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- O d e n u n d E l e g i e n .
D a s A n s c h a u n G o t t e s .
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- Mit Zittern freu ich mich,
Und würd es nicht glauben;
Wäre der nicht der Ewige
Der mirs verheissen hat!
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- Denn ich weiß es ich fühl es:
Ich bin ein Sünder!
Würd es wissen und fühlen;
Wenn auch sein göttliches Licht
Heller mir meine Flecken nicht zeigte,
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- Nicht enthüllte
Meiner Seele Todesgestalt!
Mit tief anbetendem Erstaunen,
Im Stande zitternd, freu ich mich!
Ich werde Gott schauen!
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- Forsch ihm nach, dem göttlichsten Gedanken,
Den du zu denken vermagst,
O die du, nah am Grabe deines Leibes,
Doch ewig bist!
Nicht, daß du wagtest
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- Ins Allerheiligste zu gehen!
Viel unüberdachte,
Viel nicht geprießne, nicht gefeyerte,
Himmlische Gnaden
Sind im Heiligthume,
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- Ausser dem Allerheiligsten.
Von ferne, nur von ferne,
Nur einen gemilderten Schimmer,
Damit ich nicht sterbe!
Einen für mich durch Nacht
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- Gemilderten Schimmer
Deiner Herrlichkeit seh ich.
Wie groß war der, der beten durfte:
Hab ich Gnade vor dir gefunden; so laß mich
Deine Herrlichkeit sehen!
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- Der so zum Unendlichen
Beten durft', und erhört ward!
Ins Land des Golgatha kam er nicht!
An ihm rächt' es ein früherer Tod,
Daß er Einmal, nur Einmal
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- Nicht glaubte!
Wie groß zeigt ihn
Selbst die Strafe!
Und doch verbarg der Vater ihn
In eine Nacht des Bergs,
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- Als vor dem Endlichen
Des Sohnes Herrlichkeit
Vorübergieng!
Als die Posaun auf Sinai schwieg,
Und die Stimme der Donner!
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- Als GOtt von GOtt sprach!
Uneingehüllt durch Nacht,
In eines Tages Lichte,
Das keine Schatten sichtbarer machen,
Schaut er nun Jahrhunderte schon,
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- (Wir haltens für Jahrhunderte!)
Ausser den Schranken der Zeit,
Ohn Empfindung des Augenblicks,
Dem der Augenblick folgt,
Schaut er nun
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- Deine Herrlichkeit,
Heiliger!
Heiliger!
Heiliger!
Namloseste Wonne meiner Seele!
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- Gedanke des künftigen Schauns;
Du, du bist meine grosse Zuversicht,
Du bist der Fels,
Auf den ich trete,
Und gen Himmel schaue,
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- Wenn die Schrecken der Sünde,
Des Todes Schrecken,
Wenn sie fürchterlich drohn,
Mich niederzustürzen!
Auf diesen Felsen, o du,
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- Den nun die Todten Gottes schaun,
Laß mich stehn,
Wenn mich die Allmacht
Des unbezwingbaren Todes
Einst ringsum einschließt!
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- Erheb, o meine Seele, dich
Ueber die Sterblichkeit!
Blick auf, und schau!
Schau oft, so wirst du stralenvoll
Des Vaters Klarheit
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- In JEsu Christi Antlitz schaun!
Hosianna! Hosianna!
Die Fülle der Gottheit
Wohnt in dem Menschen
JEsu Christo!
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- Kaum schallt der Seraphim Harfe noch,
Sie bebt!
Kaum tönt ihre Stimme noch,
Sie zittert! sie zittert!
Hosianna! Hosianna!
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- In dem Menschen JEsu Christo
Wohnt die Fülle der Gottheit!
Selbst damals, da einer der Strahlen Gottes
Auf unsere Welt,
Jene Weissagung heller leuchtet,
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- Da sie völlig erfüllt ward;
Da er verachtet und elend war,
Als kein anderer Mensch
Verachtet und elend war!
Selbst damals erblikten
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- Nicht die Sünder
Aber die Engel erblikten
Des Vaters Klarheit
Im Angesichte des Sohnes!
Ich seh, ich sehe den Zeugen!
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- Neun entsezliche Mitternächte
Hatt' er gezweifelt!
Hatt' er mit der Schmerzen Bängsten
Anbetend gerungen!
Ich seh ihn, und ahnende Freuden,
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- Wie keine der Freuden ist,
Welche die Erde nur giebt,
Durchbeben, erschrecken mich!
Glühn an meiner Stirn!
Schlagen in meinem Herzen!
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- Ich seh ihn!
Ihm erscheint der Auferstandene! - - -
Seine Hände legt er
In des Göttlichen Wunden!
Himmel und Erde vergehen um ihn!
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- Auch er sieht die Wahrheit des Vaters
Im Angesichte des Sohns.
Ich hör, ich hör, ich hör ihn!
Er ruft!
(Himmel und Erde vergehen um ihn!)
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- Er ruft!
Mein HErr! und mein GOTT!
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