B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Georg Wickram
um 1505 - vor 1562
     
   



D i e   H i s t o r y   d e s
t h e ü r e n   R i t t e r s   G a l m y
a u ß   S c h o t t e n l a n d .


Argument, Cap. I - IX

_____________________________________


‹A1v›

      Argument
      in einer gemeyn
      der gantzen History
      dises Bûchs.


      INhalt diser History ist / von eim edlen und theüren Ritter Galmy / uß Schottenland geboren / wie der in so einer inbrünstigen züchtigen lieb / gegen einer Hertzogin von Britania entzündt / deßhalb er von der hertzogin uß Britania verschickt / zû bewarung irs gûten leümbdens. Wie auch die Hertzogin / in abweßen irs herren des Hertzogen / seim Marschalck vertrawt und befolhen / der sye / darumb das sye im nit seins mûtwillens bewilligen wolt / durch ein erdichte falsche anklag / als ein Eebrecherin gegen dem Landtfürsten verklagt / und zûm feür verurteylet. Und wie Galmy in eins münchs gestalt / nach dem der Hertzog selbs wider vom gelobten land kummen / ein kampff mit dem verräterischen Marschalck bestûnd / der hertzogin unschuld an tag bracht / und den Marschalck ins feür / das er der falsch beklagten Hertzogin bereytet / warff und verbrant / und nach absterben des Hertzogen / sein geliebte Hertzogin zû der Ee nam / seiner keüschen waren liebe erfrewet / und ein gewaltiger Hertzog in Britanien ward. Sampt anderem anhang / seer lustig und on allen anstoß menigklich zû leßen. Mit bezierung irer figuren nach einer yegklicher handlung / so sich neben und weitleüffiger zûtragen. Ich bitt nit urtheyl den anfang / Erwig zûvor den außgang. [3]


‹f.1 = A2r›

D i e   H i s t o r y   d e s
t h e ü r e n   R i t t e r s   G a l m y
a u ß   S c h o t t e n l a n d .

 


      Wie Galmy der Ritter nit gen hoff kam /
      sich von wegen grosser lieb zû betth nider leyt /
      wie in Friderich sein gesell dröstet /
      und wie es inen beyden ergieng.


            Das Erst Capitel.

      ES was ein Hertzog in Britannia / an desse hoff wonet ein Ritter / mit namen Galmy auß Schottenland geboren. Der selb gewan ein solche grosse liebe zû des Fürsten ‹A2v› Hertzogin / also das er weder essen noch drincken mochte / auch seines natürlichen schlaffes gantz entraubt / das er in kurtzen tagen von allen seinen kräfften und schöny kummen thet. Das [4] langwirig drauren in zû letst dahin brocht / das er im entlich fürnam zû sterben / und solche heymliche liebe / mit im under den grundt zû tragen. Dann er ye keinem menschen solche liebe zû wissen thûn wolt / wer im auch leyd gewesen / das sollichs die Hertzogin selbs gewißt hätte. Dann er sorgt / so bald die Hertzogin seiner liebe gewar worden wär / sye möchte in grosse ungnad gen im gefallen sein. Als aber der Ritter den flammen der lieb durch keynerley weg außlöschen mocht / und sich aber seim kummer und leiden von tag zû tag zûnam / unnd er sich yetz gäntzlich alles drostes verwegen hat / legt er sich eines abends zû bett / im fürnam da nimmer auffzûston / biß in der todt von solchem leiden und trúbsal nemen thet. Als nun Galmy der Ritter des morgens von seinem gesellen Friderich nit gesehen ward / nach seiner gewonheyt seines gesellen gewartet / der aber nit kummen wolt / Friderich zû im selbs sprach / ‹die sach freylich nit wol umb meinen lieben Ritter ston soll / was mag in doch an dem ort verhindern / ich mich nit genûg verwunderen mag › / in solchen gedancken hin und her spacieren gieng / den morgen ymbiß zû erwarten / zû dem er seinen gesellen zû kummen vermeynet / aber als umb sunst. Als nun die zeit kam / der ymbiß zûbereyt ward / mencklich zû hoff erschinen thet / alleyn Galmy der Ritter nicht gesehen ward / welches seinem gesellen nit wenig schrecken brochte. Dann er offt die verkerte gestalt seines gesellen ‹f.2 = A3r› war genummen hatt. Zûm offtern mal von im begert zû erfaren / aber gantz keyn ursach von im vernemen mocht / Friderichen ein Jor sein daucht / biß der ymbiß vollbracht ward. Als aber das mol vollendet ward / mencklich urlob von dem Hertzogen nam / yeder seinen geschefften nachgieng / Friderich sich nit lang saumen thet / zû seines gesellen kamer gieng / alle verspert fand / ein kleyn weil aldo auff im selb stûnd / nit wissen mocht / seinen gesellen zû finden / inn solchem stillston / ein klägliches seüfftzen und klagen inn seines gesellen kamer vernemmen ward / sich etwas näher zû der kammer fúget / sein haubt an die thür lenet / das [5] hertzliche klagen und seüfftzen / vermeynt zû vernemen / aber alles umbsunst was. Dann die klag seines gesellen so still zû gieng / das nit müglich was etwas davon zû vernemmen / manchen seltzammen unnd frembden gedancken hatt / fast gern anklopfft hätt / aber von wegen seines gesellen under wegen ließ / mit grossem leyd / stillschweigend von dannen gieng / vor leyd nit wißt was er thûn solt.‹Ach Gott von hymel › sprach Friderich / ‹was ursacht doch meinen freündtlichen lieben brûder / zû semlicher schweren klag / im mûß freylich grosses daran gelegen sein. Dann er mirs warlich nit verschwigen hätt › / in solichen gedancken lang hin unnd här gieng / nit gedencken mocht / die ursach seines gesellen klag zû erfaren / in solchem gedancken / des Ritters reitbûben ersicht / die kamer auffschliessen / dem er schnell zû sprach / mit im inn die kamer gieng / seinen gesellen aller verkert an seinem beth ligen fandt. Friderich wunscht im ein gûten tag / inn dem der Ritter seiner klag ein end ge‹A3v›macht hat. Friderich anhûb unnd sprach / «was sol ich mein aller liebster Galmy abnemen ab solchem schnellen und unversehenen nyder kummen / und das ich dich in so verkerter gestalt wider dein gewonheyt / an deinem beth ligen find / ich bitt mir sollichs offenbaren wöllest.» Galmy der Ritter mit einer schwachen unnd traurigen stim / anfieng zû reden / «mein getrewer und lieber brûder / welcher sich allzeit in freündtlicher und brúderlicher liebe / gen mir erzeygt hast. Ich bitt / wöllest mich nit mer fragen / die ursach meinr kranckheyt / die warlich von deinem fragen / nit minder / sunder krefftigklich zûnimpt» / mit dißen worten und weynenden hertzen sich von seinem gesellen keret / manchen schweren seüfftzen ließ / also das Friderich ein groß mittleiden mit im hat / sich deß weynens kümmerlich über haben mocht / zû letst an fieng / also sprach. «Ach mein freündtlicher und lieber Galmy / dein red mich warlich nit wenig bekümmern thût / dieweil ich dich hör also mit mir reden / als mit eym / so dir etwas untrew bewisen hab / nun hast du mich doch dieweil wir geselschafft mit eynander [6] gehabt / inn keynem untreüwen nye erfunden / noch gespürt / deßhalben ich nit wenig unmût ab deiner red empfangen hab. Dieweil aber dir unverborgen ist / mit was vertrewen unser beder hertzen / allweg gegen eynander gestanden seind / und das mein noch ungezweyffelt stot / umb sollicher freündtlichen und brúderlichen liebe willen / ich dich ermanet und gebetten haben will / wöllest nit minder vertrewen unnd drost (dann allwegen) zû mir setzen / und mir dein yetziges anlygen kummer unnd leiden entdecken / würst du ob ‹f.3 = A4r› Gott will / ein gûten und getreüwen rhat bey mir finden. Damit du von solcher deiner kranckheyt erlößt werden solt. Dann fürwar soll mich keyn múh / gelt / noch gût daran verhindern / wo mir anderst müglich sein mag / unnd ob ich schon mein leib daran strecken solt / ich unverhindert dir understand zû helffen.»
 

      Wie Galmy der Ritter seinem
      gesellen die ursach seiner /
      kranckheyt zû wissen thût /
      und wie es im darnach ergieng.


            Das Ander Capittel.

