BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Charlotte von Stein

1742 - 1827

 

Dido, ein Trauerspiel

in fünf Aufzügen.

 

Vierter Aufzug.

 

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Dreizehnte Scene.

Zwei Sklaven.

 

Erster Sklav.

Hier wollte sie ruhen.

 

Zweiter Sklav.

Arme Königin, wärest du nur schon ferne! Die Bösewichter mißgönnen dir die Ruhe.

 

Erster Sklav.

Wenn sie die traurige Nachricht hören wird, daß man ihre Freunde mißhandelt, ach! so fürchte ich, sie übernimmt selbst die Gefahr. Aber du hast doch nicht verrathen, du dummer Bursch, wo wir sind? Ich sagte dir's ja nur 1), daß ich mit der Königin fort müßte, damit du meinen kleinen Jaro trösten solltest.

 

Zweiter Sklav.

Du kannst auf meine Verschwiegenheit zählen. Ich sagte nur zu meinen Kameraden, daß du mir das gesagt hättest, aber sie sollten's nicht verrathen. Da war's, als wenn die Wände Ohren hätten, und auf einmal ward Elissa und Albicerio, indem er die Gesinnungen der Königin dem Volk ankündigte, mit den zwei Räthen festgesetzt. Die Gelehrten und ihr ganzer Anhang maßten sich gleich des Befehlens an, und verlangten mit Gewalt von ihnen, der Königin Aufenthalt zu wissen.

 

Erster Sklav.

Daß du des Orkus Sklave wärst, du verdammter Geselle, wenn es durch dich verrathen ist!

 

Zweiter Sklav.

Wie es jetzt hergeht, kann's leicht dazu kommen. Es sah bunt aus, wie ich mich aus dem Staub machte. In verschiedenen Straßen standen Redner und sprachen zum Volk; um unsern Dichter hatten sich Weiber, am meisten die lustigen Nymphen, gesammelt; der Geschichtsschreiber hatte die Kriegsmänner und der Philosoph die Schwätzer aller Art um sich. Jarbas ging mit den drei übrigen Gesandten, welche mit den Gelehrten in Gätulien waren, und ermunterte das Volk, sein Gespräch zu unterstützen. Ein Heer von Jarbas zog ungehindert zum Thore herein. Glaubst du wohl, daß sich die Leute werden geduldig drein schicken? Das gibt Mord!

 

Erster Sklav.

Mit dem großen Haufen hab' ich kein Mitleiden; er läßt sich eben 2) so gern vom Bösen wie vom Guten führen; ich kenne meine Gesellen. Mich dauern nur die Edlen, die sich um 3) die räudigen Schafe aufopfern. Du gehörst auch zu der schmierigen Herde. Geh mir hier nicht aus der Stelle; sonst verräthst du uns noch einmal. Siehst du, meine Fäuste sind die stärksten; ich befehle dir's.

 

Zweiter Sklav.

Es kommt mir vor, daß du Recht hast. Immer überzeugt mich der, der zuletzt mit mir spricht, besonders wenn er's mit ein paar Prügeln, wie deine Fäuste, thut.

 

Erster Sklav.

Versteck dich, daß dich die Königin nicht sieht! Sie geht sonst gewiß willig zurück und wird das Opfer ihrer Güte.

 

Zweiter Sklav.

Gib mir nur etwas zu essen in dem Gefängniß, wo du mich verwahren willst; sonst lauf ich vor Hunger nach Hause.

 

Erster Sklav.

Fort! fort! die Königin kommt. (Ab.)

 

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1) So veränderte Frau von Stein das in der Abschrift stehende «laut». Vorher steht «Pursch». 

2) So veränderte Frau von Stein selbst das falsche «aber». 

3) Stattdessen schrieb die zweite Hand «für».