten BrunnenZu ihm sprengte ein'ge Tropfen,Ward er Asche; in der UrneHaben wir sie aufgehoben.
Herr verzeih, daß wir zur StundeUns hieher zu dir erhoben,Denn wir kommen hoch verwundertZu dir, und entsetzt, erschrocken!»
Apo höret ihre Kunde,Und ihm stockt fast der Odem;Ängstlich spricht er: «Deine Zunge,Schüler, hat sie nicht gelogen?»
Alle sprechen in der Runde:«Meister, es ist nicht gelogen,Denn es sah's die ganze Schule,Und es sahens alle Ordnen.
Und es schrieen alle: Wunder!Die gelöschet in der Oper,Da sie unsern teuern BruderSahn zu Asche niederlohern!» –
«So enthüllet mir die Urne!»Sprach Apone tief erschrocken,«Daß ich Ehre an ihm tue,Denn ich war ihm stets gewogen.
Längst wußt ich, daß dieser StundenGroße Nöten ihn bedrohten;Seht: Hier mit dem schwarzen RußeStellt ich seine Horoskope.
Er war eine der Naturen,Die im Zentrum aller SonnenFeuer tragen in dem Blute,Das sich in sich selbst vertrocknet.
Seine Asche untersuchenWollen wir am nächsten Morgen,Daß er uns belehrend, nutze,Auch noch hilfreich in dem Tode!»
Da enthüllten von dem TucheSie die Urne; eine WolkeSchoß heraus, ganz dick und dunkel,Die rings durch die Stube rollte.
Sie drang auf mit solchem Schwunge,Daß der Schüler stürzt zu Boden,Und die Treppentüre suchendAlle übernander stoßen.
Wunderliche ZerrfigurenBildete die wilde Wolke,Flog dann summend, eine Hummel,In den schwarzen Bart Apones.
Da er sie zu jagen suchte,Wuchs sie, ihm zu großem Zorne,Aus dem Bart als Bart herunterUnd flocht sich zu einem Zopfe.
Apo fängt nun an zu fluchen,Und ein hohles Lachen kollertUm ihn her. Nichts mehr zu suchenHatten die Studenten oben.
Und die Treppe schier kopfunterSchossen sie hinab von oben,Ihre Seelen auch mitunterDiesem, jenem angelobend.
Apo glaubt in falschem Mute,Daß sie seiner spotten wollten,Und stürzt nach mit seiner RuteAuf die armen jungen Toren,
Bis in seinem Bart verschlungenEr hinabzustürzen drohte;Denn er stieß mit einem FußeAuf dem Weihbrunnkessel oben,
Der hellklingend auf den StufenWiderspringend niederrolletUnd der fliehenden SchuljugendWie ein böser Donner folgte.
Hei! wie hat ein muntres FluchenDa der zornge Mann erhoben!Aufwärts tappend nach der StubeWard er an dem Bart gezogen.
Da er eintrag in die Kuppel,War der Bart dem Zug gefolgetUnd fiel vor ihm in der StubeSchwarz als Asche auf den Boden.
Apo reißt das Tuch vom Stuhle,Aber statt des Schelmen MolesSieht er dort nur seinen PudelSitzend auf den Hinterpfoten.
Dieser Anblick macht ihn stutzen,Und es ging sein Zorn verloren;Vor der Überraschung WunderWar er innerlich erschrocken.
Er erkannte in dem HundeUnd in seinem Schüler Moles,Was er nimmermehr vermutet,Einen heimlichen Dämonen.
Und sprach nun mit kalter Ruhe:«Bist du solchen Schrot und Kornes,Soll dir alles auch zugute,Wie du mir's geboten, kommen!»
Greifet dann nach einem BucheUnd nach einer Glasesglocke,Die bezeichnet mit FigurenUnd beschrieben rings mit Formeln.
Und mit seines Fingers DruckeTöne aus der Glocke lockt er,Die dem wundersamen PudelPeinlich schallten in den Ohren.
Mit dem Winseln eines HundesSchrie: «Erbarmen!» laut der Moles.«Laß mich nicht so schwer verschulden,Daß ich scherzhaft bin geworden!»
Doch zu quälen ihn nicht ruhetApo mit dem Ton der Glocke,Bis der Geist zu allem GutenSich ihm hoch und tief verschworen.
«Sprich, in welcherlei FigurenSoll ich künftig bei dir wohnen?»Fragt er, «da ich in den GlutenStarb, nach deinem Horoskope.»
Apo sprach: «Du bleibst mein Pudel;Aber soll ich deiner schonen,So erklär die dunklen PunkteGleich jetzt deines Horoskopes.
Wer war deine erste Mutter?Wer hat dich zuletzt geboren?Wie steht es mit jenem Buche?Was bedeut der Haß der Rosen?
Was hast du mit einem Brunnen,Welchen Kinder klein bewohnen?»Nun spricht aus dem HundeknurrenZu dem Herrn der schlaue Moles:
«Ich weiß nichts von jenem BrunnenUnd auch nichts von jenen Rosen,Sie sind mir wie dir so dunkel,Auch die Stiftung jenes Klosters.
Denn es gibt gar manche Wunder,Die mir ewig sind verschlossen:Aber ganz auf andre SpurenHab ich suchend mich geworfen!
Wenn Biondetten du errungen,Wenn getötet du Meliore,Wenn ohn Abendmahls GenusseStarb das Weib des Jacopone,
Wenn verzweifelt, ohne Buße,Starb der Fackelgießer Kosme,Und wenn stürzt in schwere SchuldenSeine jungfräuliche Tochter,
Und in Raserei zugrundeGeht der Bruder Jacopones,Pietro, der die schönen BlumenZiehet vor dem römschen Tore:
Dann magst du und ich in RuheEwig hausen vor den RosenUnd dem Kinde jenes BrunnensUnd vor jenem neuen Kloster!