      ‹A4v› ALs Galmy der betrúbt Ritter / seinem liebsten gesellen so freüntlich mit im reden hort / sein fürnemen einsteyls zûruck schlûg mit seinem gsellen also anfieng zû reden. «Dein freüntlichen und sússen wort / aller liebster Friderich / mir mein fürnemen gäntzlich gebrochen hand / unnd das so ich mir fürgenommen hat / in mein grab zû behalten / von dir bewegt würd / dir semlichs zû entdecken. Du solt wissen mein Friderich / das ich nye gedacht hab / dich eynigen falsch gegen mir zû brauchen / dann ich dich in allen trewen in allweg gegen mir gespürt / unnd funden hab / deßhalben verschaff uns beyd alleynig in dißer kamer zû sein / will ich dir die ursach meiner kranckheyt gäntzlich entdecken.» Friderich des Ritters bûben [7] uß der kamer schûff zû gon / die kamer nach im zû schloß / sich zû fûssen auff seines gesellen beth setzet / der antwurt mit begirigem hertzen von im warten was. Galmy der Ritter anfieng unnd sprach / «mein Friderich / demnach du von mir begert hast / zû erfaren die ursach meinr kranckheyt. So wiß das ich nu ein lange zeit mit schwerem seüfftzen und klagen beladen geweßen bin / deß dir dann mein traurigs angesicht zû mermalen anzeygung geben hat / diß mein langwirigs trauren und klagen / mich zû letst in dise mein kranckheyt bracht hat / auß welcher mich keyn Artzet nymmer mer erlößen kan / oder mag. Darumb mich nit not sein daucht / mein anligen eynichem menschen zû entdecken / und ist mein entlich fürnemen also zû sterben / so bald und ich dir mein klag geoffnet / du wol abnemmen würst / mir in keynen weg zû helffen sein. Mein lieber ‹f.4 = B1r› Friderich du solt wissen / das ich vergangen zweyen monaten / angefangen lieb zû haben / ein weibs bild / wölcher nit zimpt einem also schlechten Ritter als ich bin / lieb [8] zû haben / deß gleich mir auch nit gebirt / ein soliche fraw lieb zû haben / noch vil weniger ir mein lieb zû offnen / wie wol mich keyn unerliche liebe gegen ir nye angefochten hat. Alleyn wo ich einmal von ir hett mügen eynichen drost empfahen / aller mein schmertzen sich inn freüd gekert hat / Dieweil ich aber wol erachten mocht / das nit müglich wer / ich trost von der Frawen zû empfahen. Hab ich mirs so schwärlich an mein hertz geleyt / das ich eyner solchen schwären kranckheyt nider kummen bin» / mit solchen worten und schwärem seüfftzen / der Ritter seiner red ein end gab. Friderich sich nit genûg ab seines gesellen red verwundern mocht / eins theyls ein trost empfieng / dieweil er keyne andere ursach vernam / so den Ritter zû semlicher krankheyt ursachet / wider anfieng / uff ein solche meynung mit dem Ritter zû reden. «Ich kan mich aller liebster Galmy / nit genûgsam verwundren / die ursach deiner kranckheyt / ich wol vernimm. Nun nimpt mich doch ymmer wunder / wohin doch die mannlichen flammen deines gemúts geflohen seind / hast du die also lossen durch eins weibs willen erlöschen / gedenckst du nit wo mit du den Ritterlichen orden bekummen hast / warlich nit von liebe wegen / so du zû Weiben getragen / sunder deine mannlichen und dapfferen thaten / deß ein ursach geweßen seind. Darumb schlach von dir ein sollich weibisch gemút / und greiff dapffer nach den waffen / deines Ritterlichen amptes / fürwar so du die sach selb be ‹B1v›dencken woltst / mir nit not sein würd / ein sölche red mit dir zû haben / dann was grossen spot drauß erfolgen würd / so man sprechen möcht. ‹Galmy der Ritter / welcher seinen feinden mit dapffrem gemút / hat dörffen begegnen / und in keynem streyt / sich der waffen seins feinds entsessen hat / der selb jetz on alle schwertschleg / von eins weibes wegen sich dem tod ergeben hat › / davor Got sein wöl / hierumb mein Galmy / wöllest meinem getrewen rhat volgen / uff ston / und uns kurtzweil mit eynander haben.» Als nun der Ritter / seinen gesellen in solcher meynung hat hören reden / eins teyls gerewen ward / das er im sein anligen geoffnet hat / [9] doch widerumb anfieng / und sprach also. «Deinem rhat mein aller liebster Friderich / wol zû volgen wär / wo mir müglich sein möcht dem also leichtlich nach zû kommen / du schlechst mir für die manlichen und dapffren thaten / dadurch ich in Ritterlichen orden kummen bin / darzû red ich / keyn sorg / angst / noch gfor / mich nimmermer dahin bringen möcht / dahin mich die lieb mit irem gwalt hin gedrungen hat / wölcher ich gantz keyn widerstand hab künnen thûn / und iren gewalt so frevenlich an mir müssen gestaten. Darumb dann dein red gar umbsust gegen mir ist / wo du aber ye vermeynen woltst / ich alleyn der wär / so die liebe überwunden / so nim zû gedancken / die alten weißen und starcken männer / und zû aller fordrist unsern ersten vater Adam / bedenck wohin in die liebe gedrungen hab / gedenckstu nit an die dürstigkeyt unsers alten Propheten Davids / der in seiner jugendt underston dorfft / den grossen Goliam / umb zû bringen / als er dann thet / warzû in aber die lieb in seinem alter bracht hat / ist dir unverborgen / ‹f.5 = B2r› wer hat Samson umb sein leben bracht? was ist die ursach geweßen das die mächtig statt Troya zerstört worden ist? wer hatt Achillem und Jasonem umb ir leben brocht? deren ich mich keym vergleichen mag. Ist nit Pontus auch ein manlicher unnd kúner Held geweßen? Herr Tristrant nit wenig gefärligkeyt durch liebe willen bestanden hat / ich geschwig des Piramus / der sich umb seiner Tyspe willen / willigklich inn den todt ergeben thet / wer wolt mich dann vor solchem gewalt gefreyt haben? Du aber so nye erkant hast / was ware und rechte liebe sey / nymmer mer gelauben magst / was gewalt und sterck die liebe verborgen dreyt / darumb du dich mit höchstem fleiß davor bewaren unnd húten solt / ein eben bild ab mir nemmen / und dich dißem gewalt nymmer mer underwürfflich machen / dann wo du dich ein mal in solche gfor begibst / nymmer leichtlich davon entpfliehen würdst. Hierumb mein Fridrich so laß von deiner red / und belad mich nit mit mer kummer / dann ich mit schwerem joch beladen binn» / Fridrich nit klein verwundern ab solcher red [10] empfieng / nit wußt / ob er weiter mit Galmyen reden wolt / oder also still schweigend von im gon / yedoch bezwang in die trew und lieb / so er zû seinem gesellen trûg / nit lassen mocht / von newem also anfieng zû reden. «Fürwar Galmy / nit wenig seind / so also von wegen grosser lieb / sich in grosse geferligkeyt begeben hand / und wie du sagst / nit kinder geweßen / noch meynt ich nit meiner vorigen red / dich von deinem fürnemmen ab zû wenden / ab solcher red / bitt ich dich keyn verdruß haben wöllest / dieweil aber mein vorig meynung an dir nicht verfahen ‹B2v› mag / so bitt ich doch / wie vor / wöllest mir den namen dißer personen anzeygen / die weil du dich doch in allen züchten liebhaben meynest / und mir nit anderst bekennet hast. Wo dir dann (wie du sprichst) mit irem drost geholffen werden mag / solt du sunder zweyffel gedröst sein / ich zû wegen bringen will (wo mir anderst diße Frauw bekant ist) sye selb mit mund unnd iren drost dich heym sûchen mûß / dann freylich ein unbarmhertzig weib die sein múßt / wölche ein so edlen unnd theüren Ritter / irs drosts halben verderben ließ / hierumb biß frölich / der sachen noch wol gûter rhat beschehen soll.» Gallmy ein wenig drost von dißer red empfieng / mit trauriger stymm also anfieng zû reden / «fürwar Friderich dein rhat nit wenig an mir verfahen würdt / wo nun also statt gschech / wie du mir angezeygt hast / aber fürwar / die sach nit wol müglich zû wegen zû bringen ist. Dann die Fraw so mein hertz gefangen hat / ist mein aller Gnädigste Fraw / die Hertzogin / wölche mich mit irer schöne und zucht / so krefftigklich gefangen hat / das mir nit müglich ist / die sach anderst dann mit dem todt / zû verkummen.» Friderich / als er von seinem gesellen verstanden hat / das er inn so grosser liebe entzündt / namlich gegen der Hertzogin selb / nit gedencken mocht / wie der sach zû begegnen wär / groß sorg und angst sein hertz umbgeben thet. Jedoch bezwang in die liebe / so er zû seinem gsellen trûg / das er im endtlichen fürnam / selbs mit der Hertzogin zû reden / anfieng unnd also sprach. «Gehab dich wol / mein Galmy / ich wil ob Gott will / [11] die sach zû solchem end bringen / das ee dann die nacht wider an den hymel kumpt / die Hertzogin per ‹f.6 = AB3r›sonlich mit dir reden mûß / und dich inn deinem leyd trösten / dieweil du sprichst / sye in allen züchten und eeren liebhaben.» «Fridrich» / sprach der Ritter / «wo solichs geschech / möcht mir keyn größer freüd auff erd nit begegnen / du solt auch des sicher und getröst sein / das mich keyn unordenliche liebe / gegen meiner aller gnädigsten Hertzogin nye keyns wegs angefochten hat / derhalb auß diser ursach / alle sorg zû ruck schlagen solt. Dieweil nun dich selb urbittig gemacht hast / und mich understost mit deiner trew / von diser meiner schweren kranckheyt zû erlößen / hierin ich ware und rechte trew an dir speüren mag / bitt dich hiemit müglichen fleiß an keren wöllest.» «Biß getröst» / sprach Friderich / «ich gang dahin / meinem fürnemmen statt zû thûn / gehab dich wol mein Galmy / dann dir gewißlich / die Hertzogin / persönlich iren drost geben und mit theylen soll» / mit disen worten Fridrich von seinem gesellen gieng / willens was / wo er die Hertzogin bedretten möcht / ir das anlygen seines gesellen zû entdecken.
 

      Wie Friderich von seinem gesellen schied /
      inn einem schönen garten der Hertzogin warten thet /
      ir seins gesellen kranckheyt zû wissen thût /
      wie ir hernach hören werdt.


            Das III. Capittel.

