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- [ G e s u n d h e i t s g l ü c k
u n d S e e l e n f r i e d e n ]
Der Empfänger des Briefgedichts
ist nicht bekannt.
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- Gesundheitsglück und Seelenfrieden
Wünsch ich zum Fest des Osterlamms
Vom Krankenlager wo ich müde
Bin wie der Hauer manches Stamms
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- imm Walde wenn er Feyerabend
nach lannger Saurer arbeit macht
Da lag ich nun Ein fieber habend
erbärmlich seit der Sonnttagsnacht
mitt Eingefalem, magren, blaßen
und nicht vergnügtten anngesicht
Daß fieber halt mich izt Verlassen
Doch muth und Kräffte hab ich nicht
Denn ich genoß nur Theegewäßer
bin matt wie fliegen sind Zur Zeitt,
Wenns laub Von Bäumen fällt und weitt
Vomm lindenwipfel durch die Lüffte wird verstreut
Vielleicht wird mir bald etwas beßer
Heut wag ichs wie die anndern Eßer
Ein wenig aber mäßiglich
zu Kosten Von der Mittagsspeise
Empfehle Deinem Clermond mich
und send Ihm hier Verbeßrungsweisen
Daß Lied woran die Kenner sich
belustigtten mit Tadlerlachen
Die Herren sehen nun daß ich
Ein neues Wörttchen nicht gezwungen durfftte machen
weill mirs am reim Gebrach, Sie sehn
Daß es mitt Vorbedacht gescheht!
indeß hab ichs leicht weggestrichen
weills eben nicht gebräuchlich scheint
Daß man zu Einem Fürchterlichen
Beherztten großen Feldzug weint
und Singt imm weinerlichen Thone,
ob gleich daß euer Wort nicht zu Verwerffen ist
Ein andermahl brauch ichs und frage nach dem Hohne
Der Tadler nichts wenn Du mir immer günstig bist.
Charfreytags
den 18. Aprill 1778.
A. L. Karschin.
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