Johann Fischart
1546/47 - 1590
Affentheurlich NaupengeheurlicheGeschichtklitterung von Thaten undRhaten der vor kurtzen Langen und jeweilen vollenwolbeschreiten Helden undHerren Grandgoschier Gorgellantua
1575/1582/1590
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Das Erst Capitel.
Von veralteter Ankonfft des Gorgollantuavon Gurgelstroslingen, vnnd wie wunderlichdieselbige Antiquitet erfundenvnd biß hieher erhaltenworden.
DAmit nicht das Wasserlechtzend Pferd mit durstgirigem vbertrincken verfang, muß ich euch die erste brunst anzihen vnnd einzäumen: Dann was wer mir mit ewerem schaden gedienet? derhalben laßt es ewer lieb nicht verschmehen, daß ich so frü die auff die Haberweid schlag, vnd gleich nun zu anfang hindersich zu ruck inn die grosse Pantagruelinische oder Alldürstige Chronic verweise: allda jr im andern Buch, welches auff diß folgt, werd vnsers Gurgel Lantua Vrvranregister, Geschlechttafel, vnnd Geburtsstafel nach allem begeren zuvernemmen haben, wie die Risen, die Siren, die Recken, die Kern, die Kerles, die Helden auff die Welt kommen, vnd vnser Gurgelstrossa nach direchter gerader lini von jhnen abgestigen seie. Laßt euch nicht verdriessen (sonst möcht ich meiner arbeit nicht geniessen) daß ich euch die Zän so lang mache, vnd mich jetzumal, da jr all die Oren gespitzt, anderswo hin beruffe. Wiewol die sach also geschaffen, daß je mehr man sie erholet, Kornschüttet, erbeutelt vnd remembriret, es des mehr Ewern herrlichkeyten solche zu ergetzlichem wolgefallen solt erschiessen: Wie euch dann solchs Plato im Philebo vnd Gorgia lehret, auch Flaccus, welcher sagt, daß etliche ding sind, je mehr man sie widerholet vnd errollet, ersinnt vnnd erschindt, erkäwet vnnd widerkäuet, je annemlicher werden sie: Aber dieweil ein Thor ein arbeit zweimal thut, wöllen wir sie an gedachtem ort gekawet ligen lassen, vnnd euch hiemit dahin veranlassen, daß jhrs auffassen: auff daß wir fortpassen.O wie köstlich gut wer es, daß jederman sein geburtsregister von staffel zu staffel vnd stigenweiß so gewiß auß dem Schiff Noe schöpffen, Bronnenseylen, auffkranen, dänen vnd ziehen könte, wie wir, vnd Bonfin seinen Boras, Damas, Chulchas, Bulchus, Attila: O wie würd der Flegelbeschiltete Marcolfus so stoltz mit seim Rustinco Rustibaldo werden? Aber nicht ein jeder hat das glück, daß er vngeschlagen den Bapst erblick. Ich halt, daß heut manche König, Fürsten, Bäpst vnd Herrn seien, fürnemlich die so schindische Tirannische Prachtschaben sind, (dann ein lasterhaft gemüt, zeigt an ein vnadelich geblüt) die nur von eim Torhüter, Stallfincken, Eseltreiber, Holtzträger, Schnapphanen vnd Kistenfeger herkommen. Wie im gegenspil manche arme Teuffel, Landläuffer, Gartenstreiffer, Pfannenpletzer, Quiengoffer vnnd Zwicker von Königen, Bapsten vnd Bischofen mögen hoch geboren sein. Inn massen solchs Plato beweiset, daß kein König sey, der nit von eim Knecht herkomme, vnd im gegenspiel, wann man hinauff schielet, zehlet vnd zielet, ein Knecht von eim König, ja offt Redliche von vnredlichen, dann die redlichen sehen, wo es den vnredlichen fehlet: vnnd wer will den Reimen zu Nörnberg abwischen? Ich thus diß Jar nicht: auffs ander Jar kommen die Heyden. Was? kommen nicht die Türckische Keiser von dem Arabischen Cameltreiber Machomet? Die Persischen König von eim Königlichen Köchertrager? Sind