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- O d e n u n d E l e g i e n .
G e r m a n i k u s u n d T h u s n e l d a .
1 7 6 0 .
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- G e r m a n i k u s .
Bist du, wie es dein Blik, dein stolzer Anstand
Mir verkündet, bist du Armins Gemahlinn,
Der zum Land der Cherusker
Vom Kapitole den Donner rief?
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- Der traf! Du bist's zuerst, die nun Augustus
Zum Sühnopfer ergreift! Die allgerechten
Götter schlagen den Mann nun,
Der zum Verderben den Seegner zwang.
Du antwortest mir nicht? Wie dieser Busen
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- Vom verhehlten Stolz schwillt! Was blikst du drohend
Auf den Schoos? Izt noch stolzer!
Sieh mich an - Rede Cheruskerinn!
T h u s n e l d a .
Daß nicht, Römer, das Kind hier unterm Herze
Dieses Prahlen vernimmt! Der Adlersieger,
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- Der mit fünf Legionen,
Hermann, ha! Deine Thusnelda fing!
Fing? Ach! Stehet er nicht dort, der gebunden
Uns dir brachte, du Held? Er war, ach! einst war
Er war mein Vater! O Hertha,
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- Räche die einzige Thräne nicht!
G e r m a n i k u s .
Wahrlich du hast ein Herz, ein Römer sagt's dir,
Einer Römerinn wehrt! Laß dieses sprechen,
Wär' ich Armins Gefangener,
Sage, was würd' der Cherusker thun?
T h u s n e l d a .
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- Dich erwürgen! Ich dacht', du hätt'st den Altar,
Am Altar die Trophäen, da die Gebeine
Der Tribunen gesehen,
Die von den Opfern Odins zeugen.
G e r m a n i k u s .
Hier sprachst du dein Urtheil! Jedoch vernimm mich!
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- Es sagt Cäsar, durch ihn die Götter, welche
Rom verehret; ich siege,
Wohl dem Besiegten zu thun! Sey frey!
Sag', kömmst du zu Armin: was wüthest du doch
Wieder dich und dein Volk? Germanikus giebt
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- Deinen Küssen mich wieder!
Wieder den Sohn! Sey ein Freund von Rom!
T h u s n e l d a .
Weg mit Freyheit von dir! Fluchst du dem GOtt nicht,
Der Augustus hieß, und zwölf Legionen
Sandt', ein Volk zu zerstreuen,
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- Das seinen Namen nie hörete?
Und ich soll dies Volk, weil du mich frey giebst,
Zu Anbetern von ihm erniedrigen? Nein!
Ich sey deine Gefangne,
Bis mich mein Hermann - Er wird's - erlöst!
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