Johann Fischart
1546/47 - 1590
Affentheurlich NaupengeheurlicheGeschichtklitterung von Thaten undRhaten der vor kurtzen Langen und jeweilen vollenwolbeschreiten Helden undHerren Grandgoschier Gorgellantua
1575/1582/1590
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Das Sechtzehend Capitel.
Wie Grantgusier an erfindung KünstlicherGeseßwisch, seins Sönlinswunderlichen Geysterwischt.
ZV endung der fünfften Jarzeit, als der Herr Grandgoschier von der ersigten Schlacht bei NullenPruck gegen die Gähnarrier wider gesund heimkeret, da besuchet er bald seinen Son Gurgellantua: Vnd ward ein solcher Vater eins solchen Sons hoch erfrewet: halset vnd küßt jn, tätschelt jn, pfetzelt jn, kützelt jn, hotzelt jn, zopfft jm das kien, klopfft jm den hindern, begert doch kein Supp, vnd ward mit jm zum Kind, fragt jn allerley Kindische Fragen: Tranck auch ein zimmlichs mit jm vnd seiner Warterin, dann vngetruncken gehts bei Gurgelgrossa vnnd Gurgelstrosa nicht zu: Fragt demnach eygentlich seine abgenützte Schuhjungfräwliche Leibsgwardi vnder anderm, nach dem ers auffs Loch geküßt hat, ob sie sein Liebstes Kind auch sauber vnd rein hielten? Darauff antwort dz Gargantule. O Jungherrle gar Baurenpur wie ein Schindmesser, ich butz vnd schneitz mich hinden vnd fornen, aber fornen hat mans Lieber: mein Naß gibt Thännen voll, weiß nicht obs schmaltz ist, es ist gelb wie Böhmisch Butter, vnd der Kindsdutter: Ich hab es also fein angestellet, das im gantzen Land kein sauberer Büblin zu finden, als ich, wie ich eingenestelt hie stehe, dann ich hab durch genawe erforschung die köstliche weiß, das Gesäß zuwischen erfunden, dergleichen nie ersehen worden. Wie die? Fragt der Vatter. Also antwort der Sohn.Man sagt von des WeltPrintzen des Teuffels köstlichstem Arswisch, der sey armer Leut Hoffart: oder wie es M. Matheshans verquantet, An armer Leut Hofars, da wischt der Böse seine Lateinische kunst, vnd macht recht auß Hoffart, Hofars: Ich aber hab etwas bessers erfunden, dann ich hab mich etlich mal mit des Frawenzimmers Nasenfutern vnd Mundschleiern von Sammat, Taffat, Gallischen Schleyerleinwat vnd anders gewischt, vnd es mächtig gut befunden: dann die gelinde dauon gab mir von vnden auff ein vnseglichen kitzeligen Lust, viel besser als das gemeyn gewisch von sonst gelümp, da eim die fasen, zwischen der Kerben bleiben, oder sie sonst verwund: auch besser, als het ich alle Priff der Cantzelei erlesen, dann der Goldsand beißt wie Zänstumpffend Schlehenkompost dahinden: Auff einander mal nam ich darzu der Jungfrauen halßgolter vnnd Vbermüter, vnnd war auch gut: Andermal ein Peltzen Prustthuch. Jtem die Carmosinen Orläpplin, aber das verguldet daran riß mir einmal ein flecken Pöllelin so hart hinweg, das es mir das gantz verpronnen hinderdorff schund: das Sant Tönigis Feur dem Goldschmid in arßdarm schlag, zu sambt der Frauwen die es getragen hat. Gleichwol that ich disem vnrhat wider raht mit eins Jarkuchenjunckers vnnd Hoffjungen hütlin, welchs fein auff Schweitzerisch mit der Feder geplümt war. Aber es gilt auffsehens mit den Guffen, daß sie eim nicht bestecken.Demnach waren die Pauschen an den ärmelin auch edelmessig dazu: Jtem die beltzin Hauptlätz, Jtem die allerhand Fürtücher, die Augspurgisch Röckschlaiffen, die Pleigen, die Seiden Fransen, die Schermeusenhüt, doch ohn elenlange Hafften: Die Nackmäntelin, die einflechten, etc. Da dorfft ich nit besorgen, daß mir des Bapstes Oberster Culitergius vnnd Mundcredentzer vnnd Schermesser Reformirer den wisch vergifft.Nachgehends als ich mein noturfft hinder ein Zaun thet, fand ich zu der hand ein Maulworff, mit Welchem ich mich seuberet: aber seine Kloen triben mir ein geschwulst