      FRiderich der edel und trew Jüngling / von seinem gesellen gangen was / manchen frembden und seltzamen gedancken hatt / inn was meynung er doch mit der Hertzogin reden wolt / lang in seiner kamer alleyn manchen frembden und seltzamen anschlag machet / zû letst nach langem seinem ‹B3v› gedancken / in einen schönen Baumgarten sich fúgen thet / in wölchem er [12] die hertzogin offt kurtzweil sûchen wußt / lang in dem garten auff und ab gieng / für unnd für gedancken hatt / mit wöllichen worten / er doch der Hertzogin seins gesellen kranckheyt entdecken wolt. Zû letst sich zû einem kúlen brunnen under einen Apffelbaum nidersetzt / der Hertzogin zûkunfft zû erwarten / in solchen seinen vilfeltigen gedancken hinder sich blicket / die Hertzogin / mit zweyen iren Junckfrawen kummen sach. Den Jüngling daucht / die Hertzogin ‹f.7 = B4r› nye so schön geweßen sein / dann ir schöne den gantzen Garten durchleüchten vermeynt. Mit züchten auffstûnd / mit erschrocknem hertzen der Hertzogin begegnen thet / und mit gebognen knyen und züchtiger reverentz die Hertzogin grûßt / unnd darnach anhûb also mitt ir zû reden. «Aller Gnädigiste unnd hochgeborne Hertzogin / ich armer / eüwer genaden diener / bitt demútigklich / ir mir ein eerliche bottschafft abnemmen wöllen / wo anderst ewer Gnad solche gútigklich von mir hören wil.» «Fridrich» / sprach die [13] Hertzogin / «sagend im namen Gottes / was eüch geliebt / doch so ferr / meiner Eeren nichts verweyßlich darauß erfolg / will ich gern von eüch vernemen.» Mit solchen worten ire junckfrawen etwas hinder ir beleiben ließ / mit dem Jüngling bey dem obgedachten brunnen nider saß / die bottschafft von dem Edelman entlich zû vernemen. Welcher auff solche meynung anfieng zû reden / «Gnädige fraw / die trewen dienst / des Ritters Galmien / meines gesellen / meyn ich ewer gnaden meiner gnädigen frauwen unverborgen sein / von dem an / als er ein junger knab in diß Hertzogthumb kummen ist / er sich so eerlich gehalten hat / das in mein Gnädiger Herr Ritter geschlagen / der selb edel und theür Held / yetzûmal mit einer schwären krankheyt beladen ist / von wölchem ich aler erst kummen bin / und in in schwären dancken hab laßen ligen / der selbig mein edler und lieber gsell / mich so seer erbarmet / das ich ye hab wöllen wissen / wo mit im doch von sollicher kranckheyt zû helffen wär / unnd wohar im doch soliche kranckheyt entsprungen / nach langem meinem bitten / mir sein hertz gantz geoffnet / und ‹B4v› kundt gethon / das er im endtlich hatt fürgenomen / ee zû sterben / dann solche sein kranckheyt zû offnen / dieweil ich in aber unser trew / so wir ye und ye zû samen getragen hand / ermanet hab / ichs grüntlich von im bericht worden binn / und ist solliches sein endtliche meynung / wo ewer gnad so demútig sein wolt / und selbs persönlich zû im käm / er gantz frölich und gesundt von seiner kranckheyt auffston wolt / wo im aber eüwer hilff und drost entzogen / er im gäntzlich fürgenumen hat zû sterben. Dann im sunst von keynem menschen / hilff / oder drost zû ston mag. Deßhalb ich ewer gnad von wegen deß ellenden / drostlosen Ritters betten wil / ir so demútig wöllen sein / und in seiner schweren kranckheyt heymsûchen / harumb ich ewer gnaden versprechen und geloben wil / das Galmy der ellend Ritter / in keynen (so ewer zucht und eer / verletzung bringen möcht) ewer gnaden begeren thût / alleyn sich in allen züchten und eeren / in ewer gnaden schirm ergeben wil» / die Hertzogin [14] nit wol antwurt auff des Edelmans red geben kundt / dann sye vermeynt vileicht ein betrug oder falsch darin verborgen läg / ein kleyn stillschweigen thet / doch zû letst mit sollichen worten anfieng zû reden. «Friderich / ich meyn nit von nöten sein / mein härkummen unnd wirdigen stot / in dem ich bin zû erzölen / meyn auch mein gûter limût sich nie gemindert hab / sich auch (ob Gott wil) nimmer mer mindern sol / darumb mir nit fúglich sein wil / ewerem begeren nach zû kummen / ich wiß dann gewißlich / in was meynung der Ritter nach mir schicken thet / wie ir mir erzalt hand / seiner kranckheyt halb / mir warlichen leyd ist / und wo ich im mit eeren helffen oder rha‹f.8 = C1r›ten kündt / ich mich nymmer saumen wolt. Wo aber Galmy der Ritter etwas der uneeren an mich mûten oder langen wolt / er mich in grossen ungnaden gegen im finden würd. Auch alle die / so hilff / rhat oder dath darzû thäten / wiewol ich sölich vertrewens nicht zû im hab / dann so lang ich in erkant / allzeit für ein züchtigen und schamhafftigen Jüngling gehalten hab. Dem sey aber wie im wöll / will ich dannocht die ursach seines niderkummens erfaren / unnd was yhn zû solicher schnellen kranckheyt bewegt / von im vernemen.» Friderich der Hertzogin red wol verstanden hatt / anfieng weiters mit ir zû reden. «Aller Gnädigste fraw» / sprach er / «ewer Gnaden ein bottschafft (so ewern Eeren schädlich sein möcht) zû bringen / sey weit von mir. Dann mein aller Gnädigster Herr solichs umb mich nye beschult hat / darumb ich ee den todt leiden wolt. Aber ich weyß meinen freündtlichen lieben brûder inn solicher züchtigen liebe gen eüch entzündt / das im leyd wer / solt er args oder übels gegen ewer Gnad gedencken / ich geschweig zû thûn. Hierumb / die sach on alle sorg geschehen / und zûgon mag» / die Hertzogin nit lenger verziehen wolt / den Ritter zû drösten / «Friderich» / sprach sie / «Ich bin bereyt mit allem fleiß Galmien dem Ritter / mein hilff und drost zû beweisen. Derhalben ich von stund an mich zû im in sein gemach fúgen will / wo anders die sach nach ewerem anbringen geschaffen ist / daran ich dann keyn zweiffel [15] mer trag. Darumb ich willig bereyt binn / den ellenden Ritter in seiner schweren kranckheyt zû drösten.» Der edel Friderich der Hertzogin grossen danck saget / ir theür und hoch versprach / die sach nit anderst ‹C1v› wer / dann wie er ir anzeyget / von der Hertzogin urlob nam / von dannen schied. Die Hertzogin ein kleyn weil bey iren Junckfrawen in dem garten beleiben thet / die ding ye mer und mer zû hertzen nam / in ir selb gedencken ward. ‹Ach Gott was ursacht doch dißen jungen Ritter / also umb meinet willen inn ein solche kranckheyt zû kummen › / offt hin und her die sach erwegen ward. Zû letst ir Junckfrawen manet mit ir zû gon / sich schnell zû deß Ritters kamer fúget / mit züchten anklopffet / die thür bald auffgieng. Die Hertzogin / wie Friderich gesagt / den Ritter also onmechtig ligen fand.
 

      Wie die Hertzogin mit iren Junckfrawen
      den Ritter Galmien heymsûchet /
      in auff seinem betth ligen findet /
      Und wie der Ritter von der
      Hertzogin gedröst ward.


            Das IIII. Capitel.

