BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Philipp Hainhofer

1578 - 1647

 

Beschreibung

eines Trüchleins

 

1636

 

Text:

in: Des Augsburger Patriziers Philipp Hainhofer

Reisen nach Innsbruck und Dresden, S. 290 ff.

Hrsg.: Oscar Doering, Wien: Verlag Carl Graeser, 1901

Facsimile: Internet Archive

 

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Diese Beschreibung stammt aus dem Codex Aug. 11. 22, Fol. der Wolfenbütteler Bibliothek. Der mit dem bescheidenen Titel „trüchlein“ (kleine Truhe) bezeichnete kostbare Kunstschrank wurde von Herzog August dem Jüngeren von Braunschweig auf Hainhofers Anerbieten 1636 bestellt als ein Geschenk für des Herzogs 3. Gemahlin Sophie Elisabeth von Mecklenburg, welche damals ihre erste Niederkunft erwartete. Die wegen der Sache geführte Korrespondenz befindet sich ebenfalls in der Wolfenbütteler Bibliothek im Codex 96. Novor. Sie beginnt am 10. April 1636, wo der Kunstschrank bereits in Arbeit war. Seine Vollendung zog sich in die Länge, weil es Hainhofer an Geld fehlte, die Handwerker zu bezahlen. Am 3. Juli 1636 kam der Schrank zur Versendung; acht Tage später folgte die von Hainhofer selbst verfaßte Beschreibung. Der Preis des Stückes, der mehrere tausend Gulden betragen haben muß, läßt sich nicht mehr feststellen. Der Herzog erledigte seine durch vielerlei Ankäufe bei Hainhofer entstandenen Geldverpflichtungen ratenweise; eine Rechnung Hainhofers über den Schrank ist nicht erhalten. Der Schrank befindet sich heute im Rijksmuseum in Amersterdam.

 

 

[f. 578r]

Beschreibung

aines zierlichen vnnd

gar artig eingerüsteten

trüchleins.

 

 

Dises trüchlein ist von lindenem holtz sauber zusamen gesetzet, von aussen alle gesüms vnnd geflambte keelstöß mit planiertem guettem blettlen gold, vnnd in den fillungen mit messinen gestämpften vnnd im fewr vergulten blechen, auch mit 8 in Frankhreich zu Limoye auf kupfer geschmelzten figuren, gemahlten Vriesen, gezieret, auf die blech sein in circa 200 auß [S. 291] perlenmueternen muschlen geschnittne vnnd in vergulte kästlen versetzte grose vnnd klaine perlen genaglet vnnd gelötet: das trüchlin inwendig mit wolruchendem Cÿpres gefueteret, die deckhel mit gemählen ornieret: alleß beschläg, so in das gesicht khommet, verguldet; vnnd alle dreÿ Daten mit einsetzen zu den rüstungen vnnd ingredientijs versehen, auf das man das trüchlin auch absonderlich, ohne die einsatz, warzu man will, brauchen khünde, welches trüchlin dan vast gentil vnnd manierlich außsichet.

 

 

Schubladen im fueß.

 

Wann man die laden im fueß mit vergultem khlainerem schlissel auffschleusset, [f. 578v] herauß zeucht, vnnd das obenligend abgesteppete meergrüenne maadräzlin herab nimmet, so ist darinnen ain einsatz, den man auch khan außheben, welcher von aussen mit gefarbtem eingelegtem holtz, vnd mit 54 geschnittnen blawen: rothen: vnnd gruenen gläsernen wekhlen gezieret, vnnd mit rothem sammet vnnd guldinen borten außgefuetert vnnd borduret ist.

Man hebe disen einsatz nun herauß. oder lasse ihne in der Schubladen stehn, so ligen in demselben, wie volgt:

Erstlich zur rechten Haupten der laden ain vergulter pittschier hammer, vnd er dessen weißbaininem hefft oder stihl liget ain gruen Jaspines pettschafft blattlin.

Vnnder dem hämmerlin ligt ain geschnittenes gemahltes hundlein, welches, bey den fordern füessen aufgethon, ainen sonnen Compas in sich hat.

Bey dem hämmerlin stekhet ain rott vnnd weiß gesprengtes Jaspines petschir stökhlin, noch ohngegraben.

Mehr ain gedrehetes bainines büchßlin, durch dessen klaines löchlin im dekhelin man 2 [f. 579r] am boden ligende flöhe vergröseret gar perfect sehen kan.

