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- A n t h o l o g i e
a u f d a s J a h r 1 7 8 2
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- [251]
- Graf Eberhard der Greiner
von Wirtemberg.
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Kriegslied.
Ihr – ihr dort aussen in der Welt
Die Nasen eingespannt!
Auch manchen Mann, auch manchen Held,
Im Frieden gut, und stark im Feld
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- Gebahr das Schwabenland.
Prahlt nur mit Karl und Eduard
Mit Fridrich, Ludewig.
Karl, Fridrich, Ludwig, Eduard
Ist uns der Grav, der Eberhard,
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- Ein Wettersturm im Krieg.
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- Und auch sein Bub, der Ulerich,
War gern, wo's eisern klang;
Des Grafen Bub der Ulerich,
Kein Fußbreit rükwärts zog er sich,
- 15
- Wenns drauf und drunter sprang.
Die Reutlinger, auf unsern Glanz
Erbittert, kochten Gift,
Und bulten um den Siegeskranz
Und wagten manchen Schwerdertanz,
- 20
- Und gürteten die Hüft –
Er grif sie an – und siegte nicht,
Und kam gepantscht nach Haus,
Der Vater schnitt ein falsch Gesicht,
Der junge Kriegsmann floh das Licht,
- 25
- Und Thränen drangen raus.
- [253]
- Das wurmt ihm – Ha! Ihr Schurken wart!
Und trugs in seinem Kopf.
Auswezen, bei des Vaters Bart!
Auswezen wollt er diese Schart
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- Mit manchem Städtlerschopf.
Und Fehd entbrannte bald darauf,
Und zogen Roß und Mann
Bei Döffingen mit hellem Hauf,
Und heller gings dem Junker auf,
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- Und hurrah! heiß gings an.
Und unsers Heeres Losungswort
War die verlohrne Schlacht:
Das riss' uns wie die Windsbraut fort,
Und schmiss' uns tief in Blut und Mord
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- Und in die Lanzennacht.
- [254]
- Der junge Grav voll Löwengrimm
Schwung seinen Heldenstab,
Wild vor ihm ging das Ungestüm,
Geheul und Winseln hinter ihm,
- 45
- Und um ihn her das Grab.
Doch weh! ach weh! ein Säbelhieb
Sunk schwer auf sein Genik,
Schnell um ihn her der Helden Trieb,
Umsonst! Umsonst! erstarret blieb
- 50
- Und sterbend brach sein Blik.
Bestürzung hemmt des Sieges Bahn,
Laut weinte Feind und Freund –
Hoch führt der Grav die Reuter an:
Mein Sohn ist wie ein andrer Mann!
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- Marsch! Kinder! In den Feind!
- [255]
- Und Lanzen sausen feuriger,
Die Rache spornt sie all,
Rasch über Leichen gings daher,
Die Städtler laufen kreuz und queer
- 60
- Durch Wald und Berg und Thal.
Und zogen wir mit Hörnerklang
Ins Lager froh zurük,
Und Weib und Kind im Rundgesang
Beim Walzer und beim Becherklang
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- Lustfeiern unser Glück.
Doch unser Grav – was thät er izt? –
Vor ihm der todte Sohn.
Allein in seinem Zelte sizt
Der Grav, und eine Thräne blizt
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- Im Aug auf seinen Sohn.
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- Drum hangen wir so treu und warm
Am Graven unserm Herrn.
Allein ist er ein Heldenschwarm,
Der Donner ras't in seinem Arm,
- 75
- Er ist des Landes Stern.
Drum ihr dort aussen in der Welt,
Die Nasen eingespannt,
Auch manchen Mann, auch manchen Held,
Im Frieden gut und stark im Feld,
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- Gebahr das Schwabenland.
W. D.
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