BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Sidonia Hedwig Zäunemann

1714 - 1740

 

Poetische Rosen

in Knospen

 

Vermischte Gedichte

Das Ilmenauische Bergwerk

 

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Das Ilmenauische Bergwerk,

wie solches den 23. und 30. Jenner des 1737. Jahres befahren,

und bey Gelegenheit des gewöhnlichen Berg=Festes

mit poetischer Feder uf Bergmännisch entworfen wurde.

Den 5ten Merz 1737.

 

 

Zuschrifft bey der ersten Auflage.

 

Dem Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn ERNST AUGUST, Herzogen zu Sachsen, Jülich, Cleve und Berg, auch Engern und Westphalen, Landgrafen in Thürinringen, Marggrafen zu Meissen, Gefürsteten Grafen zu Henneberg, Grafen zu der Mark und Ravensberg, Herrn zu Ravenstein, Ihro Römis. Kayserl. Majest. würklichen commendirenden General über die sämtliche Cavallerie, auch Obristen über ein Regiment Cuiraßiers, und über ein Regiment Infanterie etc.

Meinem Gnädigsten Fürsten und Herrn.

 

 

Durchlauchtigster August!

so hoch dein Purpur prangt;

So viel du Ehr und Macht durch die Geburt erlangt!

So scharf dein Angesicht und Auge Fürstlich strahlet;

So viel man dir an Furcht, an Ehr und Liebe zahlet;

5

So groß ist auch die Huld und Großmuth die dich schmückt.

Wer Dich Durchlauchtigster! das erstemahl erblickt

Fällt meinen Worten bey, und muß mit mir bekennen,

Du seyst Trajan, August, ja Titus selbst zu nennen.

Was aber sag ich viel von deinem hohen Geist,

10

Den du durch Werk und Wort vor jederman beweißt?

Du bist ein kluger Fürst / und ein gelehrtes Wissen,

Hat deine Fürsten=Brust ganz zu sich hingerissen.

Du kennst der Weisheit Schmuck; du schliessest mit Vernunft;

Siehst alles gründlich ein, und folgest nie der Zunft,

15

Die sich an Thorheit labt, und falsche Gründe lehret:

Indem dein Ohr nur das, was rein und gründlich, höret.

Du fragst, du forscht und prüfst was der und die versteht;

Wie richtig jener denkt, wie weit der andre geht.

Du bist gelehrt und klug, und von besondern Gaben:

20

O! möchte doch die Welt viel solche Fürsten haben!

Es sieht dein hoher Geist in tiefe Sachen ein;

Du lößest Wörter auf, die andern Rätzel seyn.

Du sinnest selbst was aus; giebst Kennern aufzurathen;

Kurz: Deinen hohen Geist sieht man aus deinen Thaten.

25

Da du dich nun o Held! in edlen Künsten übst,

Was Wunder, wenn du auch gelehrte Männer liebst?

Du rühmest ihren Fleiß, und weist sie hoch zu schätzen

Wenn sie sich nur bemühn, was kluges aufzusetzen.

Dieß weis die ganze Welt; ich muß es auch gestehn;

30

Ich habe dieses Glück auch oft von dir gesehn.

Du hast ein Blat von mir sehr gnädig durchgelesen,

Ob ichs gleich nicht verdient, und auch nicht werth gewesen.

Durchlauchster! diese Gnad reizt jetzt auch meinen Kiel,

Daß ich mein Bergwerks Stück, und neues Saitenspiel,

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Auch wiederum vor dir in tiefster Demuth bringe.

Und abermahls so frey vor deinen Ohren singe.

Ich widme dir hiermit dieß gegenwärtge Blat,

Obs gleich sehr wenig Kunst und Zierde in sich hat.

Jedoch den größten Schmuck durch dich mein Held! erlanget.

40

Weil es Durchlauchtigster! mit deinem Namen pranget.

Vergib der kühnen Hand, wenn sie mit recht gethan.

Die Pflicht befahl es mir; die Ehrfurcht trieb mich an.

Du ließt mir ja zur Fahrt viel Glück und Gutes sagen,

Drum such ich, dir den Dank vorjetzo abzutragen.

45

In Unterthänigkeit reich ich dir dieses Stück,

Mein Herzog! schenke ihm nur einen holden Blick,

Nimm es so liebreich an; wie allezeit geschehen,

Und laß mich fernerhin dein Antliz gnädig sehen.

 

 

Zuschrift bey der andern Auflage.

