Johann Wolfgang Goethe
1749 - 1832
Die Leidendes jungen Werthers
Zweyter Theil
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am 10. Nov.
Ich fange an, mich in sofern ganz leidlich hier zu befinden. Das beste ist, daß es zu thun genug giebt, und dann die vielerley Menschen, die allerley neue Gestalten, machen mir ein buntes Schauspiel vor meiner Seele. Ich habe den Grafen C. kennen lernen, einen Mann, den ich jeden Tag mehr verehren muß. Einen weiten grossen Kopf, und der deswegen nicht kalt ist, weil er viel übersieht; aus dessen Umgange so viel Em[118]pfindung für Freundschaft und Liebe hervorleuchtet. Er nahm Theil an mir, als ich einen Geschäftsauftrag an ihn ausrichtete, und er bey den ersten Worten merkte, daß wir uns verstunden, daß er mit mir reden konnte wie nicht mit jedem. Auch kann ich sein offnes Betragen gegen mich nicht genug rühmen. So eine wahre warme Freude ist nicht in der Welt, als eine grosse Seele zu sehen, die sich gegen einen öffnet. |