nit die Mamaluckischen Knecht in Egypten regierende Soldan gewesen? Sind nit die erst abgestorbene König inn Poln von eim Litthauischen Knecht Gedimin, der seinen Herrn erstochen, kommen? Sind nicht ein gut theil Päbst Calmäuser, Spänhocken, Parteckenstecher vnnd Partemsinger gewesen, ja Pfaffensön vnnd Nonnenkinder? Vnnd kommen nit der mehrtheil Churwallischer Spatzacaminer von Römischen Geschlechtern auß Tuscanien, so müßt «Tschudi» liegen. Vnd was ists wunder. Angesehen die wunderbare veränderung, vnd abwechßlung der Königreich vnnd Keyserthumb, von Assiriern vnd Chaldeern zu den Meden, von den Meden zu den Persen, von diesen zu den Macedoniern vnd Griechen, von Macedoniern auf die Römer, von Römern wider auff die Griechen, von Griechen zu den Teutschen Francken vnnd FranckTeutschen: nun vom Herren zum Knecht, nun vom Knecht zum Herren: nun von Weibern auff die Mann, nun von Mannen auff die Weiber (da laß ichs bleiben) wie in Behem vnnd bei den Amazonischen Metzen vnnd Hetzen oder Hexen: daß ich jetzt des Türcken geschweige, vnd heut der Portugaleser inn Indien, der Indianer inn Moren, der Moranen in Spanien, der Spanier inn Italien, der Italiener in Franckreich, der Juden vndern Christen, der Schotten in Preussen, der Franzosen in Teutschland, der Engelländer im Niderland, der Teutschen in Moscau, der Moscouiter inn Polen, der Polen in Vngarn, der Vngarn inn Türckei, der Türcken inn der Christenheit, der Christen in der Türckei: Schreibt doch Merlin Coccai inn seinen Nuttelverssen, «Plus Roma parit quam Francia Gallos»: nemlich «in illo tempore», da man bald hernach die Sicilisch Vesper hat gespilt.Also kugelts im kreiß herumb, wie solt es nicht kegel geben: Ja daß ich geschweig des verreisens, migrirens, verruckens vnnd auffbrechens etwann gantzer Länder vnnd Völcker von wegen plagung der Mäus vnd Schnacken. Darvon gantze Postillen von Noe Kasten auß vorhanden, der Goten, Wandeln, Langparten, Nortmannen, Saracenen, Marckmannen, Wenden, Sclauen, Rugen, Walen, die vntereinander gehurnauset, gewalet, gewandelt vnd gewendet haben, wie ein Hafen voll Beelzebubmucken: also daß es dem Wolffio im Scipionischen Himmel noch ein lust herab zusehen gibt, daß die Mirmidonische zweibeynige Omeysen hie vnten noch also durch einander haspeln vnnd graspeln. Ja welchs Land lauffen nicht die Schwaben auß? fragt doch jener Würtenberger wie Bebel meld, so bald er inn Asien nur auß dem Mörschiff stig. Ist nicht eyn gut gesell von Beblingen hie? So ist die gemein sag, Schwaben geb der gantzen Welt genug Huren. Vnd was gibts gestochen lebens vnd angststich vnterm Weibsvolck, wann man ein Land vnd Statt mit gewalt gewinnet. Hat doch der inn den Secreten der Finantzen inn Franckreich allein von den treissig letzten Jaren her, weil die Krieg daselbst gewährt, zwölff tausent vnnd trey hundert genotzüchtigter vnnd geschwächter Frawen vnnd Jungfrawen gerechenet: Wie viel haben dann die Böckstinckenden Spanier seither im Niderland vergifft? Sie habens weit weit vber den Keyser Proculum gemacht, derselb schrib an den Römischen Raht, für eyn Triumpffwürdige that, er für sein Person het inn Sarmatien, das ist Polen, inn fünffzehen Nächten vnnd Tagen hundert gefangener Jungfrawen zu Frawen gemacht. Ey des schönen Fotzenhelmsstechens, Daß man jm eine für ein Prill auff die Naß setz, so schewen jhn