 

Dem Allerdurchlauchtigst=Großmächtigsten Fürsten und Herrn, Herrn FRIEDRICH AUGUSTEN; Könige in Pohlen, Groß=Herzogen in Lithauen, Reußen, Preußen, Mazovien, Samogicien, Kyovien, Vollhinien, Podolien, Podlachien, Liefland, Smolencien, Severien und Czernicovien, Herzogen zu Sachsen, Jülich, Cleve und Berg, auch Engern und Westphalen; des Heiligen Römischen Reichs Erz=Marschallen und Chur=Fürsten, Landgrafen in Thüringen, Marggrafen zu Meißen, auch Ober= und Nieder=Lausnitz, Burggrafen zu Magdeburg, Gefürsteten Grafen zu Henneberg, Grafen zu der Marck, Ravensberg und Barby, Herrn zu Ravenstein etc:

Ihrem allergnädigsten Könige, Churfürsten und Herrn, als Hohen Regals Mit=Theilhaber derer Hennebergischen ergiebigen Bergwercke uf Ilmenau, leget diese poetische Gedanken in tiefster Demuth zu DERO Füssen nieder, die Verfasserin.

 

Großmächtigster Monarch!

Ich widme Dir – – doch nein;

Die Kühnheit ist zu groß; Es möchte strafbar seyn,

Wofern ich mich so frey zum Purpur wagen solte,

Und meiner Niedrigkeit darbey vergessen wolte.

5

Jedoch! was red ich jetzt? Darf sich die Poesie,

Vor kein gesalbtes Haupt, und grossen Königs Knie

In Unterthänigkeit und Demuth niederwerfen?

Kein Dichter seinen Kiel zum Dienst des Königs schärfen?

O ja! so sehr man auch die reine Dichtkunst flieht,

10

So wenig man auch sonst auf ihre Schönheit sieht,

Sie aus Verachtung schilt, und schimpflich gnug benennet;

So lebt doch mancher Fürst, der ihren Adel kennet.

Großmächtigster August! der Held, so Dich gezeugt,

Und dessen Helden=Ruhm bis an den Himmel steigt,

15

Und noch im Tode lebt, hat bey vergnügten Stunden

Auch an der Dichter Kunst nicht wenig Lust gefunden.

Er wußte selbsten schon, was rein und lieblich war,

Drum kunt ein muntrer Kiel sein Lied ganz ohn Gefahr

Dem welt berühmten Held vor Aug und Anlitz bringen,

20

Und einen reinen Thon nach Art der Dichter singen.

So sehr nun diesem Held ein Helden=Lied gefiel,

So süsse kams Ihm vor, wenn man ein Säyten=Spiel

Nach muntrer Bergmanns=Art vor seine Ohren brachte,

Und seinem hohen Geist dadurch Vergnügen machte.

25

Hat nicht dieß grosse Haupt bey mancher Lustbarkeit

Ein Aufzug nach der Art der Bergmannschafft erfreut?

Wie hoch hat nicht sein Ohr die Berg=Music geschätzet,

Die seinen tapfern Geist durch ihren Thon ergötzet?

Mein König! alle Welt legt Dir dis Zeugnis bey,

30

Daß deine Königs=Brust dem Vater ähnlich sey.

Du hast des Vaters Thron wie seinen Geist bekommen.

Was Du, Großmächtigster! gethan und vorgenommen,

Und was Du jetzt noch thust, das zeiget klärlich an,

Daß man Dich auch mit Recht Augusten nennen kan.

35

Du bist mit Großmuth selbst wie jener ausgeschmücket /

Dein Auge nicht allein auf hohe Edern blicket;

O nein! Dein hoher Geist schaut nach des Vaters Brauch,

Auch auf ein niedrig Laub, und kleinen Rosen=Strauch;

Ein jeder darf getrost Dein hohes Anlitz sehen,

40

Und kan von Dir, o Held! vergnügt zurücke gehen.

Herr! dieses giebt mir Kraft; dieß reitzet meinen Kiel;

Dis machet mich beherzt, daß ich mein Dichter=Spiel

In Unterthänigkeit vor deine Füsse lege,

Und keinen Zweifel nicht in meiner Seelen hege;

45

Als würdest du mein Blat verachten und verschmähn.

Du wirst, Großmächtigster! nur auf das Herze sehn,

Das Dir jetzt Ehrfurchts=voll dies Blat in Demuth sendet.

Herr! die Verwegenheit hat nicht den Sinn geblendet,

Du bist, Gesalbtes Haupt! der größten Opfer werth,

50

Kein Mensch ist in der Welt, der Dich nicht hoch verehrt.

Ich kan Dir sonst, o Herr! in meinem ganzen Leben

Nichts als ein Ehrfurchts=Blat mit Reimen übergeben.

Verschmäh, Großmächtigster! die Opfer=Gabe nicht:

Ich bitte Demuths=voll: Herr! kehr Dein Angesicht

55

Mit Gnaden auf dis Blat, so werd ich glücklich heisen,

Und andre werden mich auch gleichfals glücklich preisen.

Ihro Königl. Majestät

und Chur Fürstl. Durchl.

allerunterhänigst=gehorsamste

Dienerin.