B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Friedrich Schiller
1759 - 1805
     
   


A n t h o l o g i e
a u f   d a s   J a h r   1 7 8 2


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[7]
      Fantasie
      an Laura.
      _________

Meine Laura! Nenne mir den Wirbel
      Der an Körper Körper mächtig reißt,
Nenne, meine Laura, mir den Zauber,
      Der zum Geist monarchisch zwingt den Geist.

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Sieh! er lehrt die schwebenden Planeten
      Ewgen Ringgangs um die Sonne fliehn,
Und gleich Kindern um die Mutter hüpfend
      Bunte Zirkel um die Fürstin ziehn;

Durstig trinkt den goldnen Stralenregen
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      Jedes rollende Gestirn,
Trinkt aus ihrem Feuerkelch Erquikung
      Wie die Glieder Geister vom Gehirn.

[8]
Sonnenstäubchen paart mit Sonnenstäubchen
      Sich in trauter Harmonie,
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Sphären in einander lenkt die Liebe,
      Weltsysteme dauren nur durch sie.

Tilge sie vom Uhrwerk der Naturen –
      Trümmernd auseinander springt das All,
In das Chaos donnern eure Welten,
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      Weint, Newtone, ihren Riesenfall!

Tilg die Göttinn aus der Geister Orden,
      Sie erstarren in der Körper Tod,
Ohne Liebe kehrt kein Frühling wieder,
      Ohne Liebe preißt kein Wesen Gott!

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Und was ists, das, wenn mich Laura küsset,
      Purpurflammen auf die Wangen geußt,
Meinem Herzen raschern Schwung gebietet,
      Fiebrisch wild mein Blut von hinnen reißt?

[9]
Aus den Schranken schwellen alle Sennen,
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      Seine Ufer überwallt das Blut,
Körper will in Körper über stürzen,
      Lodern Seelen in vereinter Glut;

Gleich allmächtig wie dort in der todten
      Schöpfung ewgen Federtrieb
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Herrscht im arachneischen Gewebe
      Der empfindenden Natur die Lieb'.

Siehe Laura, Frölichkeit umarmet
      Wilder Schmerzen Ueberschwung,
An der Hoffnung Liebesbrust erwarmet
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      Starrende Verzweifelung.

Schwesterliche Wollust mildert
      Düstrer Schwermuth Schauernacht,
Und entbunden von den goldnen Kindern,
      Stralt das Auge Sonnenpracht.

[10]
Waltet nicht auch durch des Uebels Reiche
      Fürchterliche Sympathie?
Mit der Hölle bulen unsre Laster,
      Mit dem Himmel grollen sie.

Um die Sünde flechten Schlangenwirbel
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      Scham und Reu', das Eumenidenpaar,
Um der Gröse Adlerflügel windet
      Sich verräth'risch die Gefahr.

Mit dem Stolze pflegt der Sturz zu tändeln,
      Um das Glük zu klammern sich der Neid,
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Ihrem Bruder Tode zuzuspringen
      Offnen Armes, Schwester Lüsternheit.

Mit der Liebe Flügel eilt die Zukunft
      In die Arme der Vergangenheit,
Lange sucht der fliehende Saturnus
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      Seine Braut – die Ewigkeit.

[11]
Einst – so hör ich das Orakel sprechen, –
      Einsten hascht Saturn die Braut,
Weltenbrand wird Hochzeitfakel werden,
      Wenn mit Ewigkeit die Zeit sich traut.

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Eine schönere Aurora röthet,
      Laura, dann auch unsrer Liebe sich,
Die so lang als jener Brautnacht dauert,
      Laura! Laura! freue dich!

Y.