Clemens Brentano
1778 - 1842
Der andere Brentano
Gedichte
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Traurig aus den Paradiesendeiner Nähe ausgeschlossen,fühlt ich mich dahin gewiesen,wo auch du einst bist entsprossen,dich du süße zu erreichen,mußt(e) ich durch die Geschichteklimmen, klettern, schleichen,steigen, bis zum heiligen Gedichte,und ich kam zum Paradiese,alles war da still verlassen,ging durch manche Blumenwiese,und durch viele Blütengassen,sang, süß Lieb, schwarzlaub'ge Linde!Dacht' auch hier ist mehr kein Frieden,der ist bei dem lieben Kindeauf der Erde dort hinieden.Aber wo sind all die Tiere,sieh da hörte ich (ein) Brausenund nun naht ich dem Reviere,o welch wunderbares Sausen,auf dem Kreise hoher Palmen,wiegten sich der Vögel Scharen,sangen hoch entzückte Psalmen,o der süßen wunderklaren,hohen, tiefen Jubelsstimmen,wie sie eins und tausendfaltigauf und ab sie selig klimmen,wie so leise und gewaltig,sie sich wiegen, und verschlingen,Ett *), ich laß dir alle Ehre,aber so kannst du nicht singen,wärst in diesem Wohllautsmeere,einen Karpfen kaum ersetzen,dem Arion mit der Leierauf den Buckel wollte setzen,singend seiner Rettung Feier.Unten an dem Fuß der Zedern,war ein anderes Gedränge,oben sang das Volk der Federn,unten die vierfüßge Menge,von dem Löwen bis zum Mäusleinsangen sie in Wechselchören,machten auch kein falsches Päuslein,schlugen Takt mit Schweif und Pfoten,da ich wollt verwundert fragen,ei wo sind nur ihre Noten,fühlte ich mein Herz so schlagen,und süß Lieb, schwarzlaub'ge Linde,sang ich fort, sie sangens alle,sangen all vom Eulenkinde,wie es fern auf Erden walle,wie ein Eichhorn flink und putzig,wie ein Kind bald laut, bald stille,wie die Eule finster, trutzig,und so klug wie die Sibylle,sangen, sehnend, dehnend, h(ü)pfend,sangen traurig, sangen heiter,wiegend, schmiegend und entschlüpfend,wieder knüpfend und so weiter.Aber mitten zu dem Raume,meine Blicke sehnend wanden,sah ich bei bei dem Ebenbaume,zitternd stehn den Elephanten,und den Stamm umschlingt sein Rüssel,reißt und biegt ihn hin und wieder,und dies war der Tonart Schlüssel,war der Geist all dieser Lieder.Und des Elephanten Zähne,lodern bald wie lichte Flamme,die aus innrer Glut entbrannten,zu dem dunklen Ebenstamme,bald sie ihm mit süßem Streicheln,daß er sprühet rote Funken,nahn, als wollten sie ihm schmeicheln,beide schienen Wonne trunken,doch ich hab sie gleich verstanden,nahte mich dem Ebenbaume,nahte mich dem Elephantenund half beiden aus dem Traume,kaum er faßt mir meine Rechte,faßt den Zahn des Elephanten,kaum ich meine Linke flechte,um den Stamm, sie Frieden fandenund in Mitten meines Herzens,war der Kampf, ein Feuer flüchtigzog durch mich mit süßen Schmerzen,ach ich war so eifersüchtig,Elfenbein das sie berühretmit den kleinen süßen Fingernmich bis in den Ursprung rühret,und das mit den kleinen Dingern,mit den Füßen sie betrappelt,Ebenholz mich heiß durchzappelt,und ich sang ihr Paradiese,gebt ein Zeugnis dieser Süßen,Süß allein allein ist diese,recht vom Kopf bis zu den Füßen,und es sangen alle vom süßen EulenkindeO süß Lieb, schwarzlaub'ge Linde!
Entstanden Mitte der dreißiger Jahre ___________
Der Münchener Hoforganist Caspar Ett, der bei Emilie Linder musikalische Soireen veranstaltete. |