B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Friedrich Schiller
1759 - 1805
     
   


A n t h o l o g i e
a u f   d a s   J a h r   1 7 8 2


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[54]
      An die Parzen.
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Nicht ins Gewühl der rauschenden Redouten,
     Wo Stuzerwiz sich wunderherrlich spreißt,
Und leichter als das Nez der fliegenden Bajouten
     Die Tugend junger Schönen reißt; –

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Nicht vor die schmeichlerische Toilette,
     Wovor die Eitelkeit, als ihrem Gözen, kniet,
Und oft in wärmere Gebete,
     Als zu dem Himmel selbst entglüht;

Nicht hinter der Gardinen listgen Schleyer,
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     Wo heuchlerische Nacht das Aug der Welt betrügt,
Und Herzen, kalt im Sonnenfeuer,
     In glüende Begierden wiegt,

[55]
Wo wir die Weisheit schaamroth überraschen,
     Die kühnlich Föbus Stralen trinkt,
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Wo Männer gleich den Knaben diebisch naschen,
     Und Plato von den Sfären sinkt –

Zu dir – zu dir, du einsames Geschwister,
     Euch Töchtern des Geschickes, flieht
Bey meiner Laute leiserem Geflister
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     Schwermüthig süß mein Minnelied.

Ihr einzigen für die noch kein Sonnet gegirret,
     Um deren Geld kein Wucherer noch warb,
Kein Stuzer noch Klagarien geschwirret,
     Kein Schäfer noch arkadisch starb.

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Die ihr den Nervenfaden unsers Lebens
     Durch weiche Finger sorgsam treibt,
Bis unterm Klang der Scheere sich vergebens
     Die zarte Spinnewebe sträubt.

[56]
Daß du auch mir den Lebensfaden spinntest,
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     Küß ich o Klotho deine Hand; –
Daß du noch nicht den jungen Faden trenntest,
     Nimm Lachesis diß Blumenband.

Oft hast du Dornen an den Faden,
     Noch öfter Rosen dran gereiht,
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Für Dorn' und Rosen an dem Faden
     Sey Klotho dir diß Lied geweiht;

Oft haben stürmende Affekte
     Den weichen Zwirn herumgezerrt,
Oft riesenmäßige Projekte
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     Des Fadens freien Schwung gesperrt;

Oft in wollüstig süser Stunde
     War mir der Faden fast zu fein,
Noch öfter an der Schwermut Schauerschlunde
     Mußt' er zu fest gesponnen seyn:

[57]
Diß Klotho und noch andre Lügen
     Bitt ich dir izt mit Thränen ab,
Nun soll mir auch fortan genügen
     Was mir die weise Klotho gab.

Nur laß an Rosen nie die Scheere klirren
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     An Dornen nur – doch wie du willst.
Laß wenn du willst die Totenscheere klirren
     Wenn du diß eine nur erfüllst:

Wenn Göttin izt an Laurens Mund beschworen
     Mein Geist aus seiner Hülse springt,
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Verrathen, ob des Todenreiches Thoren
     Mein junges Leben schwindelnd hängt,

Laß ins Unendliche den Faden wallen,
     Er wallet durch ein Paradis,
Dann, Göttinn, laß die böse Scheere fallen!
60
     O laß sie fallen Lachesis!

Y.