Clemens Brentano
1778 - 1842
Gedichte 1797 - 1803
1797In Schönbeck an der Elbe beim Bruder der Mutter. Vorbereitung auf das Studium der Bergwissenschaften. 9. März: Tod des Vaters. 19. Mai: Student der Berg- und Kameralwissenschaft in Halle.
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An die Lindeder ich den Namen des ehrlichenKlausners anvertraute.
Schweigen und Denken ist Liebender Pflicht.Dir plauderndes Echo dir traue ich nicht,So sei mir willkommen verschwiegnere Lindestolz trag' ihren Namen in mosigter RindeNie wanke dein Wipfel durchwühlet von SturmeNie schwinde dein Mark dir zernaget vom WurmeUmschatte durchsäuselt von spielenden WestenNoch lang' diesen Namen mit schützenden ÄstenUmgibt mich dein Schatten und wird es mir bange,So kühle mir freundlich die glühende Wange.
Schoenebeck 7 April 1797
(Frühwald 1968)
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An mein Lieblingsplätzchen im Garten.
Hier wo des Kotendampfes schwarze SchattenSich wild in grausen Wolken gatten,Hier wo der Sieder arbeitsame Haufen,halbnackt die Kreuz und Quere laufen,Hier lauscht ich oft der Krähe rauh GeschreiDes muntern Sperlings Lied vom ewgen Einerlei.Hier wo ich lächlend oft vergangner Freuden dachte,oft reuevoll aus manchem Traum erwachte,Hier wo der Knaben Schar im wilden Spiele lärmethier hab ich hoffend oft der Zukunft Feld durchschwärmethier hab die erste Waisenträne ich geweinethier wo recht freundlich mir die liebe Sonne scheinet,hier wo im Geiste mich die Guten all umgebendie fern im lieben Vaterlande leben.Hier hab ich immer gern gesessenDies Plätzchen will ich niemals nicht vergessenAuch dann nicht wenn im Vaterland der RebenMich wieder Offenheit und froher Witz umschweben.Hu frostig sind die blauen HordenNur Köpfe, keine Herzen gibt's in Norden.
Schoenebeck den 10 April 1797.
(Frühwald 1968) |