im gantzen thal auff, vß wz vrsach, das mag Leuinus Lemnius von natürlichen heymlichkeiten erkündigen. Ich aber heilts auff morgen mit meiner Muter Hendschuch, die wolriechend gereuchert waren. Darnach wischt ich mich mit Sammatplumen, Haselnussenplätern, Wollkraut: welches des Ars scharlach ist, mit Kölkraut: daran einer nicht die finger bescheißt: dann man schreibt gemeynlich zum Laddrein, wilt die Finger behalten rein, so mach den Wisch nicht zu klein. Es thaten mir wol etwas wol an meinen Schenckeln, die Küwurtz, vnd die Walwurtz, aber ich bekam die Lombardisch Plutscheiß daruon. Sonsten etlich die färbten mir das Loch, das ich dahinden sah wie die Nörnbergischen Krampuppen vnder dem gesicht, wann sie ein Jar ein Mann gehabt haben, etlich pranten mir Nesselblatern, das es sah als wann man mir Kirsenstein ins Andlitz hett geblasen.Darnach braucht ich Jungfrawschwamen, die sie auff den Hobelwägen prauchen, auß Naßthüchlein macht ich arsthüchlein, auß Bettküssen Gesäsküssen: vnd gewiß es hat mir alles wöler gethan als den Reudigen das strigelen, vnd den Grindigen das strälen. Wiewol ich nicht wolt, das ich im Leib het, was sie mir ins Loch wünschen: Aber ist der Leib nicht mehr dunn das Kleid? soll ich lang vmb ein Wisch vmblauffen: Das Schornsteinloch ist so wol ein stuck des Hauses als die Stegen, noch reibt man die Stegen vnnd bedeckt den geribenen Stubenboden mit thüchern: solt es mein Loch nit besser werd sein: O als nur Wisch darauß gemacht, warauff die Welt groß acht. Auff grosser Leut pracht, Furtz ich das es kracht, wird es dann schon veracht, hat man doch nur eins Furtzs gelacht. Hei, Hei, was hört einer, sprach Grandgurglier, wie redstu so Naßweißlich von der Wischlichkeit: Aber welcher Naswisch ist dir am besten bekommen? Ich war botz Frantzosen, sagt Gargantua, vnd jhr solt noch einmal erfahren das tu autem: Ists nicht also, der Kopff am Krebs ist dem Ars gleich? Ich wischt mich etwann mit Häu, Stro, Woll, Zundel, Papir, Aber der reim heißt.
Wer mit Papir wischt das wüst Loch.Laßt offt an kleppres Bißlein noch.
Was? sagt Grandbuchier, mein kleins Hodenmänlin, ich glaub du hast inn die Kannen geguckt? oder der Flaschen getretten auff den Riemen, dz du schon anfangst zu reimen? Ja bei Golle, antwort Gargantua, mein Kanniger Koniger König, ich reim vns das vnnd noch viel mehr, vnd vnter dem reimen raum ich die Kann offt sehr, vnd rhüm als dann des Bachi ehr, wann mir am gaum klebt der Ram von Traubenbör. Hui nun annen, lasset vns die reimen herumb rammelen vnd rommelen, dummelen vnnd trummelen: Hört zu, die Magd hat Hummelen im gesäß, ich hab sie hören prummen. Hört, hört jhr Herd Säu, wie die hinder Posaun so schön zum hauffen auffplaset, zu jedem ock vnd tritt vnd trott ein Fürtzlein, horcha.
Scheißbock.Stinckbock.Finckkock.Treckschnock.Nun lock.Fartzglock.Bucksloch.Rucks hoch.Glucks koch.Stopffsloch.Wisch doch.Wesch noch.Fartzbock.Wa nochSo pochtDein LochSchußloch.Zündloch.Flugs noch.Trucks doch.Das nochHer pochEin flockFürtzglock.Holtzbock.Das dir das Glock-Feur schlag ins Loch.Schornstloch.Betzloch.Mit flock.Mit Ploch.Mit stock.Stopff noch.So fegst nit vor deim tod das Loch.
Vnd wolt jr noch weiters? Ja warlich, antwortet Grandbruchier: Ich hör dir lieber zu, dann daß ich dirs zuthu: Es gfalt mir, es geht fein von statten, besser als Pech von Hosen, vnnd Filtzläuß von hoden: Nun wer sich schämt, leg ein Finger oder das gesäß auf die Naß. Da fing Gargantzsoffa an.
Rundreimen.Schweißweis hab nechten ich den ZollDen meim gsäß schuldig bist empfunden,Der gschmack thet mir gar selsam muntenVon gstanck war ich verstäncket voll:O wann mir jmans thet so wol,Fuhrt mir zu, der ich wart zur stunden.
