B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Anna Louisa Karschin
1722 -1791
     
   



B r i e f g e d i c h t   a n   S c h i l l e r

1786

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Berlin, den 4. Mai 1786.

O Schiller, dem im Schattenreiche
Der Brite Schäcksbaer zugesteht,
Daß Karl von Moor dem Macbeth gleiche
Und Einem Grad noch drüber geht.
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Ich sähe siebenmal die «Räuber»
Und weinte siebenmal gerührt
Ganz anders, als viel Modeweiber,
Wenn ihre Wang ein Tränchen ziert.
Ich ward gewaltig hingerissen
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Von Karls Bereuungs-Klageton
Und glaubt, und habe glauben müssen,
Daß Franz, der höllenwerte Sohn,
Lebendig in den Turm begraben
Den Vater, daß ihn Karl entdeckt
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Und alle seine Mörderknaben
Zum Staunen aus dem Schlaf geweckt.
Dies alles glaubt ich, wie mit Zittern
Das jüngste Schröckens-Tribunal
Geglaubet ward von unsern Müttern
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Und Pech- und Schwefelfeuerqual.
Ich würde noch wohl siebenmal
So gläubig sein, und immer fragen:
«Welch menschlich Auge kann dich sehn
In deinem Bittre-Reue-Tragen,
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In deinem Gotterbarmungsflehn,
Und seine Tränen dir versagen?
Welch Jüngling siehet deinen Sturz
Vom Leichtsinn und von Stolzeshöhen
Und faßt nicht fromm, und gut, und kurz
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Entschluß, auf ebner Bahn zu gehen?»
So würd ich fragen, Schiller, Dir
Zur Ehre, zwanzigmal den armen
Und großen Karl von Moor, den mir
Kein Kritikus mit eiferwarmen
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Sentenzen kleiner machen soll,
Und wenn's in seines Ruhmes Sphäre
Ein Erdenliebling vom Apoll,
Ein *** selber wäre.