      DIe Hertzogin als sye yetz von dem ansehen deß Ritters / wol vernemen kundt / das Friderich nit anderst dann die warheyt mit ir geret hat / ein groß beduren mit dem Ritter haben ward / im freüntlichen zûsprach und grússet. «Meyn Edler Ritter» / sprach die Hertzogin / «Gott wolt ich eüch in eyner andern gestalt eüwers leibs halben heymsûchen solt / die weyl aber Gott und das glück / die ding ye also schicken und haben wöllen / sond irs mit gedult vertragen / und eüch nit also in ein verzagnüß kummen lassen. Mich hat ewer getreüwer Friderich bericht / wie das ir eüch fürsetzen und meynen eüch nit geholffen werden mög / durch keinerley artzney / ‹f.9 = C2r› Das sey weit von eüch / dann fürwar sond ir mir glauben / mein [16] Herr kein gût an eüch würt lassen erwinden. Dann ir im nit der unwerdest diener an seinem hoffe seind.» Galmy der Ritter / vor scham und freüden / ein eynigs wort nit reden mocht / ein semlichs die Hertzogin wol verston kundt / wol marckt der Ritter ein scheühens ab iren Junckfrauwen hätt / zûhandt die beyden junckfrawen / mit sampt deß Ritters knaben / in ir gemach schicken thet. Als sie sich nun aller einig bey dem Ritter vernam / anfieng auff soliche meynung mit im zû reden. «Galmy mein lieber freündt / mit was bekümmernüß ist ewer mannliches hertz beladen / ich bitt eüch wöllendt mir das zu wissen thûn.» Galmy der Ritter ‹C2v› die Hertzogin mit eynem grossen seüfftzen anblicket / zûhand seine augen under sich schlagen thet / ein einiges wort nit reden mocht. Die Hertzogin stillschweigen deß Ritters antwurt wartet. Als sye aber keyn wort von im vernemen mocht / die grosse scham und forcht an im bedencken thet / die red seines gesellen erst bedencken was / die er dann mit ir in dem garten geredt hat. Die Hertzogin mit milter und niderer stimme anfieng / «Mein edler Ritter / ich bitt / die ursach deiner kranckheyt zû öffnen / [17] dann ich dir mit geneygtem willen bereyt bin zû helffen / hab auch eins theyls / ursach / deiner kranckheyt genûgsam vom Friderichen deinem gesellen verstanden / darumb biß gedröst / und stand frölich uff / dann ich dich von dißem tag an / für meinen liebsten Ritter haben wil.» Galmy der ellend und betrúbt Ritter / an der Hertzogin worten wol abnemen mocht / das sein trewer gesell Friderich / sein bottschafft nach dem fleissigsten geendt / und der Hertzogin alle ding zû wissen was / hierumb er ir gar nichts mer verhalten wolt / anfieng also zû antwurten. «Wie mag ich armer ellender Ritter (Aller Gnädigste Hertzogin) ymmer vergelten / der grossen gûtthat unnd gnaden / so mir heüt von eüch beschicht / mich also in meinem leiden heymsûchen / mich mit solchen freüntlichen worten drösten / und das noch mer ist / mich halb todt von meinem leiden erquicken / eüch aber / aller Gnädigste Hertzogin / zû antwurten auff ewer erste frag / mir gantz unmüglich ist / Got wolt müglich wär / ir in mein hertz sehen möchten / warlichen bericht und ursach / meiner kranckheyt erfaren würdend.» Die Hertzogin wol verstûnd an deß ‹f.10 = C3r› Ritters worten / das er ir sein leyd nit eroffnen würd / dann in ein unmenschliche forchtsame freüd umbgeben hat / welche im nit gestatten wolt / weiter mit ir zû reden. Die Hertzogin wider anhûb / «Galmy» sprach sye / «du solt wissen / das mir die ursach deiner kranckheyt unverborgen ist / darumb du wol frölich on alle sorg mit mir reden magst. Friderich dein treüwer freündt mir alle ding zû wissen gethan hatt / mich deines kummers gantz grüntlich berichtet. Dann ich unlang mit zweyen meinen Junckfrawen in unserm garten spacieren / die hitz der sunnen / under die lustigen beüm fliehen thet / mich unnd mein Junckfrawen / eynig inn dem schönen garten sein vermeynt / hin und har in dem Garten die edlen frücht beschawen was. In solchem sehen ich Friderichen gegen mir aller schamrot kummen sich / wol an im verstûnd / in grosser schrecken umbgeben hat / zû letst sich erholet / mit zaghaffter stimm begert / ich im ein eerliche bottschafft abnemmen wolt. [18] Als ich ein wenig yetz von meinen Junckfrawen gangen was / bey eynem schönen unnd kúlen brunnen / den Jüngling zû mir sitzen schûff / mit begirigem hertzen sein bottschafft begert zû vernemen / nach solchem meim begeren / der edel Friderich / mir deine kranckheyt zû wissen thet / auch genûgsam zû versten gab / was dich zû solicher kranckheyt gefürdert het / mit grossem bitten an mich langt / ich dich in deiner schweren kranckheyt heymsûchen unnd trösten wolt / das ich im versprach und zûsagt / so bald mir die zeit das vergünnen / ich mich schnell zû dir fúgen wolt. Als nun Friderich urlob von mir nam / ich nit lang / mit meinen beyden Junckfrawen in dem garten belei‹C3v›ben thet / dann mich dein edle gestalt seer erbarmet / und dieweil ye dein meynung wär / dir von nyemandts anderst / dann mir / geholffen werden möcht / hab ich mich eylens zû dir gefúgt / damit dein Edler leib nit lang in solchen gedancken mit seüfftzen und klagen gepeiniget würd. Dieweil ich doch verstanden hab / du mich nicht anderst / dann in züchten und eeren liebhabest / und alleyn meines drostes begeren thûst / so bin ich hie Edler Ritter dich zû drösten / stand auff und sûch bey andren deinen gesellen kürtzweil und freüd / unnd schlag auß deinem gemút alle sorg unnd schmertzen.» Der Ritter grosse freüd von der Hertzogin red empfieng / nit mer sorg hat / mit ir zû reden / mit frölicher stim anfieng / und sprach. «Gnädige fraw mein / dieweil ich verstand / eüch mein trewer brûder mein anligen gantz entdeckt hat / ist mir nit müglich eüch solichs zû bergen. Ir sond wissen aller liebste Fraw / das mich ewer zucht und schöne / so gäntzlich gefangen hat / das mir nit müglich ist / deren in keynen weg widerstand zû thûn / mir solche heymliche liebe an mein hertz geleyt / das ich gäntzlich mich verwegen hat zû sterben / unnd keyns andren drosts noch hilff wertig gewesen bin / biß mich mein freündtlicher lieber brûder und gesell da hin bewegt hat / mit seinem freündtlichen bitten / das ich im mein liebe gegen eüch geoffnet hab / und wie eüch mein gesell angezeygt / nimmer anderst an mir spüren sollen / so lang mir [19] Got mein leben erstrecken thût.» Die Hertzogin dem Ritter antwurt gab und sprach / «Mein außerwölter Ritter / deiner liebe ich mich nit genûg verwundren mag / wo har doch semliche kumme / mir verborgen ist / bitt dich aber ‹f.11 = C4r› umb solcher liebe willen / mir den ursprung deins liebhabens zû verston geben wöllest» / der Ritter antwurt und sprach. «Aller liebste Fraw mein / eüch ist unverborgen / als mein Gnädiger Fürst und Herr / vergangen zweyen Monaten / eüwer gnaden zû gefallen ein schön jagen angefangen / und aber in solchen unwegsamen gebürgen / darin nit on sorg zû reiten was / ir von ewerem zelter absassen / zû fûß die rauhen weg für eüch namen / als ich aber eüwer Gnad mit sampt ewerm frauwen zymmer also gon sach / mich ein sorg anfiel / wo eüwer Gnaden etwas widerfaren / wir all einen ungnädigen Hertzogen und herren haben würden. Ab von meim pferdt saß / meinem knecht solchs befelhen thet / den weg durch die reühe mit eüch zû fûß gieng / als ich mich aber gantz eynig bey ewer Gnaden und irem Frawen zymmer finden thet / mich grosse scham übergab / nicht wissen mocht / ob ich mein hertz noch in mir hatt / mit fleiß eüwern schimpflichen worten zû höret / ewer schöne unnd züchtigen geberd bedencken ward / in solchen gedancken / ein sorgliche unwegsame steyg antraffen / darüber nit wol müglich on mercklichen schaden zû kummen was / also das ich mich besorgt darüber zû gon / andre weite umbweg sûchen wolt / deren aber keiner müglich was zû kommen / wölchs mich ewer halben in mercklichs leyd bringen thet / als aber eüwer Gnad sollichen verzagten willen an mir speüret / mich ansprach / so ich die sorg beston / ir mir all in gmeyn nachfolgen wolten / mich also schamrot machten / zûstundt die sorg bestan thett / als ich aber in halbem weg was / mich ewer gnad wider zû ruck berúffet / an mich begeret / eüch bey der ‹C4v› hand hinüber zû fúren / dem ich also mit geneygtem willen volg gab / so bald aber ewer schöne weisse hand / inn die mein verschlossen ward / augenblicklich mich ein brinnender flamm umb mein hertz entzünden thet / und [20] von solchem tag an / die liebe sich in mir stätigs gemeret / und so krefftigklich zûgenummen / das mir nit müglich ist / euch die zû erzalen / hab doch mit grossen sorgen mein lieb gegen eüch aller welt unwissen getragen / hardurch ich in ein solche harte und schwäre kranckheyt kummen bin / davon mich dann keyn mensch dann ir hett mügen entledigen. Dieweil mir aber Gott und das glück günstig geweßt / eüch mein liebste fraw zû mir geschafft zû kummen / ich frölicher (dann Mann auff erden nye geboren) sein will / und mein langwirigs trauren / gantz hindan setzen» / «das thû» / sprach die Hertzogin / frölich «Edler Ritter / und biß getröst / das ich dich von dem tag an liebhaben wil / in gleichem / wie du mich dann liebhast / und zû einem waren zeychen nimm hin disen ring / den trag von meint wegen zû einem zeychen warer und rechter liebe.» Die zeit aber kam / das die Junckfrawen irem befelch nach / schier kummen solten / die Hertzogin gût bedunckt / ein abscheyd von dem Ritter zû nemmen / also sprach. «Mein aller liebster Galmy / uns wil nit lenger gezymmen / bey einander zû bleiben / deßhalben ich ein freündlich urlob von dir beger» / im ir schneweisse hand bieten thet. Was grosser freüd der Ritter von der Hertzogin drost hat / ich den jenen zû ermessen gib / so sich in liebe geúbt / und deren underworffen gewesen seind / ich nit glaub / in grösser freüd zû hett mügen ston / dieweyl das / so er ob aller welt lieb hat (und das noch mer was) ‹f.12 = D1r› die von der liebe wegen / er im gäntzlich für hat genummen zû sterben / also in seiner kranckheyt drösten thet / und in als / einen halb gestorbnen / von dem todt erquicket / Das laß ich also ein yeden nach seinem verstandt urteylen / und kumm wider an den Ritter. Die Hertzogin also mit urlob von im gescheyden was / die kammer nach ir beschlossen hat / der Ritter sich in seinem hertzen größlich erfrewen thet / vil gedencken nach der Hertzogin hat / zû im selbs sprach / ‹Wie Galmy / woltest dich lenger inn disen schweren gedancken bekümmern / dieweil doch der drost / welchen du vilfeltig empfangen / dich nach allem deinem willen gedröstet hat / und du doch nie nit [21] anderst / dann sölichs drostes begert hast. Fürwar dir nit gezymmen will / lengeren kummer zû tragen / stand auff / nach der Edlen Hertzogin rhat / unnd ergetze dich mit andern freüden / dann in solchem jämerlichen klagen und trauren / wie du biß har gethon hast. › Mit solchem gedencken auff stûnd / seine kleyder anzoch / sich aller frisch und gesund befinden thet / mit grossen freüden stätigs seines gesellen wartet / in im selbs gedacht / ‹ach / mein Friderich wie mag dir mein freüd so gar verborgen sein / möchtest du wissen wie mich alle sorg / schmertz / und angst / so gar verlassen het / du ungezweiffelt / dich nit saumen würdest / schnell unnd bald freüd mit mir zû haben bereyt wärest › / mit solchen und dergleichen gedancken / sein reitbûb an der kamer klopfft / köstlich confeckt und latwergen von der Hertzogin Junckfrauwen empfangen hat / seinem Herren die überantwurtet / Als bald der Ritter sollichs von dem bûben empfieng / in schnell nach seinem gesellen schicken ‹D1v› thet / damit er frölich und wol zû mût mit im / als seinem liebsten freünd sein möcht.
 

      Wie die Hertzogin von dem Ritter gangen was /
      er gantz frölich unnd wol zûmût /
      nach Friderichen seinem gesellen schicket /
      damit er im seiner freüd theylhafftig machen thet /
      was grossen freüden sye beyd mit eynander hatten.


            Das V. Capittel.

