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- D a s R o l l w a g e n b ü c h l i n .
L X X X V I I .
Aus der Ausgabe C (1557)
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Ein Junger Gesell schlûg sein Brawt
vor der Kirchen in das angesicht.
ZU Pfortzheym was ein Junger gesell / der hat ein schöne Tochter zû einem Weyb genommen. Als nun Qijr der tag kam / daß sie solten zu Kirchen gehn / lûde er vil Ehrlicher leüt zur Hochzeit. Auff die ward ein gûttes mahl zugericht / wie dann gemeinklich an allen orthen brauch und gewonheyt ist. Des morgens fürt man sie zû der Kirchen / mit Pfeiffen und Trummen / und was alle frewd da. Als nun der Priester under die Kirchthür kam / die Brawt wolte einsegnen / sahe er die Brawt gar schamperlich mit lachendem mund an / bewegt sie / damit sie auch lachend ward. Diß sahe der Bräwtigam / meynt der Pfaff hett etwas kundtschafit zû der Braut (die doch ein fromme ehrliche Tochter was.) Der Breitgam aber on alle weiter erfarnus / zucket die Faust schlûg die gûtt Brawt inns angesicht das sie zû der Erden fiel / dardurch alle umbstender die so zû der Hochzeit geladen waren / in verwundern kamen / auch der unzucht des Breutgams wenig gefallens hetten. Dise geschichte kam bald für die Herrschafften unnd Oberkeiten / die gaben billichen unnd rechten bevelche / Das man die frommen Biderleüth solt (die Qijv zû der Hochzeit geladen waren) in die Herberg füren / Darinn die malzeyt bereit was. Und aber so bald diß geschehen / solte man den Breutgam in thurn füren / und sein Hochzeit darinn haben lassen. Darinnen er dann etlich wochen sein zeit vertreyben mûst / das dann auch sein verdienter lohn was.
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