Aber willst du meine MutterKennen, lies die ersten BogenDes dir hochgepriesnen BuchesVon dem Weib des Erdensohnes!»
Also sprach der Geist. Zum BucheSitzt begierig nun Apone,Ihm zu Füßen liegt der PudelAugenfunkelnd an dem Boden.
Doch die Lettern dieses BuchesSind ihm unbekannte Formen,Und erzürnt der Meister fluchet,Moles mit den Füßen stoßend.
«Was soll mir der welsche Plunder?Wahrlich, diese Schrift ist toller,Als im Schnee die krausen SpurenHungrig scharrnder Hühnerpfoten!»
Zu ihm schwänzelnd spricht der Pudel:«Meister, diesen Fall ich lobe.Lang ging ich zu deiner Schule,Nun kannst du zu meiner kommen.
Ich will dir zur rechten StundeBald ein paar Tinkturen kochen,Und hast du davon getrunken,Liest du alle Hühnerpfoten!
Und dann geb ich dir in kurzemAuch die rechte Lesmethode,Wie von oben du nach unten,Und von unten liest nach oben.
Denn das ist des Buches Wunder,Trotz dem Werk der Philosophen:Du magst lesen drüber, drunter,Immer gleich bleibt dir geholfen.
Weil auf Schlüssen es beruhet,Die von hinten aus nach vornenWas nach oben, was nach untenWard verknüpfet, schnell entknoten.
Konsequenz allein ist Tugend,Und das Ding verkehrt genommen,Was man kann, weil es gerundet,Kann das Laster selbst uns frommen.
Hast du Kraft dazu gefunden,Magst du immer unverhohlenSchwimmen gen den Strom des Flusses,Streichen gen des Wuchs die Borsten.
So findst du der Freiheit Wurzel,Dringst vom Abgrund du nach oben;Allen Zwang hat überwunden,Wer entwurzelt das Verbotne!» –
«Schweig mit der Moral der Hunde!»Sprach beschämet nun Apone,«Sage her des ersten BuchesInhalt!» – Und zu ihm spricht Moles:
«Du liest in dem ersten Buche,Wie unendlich war ergossenOr Haënsoph ohne Dunkel,Ein unendlich Leuchten Gottes.
Wie dem Lichte ist entsprungen,Sich rückziehend durch das Wollen,Dunkler Raum im Mittelpunkte,Worin ward die Welt geboren.
Wie sich in des Rückzugs SpurenKreisend dann das Licht ergossen,Mannigfach des Raumes DunkelLicht erringend hat umschlossen.
Und wie, alles durchfiguret,Adam Kadmon war geboren,Aus sich selbsten ausnaturendDie zehn Kräfte Sephirote.
Wie vier Welte sind entsprungen,Da lebendig war das Wollen:Asia, Briat, AzilutheUnd Jezirah, Antlitz Gottes.
Die Jezirah ist durchdrungenVon zehn hohen Engelchoren,In astralschen Leiber funkelndSind sie alle schon personet.
Die Asia ist die untre,Materialisch schon geformet,Drin die bösen Geister wurzeln,Die in Gottes Zorn geboren.
Sie ist aus dem Streit entsprungen,Als das Ebenbildnis Gottes,Adam Kadmon, zu bewundernGott die Engel aufgefordert.
Luzifer ist aufgedrungenUnd hat da im ersten StolzeAdam Kadmon ausgerufen,Nicht als Bild, nein als den Gott selbst.
Denn als Gott sich ausfiguretIn der Kraft des ewgen Wollens,Wollte Luzifer naturet,Über ihm als Herr nun thronen.
Aber aus dem Licht ins DunkelWard er da hinabgestoßen;So entstand die Schwere unten,So ward untre Welt geformet.
Die nun materialisch rundetAls die Erde, Mond und Sonne,Aber doch in ihrem SchwungeIst der obern unterworfen.
Und so sind in Gott entsprungen,Aber doch in ihrem WollenWiderstreitend scharf zwei Punkte:Ewges Licht und ewges Dunkel.
Wer nun in der Tiefe suchet,Wo die starken Geister wohnen,Der wird stark in ihrem Bunde;Jeder ist dem Geist willkommen.
Selig aber sind die Dummen,Sie gehn auf im Schoße Gottes,Wissen nicht das was sie tuen;Hast du Lust dazu, Apone?
Geißle blutig dir den Buckel,Schlafe auf dem harten Boden,Küß kein Weib und bet hungre,Gehe stolz einher im Spotte!
Und vor allem sei ein Kluger,Wählst du in den ReligionenUnter Heiden, Christen, Juden,Daß du triffst die rechte Pforte!
Oder willst du im AbgrundeMit dem hohen Geiste wohnen?Willst du leuchten in dem DunkelVor den andern Philosophen?
Jauchze dann in ewger Jugend,Plätschre in des Lebens Wogen,Daß dich heben WollustflutenÜbers Tor des ewgen Todes!
Denn das ist das hohe WunderUnd der Teufelsquell des Trostes,Daß wir nimmer gehen unter,Weil wir streben nur nach oben!
Wir allein sind fest gefußet,Sind es durch Erkenntnis wordenVon dem Bösen und dem Guten;Stürzen können die von oben,
Steigen können die von unten!» –Also sprach der schlaue Moles,Und begann von seiner MutterDie Geschichte dann, wie folget. |