Wan man das einsetzlin bey den guldinen börtlen oder handhebelen heraußhebet, so sein 3 vergulte gestochne blech: die man bey den segglen heraußer zeucht, da dann Im ersten fach seydine schnuerlen vnnd weissen briefspagen: im andern aine streebüchß: vnd im 3.ten das dintenfaß zu fünden ist.

Am boden deß einsatzes vnnder den schreibzeugen ligt [S. 292] beschnittes vergultes papir. Darneben harteß rothes spannisches büsemwachß.

Wan man dises grose einsatz brettlin oder kästlin wider hinein senkhet, so ligt darauf ain vergultes messerhefft mit vergulter kappen veber die klingen, das papir damit zu faltzen: wan man die kappen herabzeucht, so khan man das messer zum schneiden brauchen: wan man das hefft hinden aufschraufet, so ist darinen aine doppelte geschraufte feder zue 2 ertz bleÿen, welche bleÿ vmbs gewendet vnnd wider hinein geschraufet, man zum fassen in der band vnnd zum gebrauch richten khan.

[f. 579v]

An disem messer ligt ain vergulter pfruemen, ain schoneß rundes vergultes nocturnal darbeÿ, vnd ain vergultes circulin, ain vergultes scherlin. Mehr vnder demselben ain geschnittnes eingefassetes perspicil gläßlin, welches alles, warauf man es mit dem gedreheten stihlin nahe hinzu hebet, vergrößert.

An der scheren liget ain vergultes röhrlin mit doppelten ertz bleÿ, welches man beim drukhfederlin auf: vnnd abschieben khan.

Am federrohrlin liget ain vergultes messerlin, an disem ain vergult gefassetes demant stefft. An demselben aine silberne schreibfeder.

So man dises mitlere einsatz bretlin beÿ dem guldinen börtlin herauß hebet, so ist vnden ain löhrer fach, in welchen man brief oder scripturas legen khan.

Am haupt dises bretlins ist ain in ebano holtz gefassetes sand vhrlin mit silbernem sand.

Neben dem vhrlin ain schreibtäfelin, so herr Margraf Friderich von Baden selber gemachet hat.

Darneben liget ain pfeiflin auß katzen äugen. [f. 580r] wan man dises klainste einsatz bretlin mit dem schreibtäfelin herauß nimmet, so ligt darunder in gedrehetem büchßlin ein vom Alessandro Abondio in wachß possiertes schöns weibs brustbildlin.

Beim pfeiflin liget ain bainin gedrehtes perspectiv röhrlin.

Ain eÿsines vergultes trüchlin mit 2 Rigelen, seiner Zeit das guldine pettschafftlin, wan eß fertig, darein zu schlissen ein vergultes rundeß zeigendeß vhrlin, an ainem vergulten pantzer [S. 293] kettelin hangend. Darneben ain wekherlin, auf das vhrlin zu setzen vnnd zu richten.

Im andern halben thail diser Laden oder dises haupt einsatzes, liget: Ain dreÿanglig glaß, die Augen darinen zu erfrischen, weit: vnd veber sich: vnd regenbogen darinnen zu sehen: Item brief, vnnd Schriften auf dem tisch darmit zu beschweren.

Neben disem glaß vornen hero ligt ain mit seydinen flekhlen auf silberner teletta gespikhletes Cammfueter mit Vögel, bluemlen, vnnd der fürstin wappen, [f. 580v] weil Ihren Frl. Gn. dises trüchlin vermaint ist. In dessen ersten Daten ist vornen ain schöner rechter spigel, der effigiem inspectoris repraesentieret, hinden sein 3 andere spiegel gläßlen, alß aines so veriungert, das andere welches vergrösert, vnnd das 3te viel gesichter gibet, beim silbernen kräplin vnden khan man dises spiegel gefäß von ainander spannen, vmb auf ainen tisch zu stellen.

In den 2 anderen, deß fueters Daten sein 3lay Campel, alß ain französischer rorismarin hültziner, ain helfenbaininer, vnd ein schwarzer auß horn von büffel.

Vnder disem kammfueter ist ain khunstlich mit allerlaÿ schönen gefarbten bluemen von mancherleÿ stichen ein geseetes vnnd fleissig genehetes spiegel tuch, mit guldinen spitzen, von groser mühe vnd Arbeit.