auch seine Kinder, vnd schreien desto minder.Vnd inn was Land ziehen nicht die Zigeiner, Kauffleut, Studenten, Becken, Kämetfeger, Handwercksgesellen, Allgäuische Maurer, Schnitter, Elsessische Betler, Pilger, Stazionirer, farende Schuler, Kriegsleut, Juden. Jtem Landraumige: Dann wa wer der Ronzefall bewont, wann man nit in Franckreich Oren abschnit? Wa het der Türck so viel Janitzerschützen, wann nicht Mamalucken weren? wa hett der Reuß so viel Teutschen, wann nicht Polen, Schweden vnd die Seestätt vielen das Land verbieten: Wo wer die new Welt bewont, führ man nicht zu gewissen jaren Banditen inn die Newen Insuln.Man sagt, vnd ist kaum nicht war, daß mehr Schweitzer in Franckreich, als in jhrem Land werden aufferstehen, gleich wie mehr Frantzosen in Sicilien vnd Italien, als in Gasconien: mehr Balduinischer Christen im gelobten Land, dann inn Flandern: vnd mehr Engelländer inn Normandien, als inn Wallien: mehr der alten Römer am Rhein, als vmb Polesein: mehr Spanier inn Wirtenberg vnd Niderland, als vmb Miral kamp: Mehr Portugaler im Mör als zu S. Jacob, Mehr Westfäling inn Liffland als Widerteuffer zu Mönster: Wie solt man nicht inn solcher Babilonischen trennung die Kinder verwechsseln, die Frawen vertauschen, muß doch mancher seine zu Blois bei den Mönchen suchen, Es heyßt, wilt dein Hauß behalten sauber, so verwars vor Pfaffen vnnd Tauben: vnnd Peter Schott reimt.
Alt Affen, jung Pfaffen, darzu wild BärenSoll niemand inn sein Hauß begeren.Vnd Jacob Wimpfeling verbeißt es, vnd spricht:«Flix Plebanus, flixque parochia, sub quaNec Naam, Abraham, nec Sem, nec viuit Elias».Die Pfarr ist glückhafft, lobesam,Inn der Naham noch Abraham,Noch Sem, noch kein Elias ist:Das ist: kein Maltz, kein Jud sich mischt,Noch ein Geystlicher Potentat,Noch auch ein Mönch: dann gwiß es schad.
O wie thun Fündelhäuser vnnd Weysenkästen so wol, wa dise hawende Schwein sind: wo findet man ein Nonnenkloster, da nicht ein Mönchskloster nahe darbei sey, die Trescher fein nah bei der Scheuren. O Lüttich, Vtrecht, Köln, Wirtzburg, Bamberg, Mentz, O wie Reichstägisch, wie Beichtvätterisch, was schöner Visitation König Henrichs inn Engelland.O Badgestrigelter Doctor von Costentz: die Müllerin auff der Nidermül: der habersack: der Thumherr mit der Fraw Eselerin. Die beicht der Baselerischen Müllerin: wir beide fahren wol vber den Rein: treizehen Nonnen, viertzehen Kinder: der Pfaff im Federfaß: die zwölff Atzelmönch im Keller: der Tübingisch Mönch im Ofen: der Betler heyaho, der Augspurgisch Spinnenstecher, welcher der Bettlerin den Pflaumenbaum schütt, vnd in eil jhren Bettelsack für den Fischsack erwischt. Schlaf Töchterlin, du weckest mich, schlaff müterlin, die Deck lang ich, O wee der leidigen Decken, die du gelanget hast, ich sihe vier füß da strecken, du hast gewiß ein Gast: vnd was dergleichen sauberer Lieder mehr sind, die man singt vnd getruckt find, darinn man die tägliche gedachte Practic der wechsselung der Kinder gründt. Eins morgens frü, that ich mich zu, zu einer Meyd, schmuckt sie zu mir, was schaffet jhr, laßt mich kehren, man möcht vns hören, etc. Dergleichen, Junger Knab, nun zihe dich ab. Jtem es fischt ein frey Fraw Fischerin. Jtem, Ich arme Magd, wie gern ichs wagt, aber es ist kein Recht, daß ein Magd außbeut dem Knecht. Jtem wie wers, wann ich nicht schlieffe, vnd ließ dich