Josua Harrsch alias Kocherthal
1669 - 1719
Bericht von der berühmtenLandschaft Carolina
1706/09
Das dritte Capitel
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Das dritte Capitel.Von der Fruchtbarkeitdes Lands.
1.SUd-Carolina ist eine von den fruchtbarsten Landschafften / welche gefunden werden mögen / und ist in vielen Stücken so wohl denen Landschafften in Teutschland / als auch denen in Engelland weit vorzuziehen; Doch hat es gleich wie in allen Landen / ungleiche Strichen / und ist also immer eine Gegend besser als die andere.
2.Die Früchte belangend / so geräht vor allem das Indianische Korn wol / so daß / wo man will / solches in einem Jahr 2 mal kan eingeerndtet werden. Die hieländischen Früchten als Waitzen / Rocken / Gersten / Haber gerahten auch wohl / vor allem aber der Reiß / der allda so gut geräth / als an irgend einem Ort der Welt / und in solcher Menge / daß alljährlich viele Schiffe damit beladen und in andere Ort geführet werden; Und weilen die Innwohner hievon weit mehr Nutzen undProfit machen / als von allen andern Früchte / so hat man sich auch hieraus am meisten beflissen / [13] und ist also von den übrigen Früchten bißhero nur etwas weniges gebaut worden.
3.Den Weinbau belangend / so wachsen unterschiedliche Gattungen Trauben hin und wieder von selbsten wild und ungebaut / und haben die Reformirte Franzosen bereits angefangen / ordentliche Weinberge anzulegen/ und befunden / daß es mit dem Weinbau vortrefflich gut thue / jedoch weilen noch nicht allerley Arten von Reben darinnen anzutreffen / als würden diejenige welche zum Weinbau Lust haben / wol thun / wenn sie dergleicen mit hinein brächten.
4.Den Toback betreffend / so geräth derselbe in ganz Carolina so gut / als in Virginia / als welche beede Landschafften hart aneinander liegen: nun ist aber bekant/ daß in Virginia der Toback nicht allein in einer sehr grosser Menge wachse / sondern auch in der Güte schwerlich eine andere Gattung demselben zuvergleichen seye.
5.Nüsse / Kesten oder Kastanien / Pfersing und vielerfey Arten von gutem und geschlachtem Obst wächßt auch hin und wieder von sich selbsten / und seyn dergleichen Bäume in denen Waldungen an vielen Orten häuffig anzutreffen.
6.Allerley Arten von unserm Obst können alleda gepflanzet werden / weilen aber bißhero noch nicht Zweige oder Kern von allen und jeden Arten hinein kommen / als werden die künfftige Ankömlinge wolthun/ wenn sie Zweige von allerley Gattungen / oder zum wenigsten nur die Kern mit sich nehmen / weilen allda die Bäume gröstentheils [14] von den Kernen können fortgepflanzet werden. Doch seyn gleichwol bereits unterschiedliche Arten von hieländischen Aepfeln u. Birnen / wie auch Pflaumen / Quitten / Morellen / Mispeln / und andern dergleichen Baum-Früchten daselbsten / und zwar an vielen Orten häuffig anzutreffen.
7.Weilen auch an unterschiedlichen Orten die Maulbeer-Bäume in grosser Menge zu finden / als hat man einen Versuch mit der Seiden gethan / und befunden/ daß solche sehr wol gut thue / wofern nur Leute vorhanden / die damit umzugehen wissen.
8.Ingleichen finden sich auch Oelbäume / und könte also das Baum-Öhl mit gutem Nutzen zu erwarten seyn / wenn jemand sich darauff befleissen wolte.
9.Baum-Wolle findet sich auch an einigen Orten / und hat man bereits schon hin und wieder angefangen Cattun davon zu verfertigen.
10.Citronen / Pomerantzen / Granat-Aepffel / Feigen und fast alle und jede Gewächse so auß Italien zu uns kommen, sind in Carolina ebenfalls auch befindlich.
11.Kraut/ Rüben / Bohnen/ Erbsen und andere Garten-Gewächse betreffend / so gerahten nicht nur die hieländischen Arten sehr wol / sondern man hat auch noch viel andere Arten von sehr gutem Geschmack / die bey uns gantz unbekant seyn.
12.Gleichwie auch die Wolle wegen der vielen Schaafe / welche die Leute an etlichen Orten halten / häuffig fält: also komt auch Hanff / [14] Flachs und was zum Betüch gehört / sehr wol fort.
13.Holtz zum bauen ist fast aller Orten überflüssig / insonderheit das schönte Eichen-Holtz / auch sehr viel der schönsten Kesten / Kastanien und Nuß-Bäume / welches von etlichen auch zum bauen gebraucht und besser als Eichen gehalten wird: Hiernechst finden sich auch von Bäumen Buchen / Fichten / Cipressen / Cedern / Lorbeer / Myrten und viele andere Gattung mehr.
