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- A n t h o l o g i e
a u f d a s J a h r 1 7 8 2
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- [244]
- Die schlimmen Monarchen.
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Euren Preiß erklimme meine Leyer –
Erdengötter – die der süsen Feyer
Anadyomenens sanft nur klang;
Leiser um das pompende Getöse,
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- Schüchtern um die Purpurflammen eurer Gröse
Zittert der Gesang.
Redet! soll ich goldne Saiten schlagen,
Wenn vom Jubelruf empor getragen
Euer Wagen durch den Wahlplaz rauscht?
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- Wenn ihr, schlapp vom eisernen Umarmen,
Schwere Panzer mit den weichen Rosenarmen
Eurer Phrynen tauscht? –
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- Soll vielleicht im Schimmer goldner Raifen,
Götter, euch die kühne Hymne greifen
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- Wo in mystisch Dunkel eingemummt,
Euer Spleen mit Donnerkeilen tändelt,
Mit Verbrechen eine Menschlichkeit bemäntelt
Bis – das Grab verstummt?
Sing ich Ruhe unter Diademen?
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- Soll ich, Fürsten, eure Träume rühmen? –
Wenn der Wurm am Königsherzen zehrt,
Weht der goldne Schlummer um den Mohren,
Der den Schaz bewacht an des Pallastes Thoren,
Und – ihn nicht begehrt.
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- Zeig o Muse, wie mit Rudersklaven
Könige auf einem Polster schlafen,
Die gelöschten Blize freundlich tun,
Wo nun nimmer ihre Launen foltern,
Nimmer die Theaterminotaure poltern
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- Und – die Löwen ruhn.
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- Auf! Betaste mit dem Zaubersiegel,
Hekate, des Gruftgewölbes Riegel!
Horch! die Flügel donnern jach zurük!
Wo des Todes Odem dumpfig säuselt,
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- Schauerluft die starren Loken aufwärts kräuselt,
Sing ich – Fürstenglük. – –
Hier das Ufer? – Hier in diesen Grotten
Stranden eurer Wünsche stolze Flotten?
Hier – wo eurer Gröse Flut sich stößt?
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- Ewig nie dem Ruhme zu erwarmen,
Schmiedet hier die Nacht mit schwarzen Schauerarmen
Potentaten fest.
Traurig funkelt auf dem Todenkasten
Eurer Kronen, der umperlten Lasten,
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- Eurer Szepter undankbare Pracht.
Wie so schön man Moder übergoldet!
Doch nur Würmer werden mit dem Leib besoldet,
Dem – die Welt gewacht.
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- Stolze Pflanzen in so niedern Beeten!
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- Seht doch! – wie mit welken Majestäten
Garstig spaßt der unverschämte Tod!
Die durch Nord und Ost und West geboten –
Dulden sie des Unholds ekelhafte Zoten,
Und – kein Sultan droht?
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- Springt doch auf, ihr störrige Verstummer,
Schüttelt ab den tausendpfundgen Schlummer,
Siegespauken trommeln aus der Schlacht!
Höret doch, wie hell die Zinken schmettern!
Wie des Volkes wilde Vivat euch vergöttern!
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- Könige, erwacht!
Siebenschläfer! – o so hört die hellen
Hörner klingen und die Doggen bellen!
Tausendrörigt knallt das Jagdenfeu'r:
Muntre Rosse wiehern nach dem Forste,
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- Blutig wälzt der Eber seine Stachelborste,
Und – der Sieg ist eu'r!
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- Was ist das? – Auch Fürsten schweigen selber?
Neunfach durch die heulenden Gewölber
Spottet mir ein schleifend Echo nach –
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- Hört doch nur den Kammerjunker düßeln:
Euch beehrt Madonna mit geheimen Schlüsseln
In – ihr Schlafgemach.
Keine Antwort – Ernstlich ist die Stille –
Fällt denn auch auf Könige die Hülle,
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- Die die Augen des Trabanten dekt? –
Und ihr fodert Anbetung in Asche,
Daß die blinde Meze Glük in eure Tasche
Eine – Welt gestekt?
Und ihr rasselt, Gottes Riesenpuppen,
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- Hoch daher in kindischstolzen Gruppen,
Gleich dem Gaukler in dem Opernhaus? –
Pöbelteufel klatschen dem Geklimper,
Aber weinend zischen den erhabnen Stümper
Seine Engel aus.
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- Ins Gebiet der leiseren Gedanken
Würden – überwänden sie die Schranken –
Schlangenwirbel eure Mäkler drehn;
Lernt doch, daß die euren zu entfalten,
Blike, die auch Pharisäerlarven spalten,
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- Von dem Himmel sehn.
Prägt ihr zwar – Hohn ihrem falschen Schalle! –
Euer Bild auf lügende Metalle,
Schnödes Kupfer adelt ihr zu Gold –
Eure Juden schachern mit der Münze, –
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- Doch wie anders klingt sie über jener Gränze,
Wo die Waage rollt!
Deken euch Seraile dann und Schlösser,
Wann des Himmels fürchterlicher Presser
An des grosen Pfundes Zinsen mahnt?
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- Ihr bezahlt den Bankerott der Jugend
Mit Gelübden, und mit lächerlicher Tugend,
Die – Hanswurst erfand.
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- Berget immer die erhabne Schande
Mit des Majestätsrechts Nachtgewande!
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- Bübelt aus des Thrones Hinterhalt!
Aber zittert für des Liedes Sprache,
Kühnlich durch den Purpur bohrt der Pfeil der Rache
Fürstenherzen kalt.
Y.
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