Daniel Stoppe
1697 - 1747
Drama auf den erlebten NamenstagFrauen Annen Barbaren Emrichten
1732
|
|
_______________________________________________________________________
|
|
ACTUS II.
Scena I.
Blöckabalzer und Mühl-Casper.
Blöckabalzer.Der Himmel gebe nu ein Gedeyen darzu. Wir haben in allem zusammen 448 Rthlr. 12 sgl. und 2 Pfennige ausgesät.
Mühl-Casper.Davor werden wir zweyundzwanzigtausend, vierhundert und zwanzig Rthlr. acht slg. und vier pf. einzuernten haben. O was wird das vor eine Freude vor uns seyn!
Blöckabalzer.Der Kalender setzt, daß heuer ein sehr fruchtbares Jahr seyn werde, und wo die Witterung so continuirt, so hat man nicht Ursache daran zu zweifeln.
Mühl-Casper.Ich sehe meine Freude an den trüben Wolken. Vielleichte giebt uns der Himmel einen gnädigen Regen, der solte der Saat zum Aufgehen ziemlich zu statten kommen. Ich habe zwar heute eine Reise vor mir, dem aber ungeachtet soll mirs eine Freude seyn, wenn es wacker regnet und wenn ich auch unterwegs ein so dickes Bad bekäme, daß ich aussähe, wie eingewässerter Stockfisch.
Blöckabalzer.Der Schaden wird eben so groß nicht seyn. Die dadurch beförderte Fruchtbarkeit des ausgestreuten Saamens ist mehr zu consideriren als die paar Ellen Tuch, die man zu einem Rocke braucht.
Mühl-Casper.Es wäre mir doch gleichwohl ungelegen, wenn mir meine Mundierung rein und glatt zu Schanden würde. Ich möchte so bald kein dergleichen Tuch an meinen Leib wieder kriegen. Der Schneider mich versichert, daß es ertrafein holländisches Tuch wäre und ich hätte einen rechten guten Kauf daran.
Blöckabalzer.Zu eurem Rocke soll Holländisch Tuch seyn? Unmöglich! Wie theuer habt ihr denn die Elle bezahlt?
Mühl-Casper.Je vor funfzehn Böhmen.
Blöckabalzer.Hört nur vor funfzehn Böhmen kauft man kein holländsches Tuch. Das müst ihr Kinder überreden, die noch etliche Jahre auf die Ankunft des Verstandes zu warten haben. Der Schneider, der es euch weis gemacht hat, ist entweder selber ein Narr, oder er hat euch zum Narrn gehabt.
Mühl-Casper.Herr Scholze! Herr Scholze! Ihr kommt mir ziemlich grob. Wir sind wohl gute Freunde und Collegus zusammen, aber, aber. Ihr dürft mir nicht trauen, ich bin kurz angebunden. Wenn ihr mit solchen Stichelreden nicht innehaltet, so habt ihr mich gleich auf dem Halse. Das sollte mir jemand anders sagen, ich wollte recht mit ihm kehren. Wenn ihr gleich Scholze seyd, deswegen dürft ihr euch noch lange nicht einbilden, daß ihr den Verstand allein gefressen habt. Es ist doch holländisch Tuch. Und wenn ihrs nicht glauben wollt, so mögt ihrs bleiben lassen. Ich habs davor gekauft und davor trag ichs auch. Ich will den sehen, der mir grobes Landtuch daraus machen soll.
Blöckabalzer.Und wenn mirs der Edelmann sagte, daß er Holländisches Tuch die Elle vor 15 sgl. gekaufft hätte, so wollt ich ihm Gegenpart halten. Was ich gegen euch thue, das thu ich gegen keinen andern. Weil ihr mein guter Freund seyd, so will ichs glauben, allein mit dem Bedinge, daß ichs bloß euch zu Gefallen glaube. Ich hätte mirs nimmermehr eingebildet, daß ihr eines Wortes wegen so auffahren solltet, wie ein Forz im Bade.
Mühl-Casper.Was bin ich? He? Bin ich ein Forz im Bade? Das müste der Henker geschrieben haben! ihr Haynbüchner Scholze! ihr mögt selber einer seyn!
