B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Friedrich Schiller
1759 - 1805
     
   


A n t h o l o g i e
a u f   d a s   J a h r   1 7 8 2


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[190]
      An Minna.
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Träum' ich? Ist mein Auge trüber?
      Nebelt's mir ums Angesicht?
Meine Minna geht vorüber?
      Meine Minna kennt mich nicht?
5
Die am Arme seichter Laffen
      Blähend mit dem Fächer ficht,
Nimmer satt sich zu begaffen? –
      Meine Minna ist es nicht.

Von dem Sonnenhute niken
10
      Stolze Federn, mein Geschenk,
Schlaifen, die den Busen schmüken,
      Rufen: Minna, sei gedenk!
[191]
Blumen, die ich selbst erzogen,
      Zieren Brust und Loken noch –
15
Ach die Brust, die mir gelogen! –
      Und die Blumen blühen doch!

Geh! umhüpft von leeren Schmeichlern!
      Geh! vergiß auf ewig mich.
Ueberliefert feilen Heuchlern,
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      Eitles Weib, veracht' ich dich.
Geh! dir hat ein Herz geschlagen,
      Dir ein Herz das edel schlug,
Groß genug, den Schmerz zu tragen,
      Daß es einer Hure schlug.

25
Schönheit hat dein Herz verdorben,
      Dein Gesichtgen! schäme dich.
Morgen ist sein Glanz erstorben,
      Seine Rose blättert sich.
Schwalben, die im Lenze minnen,
30
      Fliehen, wenn der Nordwind weht,
Buler scheucht dein Herbst von hinnen,
      Einen Freund hast du verschmäht.

[192]
In den Trümmern deiner Schöne
      Seh ich dich verlassen gehn,
35
Weinend in die Blumenscene
      Deines Mays zurüke sehn.
Die mit heißem Liebesgeize
      Deinem Kuß entgegen flohn,
Zischen dem erloschnen Reize,
40
      Lachen deinem Winter Hohn.

Schönheit hat dein Herz verdorben,
      Dein Gesichtgen! – schäme dich.
Morgen ist sein Glanz erstorben,
      Seine Rose blättert sich –
45
Ha! wie will ich dann dich höhnen!
      Höhnen? Gott bewahre mich!
Weinen will ich bittre Thränen,
      Weinen Minna über dich.

M.