Darneben liget aine in silbernen außgeschnittnen schwaif gefassete bürsten, vnder derselben liget Ain vergultner, gestochner 20 passeter singwirfel oder cymbalum, vnd ain gelb augstaininer 6 passeter drehewürfel.

[f. 581r]

Deß Auenarij bettbuchlin in roth sammat eingebunden, vnnd mit gold vnd perlen gestikhet, vnder disem ain gebundner schreib Calender.

[S. 294] Auf der seiten herum dises linkhen hauptens ligen 2 Carten spil ob ein ander, alß deutsche reimen: vnnd welsche drappelier karten, darneben stekhet ain vil passete vergult gefassete vexier brillen, welche dem dardurch sehenden alles multiplicieret.

In dem fach an dem spil Carten stekhen 12 eingelegte Bertelßgader schächtelen in ain ander.

Im doppelten fueterlin ob ain ander 2lay Carten spilen, das grösere für den alteren Prinzen, das klainere für das Junge principino.

In aim gespickhleten schächtelin ist ein zartes gläserins kugelin, welches vol wasser, vnd ain schwänlin drinnen schwimmet.

In ainem mit gold vnnd Scharlach seydin gewürkhtem schönem seckhel sein 50 grose emblematische pfenning zum rechnen, vnd zun Carten spill zue gebrauchen. Wan Zeit were verbanden gewesen, hette man das abgestäppete mataräzlin oder dekhelin, zu aim brett vnd schachspilin accommodiern khünden. [f. 581v]

 

 

Einrüstung des Corporis.

 

Wan man das Corpus oder trüchlin mit vergultem gröserem schlissel auffschleusset, so ist in dessen dekhel ain schönes tischblättlein, mit gemahltem grosem schönem in Toschanischem gebürg gewachßnem naturstain, in rothen sandal eingelegt, welcher treffliche stain vnden die Statt vnnd gebäw, darhinder das wasser, vnnd oben den Lufft vnnd gewülkh alles von selbs gibet, wie am polierten glantz zu sehen, vnnd auf den lustro allain der natur mit der khunst in etwaß geholfen, vnnd Historia regis Salomonis, wie die Kinigin auß Arabia mit herrlichen praesenten khommet, deß Künigs weißhait zue hören, artig gemahlet ist, dise Historia auf serenissimi et Sapientissimi ducis Augusti Brunsuic: et Lunenburgensis doctrinam et celsitudinem alludierend, das die durchleuchtige [S. 295] Herzogin Sophia Elisabetha auch mit ohnaestimierlichem praesent auß Mechelburg khommen, dises augustissimi principis Augusti weißheit zu admiriren, vnd Ihme aufzuwarten, vnd sein oben an den kessel baukhen mit färblen, [f. 582r] auch oberhalber deß vnder der thür stehenden Philosophi zwischen Palladi vnd Apollini, von Brunzo die 2 fürstliche wappelen angedütten vnd in disem tischtafelin vil zu speculieren. So man dises tischlin auß dem dekhel will herauß nemmen, muß man daß vergulte fürgehende rigelin zur linkhen haupten deß dekhelß gegen sich ziehen mit der rechten hand, mit der linckhen hand aber das tischlin, so zimlich schwer ist, herauß auß dem deckhel lupfen, vnd so man spiret, das das sperr rigelin (welches doppelt einsperret) nit mehr eingriffet vnnd fasset, das tischlin (das zur rechten haupten im dekhel an 2 zapfen stekhet) allgemach vnnd mit fürsichtigkhait gar herauß heben, vnd guete achtung geben, das es am herauß heben nit in daß Corpus falle vnd deßelben einrüstung zerschmettere. An wider hinein thon muß man das tischlin auch wider erstlich in die 2 zapfen steckhen, vnnd dan in das rigelin versperren.

[f. 582v]

Wan nun dises tischlin heraussen, so hat dasselbe am boden 2 außgeschwaifte fueßlen mit flach geetzten vnd blaw angelaufenen gäbelen vnd spreißstänglen, welche man in 2 lochlen speret, vnnd das tischlin der khindbetterin aufstellet, wan man die fueßlen wider will zusamen legen, muß man die rigel aÿchelen oder schieberlen wider zurugg ziehen, die spreißgäbelen auß den löcheren nemmen, so khan man das tischlin geschmeidig wider in ainander fuegen.

