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- G e d i c h t e
N a c h d e r D i c h t e r i n T o d e
n e b s t i h r e m L e b e n s l a u f f
H e r a u s g e g e b e n v o n I h r e r T o c h t e r
C . L . v . K l [ e n k e ] g e b : K a r s c h i n ,
B e r l i n 1 7 9 2
L i e d e r d e r L i e b e .
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- An Milon.
Einfältig machte die Natur
Mein Herz und meine Sinnen;
Beständig lieben kann ich nur,
Und alle mein Beginnen,
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- Mein Dichten, Trachten, Wunsch und Flehn
Bestehet bloß darinnen
Dich aufzusuchen und zu sehn
Und Deinen Blick zu fühlen.
Ich habe nie daran gedacht
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- Dir einen Streich zu spielen;
Doch gestern hab ichs fein gemacht,
O laß Dirs nur gestehen:
Die Rose, die ich Dir gebracht
Fing schon an zu vergehen,
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- Sie fiel dir endlich aus der Hand.
Du hubst sie auf und bliesest
Den Staub von ihr, und ich empfand,
Was du ihr jetzt erwiesest,
Die Ehre, die ihr ward gethan.
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- Saß hinter dir mit Lauschen
Scharfaugicht wie ein Falk, und san
Darauf, sie umzutauschen.
Und das gelang mir gar zu gut:
Sie lag vor meinem Blicke
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- Ganz säuberlich in deinem Huth;
Und mir zum großen Glücke
Sprachst du mit irgend einem Hirt.
Husch fuhr ich zu, und raubte
Die Rose, die mich stärken wird,
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- Bey schon gesunknem Haupte.
Husch legt ich eine größre hin
Mit unverwelkten Blättern,
Und dankete mit frohem Sinn
Herzinnig allen Göttern,
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- Daß ich den Streich so klug gespielt,
Nicht ohne Furcht und Beben
Hab ich den süßen Raub erzielt,
Du wirst mirs doch vergeben?
An Denselben.
Milon, gestern war ich selig,
Wie ein Sonnenbürger ist:
Ach mein Auge hat unzählig
Diese Stirne sanft geküßt,
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- Die der Mahler kaum so göttlich
Mahlen wird, als du sie hast.
Mache mir doch künftig spöttlich
Nicht die Tage mehr zur Last -
O was hab ich ausgestanden,
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- Als Zemire ward gespielt,
Und mich deine Blicke fanden,
Und ich nicht den Trost erhielt,
Daß du in der Nähe bliebest.
Sage mir, warum du so
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- Meiner Seele Kummer liebest?
Sprich, warum dein Fuß entfloh,
Daß ich deiner vollen Schläfe
Feine Locken nicht mehr sah?
Denke nur, wie mir geschah,
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- Fast als ob ein Blitz mich träfe,
Weinen wollt ich eine Fluth,
Durfte nicht und musts ersticken.
Schmerz durchflammete mein Blut,
Wehmut saß in meinen Blicken,
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- Bis Zemirens Rose kam,
Und ich meine Rosen dachte,
Und der gar zu schwere Gram
Sich durch Thränen leichter machte.
An Milon.
Zanken will ich nicht und klagen,
Aber eins muß ich dir sagen:
Du, der du mein Herz gewannst,
Milon, der du mich bewirthen
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- Durch ein freundlich Lächeln kannst,
Du verschmähtest jüngst die Myrthen,
Weil du dich nicht drauf besannst,
Daß dein Weigern mich betrübte,
Ach du wustest nicht, daß ich
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- In die Veilchen mich verliebte,
Welche zum Beneiden sich
Dir ans Herz gelegt befanden,
Tauschen wollt ich gern mit dir,
Und du hast mich nicht verstanden.
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- Diese Veilchen wären mir
Heiliger noch als die andern,
Die dein Diener mir gebracht;
Und sie sollten mit mir wandern
In des finstern Grabes Nacht.