doch nicht ein, dann ich lig jetz so tieffe, ins andern Aermelein. Vnd, Es wolt ein Jäger jagen, es ward jhm viel zu spat, Juheiaho, sie bei einander lagen, trey stund vnnd zwo gerad, kehr dich schöns Lieb herumb, beut mir dein roten Mund etc. Vnd hat dich dann der Hund gebissen, vnd hat dich doch nicht gar zerrissen, etc. Es wohnt ein Müller vor jenem Holtz, hat ein Töchterlin das war stoltz, zu der ließ sich ein Reuter strack, tragen inn eim Müllersack, zu Nacht rührt sich der Haber im Sack, etc. Brauns Mägdelin zih dein Hembdlin ab, vnnd leg dich her zu mir, etc. Es gieng ein Meidlein Abends spat, für einen jungen Knaben, etc. des war sie fro, er rauscht im Stroh, etc. Der Schwester waren trey, die aller jüngst, die vnder jhn war, die ließ den Knaben ein. Es hat ein Schwab ein Töchterlein, das wolt nicht lenger ein Meydlein sein, O du mein feines Elselein, etc. Es steht ein Lind in jenem Thal, ist oben breit vnnd vnden schmal, etc. Es hett ein Meydlein sein Schuh verlohren, es kondt sie nimmer finden, etc. Ich weiß mir ein stoltze Müllerin, vnd solt ich bei jr malen, etc. Der Guckgauch der flog hinden auß, wol für der Beckerin Hauß, darinn ein Goldschmid maußt. Wa gehn die Bamberger Meydlin hin, etc.Vnnd wa wolten wir alle solche Geuchlieder, darmit sich noch die Buben jhrer Graßmuckeneyer rühmen in Sinn fallen: Mann kan auß diesen genug absehen, wie inn Stätten weder Mägd noch Frawen, auff dem Land weder die Müllerin noch die Eselerin sicher sind: Welchen wolt es dann wunder nemmen, daß mancher inn solchem Geläuff dem Keyser Octauian gleich sicht, vnd der Edelleut Kinder den Müllern, vnd des Müllers Kinder den Edelleuten ehnlich sehen. Wie solts wunder sein, daß etwann grosse Herren, Zwerg vnnd Högerling zu Erben haben, so doch jener König den Zwerg auff seiner Frawen fand, vnd jener Herr seinen Moren. Ach was ist vber Weibergelüst vnd list, da helffen keyne beschnittene Kämmerling, noch Pantzerfleck mit Mahlschlossen, vnd Diogen besorgt, daß ein Kind, dem lengst sein Wohnvatter gestorben, noch seinen rechten Vatter möchte treffen, wann er vnter ein hauffen Volcks solte werffen.Vnd ist warlich, nach des Bockazij meynung mißlich, dieweil die Kauffleut verreysen, vnnd die Edelleut inn Krieg zihen, vnd doch die Weiber daheim Kinder außbrüen: Aber das best ist der gut Wahn: sonst wanns einer wißt, so solt er auch wie Orestes dort sagen, Wer wolt gern inn Krieg sich wagen, wann er daheim ein Clitemnestram solt haben? so fahr der Teuffel ins Häuw: So sey der Teuffel ein Schiffmann, der köndt bald heimkommen. Thetst es du, so dörffts nit der Knecht thun. Aber es wird auch heut so genau nicht gesucht? dieweil ein grosse ehr bei den Spaniern, Frantzosen, Italienern, Niderländern, vnnd andern worden ist, eins grossen Herrn Bänckling, Spörling, vnnd Nef zu sein vnnd heyssen, vngeacht des Mörspurgischen Spruchs.
«Sacrificum nati,non possunt esse beati,Non sunt flices,quia matres sunt meretrices».Die Pfaffen Sön kein glück angaht,Danns Vatters platt zeygt inn das Rad,Der Muter spatt den Nachtschad,Vnd «Natus adulterio,semper adulter erit:Filia mchatur,quæ mcha matre creatur».Was von Huren seuget,ist zuhuren geneiget,Was von Huren erboren,ist zu Huren erkoren:Gerät das Kalb nach der Ku:So sind der Huren zwo:sie lassen das Wundmal nit,was man auch daran Alchimisirt vnd verschmidt.