Wan dißes gemelte tischlin herausßen ist, so sihet man am [S. 296] boden deß dekhelß aine von öhlfarben vom Anthonio Mozart gemahlte schöne landschafft der Historia, wie Maria vnd Elisabetha, bayde schwanger, ainander auf dem gebürg begegnen, Zacharias Sie einholen will, am hauß auch die 2 wappen schiltlen angedütten sein. Wan man auf disem Corpore vil vmb gehet, so ist wol gethon, wan man das tischlin, welches schweer ist, auß dem dekhel nimmet, darmit es die band deß dekhelß nit veberwöge.

 

 

[f. 583r]

Einrustung des Corporis.

 

Oben hero im Corpore ligt auf dem haupt einsatz ain blaw tafettin abgesteppetes küsselin oder madräzlin, den darunder ligenden Seruitio di tauola sauber zu halten vnnd ist der einsatz aussen mit gesottnem geferbten holz eingelegt, vnnd mit 30 grammaliertten runden blättlen von Figuren gezieret, Inwendig auch mit rothem samet vnnd guldinen borten gefuetert vnnd verbremet, vnd so man dißen einsatz bey den griffen auch herauß hebet, man das corpus absonderlich worzue brauchen khan.

Gegen der rechten haupten auf disem gefueterten einsatz brettlin liget Ain sehr schönes gemahltes vnd glaßiertes flaches schaälin mit aim lieblichen khindlin vnd frölichen mußicalischen vnnd spilenden trophaeis vmbhero.

Ein gelbes tiefes schäalin mit aim khindlin, zue beiden seiten 2 klainere tiefe schäalen mit gemahlten Äpfel.

Mehr ain silberin ziervergulter mit stainen versetzter leffel, dessen männlin auf vnd abgezogen, bretter seeget vnd alle glider rueret.

[f. 583v]

Weiter Leffel, messer, piron, Zahnstirer vnd salzväßlin, von Roth Jaspide vnnd agata in vergult silber gefasset.

Wan man dises einsatz brettlin mit allem, so darob liget, herauß hebet, so ist vnder ainem leber farben abgesteppten taffetinen kisselin 1 grösere ettwas tiefe gemahlte schalen mit der Venere.

Vnder ainem incarnatin oder saphlor gefarbt gesteppeten küsselin aine auch tiefe schaalen, mit darein gemahlten musicalischen trophaeis.

Vnder ainem stroogelben gesteppeten küsselin aine sehr hüpsche gemahlte flache schaalen mit Jove, wie Er in ainen ochsen verwandlet Europam hinweg fueret.

[S. 297] Vnder ainem gesteppeten weißtafetinen oder ormesininen küsselin ist in ainer tiefen schaalen gemahlet, wie der Engel der Hagar vnd ihrem sohn Ißmael in der wuestin ainen wasserbronen zaiget. Vnnd müßen diße schaalen alle also, wie sie beschriben, nach einander herauß genommen, vnnd wider also mit ihren von bestrichner baumwoll ain wenig [f. 584r] eingefülleten maträzlen hinein gethon werden, weili sich erdine geschür vnd gläser nit boldern lassen, wan aber ietzt erzelte stukh alle heraussen sein, so ist vnden wider ain sammetin außgeschnittnes dekhelin, das hebt man bey den 3 flachen saulen, zwischen welchen die 4 schaalen stehen, auch herauß, vnd ligen darunder 3 mit bilderen gewückhte damast leinwantine fazelen zum tischtüchlein vnd servietten zue gebrauchen. Von herkhonfft der gelb gemahlten schaalen ist zu merckhen, das alß dem Alexandro Farnesio, duci Parmensi et Placentino (qui filius erat ducis octavÿ, nepos Petrj, et pronepos Papae Paulj III.) welcher in den Niderlanden für das hauß Hispanien dapfere kriegs: vnd heldenthaten verrichtet, zur recompens das schloß zu Piacenza, so biß dahin von Spannischer guardia besetzt ware, geraumet vnd Ihme eingraumbtt: worden, vnd Er regi Phil: II. Hispan: hinwider danckhbar sein wöllen, vnd aber nit gewaist, (weil der Künig auß den Indÿs vnd auß ander orthen vorhin von perlen, edlen stainen, von gold vnd silber die menge hat) was [f. 584v] Er Ihrer Maÿ:tt hinwider für ain rares present thon möchte, Ihme endlich zu gefallen seye, daß er in seim land auß der geschlachten zarten Faenszer-erdten ainen küniglichen Seruitio dj tauola zu richten, vnd die zur selben Zeit beruemteste vnnd khunstreicheste maister, alß da waren Titianus, Tinturettus, Paulus Veronensis, Raphael Urbinus, Bordononus, vnnd andere auf vnd in die grose vnd kläine schaalen gaÿst- vnnd weltliche historias, poesias, rondesquen, vnd allerhand schnakhische Capriccj dissigniern vnnd mahlen lassen wölle, massen es dann mit mehr, alß m/50 kronen vncosten ervolgt, der Künig auch solche donation inaestimable gehalten, Ihne duca den Toson, mit m/10 l/ Jährlichen einkhommens, geschükht: vnnd von dannen auch die vbrige schaalen, die die maister per una costa d'agiuto für sich selber gemachet, sparsim et di tempo in tempo drinnen [S. 298] in Italia, vmb der khunst vnd raritet willen von liebhabern sein auffkhaufft, in das Deutschland bracht, vnd von den khindern geerbet worden, mit langer hand da vnd dort etwan ain oder mehr stukh vmbs gelt noch bekhomen werden.