       ‹f.13 = D2r›FRiderich der frumm und getrew Edelman / nach dem er von der Hertzogin in dem garten urlob genommen hat / in sein gemach gieng / uff sein beth niderlag / offt wunscht / die hertzogin irem verheyssen nach zû kommen / gern zû seinem gesellen gangen wär / aber sollichs underlassen thet / stätiges [22] in sorgen stûnd / die Hertzogin noch nit bey im gewesen wer / und er in noch in solchen schweren gedancken finden würd / wie er also in fliegenden gedancken lag / deß Ritters bûb frevelich an der kamer thüren klopffet / Friderich bald auffschloß / ab des knaben zûkunfft grossen schrecken empfieng / in zûhand fragen thet / wie es umb den Ritter stúnd / ob er noch an seinem beth läg / der bûb im frölich antwurt gab / «neyn» sprach er / «als ich jüngst von im gangen bin / er in hosen unnd wammas sich gantz scharpff nestlen thet / mit frölichem angesicht sich erzeyget.» Friderich ab des bûben red nit wenig freüd empfieng / da er hort seinen gesellen seiner kranckheyt entladen / mit freüden zû dem ritter gieng. Als er in ansach / mit lachendem mundt / also sprach. «Fürwar mich grosse freüd umbgibt / so ich dich mein aller liebster Galmy / in solcher gestalt vor mir sich / der du doch heüt morgen gar ein verkerte / erschrockene gestalt an dich genummen hattest / was glückhafftigen artzets dich davon entlediget hat / mir verborgen [23] ist / bitt dich aber (damit so mir ein solche kranckheyt zûstúnd) mir disen artzet anzeygen wöllest / bey dem ich auch so krefftige artzney (als du) finden möcht.» Galmy das gespöt seines gesellen wol leiden mocht / dieweil er im so treülich sein fleiß angewent / damit er die Hertzogin ver‹D2v›schafft hat zû im zû kommen / mit eim wenig schamrotem angsicht / also anfieng Fridrich zû antworten. «Die ursach meines nider kummens liebster freünd mein / dir nit verborgen ist / meyn auch du gût wissen tragst / wardurch ich wider zû meinen verlornen krefften kummen bin / derhalben on not ist / dir solchen artzet anzûzeygen. Damit du aber wissest / wie dem sey / so sag ich / das alle ding nach meinem und deinem begeren geschehen ist / und hab alleyn darumb nach dir gsant / damit du dich mit mir / als ein brûder mit dem andren erfreyen mügest / will dir aber zû aller vordrist mit höchstem fleiß deiner treülichen lieb und dienst gedanckt haben / das du dich so eilens bereyt hast meinem willen ein genúgen zû thûn / bit dich auch mein aller liebster Friderich mich nymmer sparen wöllest / und mich hinfürter dir ein getreüwer diener lassen sein / ja ob ich schon mein leben daran strecken solt / mich nymmer mer unwillig finden würst» / Friderich seinen gesellen nit länger wolt lassen reden / also anhûb. «Galmy» sprach der Edelman / «solche vilfeltige eerbietung nit not ist / dieweil ich dich doch nye anderst dann eynen brûder und nit als eynen gesellen gespürt hab / harumb ich mich allweg alles gûten zû dir / als zû meim besten freündt versehen hab / sollichs vertrewen ich biß in ewigkeyt zû dir setzen will / Solt auch nit wunder haben / das ich mich so fleissig in deinem dienste geschickt hab / dann mich die liebe / so ich allwegen zû dir getragen / das gelert hat / dieweil ich dich mit sollichem schmertzen beladen sach / dann warlichen der für ein rechten und trewen freünd erkent würdt / wölcher in nöten (und nit alleyn dieweil es im glücklich gat) bey ‹f.14 = D3r› eym bleibet / was freüd oder kurtzweil möcht ich on dich gehaben / mir nit müglich wär / ein solchen treüwen gesellen zû bekummen / Darumb mein ausserwölter [24] freündt und gesell mein / ich dir heüt versprechen will / inn keynen nöten nymmer mer zû weichen / sollich vertrawen ich auch vestiglichen zú dir hab / und haben wil / dieweil ich leb.» Galmy seinem gesellen fleissigen danck saget / im dergleichen freüntschafft unnd treüw versprechen thet. Nun wolt ich gern hören ob man zû unsern zeiten auch der gesellen finden möcht / deren ich warlich nicht vil gesehen hab / ich sprich größlich zû verwundren wär / wo man solcher brúder (ich geschweig zweyer / so eynander gantz nichts verwant seind) finden solt / wiewol ich glaub trew und gerecht gesellen funden werden mügen / aber sunder zweyffel fast wenig / deren so sich in soliche gfor / gegen eynander (als dise zwen gethon) verpflichten würden / hye bey wend wirs lassen bleiben / und wider von disen zweyen trewen gesellen sagen / was gûten rhats Friderich seinem gesellen geben thett / «Mein aller liebster Galmy ich wil dich biten dieweil die sach also weit kummen ist / wöllest meinen rhat ein kleyn gehorchen und zû gûtem annemen / das so ich dir freüntlicher und treüwer meynung rhaten wil / hab dafür / dir mer nutz dann schadens darauß bekummen soll. Du weyst mein aller liebster Galmy / bas dann ich dir erzölen kan / mit was gwalt die liebe gegen denen / so sich ir underwürflich machen / herschen thût / also wo sye überhand nympt / das gesicht und gehör dermassen verblent und verstopfft / das der liebhaber oder liebhaberin / sich vor irem schaden nit fürsehen mügen / es sey dann wißliche vorbetrachtung ‹D3v› bey inen beyden. Hierumb mein Galmy / du dich wißlich inn den orden der liebe schicken wöllest / zû hertzen fassen und gedencken / was grossen schmertzens dir entgegen gon würd / wo du das kum überkummen / leichtlich verlieren würdest / was grossen leidens dir zû ston würd / wo du die (so du ob aller welt liebhast) sehen würdest etwas kummers durch deinent willen leiden / warlich deinem ersten leiden vergleichen würd / Ja vil mer leyds haben würdest / dann ee du liebe von ir empfangen hettest. Nimm zû eynem spiegel Eurialum / und sein aller liebste Lucretia / [25] bedenck was grossen schmertzens in beyden irs abscheydts halben zû stûnd / starb nit die Edel Lucretia in der schoß irer mûter / da sye vernam das ir Eurialus von ir gescheyden / und sye keyn hoffnung mer hat in zû sehen. Was volgt der herrlichen und dapffern Frawen Sigismunda (die do was eyns Hertzogen dochter auß Sallorn) als sye vernam iren Gwisgardum von iren wegen den todt gelitten haben / ja nit anderst dann mit weynenden augen ob seinem todten hertzen (wölche ir von Tancredo irem vatter zûgeschickt) iren Edlen geyst auffgeben thet / deren beyspil ich dir noch vil anzeygen wolt / Mich aber nit von nöten sein bedunckt / ich weyß dich in allen dingen fürbeträchtlich sein / darumb ich acht / dich in disen auch nit saumen werdest / und auch von not wegen sein mûß. Hastu angefangen liebzûhaben / so gedenck und tracht nun fürthin / wie du dich glimpflich in den orden der liebe schicken wöllest / damit du dich gegen nyemants argwenig erzeygest. Ist dir (wie ich glaub) die Hertzogin also von gantzem hertzen lieb / so gedenck das du das lieb ‹f.15 = D4r› nit beleydigest / du mûst mir alhie an disem ort selbs gewunnen geben / wiewol du der Hertzogin in keynen unerlichen sachen liebe dreyst. Wer wolt dich aber in sollichen entschuldigen / fürwar ich glaub so bald mein gnädiger Herr ein wenig argwenig würd / er dich an seinem hoff nit bleiben ließ / wo anderst dir nit ander unrhû darauß folgen und zûston würd / ich geschweig der schmach so meiner Gnädigen Frawen darauß erwachsen / das dich dann mer / dann alles dein leiden krencken würd / hast du sye anderst / in waren und rechten treüwen lieb. Hierumb mein aller liebster Galmy und getrewer freünd / wölst ingedenck sein / was ich hie in freüntlicher meynung mit dir reden thû.» Der Ritter die red seines gesellen wol verstanden het / «uff mein trew / Friderich» / sprach der Ritter / «dein red mich nit wenig gedencken macht / wil sye auch mit fleiß in mein hertz schreiben und wol behalten / dir auch nach meinem höchsten vermügen volgen / und deines trewen rhats pflegen / auch danck ich dir sollcher treüwen und [26] brúderlichen warnung / wölche auß dem rechten brunnen warer freüntschafft fleüsset / bitt auch dich mich inn deiner treüwen hût halten wöllest / wo du mich in eynicherley weg sehen würdest / mich zû vil oder zû wenig thûn oder lassen / mir ein trewer freündt und brûder sein wöllest / dann ich dir bekennen mûß / die liebe blind und on alle hût wandren / wo man ir nit mit fleiß den zaum gleich wie eynem freüdigen jungen gaul halten thût / sye der wind in all weg bewegen mag / hin und har in vil grosser gefärligkeyt werffen thût / es sey dann der segel deß unbedachten gemúts nider gelassen / unnd der ancker ‹D4v› deß fürsehenen schadens / ingelassen / mich aber nit wenig wundren umbgeben hat / dieweil ich dich mit keyner lieb beladen sich / wohar dir solche wissenliche ding (denen so die gebrauchen) zû erfaren zûgstanden seyen» / Friderich sprach zû dem jungen Ritter / «das mich keyn liebe nie gfangen hat / ich zûm wenigsten klag / wo aber ich dahin über kurtz oder lang kummen solt / ich ewigklichen klagen múßt / wil mich auch mit höchstem fleiß underston davor zû bewaren / so ich aber ye dahin kummen solt / ich meiner vorigen red nachkummen wolt» / mit disen unnd andern vilerley warnungen / dise zwen den tag biß zû dem obent vertreiben theten / so lang die zeit des nachtmals kummen was. Galmy nach vil gûter speiß unnd tranck schicken thet / die beden getreüwen gesellen das nachtmal mit eynander namen / dann der Ritter den selben tag nit auß seinem gemach gon wolt. Als nun die zwen mit vil kurtzweiligen und lieblichen worten das nachtmal volbracht hatten / des Ritters reitbûb den tisch auffhûb / Der Ritter mit sampt Friderichen anfiengen / das schoch zû ziehen / damit sye den obend mit freüden zû end bringen möchten / Als sich nu die sonn mit irem klaren schein hinder die hohen gipffel der berg verbergen thet / und yetz die kúlen lüfft all schönen grúnen anger und beüm durchweheten / die zwen Edlen Jüngling durch verborgene weg inn den obgedachten schönen garten spacieren giengen / vil und mancherley zû red wurden / der Ritter der Hertzogin zû mermalen gedencken [27] thett / also inn dem grúnen Garten biß inn die finster nacht ir zeit vertriben.
 
‹f.16 = E1r›

      Wie die beyden Herren von eynander schieden /
      zû betth sich niderlegten / ir rhû namen / biß an den
      morgen / die nacht mit sússem schlaff vertriben.


            Das VI. Capittel.