Exempel «odiosa sunt»: aber bedenck einer den Alciatischen Hercules, der inn einer Nacht kont 50 Nuß erbrechen: daher der Weckenruffer Goropius sagt, Heckul trage seinen Namen von den Kullen oder Hoden. Vnd wie manche Statt kompt von eitel Bastarten: Kommen nicht die Römer von geraubten Mütern. Die Gotten (wie Jornandes hällt) von Auffhockern? Auß was vrsach aber haben etlich die Stichling so lieb? darumb daß man sagt: «Semper Bastardi sunt addictissimi Marti»: das ist: was auf der Banck gemacht ist, das ligt nicht gern darunter: die Banckart werden bereyt inn hitz, im liebkib vnd neid, darumb haben sie freud zur Spitz, zum kieb vnd streit: vnnd die Venus bulet gern mit dem Mars, das ist die geheymnuß. Aber es heysset hinwider: «Non gaudent sorte, quia cadunt misera morte»: Es belangt jhnen nicht zum Glück, sondern zum Strick, Sie sind gemeynlich schrecklich gestorben, dann inn schrecken hat man sie erworben. Sie saugen dann, wie aller Bastart Patron Hercules, heymlich vnnd verstolen der Juno Milch, so sitzen sie auch alsdann mit andern Göttern zu Tisch: vnnd werden ehrlich, wie des Hectors Bastart, nach dem jhn sein Fraw Andromeda geseuget hat: Secht da: Hie weißt man euch eyn weiß, Bastart ehrlich vnnd Ehelich zumachen.Aber dise Liffkindecken sterben wie sie wöllen, sie sind nicht des minder gemacht: vnnd bescheinet gleichwol auß oberzehltem, wie ein seltzam gekocht Pludermuß hie vnten sey vnter Gevatter vnd Vatter: vnnd daß mancher ist hoch geboren, aber nicht hoch erkoren, vnd mancher hoch erkoren, aber nider geboren. Vnd daß ich mich, der ich jetzund red, allein zu eim exempel auffwerffe, so glaube ich gäntzlich, daß ich etwann von eim reichen König oder Fürsten auß der alten Welt auff dise werckstatt kommen seie. Dann jhr habt ewer lebenlang kein Menschen gesehen, der lieber ein König vnd reich wer als ich: auff daß ich neben andern gut vergurgelern auch könnt im sauß leben, vnnd nicht schwer arbeyten, noch den rucken bucken, mich vor jedem ducken, noch vil sorgen, vnd könt meinen Freunden vil schencken vnnd borgen, auch sonst fromm vnd geschickt Leut reich machen (welchs doch manche Scharrhansen nicht achten) des möcht vnser genad gelachen: Aber ich tröst mich dessen, ist es nicht hie, so ist es dort, vnnd villeicht mehr als ich mir inn ein hand wünschen solt. Auff solche oder auch ein bessere weiß solt jhr allzeyt ewerm vnglück mit trost wissen zubegegnen, daß noch morgen Taler könten regnen: Trinckts fein frisch, wann jhrs habt, dann im trincken mag man vil vnmuts versincken.Aber laßt vns den Wider auff vnsere Hämmel widerbringen, dauon vns der Bock gebracht hat. Ich sprich, daß auß sonderer Inflissung des Himmels zu lieb dem eingissenden bürstlein, die Altiquitet, vnd das geschlecht des Herren Gorgulantua vor andern sey in Esse erhalten: vnd vil besser dann der Harlunger, Amelunger oder Bechtunger Stammen, oder des Mandafabul, des treiäugigen Horribel, Riß Kupran, Goffroi mit dem Zan. Ja dann des faulschalen Dietrichs von Bern Gapt vnnd Hundsleyter: des Margeckischen vnnd Beckischen Brabons Handwerber: des Werlischen Antier Kükopff, dann des Preto Johan Dauidsstamm: des Schiffmans vnnd Volterra Abentinischer Perleon: des Gebwilers Noachisch Priam: dann Leckus vnnd Zechauß, des Humels Danman, Angul vnd Gramm: der Engelländer Brut: der Schotischen Königsmänner Barn, Fergauß vnnd Malcolm: der Venetisch Antenor: der Zürcherklößlin Arlischer Turich: der Tellischen Brudermörder Tschei Schwiter, wie auch der Römer Wolffsauger Rümel, der Winckelritischen