Blöckabalzer.Je nu! wenn ihr mit aller Gewalt Händel haben wollt, so probirts doch! ich denke immer, ihr werdet gnug zu thun haben, ehe ihr mich fressen werdet. Ich werde auch müssen dabey seyn. Ihr grober Kerl! ihr! je mehr ich euch aus Höflichkeit nachgebe, desto tümmer macht ihrs. Ich will euch anders aufgreifen. Ein Hundsfott spricht, daß ich euch einen Forz geheissen habe.
Mühl-Casper.Je nu! ist es doch schon gut. Wenn ihr mich keinen Forz geheissen habt, so sind wir wieder gute Freunde wie zuvor.
Blöckabalzer.Ja! ja! damit wirds gleich gethan seyn. Ihr müst nicht denken, daß ihr euern Lämmerjungen vor euch habt, mit dem ihr kochen könnt, wie ihr wollt. Ihr habt mich geschimpft und davor müst ihr drey Tage im Stocke pernoctiren.
Mühl-Casper.Nu! Nu! Herr Scholze! ich kan mir nicht helfen. Ein Wort giebt das andre. Wie es in den Busch hinein schallt, so schallt es wieder heraus. Wenn ich schwören sollte, so dächt ich, ihr hättet mich einen Forz geheissen. Hab ich euch nu im Eyfer wieder was Unhöfliches geheissen, so wollen wir miteinander zugleich aufheben. Es hats ohnedem niemand gehört. Herr Scholze! Herr Collegus! Laßt es immer gut seyn auf den Abend schick ich euch ein halbes Schock Krebse zum Gratial.
Blöckabalzer.Des Mauls wegen thut man alles in der Welt. Wenn ich mich auf die Krebse zu verlassen habe, so mag es seyn.
Mühl-Casper.Ja ja! Herr Scholze! ein halbes Schock. Ich werde mein Wort schon halten. Wir wollen indessen was anders reden und an den alten Zorn nicht mehr gedenken.
Blöckabalzer.Meinetwegen! ich höre dem Schulmeister ist die Galle übergegangen aus Aergerniß, weil er nicht hat mit säen dürfen.
Mühl-Casper.Er will seine lateinische Nase bey allem haben. Es geht ihm freilich im Kopfe herum, daß er vor dießmahl leer ausgehen soll. Der Handel war schon richtig, daß ihm der Fuhrmann sein Weib vor dreissig Thaler abkaufen wollte, als es aber der Edelmann erfuhr, so gieng der Kauf zurücke. Ihr wisset es wohl, daß der Junker die Schulmeisterin nicht entrathen kam.
Blöckabalzer.Das ist recht! ich denke immer, der Weiberhändler wird noch darzu müssen in die Büchse blasen.
Mühl-Casper.Der Edelmann hat ihn um zwanzig Rthlr. gestraft. Das ist sein ganzes Vermögen gewest. Und wenn wir ihn itzund auch mit säen liessen, so fehlts ihm nunmehr am Besten. Er hat keinen Kreuzer Geld mehr. Mit leeren Händen säet sichs nicht gut.
Blöckabalzer.Es gehet recht, wie ichs habe haben wollen. Ich hätte mich zu Tode geärgert, wenn der hoffärtige Schulmeister an der künftigen Ernte Theil nehmen sollen. Es ist mir recht lieb, daß er so schön darneben kommen ist. Nur vergest ihr mir die Krebse nicht!
Mühl-Casper.Ich geh den Augenblick darnach aus. Ich weis schon die rechten Löcher, wo sie sitzen. Es müste nicht gut sein, wenn ich ihrer nicht wenigstens 2 Schock in einer Stunde fangen sollte.(Gehet ab.)
Blöckabalzer.Glück auf den Fang! Herr Collegus! aber Nota bene! Leset mir nicht etwan die kleinsten aus! Ich bin der Scholze. Ich esse gerne rechte grosse. Sie haben wohl dickere Schaalen, hergegen ist auch mehr Fleisch daran.(Gehet ab.) |