BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Wolfgang Goethe

1749 - 1832

 

Die Leiden

des jungen Werthers

 

Zweyter Theil

 

____________________________________________

 

 

 

am 20. Febr.

 

Gott segne euch, meine Lieben, geb euch all die guten Tage, die er mir abzieht.

Ich danke dir Albert, daß du mich betrogen hast, ich wartete auf Nachricht, wann euer Hochzeittag seyn würde, und hatte mir vorgenommen, feyerlichst an demselben Lottens Schattenriß von [129] der Wand zu nehmen, und sie unter andere Papiere zu begraben. Nun seyd ihr ein Paar, und ihr Bild ist noch hier! Nun so soll's bleiben! Und warum nicht? Ich weis, ich bin ja auch bey euch, bin dir unbeschadet in Lottens Herzen. Habe, ja ich habe den zweyten Plaz drinne, und will und muß ihn behalten. O ich würde rasend werden, wenn sie vergessen könnte – Albert in dem Gedanken liegt eine Hölle. Albert! Leb wohl. Leb wohl, Engel des Himmels, leb wohl, Lotte!