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- A n t h o l o g i e
a u f d a s J a h r 1 7 8 2
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- [268]
- Die Winternacht.
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Ade! Die liebe Herrgottssonne gehet,
Grad über tritt der Mond!
Ade! Mit schwarzem Rabenflügel wehet
Die stumme Nacht ums Erdenrund.
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- Nichts hör ich mehr durchs winternde Gefilde
Als tief im Felsenloch
Die Murmelquell, und aus dem Wald das wilde
Geheul des Uhus hör ich noch.
Im Wasserbette ruhen alle Fische,
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- Die Schneke kriecht ins Dach,
Das Hündchen schlummert sicher unterm Tische,
Mein Weibchen nikt im Schlafgemach.
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- Euch Brüderchen von meinen Bubentagen,
Mein herzliches Willkomm!
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- Ihr sizt vielleicht mit traulichem Behagen
Um einen teutschen Krug herum.
Im hochgefüllten Dekelglase malet
Sich purpurfarb die Welt,
Und aus dem goldnen Traubenschaume stralet
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- Vergnügen das kein Neid vergällt.
Im Hintergrund vergangner Jahre findet
Nur Rosen euer Blik,
Leicht, wie die blaue Knasterwolke, schwindet
Der trübe Gram von euch zurük.
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- Vom Schaukelgaul bis gar zum Doktorhute
Stört ihr im Zeitbuch um,
Und zählt nunmehr mit federleichtem Muthe
Schweißtropfen im Gymnasium.
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- Wie manchen Fluch – noch mögen unterm Boden
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- Sich seine Knochen drehn –
Terenz erpreßt, troz Herrn Minellis Noten,
Wie manch verzogen Maul gesehn.
Wie ungestüm dem grimmen Landexamen
Des Buben Herz geklopft;
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- Wie ihm, sprach izt der Rektor seinen Namen,
Der helle Schweiß aufs Buch getropft. –
Wohl redt man auch von einer – e – gewissen –
Die sich als Frau nun spreißt,
Und mancher will der Leker baß nun wissen,
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- Was doch ihr Mann baß – gar nicht weißt. –
Nun ligt diß all im Nebel hinterm Rüken,
Und Bube heißt nun Mann,
Und Fridrich schweigt der weiseren Perüken,
Was einst der kleine Friz gethan –
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- Man ist – Poz gar! – zum Doktor ausgesprochen,
Wohl gar – beim Regiment!
Und hat vielleicht – doch nicht zu früh, gerochen,
Daß Plane – Saifenblasen sind.
Hauch immer zu – und laß die Blasen springen;
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- Bleibt nur diß Herz noch ganz!
Und bleibt mir nur – errungen mit Gesängen –
Zum Lohn ein teutscher Lorbeerkranz.
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