      DIe zwen Edlen und getrewen gsellen / den tag also mit einander vertriben / biß die finster nacht yetzundt den gantzen erdkreyß überzogen hat / urlob von einander namen / beyd zû [28] beth giengen / Galmy der Ritter / der Hertzogin schöne / lang beden‹E1v›cken ward / biß das in ein sússer und rúwiger schlaff umbgeben thet / offt gewünscht hat / im die Hertzogin in seinem schlaff fürkummen solt. Als im dann begegnet / da der Ritter yetz gantz entschlaffen was / im ein sússer und freüdenreicher traum fürkam. Dann in gantz eygentlich bedaucht / die Hertzogin (frölicher dann er sye vor nye mer gesehen hat) zû im käm / in von newem drösten thet / mit lieblichen und freündtlichen worten / im ir liebe zû erkennen gab / Darab er merckliche freüd empfieng / in gedaucht / wie er der Hertzogin antwurt geb / auff solche meynung. «Aller gnädigste liebste fraw mein / ir sond wissen das mich ewer dugentlich gemút / so größlich erfrewen thût / das mir ymmer müglich zû trauren oder klagen. Dann so ich bedenck die gûtthat so mir von ewer Gnaden in meinem ellend beschehen / wie möcht ich ymmermer traurig werden. Ir hand mich auß einem brinnenden feür / in ein lustbaren kúlen schatten gefúrt / ir hand mir die band / damit mein drostloß hertz gebunden was / mit ewerem sússen und edlen drost auffgelößet. Was soll ich sagen / jo mich / der yetzt mer dann halb todt / wider zû meinen kräfften und leben gebracht.» Die Hertzogin dem Ritter antwurt / «Galmy» sprach sye / «dein Edle wolgestalte jugendt (welche mit mannheyt und schöne hoch begabt ist) deß und noch mer drost wirdig ist» / mit solichen worten / die Hertzogin den Ritter umbfahen thet / mit frölichem angesicht von im schyed / in dem sein schlaff sich endet / der Ritter umb sich nach der Hertzogin sehen ward. Aber nyemandt dann sich alleyn in der kamer befand / ein wenig unmûtig ward / zû im selbs sprach / ‹Wer mag doch mich also ‹f.17 = E2r› mit einer falschen freüd betrogen haben › / offt wünscht der Hertzogin auch solicher schein fürkummen sein / die nacht also biß an den morgen ungeschlaffen vertriben thet. Als nun der new tag mit dem sússen gesang der nachtgallen verkündet ward / der Ritter von seinem beth auff stûnd / ser verlangen nach seinem gesellen hat / wann der auff stúnd / damit sye ir kurtzweil [29] mit einander haben möchten / lang an seinem kamerladen (welcher in einen lustigen garten gieng) dem gesang der vögel zûhören thet / Die liechtscheinendt sunn yetz in alle höhe anfieng auff zû stigen / Galmy nit lenger warten mocht / zû seines gesellen schlaffkamer gieng / in uffwecket / welchen er noch hart schlaffen fand / Friderich uffstûnd / wunder hat / wer in doch so frú von seinem schlaff uffweckt / Zû hand die kamer uff schloß / seines gsellen sichtig ward / mit lachendem mund in empfieng / Der Ritter im ein gûten morgen wünschet / Friderich im freündtlich dancket / und zû im sprach / «Ach mein liebster Galmy / mit was ernstlichen geschäfften bist du beladen / die dich also frú von deinem schlaff aufferwecken thúnd» / Galmy seinem gsellen antwurt und sprach / «Dich soll nicht wunder nemen / mein Friderich / das ich dich also frú von deinem schlaff aufferweckt hab / mich aber warlich in vier stunden keyn schlaff mer angefochten hat» / Im damit den traum / so im fürkummen was / zû wissen thet. Friderich fast gúttigklichen anfieng zû lachen / «Galmy» / sprach Friderich / «Fürwar der orden der liebe also gefundiert ist / das er weder tag oder nacht nimmer rûgen mag. Dann die liebhaber und liebhaberin die angeporen weiß an inen hand / ob schon alle sach ‹E2v› nach allem irem gefallen zû end gon / noch mag sich leichtlich etwas ynreissen / dadurch sye in selbs ein unrúwiges hertz machen. Dann wo eins für das ander gadt / sich nit gleich frölich erzeyget / von stund an das ander sorg und schmertz umbgeben thût / yetz gedenckt es / seinem lieb etwas widertrieß begegnet sein / oder meynt vileicht sein lieb zorn gegen in tragen / dann gedenckst die klaffer dich gegen deinem lieben verschwatzt haben. In solchen gedancken dein zeit stätig in sorg und angst / vertreiben mûst. Sichst du dein lieb zû zeiten mit eim anderen reden / du stätig sorgen thûst / sye dein umb eynes anderen willen vergessen werd. Hierumb / mein Galmy / gib dich nur willig in solche gefenckniß / unnd band / Dann wilt du ye der liebe underworffen sein / du zû fordrest solche bürden uff dich laden mûst / und dich under [30] semlich joch willig begeben / keyn arbeyt / keyn mye / keyn schlaff würdt dir zû schwer noch lieb sein / sunder einem leib eygnen knecht geleich underworffen. Darumb ich mich dann / dieweil ich leb / vor solicher schweren dienstbarkeyt húten und bewaren will / Gott wolt du solichem joch auch nit underwürflich wärest.» Galmy der Ritter mit fleyß seinem gesellen zû horchet / im mit ernstlichen gedancken nachtrachten ward. Doch auff ein solche meynung anfieng mit dem Edelman zû reden. «Mein aller liebster Friderich / wiß das ich nit zû kleynem gedanck annim dein freüntliche und getrewe warnung. Aber unmüglich ist deinen fûßstapffen nach zû folgen / wo sich anderst dein leben deinen yetzgesagten worten vergleichen thût / so hast du warlich keyn liebe nie empfunden. Darumb du mir dann nymmer glauben ‹f.18 = E3r› magst. Wie mag doch der (so in keyner fortun auff dem Meer nye gewesen ist) den yhenen / so mit grosser gfor den wallen deß meers mit sorg und angst endtrunnen seind / gelauben. Hierumb mein aller liebster brûder und freündt / ich dich (umb aller freündtschafft unnd liebe willen / so wir zûsamen tragen) bitten will / mich nit mer von solchem meinem fürnemen underston wöllest zû wenden / Dieweil du doch sichst und spürst / dich zû spat kummen sein / zû solcher warnung / fürwar mich nichts dann der todt / von meinem fürnemen und angefangner liebe bringen würt / und ob schon (deß ich mich doch keyns wegs versehen thû) die Hertzogin / ir trew und liebe von mir keren würdt / Ich doch / alle weil ich mein seel in meinem leib het / nit uffhören wolt / sye lieb zû haben. Darumb mein aller liebster Friderich nicht wölst underston / mich von solcher liebe ab zû wenden / sunder mir mit höchstem fleiß / deinen rhat darzû geben / damit ich meiner aller liebsten Hertzogin / nach irem willen und gefallen / dienen müg.» Friderich das anligen seines Gesellen wol ermessen kundt / also sprach / «Nit gedenck mein liebster Galmy / ich soliche wort reden thúg / darumb / das du deiner lieben Hertzogin vergessen solt / alleyn darumb / das du dich nach allem deinem vermügen / [31] darin schicken mügest / das dein angefangne lieb / einen rechten und festen grundt bekummen mög. Ich wil auch sunder zweyffel / nit minder trachten (dann du) wo mit du dich in waren und rechten dienst der liebe schicken und richten mügest.» Galmy dem Edelman fleissigen danck sagt / umb solchs erbeyten. Nach sollichem und mancherley gesprech / die zeit des mor ‹E3v›gen mals kummen was / Die beyden gesellen mit nander gen hoff giengen / das morgen mal nach ordnung und irer gewonheyt nemen thetten / wie ir dann naher hören werdt.
 

      Wie die beyden jungen Herren mit einander
      gen hoff gond / das morgen mal nemen / und wie sich
      mengklich ab dem Ritter verwunderen ward.


            Das VII. Capitel.

      [32] DA nun die beyden Herren und getrewen gsellen gen hoff kummen waren / und das gantz hoffgesind aber gût wissen von des Ritters kranckheyt tragen thet / mengklich groß verwundren darab nam / und ‹f.19 = E4r› in sunders ettlich ander jung Edel leüt / wölche dann ein groß mißfallen ab der beder / gûten und getreüwen gselschafft hatten / Und namlich einer under inen / der was genandt Wernhardt / ein neydiger / verginstiger mensch. Dem selben sunderlich angelegen was / wie er zû wegen bringen möcht / damit Galmy und Friderich / mit eynander zertragen würden / aber alles umbsunst was. Dann die freündtschafft der beden getrewen gesellen / der massen ingewurtzlet hat / das sye nit leichtlich außgerotten möcht werden. Als nu die bösen und argen neydler / die beden gsellen gen hoff kummen sahen / Wernhardt sich zû seinen mithälern fúgen thet / unnd also sprach / «Sehendt ir nit / mein aller liebsten gsellen und gûten günner / mit was betrug der schantlich ungetrew Schott umbgon thût? Hat er sich nit den gestrigen tag einer kranckheyt nidergelegt und angenummen / sehen doch ob nit sein alte farb / noch in seinem angesicht sich erzeygen thú. Hiebey wol abzûnemen ist / mit was betrug unnd falschen listen / er sich behelffen thût. Noch wil in dannocht unser Gnädigster Herr gantz empor tragen / ir werden sehen mein aller liebsten gesellen / wo er länger an dem hoff wonen und beleiben sol / in der Hertzog warlichen groß machen würt / und in mit eynem reylichen ampt begaben / Dann mússen wir dahinden (wie wol wir alle inn unsers Gnädigen Herren land ertzogen und geboren seind) beliben / und sehen den ungetreüwen Schotten über uns herschen. Fürwar sollichs mich fast bekümmert / und nimpt mich größlich wunder / wie ir alle so wenig darzû mügen reden / ir sehen das er sich aller geselschafft gegen uns ent‹E4v›schlecht / und sich keynes (dann Friderichen) des jungen Edelmans annemen thût / Das macht / er im in allen dingen gewunnen und recht gibt / und auch eben ein semlich falsch hertz tragen thût / als der Ritter.» Einer under disen genant Heynrich / wölcher [33] den beyden jungen Herren auch gûts gündt / anfieng. «Mein lieber Wernhard laß dich nit wundern / ab des Ritters kranckheyt / dann ir wissend all / mit was blödigkeyt das menschlich leben umbgeben ist / also das wir nit eyner stunden sicher sein mügen / uns widerwertige fäl begegnen / nimpt eüch wunder ab eynem tag / so dem Ritter etwas kranckheyt zûgstanden ist / begibt es sich nit zûm offtern mal / das ein / ein stund mer beleydiget / dann die ander zûstat / wer weyßt / was im anliget. Hierumb mein liebster Wernhard / underlaß solliche red / du hassest den Ritter / umb das er von unserm Gnädigen Herren liebgehalten ist. Warumb schickendt wir unser dienst nit auch in des Hertzogen gefallen? was? mögen wir uns besser achten? das wir hie in Britanien erzogen / unnd er ein Schott bürtig ist / findt man nit gût und böß an allen enden? Ja in allen landen und nationen / wer gûts thût / und gerechtigkeyt lieb hat / zû loben ist / er sey wo har er wöll. Als vil mir der Ritter bekant ist / und ich umb in gewont hab / ich nie keyn ungerechts an im gespürt / deßgleich nie an im eynichen neid oder haß gegen eüwer keym befunden / Weyß in auch / der treüw / wo er eynem / meines Gnädigen Herren diener / vor schaden sein möcht / er sein leib daran strecken würd / solche trew und freüntschafft ich zû mermalen an im gespürt hab. Ist eüch nit ingedenck? als er mit unserem Gnädigen ‹f.20 = F1r› Herrn in Irrland / in einem harten streyt gewesen ist / das er im sein leben von der feind hand erlößt hat / dann als ich von unserm Herren selb verstanden unnd gehört hab / wo in Galmy nit mit seiner wörlichen hand zû hilff kummen wer / er von den feinden erlegt und todt geschlagen worden wär. Wie möcht dann mein Gnädiger Herr solcher trew ymmermer an im vergessen. Darumb mein Wernhard / nit haß den / so billich gelobt sol werden / und alles lobs wirdig ist» / Mit disen worten Heynrich sein red enden thet. Wernhard sich nit versehen hat / das yemants under in allen sein solt / so Galmien dem Ritter gûts günnet / Derhalb er gantz schamrot vor Heynrichen ston mûst / dorfft auch keyner [34] nichts dazû reden / dieweil in allen unverborgen was / die liebe / so der Hertzog zû dem Ritter tragen thett. Wernhard stillschweigen gewelt het / er des Ritters nye gedacht oder von im gesagt het. In dem yetz der Hertzog mit sampt seinen Rhäten kummen war / die Taffel diener wasser auff die händ gaben / man yetz zû tisch nider saß / das mal mit freüden volbrachten. Wie aber dem Hertzogen den vergangnen tag des Ritters kranckheyt zû wissen worden was / und im sein auffkummen noch verborgen war / Sicht der Hertzog von ungschicht den Ritter bey anderen Herren mit frölichem angesicht sitzen / nit wissen mocht / ob ers wer / oder nit / Mit auffgerichtem haupt Galmien dem Ritter zû sprach / und im mit seinem namen rúffet. Galmy von scham gäntzlich in seinem angesicht errötet / uff stûnd / mit züchten dem Hertzogen anwurt gab / «Auff mein trew» / sprach der Hertzog / «Galmy / den gestrigen tag du mir etwas ‹F1v› kummers bracht hast / aber dein yetzig gstalt mich wider erfrewet / die weil ich dich wider in gûter und frölicher gestalt sehen thû» / Dise red von dem Hertzogen von mengklich gehört ward / die neidler groß mißfallen darab namen / und in sunders Wernhard / dem die sach gar mißfallen thet / seine gesellen stätigs ansach / mit mancherley gedancken den ymbiß zû endt bracht. Als nun das mal sich gantz geendet hatt / die tisch auffgehaben wurden / yederman von dannen gieng. Der falsch Wernhard nit rhûgen thet / stätig understûnd zû gedencken / damit er Galmien den frummen und theüren Ritter gegen allem hoffgesindt vertragen möcht / solcher sein falscher und böser fundt / bey ettlichen statt fand / aber an vilen nit verfahen wolt / solcher neid dem Hertzogen durch eynen seinen diener zû wissen ward / kleynen gefallen darab nemen thet / in im selb gedacht / ,Wo har mag doch solcher neid und haß erwachsen / Nun weyß ich doch Galmien eines sollichen tugendtlichen gemúts / das er nyemants sunder groß ursachen beleydigen thût ›? Der Hertzog im fürnam still darzû zû schweigen / und acht haben / wölchen er an solchem handel (als den rechten sächer) ergriff / [35] er in darumb straffen wolt / im auch fürnam den Ritter mer umb sich zû haben / dann nye / als er dann thet / Dann der Hertzog mit fleiß den Ritter wo er ritt oder gieng / für all ander seiner diener und hoffgesinds zû im nam / dardurch der neid seiner widersächer ye mer und mer sich meret und zûnam / dorfft sich aber keyner eyniches unwillens gegen im annemmen. Diß alles dem frummen Ritter verborgen was / so lang er aller sach zû letst von dem obgedachten ‹f.21 = F2r› Heynrichen underricht ward und treülich von im gewarnet / dem nach der Ritter acht nam / all ir weiß und geberd erwegen thet / wol verstûnd / das im Heynrich die warheyt gsagt hat / sich so fast er mocht / vor in húten thet / und seinem gesellen sollichs auch zû erkennen gab / die ursach sollichs neids nit wissen mocht / offt willen hat / sye darfür zû bitten / wölchs im aber Friderich allzeit widerriet / dem er allzeit treülichen volget.
 