Vnterwälder Siluanischer Rumo, der Laterner zorniger Sepilat, vnd meiner Treuwoner vnnd Treierischen Semiramischer Trewes Treiwetta, der Statt Damasc vnd Trier Schwester Solotorn Sol Abraham, gleich wie der Märckischen Saltzwedeler Sol, der Basilisckischen Baßlerlößlin Basilius, meiner Menzerischen Landsleut Trauianischer Magunt, der Metzer Römisch Metius, der Amazonischen Augspurger Japetisch Fraw Eisen, der Kölner Troianisch Colon, der Brantenburger Wallisch Brenno, der Grüninger Priamisch Grun, der Wickbodischen vnnd Trutgrimmischen Lubecker Bonnisch Luba: der Brothaufisch Berenringer, der Lonenburger Jobstisch Fraw Laun, deren von Turs Rutulischer arm verjagter Teuffel Turnus, der Frantzosen Gilischer vnnd Ronsardischer Priamischer Francio, der Treisener von Dreux Panische Trutenfüß, der Nortwindigen Nörtlinger vnnd Nörnberger Nero, der Windwunischen Wiener Blauer Bonenfresser Fabian, der Marckmirischen Marburger Mördischer Mars, der Francksachsischen Franckforter Fraw Helena, der Wimpfischen Weiberpeiniger Jungfraw Corneli, der Müllerischen Erforter Erfft, der Fechterischen Hamburger Starckhaterischer Hama, der Offenburger Heiser Englischer König Ofen: der Grochauer Lechischer Cracke: der Gewürtzherben Wurtzeldelber Wörtzburger Plutonischer Herebus: wie auch der Clareanischen Schweitzer Höllvatter Pluto: der Magdeburger Kräntzlinmacherin Jungfraw Venus: der Zwickauer Cidnus: der Churer Kurio: der Wädelburger Wadelloser begrabener Quedelhund: der Mänicher gefundener Mönchskopff, wie der Cartager Roßkopff, vnnd der Indischen Bucephaler Kufalkopff. Vnd entlich (daß ich auß der Welt komm) viel besser als der schönsten wüsten vnfletigen Parisischen Pastetenbecken, Weibische Hundsfutt Paris von Troia: oder deren, die nur jr geschlecht auß Armenien vnd Archadien, von Römern, Kolumnesern vnd Vrsinern herzihen wöllen.Vnsers Pantagruels Noachischer Stamm aber, der auß dem Seethurn Saturni herkommet, ist eben so wunderlich als des Henrich von Soliaco König Arturs Grab gefunden worden, oder die Koccayschen, durch Jan Audeau, sonst Gänßrich Altgolthalt, in einer Wisen, von deren das blau Storckenlied lautet, ob Mumpffel vnd dem Weinstrutel im Höllhacken bei Lauffen, wann man auff Höllenstein zugehet: Dann als der König Wasso von Wäsel dem guten Wein nach mit den Süßwassergirigen Salmen den Rhein herauff gestrichen, vnd die Statt Augst, durch die Allemannen zerstört, wider auffbawen, vnnd nach seim Namen Wasle nennen wolte: auch deßhalben das Fundament, oder, wie der Bauer sagt, das vnten am End, ergraben liesse: da geriehten seine Pickler, Karsthansen, Schantzgräber vnnd Scheuffler auff eynen Kupfferen boden: dessen breite noch lenge sie ein gantz Jar nicht erbickelen mochten, eben so wenig als Cesar des Schwartzwalds end erreuten, vnd Keyser Karl der groß die Pegnitz vnnd Regnitz inn den Meyn geleiten: Sie hetten auch wol jhr lebtag daran geschickelet vnd gebickelet, vnd weren doch darmit nit fertig worden: dieweil diser kupffern Todenkasten zu den vier Eckmören reichete: vnd weit weit das hundertkläffterig Grab des fünfftausentjärigen Macroseir bei Athen vbertrafe: Sintemal das Haupt daruon zwischen Mörselien inn Bruchwalen vnnd Gänua im Lugerland lage: die Achssel aber im Rauhen Rachen bei Augst, da diese Grundfahrer Gruben: der Bauch vnter dem Eychelsteyn zu Mentz, da die Beut von den schnäbeligen Armen Gecken soll stecken. Sein latz streckt sich biß gehn Köln vnter das Kloster zu den schwartzen Schwestern: Sein fuß badet er im verfallenen Schloß Katwick gegen