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- O wie kannst du das verachten,
Was dir meine Liebe beut;
Kannst du nicht mein Herz betrachten
Bei der Blumen Kleinigkeit?
Pflücke du mir auf dem Platze,
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- Wo dein Fuß zu wandeln pflegt,
Blümchen, die der Grasraum trägt,
Und ich mache sie zum Schatze.
Gänseblümchen nähm ich an,
Und ein Zweigchen von den Bäumen,
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- Die ein jeder nutzen kann;
Wo in lügnerischen Träumen
Sich der arme Kriegesmann
Ausgestreckt am Tische weidet,
Und noch hungert, wenn er wacht,
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- Und den Reichen noch beneidet,
Der sich Promenaden macht. -
Solch ein Zweigchen, du mein Lieber!
Brich mir im Begegnen ab,
Und ich freue mich darüber,
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- Weil mirs Milon gab. -
Elegie auf die Geduld.
[Magdeburg, den 28. Februar 1762.]
Nein länger kann ichs nicht ertragen,
Das ist zu viel, ist gar zu schwer,
Das müßte mich zu Boden schlagen,
Wenn ich die Stärke selber wär.
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- Ich habe die Geduld verloren,
Die große Leidenträgerin,
Die bei mir war, als ich gebohren,
Und auferzogen worden bin;
Die nimmer noch von mir gewichen
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- In mancher jämmerlichen Noth:
Ach die Geduld ist nun verblichen,
Der falsche Milon schlug sie todt.
Mit einem Herzverachtungsstreiche
Ward sie getroffen, und mein Herz
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- Weint Thränen über ihrer Leiche
Erstarret unter seinem Schmerz.
Der stolze, spröde Milon sagte
Mir Veilchen zu, und täuschte mich
Viel Tage lang, so oft ich fragte,
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- Mit Aug und Munde kümmerlich.
Zuletzt kam er in meine Hütte,
Trug Veilchen bei sich, schenkte sie,
Ohn Ihren Wink, ohn ihre Bitte,
Der kleinen jungen Corally. -
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- O du Verräther meiner Treue,
Verächter meiner Zärtlichkeit,
Ich übergebe dich der Reue,
Und mich der Leidvergessenheit.
Ich werde dich noch immer denken,
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- Ob du die Seele gleich verwarfst,
Von der du nie mit Goldgeschenken
Ein sanftes Lächeln kaufen darfst;
Auch werd ich stets dich sehen wollen,
Ob meine Lieder gleich hinfort
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- Von meiner Liebe schweigen sollen,
Von ihr hörst du das letzte Wort.
An Milons Billet.
Was seh ich! all ihr Thatenrichter!
Ihr Götter! - Was erblick ich hier!
Ha, mein Geliebter spricht mit mir,
Er selbst, er ist der feine Dichter,
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- Der diese goldne Worte schrieb -
Nun wirds in meiner Seele lichter,
Nun hab' ichs Leben wieder lieb -
O theures Blatt, wo willst du bleiben;
Mein Herz verlangt dich Schlag auf Schlag
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- Mit heißen Foderungsbetreiben.
Es will du sollst dich Nacht und Tag
An seine linke Seite schmiegen. -
Ach allzusüßes, schönes Pfand
Hier könntest du nicht lange liegen,
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- So hätte dich die Gluth verbrannt,
Die stets in diesem Herzen lodert;
Auch würdest du nur gar zu oft
Von diesem Munde hier gefordert,
Der dich noch dann zu küssen hofft,
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- Wenn er auf ewig sich soll schließen.
Nein, nein, du mußt nicht untergehn,
Ich will dich sehen und genießen,
So lange noch ein Wunsch im Herzen kann entstehn.
Drey Tage soll dies Herz dich haben,
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- Und nach drey Tagen liegst du dort,
Wo Milons Rose ward begraben:
Da soll mein allererstes Wort
Des Morgens früh beim Sonnengruße
Die Frage seyn: wo ist mein Schatz?
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- Und Abends spät nehm ich nach siebenfachem Kusse
Von dir auf meinem Lager Platz. -
An eine Freundin.
