BIBLIOTHECA AUGUSTANA

           
 

Friedrich Schiller

1759 - 1805

     
   

 

 

 

 

Körners Vormittag

 

Seite 9-10

 

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WOLFIN. Sonst geh ich gleich wieder. (sezt sich)

 

KÖRNER. Herrliches Wetter Madame Wolfin.

 

WOLFIN. Sie haben da eine scharmante Leinwand. Was gilt die Elle.

 

KÖRNER. Das kann ihnen meine Frau sagen.

 

WOLFIN. Die Seßel sind recht hübsch überzogen. Wo haben Sie den Zeug her? Gewiß aus Leipzig?

 

KÖRNER. Fragen Sie meine Frau.

 

WOLFIN. A propos. Wie stehts mit dem Weine?

 

KÖRNER. Die Proben haben wir ausgetrunken. Er ist recht gut.

 

WOLFIN. Wieviel befehlen Sie.

 

KÖRNER. Vor der Hand nichts. Ich bin noch versehen.

 

DORCHEN (kommt). Graf Schönburg!

 

KÖRNER. Hohl ihn der Teufel! – Es wird mir eine Ehre seyn.

 

WOLFIN ab mit DORCHEN. Da muss ich mich trollen.

 

SCHÖNBURG (tritt auf).

 

KÖRNER. Bonjour Monsieur le Comte. Willkommen!

 

SCHÖNBURG. Ich habe einen herrlichen Schimmel zum verkaufen. Wißen Sie mir einen Liebhaber.

 

KOERNER. Wie theuer?

 

SCHÖNBURG. Eine Lumperei. Sechzig Louisdors.

 

KÖERNER. Ich wüßte niemand.

 

SCHÖNBURG. Sie haben eine gute Erbschaft gethan wie ich höre?

 

KOERNER. Geht mit.

 

SCHÖNBURG. Ich habe Commission für einen guten Freund Geld aufzunehmen.

 

KÖRNER. So. So.

 

SCHÖNBURG. Der Mann ist sicher wie Gold. Auf mein Wort.

 

KÖRNER. Zweifle gar nicht.

 

SCHÖNBURG. Hätten Sie vielleicht einiges vorräthig –

 

KÖRNER. Wir wollen ein andermal davon reden.

 

SCHÖNBURG knallt mit der Peitsche. Wo sind ihre Weiber?

 

KÖRNER. Vorn. Laßen sich frisieren. (Schönburg ab)

 

KÖCHIN (tritt auf). Der Meier vom Weinberg!

 

KÖRNER. Hab jezt keine Zeit. Soll nach dem Eßen wiederkommen.

 

BELLMANN (tritt auf). Kann ich die Claviere stimmen Herr Oberkonsistorialrath?

 

KÖRNER. Gehen Sie nur hinein Herr Bellmann.