Ja Schmeisweiß.So thet ich vor dem Faß den Punten,Vnd sie müßt greiffen in das hol,So heylet sie mir das geschrunden:Ich seufftz nach jr gantz wüst vnd dollJa Schmeisweiß.
Haha, sagt forthin meher das ich nichts könne: ich habs wol etwann besser gemacht. Aber weil dise grosse Gnadfraw hie zuhört, hab ichs im Seckel meiner gedechtnuß verhalten.Laßt vns, sagt Grandgausier, also daß Pappenheimisch fürnemmen forttreiben, ich will ein seidle Bacheracher zalen. Dann du hast so ein edelen verstand, du mein kleins Bäpstlin. Auffs nechst will ich dich für ein Meyster in kurtzweiligen künsten lassen mustern, magst leicht so wol bestehn als ein Bullatus Doctor. Dann du hast meh verstands als alters. Aber vollführ disen torscheculatifischen handel: Ich bitt dich darumb. So solt du bei meim Westfalischen Geißbart für ein Seidlin sechtzig Maß Weins haben. Vnd nemlich dises Beerweins, der an der Linden Hart wächsset. Ja des Rangenweins zu Dann, da steckt der Heylig Sanct Rango, der nimpt den Rang vnd ringt so lang, biß er einen rängt vnd trengt vnder die Bänck.So trocknet ich mich, sprach Gargantua weiter, an die lange Schleyerstürtz, vnd gele Schleyerlin. Die Seidene, Sammate Pantöffelchen, die Sammete Täschlin, doch außgelehrt. Jtem streifft jn an die durchsichtige Körblin: Aber es ist ein vnholdseliger Wisch, ich wolt es keim meher rhaten. Jtem an die mancherley Hüt: Aber hiebei ist zumercken, das etliche beschoren sind, etlich Langzottig, etlich kraußwollig, etlich gebicht, etlich vngebicht, etlich Seiden, etlich spitzig: etlich Cardinalisch, etlich breitstulpig, etlich schmalstulpig. Die besten vnter allen sind die harige vnd zottige, dann es macht ein reine abstersion der Fecalischen materi. Auch welchs euch wunderlich würd geduncken, ich prauch auch von wegen lindigkeit der Federn, das Federspiel. Auch Sammate Beltzmitzen, Herrenhäublin, der Fürsprechen Prifsäck, doch nicht jr Zungen, die jener Maulschmirer fürs Gelt zum Geseßwischlichem prauch zuentlehnen begert: sie waren mir zu lind vnnd weich, ich sorge sie zerführen mir vntern händen: Aber sonst mußt herhalten, was zartlichkeit vnnd wundersamens war, darmit man sich mutzet vnd spiegelt. Aber beschlißlich, so sag ich, vnnd wils bei dem nächsten Kraistag, da man der Müntz vnnd des Calenders halben eins wird, erhalten, das deßgleichen Wisch nicht sey als ein Riedisch Gänßlin wol bepflaumet, doch daß man jm den Kopff zwischen die Bein steck, es dreimal vmbtreh vnd entschleff. Vnnd glaubt mir bey meinen ären, die mir am Korn wachssen, daß jr dauon ein wunderliche ergetzlichkeit empfindet, beide von wegen der senffte der Pflaumfederen, vnnd auch der wol temperirten Hitz, die der Vogel in jm hat, welche leichtlich sich inn den Wolffsdarm füget, vnd von dannen inn andere Därm schlegt, biß sie gar inn die gegene des Hertzens vnnd Hirns ziehet. Diß will ich so wol erhalten, als der da hielt, der gewissest glaub sey, ein Khu scheiß mehr dann ein Zeußlin.Auch glaubt, bitt ich, bei Römischem Bannen vnd Predigkautzischem Dammen nicht, daß der Herhohen vnd Heydnischer HalbGötter glückseligkeit, die sie auff dem Elisischen, oder Elsessischem, oder, wie etlich wöllen, Schlesischem Feld haben, in geniesung jhres Affodillenkrauts, Ambrosien oder Amelprosam, vnnd Nectar, oder Neckerwein stehe, wie jene alte Blindschleuch dauon geaberwitzet haben: sonder nach meiner meynung, auff verbesserung, in gebrauch eins Nörlingischen Gänßlins, vnnd daß heißt das Hälmlin durchs maul gestrichen, vnd nit das härin Seil durch den hindern gezogen, Vnd also halt auch Frater Johan Dunst aus Schotten daruon, in erklärung der Dionisischen heiligen Welt, von «Signor Bagna Cauallo» castigirt außgangen. |