Engelland vber: da man einmal die Spanier weiß gewäschen, vnd mit Häringen eingesaltzt hat: Mit der lincken Hand tätschelet vnd wätschelet er im Mörport bei der Rostigen Roßschellen, inn Zeltwahlen oder Santwohnerland, darvor etwann die Kühschellen lagen. Sein Rechte aber ist durch ein Erdbibem etwas verruckt worden, als Atlas die Erdkugel auff die ander Achssel wolt abwechsseln, zusehen was der groß Fisch thet, darauff die Welt stehn soll: also ist sie nun durch das Kropffreich Pintzgau hinauß erstreckt. Faßt also noch die zwey Weinreich, da jm der Wein so wol geschmackt, zusamen, auß sonderer geheymnuß, wie solches der groß Englisch Prophet Mörlin außleget.Da nun gedachte Maulwerff vnd Rubentelber oder Schantzgräber, aber nit Schatzgräber, an disem vnerwercklichen werck lang gegraben, vnnd nichts erhaben, brachen sie den Kasten an eim ort auff: Hei botz tausent hundert Frantzosen da hett einer sein lust gesehen, wie sich die arme Teuffel duckten, als die Weinsteyn so hauffenweiß zu jhnen hagelten: biß der verständigst vnter jhnen, der eynmal eyn Meßner gewesen, das Weinwasser auß allen Maltzenlägelin vnnd Pascalerfläschlin hieß gegen dem Wetter zuspritzen, da hört es auff, als wann man Sanct Antoni Rubenschnitz vorstellt, dann man muß eym Heyligen dienen, mit dem das jhn mag versünen.Letzlich fanden sie auff dem jnnern Sarck ein woltischponierten Hofbecher eingegraben, da rüffet der vorig Sigerist, fort, fort, da wöllen wir bald die abgehawen zwen finger vber dem Kelch finden, Als sie sich nun nicht saumten, vnd tapffer hinweg raumten, da fanden sie mit Cimbrischen, Scythischen, Tracischen, Phrygischen vnnd Hetrurischen alten Buchstaben darumb geschriben, «HIC BIBERE, HI VVINBERE: HIC LIBERE, HI LEBERE: HIC VVINVVITVR, SIC VIVITVR»: vnd da vnten dran, hie ist nit «aliud viuere, dan bibere: O Liber Pater fach hi libere lebere bibere vivere».Diß war sein Hierogliphisch Grabschrifft, so nit alleyn sein wesen anzeyget, sondern auch bedeitet, wie die lebhafften Weinbören vnd das lieb Weinelen mit der zeit von dem Ort an, den Rhein oder Weinstram hinab solt also fort wachssen.Weiter fanden sie an statt Heydnischer Ampeln, seltzame Liechtstöck, nämlich neun wolmäsige: wie sag ich, wolmäsige? ja wol fuderige Altwilische Flaschen, das fuder nach der alten Rastatter, Schilckhaimer vnnd Henauer maß zurechnen: die stunden fein nach der ordnung wie die Prettspil auf der Schützen Hauß, oder wie die Krüg inn Cana Galilea: waren darzu wol vmbmauret, daß sie nicht konten sincken, weder zu der rechten noch zu der lincken, sonder fürsich oder hindersich, wie die kitzelige Mägd fallen: wie man dann derselbigen Flaschenfuter (die etlich Altdickwitetendeiter für Camin vnd Cisternen (ja Weincisternen) geschetzt haben) noch sechs oder siben auff dem weg gegen Lichtstall sehen mag: dahin ich die, so es nit glauben wöllen, will gewisen haben.Vnd soll euch solche Flaschen begengnuß nicht frembd sein, dann vorzeiten hat man gepflegt die abgestorbene Helden inn steinene fässer einzuschlagen: wie diß Phlegon Trallian von seins Troianischen Herhohen Ide Trollenkopff, der viermal grösser als vnserer gewesen, bezeuget, vnnd schreibt daß dasselb schön Futerwannenköpflin nach vil Hundert Jaren auß einem solchen eröffneten Weinfaß mit gantz frischen Zänen gerollet sey, als ob er noch dem Wein trewet jn zu beissen. Aber «beati credentes»: wers nicht glaubt, dem wirds nicht eingeschraubt.Nun zu vnsern Flaschen: die mitler vnter denselben stund auff eim lustigen, rostigen, grossen, fetten, dicken, kleynen, schmutzigen, rotzigen, kleberigen