B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Friedrich Schiller
1759 - 1805
     
   


A n t h o l o g i e
a u f   d a s   J a h r   1 7 8 2


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[134]
      Fluch eines Eifersüchtigen.
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So flieh mich dann, verruchte falsche Seele,
      So flieh mich dann, geh, wälze dich
In wilder geiler Lust, und lachend quäle
      Jüngst deinen Liebling mich!

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Sag, athmet unter Erdensöhnen einer,
      Der feurig liebt und gränzenlos wie ich?
Brennt Gottes unbeflekte Sonne reiner
      Als dieses Herz – für dich?

Der Himmel sah's, wie ich oft wollusttrunken
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      Mich wälzte wild zu ihren Füßen hier,
Wie ich oft in Entzükung hingesunken
      Ohnmächtig rang an ihr.

[135]
Flog nicht, wenn ich vor Gott voll heiser Reue
      Gekniet, schnell mein Gedanke weg von Gott?
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Sie stand vor mir, Sie – Heiliger, verzeihe!
      Ward mein Gebeth, mein Gott.

Und nun, wer ists? – o laßt mich ihn nicht nennen,
      Ihr Furien, daß nicht von Fieberwut
Empört, entfesselt meine Geister rennen
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      Zur Flamme wird das Blut.

Doch Narr! was winsl' ich denn der Ungetreuen?
      Sie fleht mein sterbend rauchend Blut umsonst,
Frohn', frohn' nur stinkend geilen Bulereyen,
      Frohn' ewig wilder Brunst.

[136]
Bis dich – ach mir zu höllisch süser Freude!
      Ein fressend peinigendes Gift durchnagt,
Und Mark und Bein und alle Eingeweide
      In frühe Moder jagt.

Bis dann, besät von Pest und Eiterbeulen,
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      Dich selbst der Tod mit falscher Hoffnung höhnt,
Die qualzermalmte Lungen in dir heulen,
      Der Nerv Zernichtung stöhnt.

Dann seh ich jauchzend die verweßten Glieder,
      Wollüstig saugt den Jammerton mein Ohr,
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Seh, stürze selbst von Schrecken starrend nieder,
      Und lache laut empor.

X.