      Wie der Hertzog mit sampt etlichen seiner
      diener in Franckreich auff ein Turnier reit /
      und wie Galmy der Ritter das best auff dem
      stechen gewan und davon bracht.


            Das VIII. Capitel.

      NUn hand ir wol verstanden / den neid und haß / so mit dem Edlen und theüren Ritter gebraucht ward / umb alle unschuldt / dardurch der Hertzog bewegt ward / dem Ritter mer gûts dann vor zû beweisen. Nit lang darnach sich begab / der Hertzog / etlicher geschefft halben / inn Franckreich reiten wolt / dahin vil mächtiger / Fürsten unnd Herren auff einen tag kummen solten. Der Künig von Franckreich umb kurtzweil willen ein stechen angricht hat / und etliche kleynot / do / zû gewinnen außgeben hat / damit die Ritter und Edlen so mit [36] irem Herren dahin kämen / ir kurtzweil auch haben möchten. Der Hertzog von Britanien mit eynem wolgerüsten zeüg in Franckreich kam / Under den auch Galmy der Ritter nit der ‹F2v› unachtbarest was / wölchen der Hertzog auch mit im dahin bracht hat / Wie wol dem Ritter ein solche reyß schwer was / noch dorfft er keyns wegs der gleichen thûn / im auch nach mals groß preiß unnd Eer dardurch zûstûnd / also das er nit gewölt het / er daheymen beliben wär / und wie wol er so ein verren weg von seiner aller liebsten Hertzogin was / noch dannocht / sye stätigs in dem spiegel seines hertzen beschawen thet / Nit minder die Hertzogin groß verlangen nach irem Ritter hat / stätigs wunscht den tag kummen / an dem sye iren lieben ‹f.22 = F3r› Ritter sehen möcht. Als nun der Hertzog mit sampt anderen Mechtigen Herren inn Franckreich kummen was / und yetz den merern theyl irer geschefft zû gûtem end bracht hatten / Alle frölich und wol zû mût waren / mancherley [37] freüd und kurtzweil anfahen thetten / Under andren der Künig etlich kleynot außgab / umb wölche die Edlen Herren / Ritter unnd knecht kurtzweilen möchten / wölcher dann under in allen / drey tag nach eynander den preiß vor mengklich behalten würd / solt das best zû vordrest gewunnen haben / und ye darnach der nächst nach im die ander und drit gab gewunnen haben solt. Der ursach halben sich mancher freüd etwas da vermeynt zû erholen. Galmy der Ritter von solchem stechen und kurtzweil auch vernummen hat / zû einem seiner mitgsellen sagt / «Auff mein eydt / so mir mein Gnädiger herr vergünnen wil / ich auch mein heyl hie in Franckreich sûchen sol.» Zû hant sich zû seinem herren fúget / also sprach. «Aller Gnädigster Herr / wo mir eüwer Fürstlich gnad erlauben wolt / ich fürwar mein bests auch auff disem stechen wolt understan / und versûchen / ob mir das glück bystendig sein wolt.» Dem hertzogen die red des Ritters fast wol gefallen thet / «warlich Galmy» / sprach der Hertzog / «ich dir fast gern darzû helffen und rhaten wil / und so sichs begeb / du lützel oder vil gegewinnen thätest / ich dir noch halb so vil darzû vereren wil / solt auch nach dem reichlichsten zûgerüst werden / als wol als einer uff disen turnier erscheinet.» Dem Ritter die red große freüd bracht / zûhand der hertzog gebot / im das best pferdt / so er da hatt / gemustert werden solt / im auch ein schönen stech zeüg verordnet / ‹F3v› zû bringen / und in nach allem dem so im notwendig was versorget. Als aber etlich seiner gsellen von dem oben gemelt ist / sollichs horten / grosse freüd empfiengen / in hoffnung waren / der Ritter solt zû schanden werden / das aber Gott / und sein mannlich hertz fürkummen thet / und ward in ir wil und anschlag gantz widersinns außgan / Dann den sye meynten / schand da in zû legen / die gröst eer erwerben thet.
      Diß lassen wir also ston / unnd sagendt hinfürter von Galmien dem Ritter / der sich nach aller notdurfft außrüsten ließ / Der Hertzog im ein mächtigen gaul verordnet / wölcher mer bey sollichem schimpff gewesen was / so was Galmy der Ritter / [38] ein mächtiger Held seins leibs / starck von glidern / Also / was er traff / zû grund gan mûst. Do nun der tag kummen was / die schrancken uffgeschlagen / und die Eernholten yetz an das ort yederman nach dem er geadlet was verordneten / darnach mengklichen die ordnung des Turniers oder stechens zû wissen thetten / yegklichem in sunderheyt verbieten / Das keyner keyn neidstuck / gegen dem andren gebrauchen solt. Also den tag das stechen mit freüden angfangen ward. Da sach man manchen stoltzen mann zû roß das best thûn. Galmy der Ritter mit züchten auch auff die ban geritten kam / von nyemands dann dem Hertzogen und seinen dienern erkant ward / alles volck so umb die schrancken stûnd / gemeynklich auffsehen uff in hat / Sein schöner wandel und mannlich gemút / nit zû erzalen was. Als nun Galmy der Ritter von mengklichem gesehen ward / unnd vor allen anderen gelobt / ein hochmútiger Ritter grossen verdruß darab nam. Der was an des Hertzo‹f.23 = F4r›gen hoff von Burgund / der selbig Ritter sich schnell zû Galmien fúget / ein ritt oder drey mit im zû thûn begeret / also sprach. «Ritter von wannen ir seind / mir verborgen ist / Weyß auch ewers namens nit / darumb ir aber nit an mich zürnen wöllen / und mich meiner bitt geweren / mir ewern nammen / als eynem gûten Ritter offnen» / Galmy / in wölchem keyn zorn nit was / mit tugendtlichen worten dem Ritter antwurt gab / «Ich hab nie Edler Ritter mich meines namens und harkummens beschampt / wölchs ich mich heüt zû tag nit schamen wil / Galmy ist mein nam / ein geborner Schott / und bin an dem hoff meins aller Gnädigsten Fürsten und Herren / des Hertzogen uß Britanien / wölchem ich yetz bey sechzehen Jaren gedienet hab» / «Auff mein eydt» sprach der Burgunder / «ir dunckend mich ein stoltzer und kúner mann sein / derhalb ich an eüch beger / ir wölt ein ritt oder drey mit mir thûn / dann ich meinem Herren versprochen hab / Dem Hertzogen von Burgundien der erst und manlichest Held / so mir heüt zû gesicht kummet / mit dem wil ich mein heyl versûchen» / [39] Galmy der Ritter mit lachendem mundt dem Ritter antwurt gab / «ir mügen Edler Ritter wol abnemen / mich nit umbsunst harkummen / dann fürwar wo ich mich eynes mans entsessen het / ich solchen ritt underwegen gelassen haben wolt. Darumb mein bitt an eüch langt / ir wöllend eüch uff das fürderlichst darzû richten / dann ich eüch nach allem ewerm willen begegnen wil» / mit sollichen worten der Burgundisch Ritter / zû end der schrancken reyt / zûhand die trummeter anfiengen uff zû blasen / die zwen mannlichen helden mit inglegten starcken speren ‹F4v› zûsamen ranten / eynander mannlichen traffen / die beyden sper in die lüfft inn stucken schicken theten / aber unbeweglich / als zwo muren / beyde sitzen beliben / dann ir keynem an stercke noch mannheyt nichts manglen thet / alle umbstender grosses verwundern ab dem mannlichen ritt unnd starcken stössen hatten. Die beyden Ritter von allem volck gelobt wurden. Der hertzog uß Britanien seinem Ritter mit fleiß zû sach / ein grosse freüd seinet halben an seinem hertzen hatt. Nit minder der Hertzog von Burgund / yeder hoffnung hatt / der sein dem andren obligen würd / Die widerwertigen neidler aber Galmien dem Ritter sollicher Eeren vergünneten.
 

      Wie Galmy der Ritter in Franckreich
      auff einem Turnier den preiß behielt /
      und die best gab darvon bracht.


            Das IX. Capitel.