[f. 585v]

Zuer linkhen haupten dises grosen einsatzes hebt man anfangs gemach die in vergult silber gefassete agatine flahe credenzschaalen herauß.

Hernach das weiß gestraifte zusamengetrukhte trinkhgläßlin.

Forts das mit aim khindlin gemahlte tiefe Suppenschisselin. Alßdan fasset man den vergulten hirschkopf (welcher sein maul in das eckh oder winkhel deß einsatzes stekhet) lupfet ihne vnderhalb seiner Cron zwischen den obren gemach veber sich auß den 2 gablen, in welchen die obren steckhen, guete achtung gebent das die mit 3 khindlen schön gemahlte spitzige Zukherbüchß (so zwischen den Corallen zinkhen herauf gehet) nit zerstossen oder zerbrochen werde.

Wan diser hirschkopf vnd die Zukherbüchß auß Ihren eingeschnittnen stellen herauß sein, so khan man auch das am boden ligende flache schäalin mit dem khündlin, vnnd noch ein anderß dergleichen, so vnder der suppenschissel vnnd credenz schaalen an der wand lainet, auch außheben, vnd alles wider zurugg hinein legen wie es der Ordnung nach, beschribnermaßen, ist [f. 585v] außgenommen worden. da dan sonderlich das flache schäalin, die Zuckherbüchß vnnd der hirschkopf am ersten müßen in ihre stellen gelegt vnnd gestekht werden, observierend das man daß röhrlin an der Zuckherbix nit verstoße.

Wan der hirschkopf heraussen, khan man Ihne auf die hirnschallen setzen, den halß vnnd den mit baÿde Fürstlichen vom Kiliano sauber gestochnen wappen, namen, vnnd sprüchen, gezierten dekhel veber sich richten, an statt ainer wasser oder trinckh kanten brauchen . . Vnnd wan diser grose einsatz ganz wider eingefillet, daß madräzlin wider darauf geleget, khan man den dekhel mit dem tischlin darinnen gemach wider zuschliessen.

 

 

[f. 580r]

Außzug des trüchlins mit dem Apoteclin.

 

Wan man das obere kastlin im haupt oder auf küstlerisch [S. 299] im außzug mit dem klaineren schlisselin, welches oben vnnd vnden gerecht ist, aufschleust, so stehn in fronte die 2 fürstliche wappen mit Ihren farben, darhinder in prospettiva, leise angedütten, gleichsamb nur in stain gehawen, aine khindbetterin, vnd Ein Junges khind daß man badet, gemahlet.

Wan man das einsätzlin auß dem kästlin herauß nimmet (wie man es dan alle Zeit herauß nemmen solle, wan man veber daß Corpus gehen will, darmit im Vmbwenden deß mitlern dekhelß nit alles vnder ainander falle) so ist solches einsätzlin auch mit eingelegtem baistem holtz, vnnd mit 6 runden, ammalierten blättlen zieret, in wendig mit rothem sammet vnnd guldinen passament borduret, vnnd sein in disem gröseren einsatz zu finden:

3 grose

3 mittelmesige

4 klaine

gläßlen, mit gestochnen silberin ziervergulten schräuflen.

