Drama auf den erlebten Namenstag

Frauen Annen Barbaren Emrichten

1732

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ACTUS I.

Scena V.

Schulmeister allein.

Unmöglich kan ich heute Schule halten. Ich habe meinen Leuten frey gegeben. Das Project, wovon mir der Herr Gevatter Scholze gesagt hat, liegt mir immer im Kopfe. Es ärgert mich nur, daß ich so wenig auszusäen habe. Von 20 Thalern werde ich eben keine so unaussprechlich große Ernte zu hoffen haben. Wenn mirs keine Schande wäre nakend zu gehen, das Hemde wollt ich den Augenblick vom Leibe verkaufen und alle meine Mobilien nebst Weib und Kinde zu Gelde machen. Der Hamburger Fuhrmann hat mir schon 24 Thlr. auf die Frau Schulmeisterin geboten, wenn er noch 6 Thlr. zusetzt, so mag er sie nehmen. Wenn das geschieht, so hab ich darnach 50 Rthlr. auszusäen. Der Acker wird doch wenigstens fünfzigfältige Frucht tragen und folglich werd ich fünftausend Reichsthaler einzuernten haben, wofern ich anders das Exempel per regulam de tri richtig aufgesetzt habe. Nachgehends, wenn ich ein Capital von 5000 Rthlr. im Schubsacke habe, will ich bald zu einem andern Weibe kommen, die sich verhoffentlich besser wird gewaschen haben. Ich will auf die Universität ziehen und in einem halben Jahre ein Doctor werden, der sich soll gekratzt haben. O was werd ich darnach in der rothen Plente vor eine ansehnliche Person präsentiren! was werden die Peruquenmacher vor gute Zeit um mich haben! Alle vier Wochen setz ich eine neue Quarreten-Peruqve auf oder es müste nicht gut seyn. Ich hatte es Anfangs bey meinen Discipuln eingeführt, daß sie mich Herr Magister titulren musten; als aber der Herr Gevatter Scholze darhinter kam, so brachte ers bey dem Junker so weit, daß mir bey 12 Thalern Strafe verboten wurde, diesen Titul weiter anzunehmen. O wie wird sich der gute Mann ärgern, wenn er mich künftig Ihr Excellenz der Herr Doctor wird nennen müssen! Rumpantur ilia Codro! der Himmel gebe nur ein Gedeyen zu der bevorstehenden Ernte, darnach sollen die Verächter meines Namens und die Schänder meiner Schulmeisterlichen Dignität schon sehen, was sie vor einen Mann an mir gehabt haben.

(Gehet ab.)