14.Man hat auch Anzeigungen / daß in etlichen Orten Ertz von Eisen / Bley und andern Metallen anzutreffen; weilen aber solche Dinge zu bauen ein groß Capital erfodern / und noch zur Zeit Niemand so viel Gelds dahin verwenden wollen / als ist es damit liegen blieben: werden also die Ankömlinge nicht übel thun / wann sie sich mit allerley Eisen-Werck versehen/und solches mitbringen; wiewol doch auch von Kauffleuten dergleichen Waaren hinein gebracht werden / und in Carls-Thon zu kauffen seyn.
15.Vor allem aber thut die Vieh-Zucht von Pferden / Kühen / Schaafen / Schweinen / und allerley Arten zahmes Viehes vortrefflich gut / weilen fast aller Orten Weyde zur Gnüge / auch das Viehe das gantze Jahr auff die Weyde gehet / indeme es in Carolina mitten im Winter nicht kälter / als bey uns im Aprilen oder October.
16.Insonderheit können die Schweine sehr leicht und fast ohne allen Kosten in gröster Menge gezogen werden / weilen aller Orten überauß grosse Waldungen / da/ wie man vor gewiß versichern [16] wollen es vieler Orten handdick mit Eicheln lige.
17.Ein gewisser Schiff-Capitain / der beständig in Carolina zu schiffen pflegt / wolte in Gegenwart vieler vornehmen Leute versichern/ daß wegen der grossen Vieh-Zucht fast kein Hauß-Vatter in Carolina (wann er nur erst etliche Jahr daselbst gewohnt) mit recht arm könte genennet werden / weilen fast ein jeder biß in die 100 / ja theils derselben etlich 100 / biß in 1000 stück Viehe im Besitz hätten.
18.An Gewild / Fischen / und Vögeln wie auch an Wasser-Geflügel / als Schwanen / Gänsen / Endten ist aller Orten eine grosse Menge / so daß dem Bericht nach die Ankömlinge / wenn sie nur mit gehörigen Gewehr oder Geschoß versehen / sich zur Noht vom Wildfang erhalten können biß sie ein Stück Lands ausgebutzt / eingesäet und so dann selbiges einerndten können. Unter andern haben auch unterschiedliche erzehlt / daß eine wilde Art von so genanten Welschen oder vielmehr Indianischen Hünern häuffig anzutreffen / deren eine biß 40 Pfund / ja noch darüber wiege / so zwar dieser Orten vielen ungläublich vorkommen möchte; jedoch ist solches nicht allein von vielen auffs gewisseste betheuert worden / sondern es wird auch denen / welchen die grösse deren in Teutschland befindlichen Trappen bekandt ist / solches vielleicht nicht gantz unglaublich scheinen.
19.Was im übrigen den Acker-Bau betrifft / so wird die Arbeit mehrertheils mit Pferden verrichtet / und gemeiniglich der Pflug mit zwey Pferden bespannet. [17]
20.Es können auch die Ankömmlinge Pferd / Kühe und anders Viehe / so ihnen anfangs zu erkauffen nöthig / vor gantz billichen Preiß fast wie hieraussen / und zum theil noch wolfeiler haben: Zum Exempel / eine Kuhe ist vor weniger Zeit verkaufft worden um ein Engelländisch Pfund / oder höchst 1½ Pfund / ein Engelländisch Pfund aber ist bey nahe 9. fl. hießigen Geldes.
21.Die wüste Feldungen betreffend / so seyn es zum theil Waldungen von grossen Bäumen / zum theil mit niedrigen Büschen und Hecken bewachsen / zum theil auch ledige Plätze / die mit Graß bewachsen seyn; und ob wol diese letztere am leichtesten umzuackern / so hat man dannoch befunden / daß daselbsten gleich aller Orten / die mit Bäumen oder Hecken bewachsene Plätze / wenn sie außgeputzt und in Bau gebracht werden / fruchtbarer als jene zu seyn pflegen.
22.Endlich so befinden sich noch unterschiedliche andere Dinge in Carolina / welche mit grossem Nutzen zu Geld können gemacht werden / als Indigo / so / wie bekant / ein theure Farbe ist / item Ambra de gris *), an etlichen Klippen sollen auch Perlen anzutreffen seyn.
23.Hieher kan auch noch der Thee gerechnet werden / welchen man gleichergestalten in Carolina zu pflantzen vorgenommen hat.
―――――――― *) Ambra de gris ist eine graue, wachsartige Substanz, die aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen gewonnen wird. Sie wurde früher bei der Parfümherstellung verwendet. |