Albrecht Dürer
1471 - 1528
Familienchronik
1524
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Die weitereFamiliengeschichte
Nun sind diese meine Geschwistrigt, meines lieben Vaters Kinder alle gestorben, etliche in der Jugend, die andern, so sie erwachsen. Allein leben wir drei Brüder noch, so lang Gott will, nämlich ich Albrecht, und mein Bruder Endres [Goldschmied in Nürnberg], desgleichen mein Bruder Hans [Malerlehre bei Michael Wolgemut, später königlicher Hofmaler in Krakau], der 3te des Namens, meines Vaters Kinder.Item dieser obgemeldt Albrecht Dürrer der Älter hat sein Leben mit großer Mühe und schwerer harter Arbeit zugebracht und von nichten anders Nahrung gehabt, dann was er vor sich, sein Weib und Kind mit seiner Hand gewunnen hat. Darum hat er gar wenig gehabt. Er hat auch mancherlei Betrübung, Anfechtung und Widerwärtigkeit gehabt. Er hat auch von männiglich, die ihm gekannt haben, ein gut Lob gehabt. Dann er hielt ein ehrbar christlich Leben, war ein geduldig Mann und sanftmütig, gegen jedermann friedsam; und er was fast [sehr] dankbar gegen Gott. Er hat sich auch nicht viel Gesellschaft und weltlicher Freud gebraucht, er war auch weniger Wort und ward ein gottsfürchtig Mann.Dieser mein lieber Vater hatt großen Fleiß auf seine Kinder, die auf die Ehr Gottes zu ziehen. Dann sein höchst Begehren war, daß er seine Kinder mit Zucht wol aufbrächte, damit sie vor Gott und den Menschen angenehm würden. Darum war sein täglich Sprach zu uns, daß wir Gott lieb sollten haben und treulich gegen unsern Nächsten handeln. Und sonderlich hatte mein Vater an mir ein Gefallen, da er sahe, dass ich fleißig in der Übung zu lernen was. Darum ließ mich mein Vater in die Schul gehen, und da ich schreiben und lesen gelernet, nahm er mich wieder aus der Schul und lernet mich das Goldschmiedhandwerk. Und da ich nun säuberlich arbeiten kunnt, trug mich mein Lust mehr zu der Malerei, dann zum Goldschmiedwerk. Das hielt ich meinen Vater für. Aber er was nit wol zufrieden, dann ihm reut die verlorne Zeit, die ich mit Goldschmiedlehr hätte zugebracht. Doch lieszlig; er mirs nach, und da man zählt nach Christi Geburt 1486 an St. Endrestag [30. November], versprach mich mein Vater in die Lehrjahr zu Michael Wohlgemuth, drei Jahr lang ihm zu dienen.
Michael Wohlgemut (1616) Das hat albrecht durer abconterfet noch seine[m] Lermeister michel wolgemut in jor 1516 und er was 82 jor und hat gelebt pis das man zelet 1519 jor do ist er ferschiden an sant endres dag [30. November] fru ee dy sun awff gyng.
In der Zeit verliehe mir Gott Fleiß, daß ich wol lernete. Aber ich viel von seinen Knechten mich leiden musste. Und da ich ausgedient hatt, schickt mich mein Vater hinweg, und bliebe vier Jahr außen [11. April 1490 bis 18. Mai 1494, in Colmar, Basel und Straßburg], bis daß mich mein Vater wieder fodert. Und als ich im 1490 Jahr hinwegzog nach Ostern, darnach kam ich wieder, als man zählt 1494 nach Pfingsten. Und als ich wieder anheims kommen was, handelt Hanns Frei mit meinen Vater und gab mir seine Tochter mit Namen Jungfrau Agnes, und gab mir zu ihr 200 fl. [Gulden] und hielt die Hochzeit, die was am Montag vor Margarethen [7. Juli] im 1494 Jahr.
Mein Agnes (1694)
Darnach begab sich aus Zufall, dass mein Vater krank ward an der Ruhr, also daß ihm die Niemand stellen [heilen] mocht. Und da er den Tod vor seinen Augen sahe, gab er sich willig drein mit großer Geduld, und befahl mir mein Mutter, und befahl uns göttlich zu leben. Er empfing auch die heiligen Sakrament und verschied christlich, wie ich das in ein andern Buch nach der Läng beschrieben hab, im Jahr 1502 nach Mitternacht vor St. Matthaeus Abend [20. September], dem Gott gnädig und barmherzig sei. Darnach nahm ich mein Bruder Hannsen zu mir, aber den Endresen schickten mir [wir] weg.Darnach zwei Jahr nach meines Vaters Tod nahm ich mein Mutter zu mir, dann sie hätt nichts mehr. Und da sie bei mir wohnete, bis daß man zählt 1513 Jahr, da ward sie an einen Erichtag frühe tödtlich und jähling krank, darin sie ein ganz Jahr lang lag. Und von den ersten Tag an über 20 ein Jahr, als sie krank worden, was an einen Erichtag, am 17. Tag des Mai [richtig: 16. Mai] im 1514 Jahr nach Empfahung des heiligen Sakraments, ist sie christlich verschieden zwo Stund vor Nachts, der ich selbst vorgebett hab. Der allmächtig Gott sei ihr gnädig1.Darnach im 1521 Jahr, am Sonntag vor Bartholomaei, was der 18. Tag des Augustmonats im Zwilling, war mein liebe Schwieger, die Hanns Freyin krank. Darnach am 29. Tag des Herbstmonats [September], nach Empfahung der Sakrament, verschied sie in der Nacht zu der neunten Stund nach der Nürmberger Uhr [2½ Uhr morgens]. Der allmächtig Gott sei ihr gnädig.Darnach als man zählt 1523 Jahr, an unser lieben Frauen Tag [21. November], als sie in dem Tempel geopfert ward, frühe vor den Garaus [Morgen- oder Abendläuten], ist verschieden Hanns Frey, mein lieber Schwähr, der bei sechs Jahren krank war, der auch in der Welt gleich unmüglich Widerwärtigkeit erduldet hat, der auch mit den Sakramenten verschieden ist. Der allmächtig Gott sei ihm gnädig. |