Clemens Brentano
1778 - 1842
Der andere Brentano
Gedichte
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Brouillon einer Romanze von Amor unter dem Helm.Die Veranlassung weiss ich nicht mehr.
An dem Rande dunkler QuelleSaß ein Kind mit blankem Helm,Und ein armer Kriegsgeselle,Nahte sich dem kleinen Schelm.
Und das Kind versteckt sich schnelleUnterm Helm, als er es sah,Sprach mit seinem Stimmlein helle,Guck, Guck, Guck, Guck, bin nicht da.
Magst du diesen Helm von Golde,Tragen, sprach der arme Mann,Werb ich mich in deinem SoldeGern zu hohen Diensten an.
Sprich, was willst du Handgeld geben,Wunderholder Kriegesgott,Lieben will ich und auch leben,Und auch sterben ohne Spott.
Willst du meiner Fahne schwörenSchallt es unterm Helm heraus,Mußt du erst die Rätsel hören,Die in diesem Helm zu Haus.
Erst, wer bist du? daß du dienenMöchtest einem klugen Kind,Und wie bin ich dir erschienen,Bin ich sehend oder blind.
Und der Helm, der mich verstecket,Ist er leicht nur oder schwer,Also fragt das Kind und necket,Und der Helm wankt hin und her.
Und die Flamme des MetallesSpiegelt in des Kriegers Brust,Und er spricht, dies alles, allesUnd noch mehr ist mir bewußt,
Alle diese Rätsel lös ich,Fragst du sie in meinem Arm,Und vom schweren Helm entblöß ichDir das Haupt, das Gott erbarm!
Und er hebet waffenkundigKühn den Helm, da trifft ein PfeilUnd das Kind spricht, dich verwund ich?Daß ich meine Wunden heil.
Denn es hat mich schwer gedrücketDieses goldnen Helmes Dach,Unter seine Last gebücketMir die Himmelsluft gebrach,
Nur die Sonnenschwerter drangenHeißer durch das rote ErzUnd die Seele lag gefangen,Und gebunden lag das Herz.
Aber jetzo gibt die SonneAuch das süße, heilge Licht,Und mein Herz zerspringt in WonneWenn es nicht in Schmerz zerbricht.
Eile armer Kriegsgeselle,Fülle schnell des Helmes Raum,Mit der kühlen Flut am Quelle,Fülle voll ihn bis zum Saum!
Dann ich dir die Labung teile,Ich genese von dem HelmDu genesest von dem PfeileAlso sprach der kleine Schelm.
Blutend geht der Kriegsgeselle,Füllet ruhig jenen Helm,Aber an derselben StelleFindet er nicht mehr den Schelm,
Eine ernste Jungfrau sieht erTraurig, freudig blickt sie hinUnd er blicket also wieder,Nennt sie eine Zauberin.
Willst du mich umhelmet fragen,Dann als Kind dein Pfeil mich trifft,Dann soll ich dir Wasser tragen,Sprich ists Wasser? Ist es Gift?
Und zur Jungfrau gar geworden,Sag es flüsternd, sag es laut,Lieber dich muß ich ermorden,Ich bin eines andern Braut.
Also spricht der KriegsgeselleAchtet nicht der Wunde Blut,Das sich mischet mit der QuelleIn dem goldnen Waffenhut.
Als das Weib sein Blut erblicket,Faßt sie heftig nach dem Trank,Trinkt von Herzen und entzücketSpricht sie, ich bin nicht mehr krank.
Reicht ihm dann den Helm, zu trinken,An der Stelle wo sie trank,Ihre Äuglein ihm zuwinkenUnd er trank und war nicht krank.
Und er küßte ihre Lippen,Ganz in heißer Liebe wund,Blut, o Blut, an deinen KlippenScheitre ich, und geh zu Grund,
Geh zu Grund, denn hier ist Thule,Und aus dem Korallenschlund,Bringt den Becher er der BuhleUnd sie trinket sich gesund.
Und er spricht, dein Helmlein werf ich,Daß es blinke in dem Gras,Falsche Liebe, die entnerv ich,Denn ich liebe nicht zum Spaß.
Denn kannst du nicht Treue haltenDer nicht wußte, daß du blind,Liebe muß im Lichte walten,Sei mein Herr, ich bin ein Kind.
Und sie sah den Helm hin rollenGolden in der Blumen Schein,Und aus ihren Äuglein quollen,Tränen und sie waren rein.
Waren Perlen ihres LebensFielen in den Liebeswein,Und den trank ich nicht vergebens,Becher, Becher, du bist mein.
Und sie trinken aus den BecherTrinken sich die Augen aus,Trinken recht wie kühne Zecher,Ach und halten dennoch Haus.
Denn so reichlich gibt die Liebe,Daß sie Höll um Himmel tauscht,Daß, wenn auch kein Tropfen bliebe,Sie im Durste sich berauscht,
Aber aus dem Helme lachetAmor, der dies Lied ersann,Der ein Feuer angefachet,Das er nimmer löschen kann.
Und es klinget mit den PfeilenNun der Knabe an dem HelmUnd aus allen Blumen eilenBienen zu dem kleinen Schelm.
Entstanden vielleicht 1812 |