Dies Tantalussische Verlangen,
Der heiße Fieberdurst in mir
Ist nun, dem Himmel Dank! vergangen.
Nun, meine Freundin! kann ichs Dir
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- Wohl sagen froh und unverholen,
Nun glüht mir Tag und Nacht der Mund
Nicht mehr wie angeflammte Kohlen,
Seitdem mir Milon hat befohlen:
»Bleib ruhig, bleib gesund -
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- Sonst kränkst du mich« -
Er sprachs, und läßt mich denken:
Ihn, meinen Wunsch, mein Augenmerk,
Ihn, meinen Abgott! nicht zu kränken,
That die Natur ein Wunderwerk -
Eine Rede zu Gott
über die Kürze der Zeit.
Herr, der du über uns des Tages Wagen lenken
Mit deinem Winke kannst, Herr, lehre mich bedenken,
Daß ich davon muß aus der Zeit.
Mein Leben flieht dahin, ist kurz, ist nur so breit,
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- Als diese Hand, mit der ich schreibe;
O warum denk ich mir hier eine Ewigkeit
In einer Welt, in der ich vierzig, funfzig Jahr,
Wenns hoch kömmt, zweymahl vierzig Ernten bleibe!
Herr! wenn du fragen wirst, wie lang ich Wandrer war
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- Hier unter dir auf deiner Erde?
Wie ich die Stunden angewandt?
O Gott! bey dem Gedank erzittert mein Verstand,
Was ich dir Antwort geben werde.
Früh oder spät schlägt meine Stunde mir,
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- Bestimmt zur letzten meiner Stunden,
Eh ich gebildet ward von dir,
Zehntausend werden wie erwürgt befunden,
Zehntausend bracht ich fühlloß zu,
Ohn daß ich Guts ohn daß ich Böses wollte,
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- Und viele Tausende verschlief ich in der Ruh,
Die mich zum Guten stärken sollte.
Wie wenig Stunden braucht ich wohl
Mich zu dem Schritt vorzubereiten,
Den ich herüber schreiten soll
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- Ins Thor der unumgränzt - endlosen Ewigkeiten!
Die Zeit flieht schneller als ein Pfeil,
O möcht ich ihren kleinsten Theil
Noch haschen um ihn anzuwenden!
Möcht' ich den Tag mit deinem Umgang enden,
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- Und wenn die Sonne mich begrüßt,
Erwachend danken, daß sie meine Tage mißt;
Und wenn der Mond erleuchten kommt die Nächte,
Laß mich ihn sehn und denken, daß
Er auch mir Zeit zur Vorbereitung messe!
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- Erinnre du mich selbst, daß ich es nicht vergesse,
Mein Körper welkt dahin wie Graß.
Seh ich die Gräber, laß mich nicht erschrecken,
Mich wird auch einst solch kleiner Hügel decken,
Mich trägt man auch, die Hand voll Staub, zu Staub,
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- Und ich beschuldige mir selber diesen Raub
Der größten Hälfte meiner Tage;
Nur daß dein Ausruf mirs nicht vor den Engeln sage,
Du Ursprung alles dessen, was da ist.
Herr, der du aller Dinge Anfang bist,
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- Laß mich, so oft ein Jahr vor mir herum gelaufen,
Nachrechnen meine durchgelebte Zeit,
Mit Vorsatz besser sie zu kaufen,
Die Stunden, mir geschenkt, um in die Ewigkeit
Zu gehn, die Seele anzuschicken,
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- Und diesen Geist der mir aus deinen Händen ward,
Mit wahrer Tugend auszuschmücken,
Herauf zu dir in frommer Zuversicht
Bey allen Handlungen des kurzen Lebens blicken:
O dann verschwend ich meine Stunden nicht,
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- Mich holt der Tod zu dir, und tausend Jahre werden,
Mir kürzer seyn vor deinem Angesicht,
Als jetzt ein Tag auf Erden.
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