B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Friedrich Schiller
1759 - 1805
     
   


A n t h o l o g i e
a u f   d a s   J a h r   1 7 8 2


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[1]
      Die
      Journalisten und Minos.
      1781.
      _________

Mir kam vor wenig Tagen
      Wie? fragt mich eben nicht,
Vom Reich der ewgen Plagen
      Die Zeitung zu Gesicht.

5
Sonst frag ich diesem Essen,
      Wo noch kein Kopf zerbrach,
Dem Freykorps unsrer Pressen
      Wie billig, wenig nach.

Doch eine Randgloß lokte
10
      Izt meinen Fürwiz an,
Denkt! wie das Blut mir stokte,
      Als ich das Blatt begann:

[2]
„Seit zwanzig herben Jahren“
      (Die Post, versteht sich, muß
15
Ihr saures Stündchen fahren
      Hieher vom Erebus)

„Verschmachteten wir Arme
      „In bittrer Wassersnoth,
„Die Höll kam in Allarme
20
      „Und foderte den Tod.

„Den Styx kann man durchwaten,
      „Im Lethe krebset man,
„Freund Charon mag sich rathen,
      „Im Schlamme liegt sein Kahn.

25
„Kek springen schon die Tode
      „Hinüber, jung und alt,
„Der Schiffer kommt vom Brode
      „Und flucht die Hölle kalt.

[3]
„Fürst Minos schikt Spionen
30
      „Nach allen Gränzen hin,
„Die Teufel müssen frohnen,
      „Ihm Kundschaft einzuziehn.

„Juhe! Nun ists am Tage!
      „Erwischt das Räubernest!
35
„Heraus zum Freudgelage!
      „Komm Hölle komm zum Fest!

„Ein Schwarm Autoren spükte
      „Um des Kozytus Rand,
„Ein Dintenfäßgen schmükte
40
      „Die ritterliche Hand,

„Hier schöpften sie, zum Wunder,
      „Wie Buben süssen Wein
„In Röhren von Hollunder,
      „Den Strom in Tonnen ein.

[4]
„Husch! Eh sie sich's versahen!
      „Die Schlingen über sie! –
„Man wird euch schön empfahen,
      „Kommt nur nach Sanssouci.

„Schon wittert sie der König,
50
      „Und wezte seinen Zahn,
„Und schnauzte drauf nicht wenig
      „Die Delinquenten an.

„Aha! sieht man die Räuber?
      „Weß Handwerks? Welches Lands?
55
„„Sind teutsche Zeitungsschreiber!““
      „Da haben wir den Tanz!

„Schon hätt ich Lust gleichbalden
      „Euch, wie ihr geht und steht,
„Bei'm Essen zu behalten,
60
      „Eh euch mein Schwager mäht.

[5]
„Doch schwör ichs hier beim Styxe,
      „Den eure Brut bestahl!
„Euch Marder und euch Füchse
      „Erwartet Schand und Qual!

65
„So lange, bis er splittert,
      „Spaziert zum Born der Krug!
„Was nur nach Dinten wittert,
      „Entgelte den Betrug!

„Herab mit ihren Daumen!
70
      „Laßt meinen Hund heraus!
„Schon wässert ihm der Gaumen
      „Nach einem solchen Schmaus.

„Wie zukten ihre Waden
      „Vor dieses Bullen Zahn!
75
„Es schnalzen Seine Gnaden,
      „Und Joli pakte an.

[6]
„Man schwört, daß noch der Stumpen
      „Sich krampfigt eingedrukt,
Den Lethe auszupumpen
80
      Noch gichterisch gezukt.“

Und nun, ihr guten Christen,
      Beherziget den Traum!
Fragt ihr nach Journalisten,
      So sucht nur ihren Daum!

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Sie bergen oft die Lüken,
      Wie Jauner ohne Ohr
Sich helfen mit Perüken, –
      Probatum! Gut davor!