vnnd verschimmelten Büchlein, welchs viel stärcker, doch nicht vil besser, als rosen roche. Darinnen hat man seinen stammen, nach rechter Altwilischer Cantzelijscher Teutischer Schrifftartlickeyt, vnnd Artschrifftlichkeyt beschriben gefunden, nit auff Papir, nit in Wachß, nit in Geißfell, nit in marmor, sonder auff Olmen oder Rüstbaumrinden: welche doch das schabenessig vnd Madenfressig alter wider das verbott Keysers Justinian im anfang der Digest in fine wider die vorteilhaffte vnnd Papirsparsame Schreiber, also verzert, abgenützt, durchlöchert, zerkerfft, vergettert, zerflötzt, abgeetzt vnd zerfetzt hat, daß man kaumlich den anfang vnd das end am rand vnd bort hat können erkennen.Derhalben ward ich (als mit züchten eyn vnschuldiger Bürstenbinder) der damals auff Pithagorisch Seelwechselig wie der Finckenritter in Muter Leib reyset, zu ergribelung diser Antiquitet erfordert: da praucht ich mich warlich, wie der Pfarrherr zu Tettenhofen, scharffsichtig genug mit vier plintzlenden Augen durch Finger vnd Prillen: Vnd regt die Epidaurisch, Probisch, Agrippisch, Sarreinisch, Marlianisch, Calepinisch, Huttichisch, Vicisch, Peutingisch, Toscanellisch, Altisch, Stradisch, Goltzisch vnnd Alciatdispunctisch kunst, die vertipfelte, verzwickte, Geradprechte, verzogene, zeychentrügliche, zifferreterische, abgeprochene, außgehawene, abgefallene, versunckene, vnsichtbare, geschundene, vnnd (daß ich wider Atham hol) die geschendte, geplendte buchstaben vnd wörter außzulegen: Vnnd warlich die halb Caballistisch kunst gerit mir schir, daß ich den verstand auff Oedipisch rätersweiß errathet: wie jhr dann hie lesen möcht, doch mit Pantagruelisiren, auf Durstbergisch, das ist, daß jr vor den Mund netzt, vnd die Augen trockenet: vor den Wein zepfft, vnnd darnach allgemach den Verstand schöpfft: So werd jhr also fein mit massen, die Bundgrewliche thaten des Pantagruels einschleichen lassen.Zu end des bestimten Fleschenbüchleins stund für ein Mönchisch Korallen Corollari, Schulerisch Appendix, Historisch Supplement, Musicisch Cadentz, der Artzet Misch vnd fiat, Dialectisch Ergo, Retorisch Quamobrem, Notarisch inn krafft diß Brieffs, der Prieffschreiber hiemit Gott befohlen, das Osterlich Allerleiluia, das Teologisch inn ewigkeyt Amen: ja für der Schneider knopff, der Spinnerinn schlupff, der Rimpffer Martsch, Pretspiler Lurtsch, das Schachtisch Matt, das Säuferisch Nägleinklopffen, Gaucklerisch Nemt so für gut, Betlerisch Danckhabt, jedermans Adi, der Kaufleut Summa summarum, vnd für die zwo zugebene Biren (aber «Mantissa obsonum vincit», die zugab vbertrifft schier die Schuldgab) da, sag ich noch eynmal, stund, eyn kleyn Anhänglin vnd Tractetlin, dessen Titul war wie nun gleich folgen würd. Aber die schandliche Mäuß vnd Ratten, Schaben vnd Maden, oder (daß ich weniger lüg) sonst schädliche Thier, hatten den anfang vnd das forder theil (hei daß jhnen der Teuffel das hinder theyl gesegene) gar vernaget: Also daß ich desselbigen, neben den Berosischen vnd Römischen Aneteichen vnnd Antiquarijs, den Armen Protsamschluckern, Winckelschlupffern, Wändschabern, Steynweschern, Seulengaffern, Tulkräpsen vnd Heydochsen, noch inn mangel stande. Gleichwol hab ich denselben schimmeligen Steynschabern, vnnd Müntzgaffern, die auch eyn gebuckleten Schröter für eyn Antiwitet auffheben, vnd jedes Mißgewechß auffkleben, zu ergetzung, von wegen Altwibitet, dannoch den vberrest hiemit wollen einpringen: damit möcht jhr mit dem Guttaruff Glucktratrara singen. |