      ALs nun die zwen mannlichen Helden / eynander des ersten Ritts so mannlich und Ritterlichen troffen haten / beyde wider zû end der schrancken geritten waren / mit anderen speren und glenen versehen wurden / Von newem zûsamen ritten / beyd eynander mit solchen kräfften treffen theten / das ir beyder [40] roß zû hauffen giengen / doch die so gschwind wider auffmusterten / das sye unverruckt in irem sattel bliben / zûhand wider zû end der schrancken kamen / sich nit lang saumpten / wider zûsamen ranten / iren beyden rossen die sporen gaben / eyn ‹f.24 = G1r›ander so ungestúmigklich traffen / in dem der Burgunner die schantz übersah / das er hinder seinem gaul auff der erden auff stûnd / Wiewol Galmien dem Ritter das fallen nit weyt waß / noch erholt er sich auff seinem gaul / das er darauff sitzen belyb. Als nun der Hertzog von Britanien soliche mannheyt und geschickligkeyt sach / an Galmien seinem Ritter / groß freüd davon empfahen thet / vermeynen die andre seine diener nit minder freüd davon haben solten / Wernhard aber mit seiner geselschafft ein groß mißfallen darab nam. Das alles dem frummen Ritter gantz verborgen was / dann sie der ‹G1v› gleichen thetten / als hätten sye ein grosse freüd darab. Als nun den tag mancher weydlicher unnd mannlicher Ritter sein bests thet / nyemandts was / der Galmien des [41] Ritters mer begeret / Dann er den Burgunner dermossen empfangen hat / das mencklich ein schühens ab im nam / Der tag also zû end kam / das der Ritter Galmy in gûten rhûgen belyb. Als nun der tag und das stechen sich mit einander geendet hatten / yederman in sein verordnete herberg reyten thet / Galmy / als er von dem Hertzogen gesehen ward / der Hertzog freündtlichen zû im sprach / «,Galmy / dein dapfferkeyt / mir nit wenig freüd uff den heütigen tag bracht hat / als ich dich mit mannlichem und unverzagtem gemút / also auff der ban das best thûn sach / Verhoff wo du dich die künfftigen zwen tag dermassen brauchen werdest / Wir nit kleyn eer und lob uß Franckreich bringen wöllen.» Der Ritter dem Hertzogen antwurt gab. «Aller Gnädigister Herr / ich nit minder hoffnung hab / den morndrigen tag den preiß von mengklich zû erlangen / Dann heüt / wo mir anderst das glück nit in widerwertigem fal begegnen thût / ich mein stercke nach meinem vermügen brauchen will.» Nit lang nach solcher red / der Hertzog mit sampt seinem volck zû tisch saß / das nachtmol mit grossen freüden volbringen theten / Galmy der Ritter zûnechst bey dem Hertzogen sitzen mûst / das selbig seine gesellen so im widerwertig waren / nit wenig vertriessen thet / aber nit dergleichen dorfften thûn / sich gemeynlich erzeygten / als hetten sye ein groß wolgefallen daran. Als nun des anderen tags yetz die zeit widerkummen was / das man sich zû dem stechen rüsten solt / alle ‹f.25 = G2r› die so sich den vordren tag gebraucht hatten / wider uff der ban erscheinen / Der Ritter wölchem Galmy den vordren tag angesigt hat / derselb hat einen diener wölcher von geburt nit Edel was / yedoch eynes hochtragenden gemúts / dem selben die schmach seines Herren seer verdriessen thet / das in Galmy der Ritter den vordern tag so seüberlich von seinem sattel gehebt hat / seinem Herren dem Burgundischen Ritter versprechen thet / er nit sein diener sein wolt / er hett sich dann seinenthalben an Galmien dem Ritter gerochen / und in von seinem pfert gerant. Diser diener aber nit wissen mocht / mit was geschicklicheyt und stercke Galmy [42] der Ritter begabet was / er sunder zweyffel sunst sein verheyssen gespart hette. Als nu Galmy des andren tags uff die ban kummen was / der gût man sein bald warnam / zû im in den schrancken geritten kam / auff solche weiß mit im anfieng zû reden. «Ritter» sprach er / «ir hand auff den gestrigen tag meinen Herren erlegt / das mir dann größlich mißfallen thût / aber wo ir meiner bitt ein genúgen wöllen thûn / auch ein abentheür mit mir beston mússen.» Dem Ritter Galmien wenig an solcher anmûtung gelegen was / zû des Ritters knecht also sprach. «Das deinem Herren den vordren tag von mir begegnet ist / du gewißlich von mir warten solt / mit gantzem geneygtem willen ich dich deiner bitt geweren wil / darumb du dich schnell bereyten solt / deinem fürnemen nach zû kummen» / mit disen worten sye beyd von eynander ritten. Als sye nun ire speren nach aller notdurfft zû handen genummen hatten / der Ritter mit frölichem hertzen des Burgunders knecht begegnet in solicher maß / ‹G2v› das im den ersten ritt schier zû eng auff seinem gaul gewesen wer / in wol halb gerewen was / das er dem Ritter ein solche anmûtung gethon hat / doch schand halben nimmer abston mocht / seinem anmûten nachkummen mûßt. Den andren ritt mit verzagtem mût dem Ritter entgegen kam / wölcher in so unseüberlich empfieng / das man in halb todt hynder seinem pferdt aufflösen mûßt / und also onmechtig uß den schranken tragen. Also der gût gesell der beder ritt so wol vernúgt ward / das er des dritten nit begeren thet. Als nu Galmy der Ritter mit disem aber so unzüchtig umbgangen was / sich nyemants des selben tags mer an in reiben wolt. Die zwen tag also mit fünff ritten den preiß behalten thet. Die nacht sich yetz genehert hat / das sich alls volck zû dem nachtymbiß schicket. Galmy die nacht ein jar lang sein meynet / also groß begird hat er dem stechen ein end zû geben. Als nu die nacht vergangen was / und yetz der dritt tag kummen war / an wölchem alle ding zû end bracht werden solt / und nun der morgen ymbiß volbracht ward / menigklich erst wol gerüst erscheinen thet / ein yeder [43] vermeynt den letsten tag erst preiß zû erlangen. Do ward erst mannlich stechen von Ritter und knechten gesehen / Galmy sich erst fast dummeln ward / wölcher im der nächst zû gesicht kam / der ward von im zû der erden gerant / wölcher do baß mocht / der thet baß. Do ward keyn sundre ordnung mer gbraucht / biß durch des Künigs befelch / solichs abgestelt ward. Nun was auch do ein Frantzösischer Graff / wölcher nit minder preiß die andren zwen vergangen tag erlangt het / dann Galmy der Ritter / der selb Graff erfaren hat / wie das ‹f.26 = G3r› Galmy in gleichem rhûm gegen im stúnd / dardurch er dann geursacht ward ein anmûtung an in zû thûn / als dann geschach. Damit ichs aber bekürtz / die beden manlichen Helden mit löwen mût gegen eynander ranten / beyde roß und man zû hauffen fallen theten / doch keyner keynen sattel raumet / Die beyden pferdt schnell wider auff iren fússen stûnden. Den anderen ritt zûsamen thetten / ire beyden sper zû stucken ranten / zûhand in andre sper verordnet wurden / uff ein newes treffen theten. Galmy der Ritter erst alle sein mannheyt und kunst brauchet / den Graven von seinem gaul zû der erden rennet. Als bald der Hertzog solchs ersach / grosse freüd sein hertz umbgeben thet / wol gedacht / im fürthin keyner keyn schaden meer thûn würd. Galmy der Ritter auff eynem ort der schrancken warten thett / so yemants sein begeren würd / er im zû willen werden wolt / Aber keyner under in allen sich an in setzen dorfft. Der Künig selbs persönlich die ding gesehen hat / groß verwunderen ab dem Ritter nam. «Ich meyn» / sprach der Künig / «das diser Ritter uff seinen gaul gewachsen sey / das im die beyden vergangnen und auch den heütigen tag nyemants zû kummen mag. Fürwar er hat sich Ritterlich auff dem stechen gehalten / im würdt auch von rechts wegen das best zû getheylt.» Der tag / wölcher dann was der letst tag / an dem alle ding vollendt werden solt / yetz auch schon dahin was / das nyemandt kummen thet / so Galmien des Ritters begeret. Als nun das stechen sich gäntzlich geent hat / die frembden Herren gemeynklich in ir herberg ritten / die [44] yhenen / so zû dem stechen verordnet waren / als richter / yederman in sein her‹G3v›berg schûffen zû reiten. Auch alle die so gestochen hetten / in ir herberg reiten solten / man würd den nechst künfftigen tag eim yeden / so etwas gewunnen het / reülichen begaben. Als nu yederman in sein herberg gezogen was / das nachtmal mit grossen freüden genummen ward / der Hertzog den Ritter gegen mengklich loben thet. Als nu dem nachtmal ein end geben ward / und yetz die finstern wolcken den liechtscheinenden tag gantz begraben hatten / mengklich zû rhû und beth gon thet / Die nacht mit sússem schlaff verzerten / und yetz der new tag wider kummen was. Galmy der Ritter mit grossen freüden uffstûnd / offt gedacht. ‹Ach Gott / wer es doch müglich meiner Gnädigen Frawen / mein glück zû wissen / so mir in Franckreich zûgstanden ist / Ich weyß sye sunder zweyffel / grosse freüd darab nemen und haben würd. Ach du mein liebster Fridrich / möcht ich dir solchs kunt thûn / du dich nit saumen würdest / sunder sollichs meiner aller liebsten Frawen anzeygen. › O Galmy du nit unrecht begeren thetst / dann so lang die Hertzogin nichts von dir vernemen mocht / stätig grosse sorg deinthalben tragen thet / offt nach Friderichen seim gesellen schickt / in von Galmien fragt / ob im nichts von im zû wissen wer / Friderich nit sagen kunt / zûletst also sprach. «Ach mein aller Gnädigste Fraw / Meynend ir (wo mein liebster gsell mir etwas zû wissen thet / oder empieten würd) ob er nit zûvor ewer gnad freüntliche grúß zû senden würd / ja sunder zweyffel er ewer nye vergessen hat.» Die Hertzogin sprach / «mein lieber Fridrich / du solt mir glauben / wie wol mich die erbarkeyt dahin weißt / das ich meinen gnädigen herren / als meinen elichen gmahel vor aller welt ‹f.27 = G4r› lieb hab / auch mein trew und eer an im nye gebrochen / noch hat mich Galmy mit seiner züchtigen lieb dermassen gefangen / das ich nit wol wissen mag / wölcher mir under inen beden der liebst sey / fürwar keyn nacht nye vergangen ist / Seydher mein Herr [45] Galmien mit im inn Franckreich genummen hatt / mir der Ritter so gantz eygentlich in meinem schlaff fürkummen ist / das bey weylen mich nit dunckt / wie ich schlieff / sunder in mit offnen augen ansach / Fürwar mein eygen hertz mir solichs seyt / das es meinem lieben Ritter etwas grosses leyds oder aber merckliche freüd zû gestanden sey.» Friderich sprach / «Das wöll Got nit / ich hoff wir wöllend in bald frisch und gesund all hye in Britanien sehen / und grosse freüd von im nemen.» «Das wöll Got» / sprach die Hertzogin / «Aber / mich warlich nit wenig verwundern thût / das uns der Ritter so gar nichts entpeütet» / «Hertzogin» / sprach Friderich / «er sollichs warlichen durch des besten willen underlasset.» Nun wöllend wir die Hertzogin und den Edelman ir gesprech mit eynander lassen treiben / und sagen / wölcher maß die gaben auff dem stechen in Franckreich auß getheylt worden seind. Als nun die zeit kummen was / Die richter so zû dem Turnier des ersten verordnet waren worden / des mit willen des Künigs eins wurden / Das sye Galmien dem Ritter das best zû theylen wolten / und nachgends dem Grafen / so zû letst mit im gestochen hat / die nechst gab nach dem Ritter haben solt. Die dritt gab ward bracht eynem jungen Edelman auß Franckreich.