4 silberne ziervergulte mit baÿden fürstlichen wappen gestochne runde conserven büchßlen.

[f. 586v]

1 silberne schön gestochne bind: oder salben büchß, an welchen vnder dem dekhel auch beide wappen zu sehen.

Auff dem obern klainern einsätzlin ist ain vergult gloggenspeisin schäalin etwas darinnen an zu treiben vnnd frisch zu halten.

1 Augstainer leffel messer, vnd piron.

1 Italianisch vergultes scherlin: vnd

2 dergleichen messerlin.

1 silberner fingerhuet, zum heften der bunde zugebrauchen.

2 geschmeltzte silberne schächtelen, in deren ainen ain Civet; im andern ain schlag balsam ist.

Ain silberne ziervergulte balsam büchß mit 2 schraufen, in deren ainem ain zimmet: in der anderen ain rosen balsam: im geschrauften Knopf aber aine pomambra di muschio vnnd ambra griggia ist.

1 silberne ziergulte salben spattel.

4 andere silberne, ziervergulte Chÿrurgische instrumentten, iedeß mit doppelten diensten.

2lay kraamring.

[S. 300] Wan man dises obere einsatz bretlin herauß hebet, so ist vnder demselben wider [f. 587r] ain anders einsatz kästlin, in welchem in 4lay Daten zu fünden:

Ein gefassetes stückhlin vnicornu, welches der Cau=r di Sto. Steffano Matheus Vlrich Schwartz auf seinen raÿsen nach zu Jerusalem vnd sonsten alle Zeit vnder seim schlafküssin zum nothfall, bey Sich verwahrete, vnd 2 lb 15 wüget.

In ainem gespikhelten schächtelin 2 schone grose orientische bezoar.

In ainem anderen gespikhelten schächtelin 1 stukh schmarall, etliche stükhlen Florent: Silesische: Maltesische: vnd Türkhische terra sigillata sein.

1 stückhlin von poliertem meer Roßzahn.

1 biber Zahn, den iungen kinderen zum zahnen die bihlerlen mit zu streichen.

1 kettelin von Indianischen rothen saamen.

1 beschlagnes arm bändlin de ungula Alcis.

puluis bezoar.

puluis aureus contra pestem.

Ain schön kunstlich gearbaiteter ring auß Cristall contra vertiginem am blosen leib zu tragen welcher auch gerichtet, ain Conterfett darein zu fassen.

[f. 587v]

So man dises einsatz kästlin auch herauß hebet, so findet sich vnder dem glaßlin kästlin ain schublädlin, welches man beim silbernen knöpflin herfürzeucht, vnnd darinen zu suchen ist:

1 Armeniasischer groser Ring Contra epÿlepsiam.

1 Conciertes bisem papir, welches auf ainen warmen ofen glutpfannen oder warmen glut kopf gelegt, großen geruch von sich gibet.

2lay gefarbte Jaspis zun blut stellen.

1 stern stain, säugenden Frawen vornen angehengt die milch herzue: im rukhen aber angehengt die milch zurugg ziehet.

1 schöner Crottenstain, in khindßblatteren die äugen dormit zu streichen, vnnd wider gifft anzuhengen.

[S. 301] St. Jacob auf aine muschel zu Compostel in schwartz Augstain geschnitten.

2 Achtekhete Carniolblatten, das blut darmit zu stillen.

2 stükhlen schönen gelben Agtstains.

1 katzenaug.

[f. 588r]

In klainen absonderlichen gläßlein, vmb die Jenige, so im Apoteglen sein, darmit einzufillen sein:

1 kostlicher haupt balsam auß Agÿpto.

1 Occidentischer schwarzer Indianischer, wolrichender balsam, auch in leib Contra colicam et ulcera einzunemen.

essentia ambrae.

essentia musci.

essentia tartarj.

Guldin wasser.

weisser bereiteter balsam.

Theriaca Andron. di vena.

liquidum ambrae.

Aurum potabile.

Vnnd ist dises gantze trüchlin, alß das Continens mit seinen Contentis, zu taglichem nöthigstem gebrauch Compendioß vnnd geschmeidig gerichtet, Gott lasse dises Fürstliche khindelbett geschenkh die Fürstliche Fraw khindbetterin mit freuden vnd Nutzen genüessen.