Oswald von Wolkenstein
um 1376 - 1445
Handschrift B
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XXIII(HS A 28v, HS B 10v-11r, HS c 27r-27v, Klein 23)
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I | WJe uil ich ſing und tichte/den louff der werlde not/das ſchäcz ich als für nichte/ |
11r | wenn ich bedenck den tod/ |
5 | der mich nicht wil begeben/wie ferr ich uon jm ker/und ſtellt mir nach dem leben/ſein gieng mir nahent not/
An wider pott jnsäczen/ |
10 | zeucht er uns all hindan/mit ſcharpffen klügen läczen/er yedem richten kan/güt frid iſt jm zerrunnen/gar ſnell walt ſein geuert/ |
15 | wer ich jm nicht entrunnen/er het mich langſt verzert/
Jnwaſſer und auf lande/ze roſſe füſſen dick/hett er mich an dem bande/ |
20 | verknüpfft mit ſnellem ſtrick/hett ich all ſchäcze funden/die ſoldan ye erkos/die müſſt er han uerſlundn'/wer ich geweſen los/
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25 | Mit fällen waſſers trencke/und groſſer wunden tief f/Siben mal ich gedencke/noch hab ich dhainen brief/das er mich ſichern welle/ |
30 | zeit weyl minut noch quint/er iſt mein zergeſelle/got waiſs wie er mich uindt/
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II | MJt warhait wil ich ſprechen/von erſt ein not gezalt/ |
35 | mit einem pflag ich ze ſtechen/auff roſſen groſs und valt/ein tür von klafters klimme/und dreyer füſſe weyt/da für ich durch mit grīme/ |
40 | dannocht was es nicht zeit/
Wol vier und zwaintzig staffel/tieff in eins kellers grund/die viel ich ab mit raffen/mein roſs zerbrach den ſlund/ |
45 | mich daucht ich wolt versinken/inainem uas mit wein/yedoch bott ich ze trinken/den güten freunden mein/
Darnach ÿber ettlich wochen/ |
50 | got lech mir ſeinen hüt/ein ſchiff ward mir zerbrochen/auff wilden meres flüt/ich lert ein uas begreiffen/mit gütem maluisyr/ |
55 | das zoch mich zudem reiffen/verzagt ſo hett ich ſchier/
Vnd nach derſelben rayse/ſo was mein erſte gab/geuangen und ein wayse/ |
60 | ward ich all meiner hab/mein houbt hett volgeſungen/von ſlegn' ward es krank/ouch ward jn mich gedrungen/ein ſwert nach halbes lanck/
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III | AVch ſchwīmen wolt ich leren/auf einem tieffen ſee/do ſchoſs ich zu der erden/das mich ſach nyemād me/vil ÿber ein güte ſtunde/ |
70 | do kom ich aus der hicz/uiſch ſücht ich an dem grunde/mit meiner nasen ſpicz/
Geuangen und gefüret/ward ich ainſt als ein dieb/ |
75 | mit ſailen zü geſnüret/das ſchüff meins herczen lieb/uon der ich hab erworben/mein aigen leiden ſwër/wer ſy noch ainſt geſtorben/ |
80 | noch iſt ſy mir geuër/
Des bin ich worden jnnen/do ich gen vngern rait/noch von derſelben mynne/kom ich jngroſſes laid/ |
85 | jnwaſſer wetter wegen/huſch lert ich mayerol/und was ouch nach belegen/der tauggel ward ich uol/
Das iſt ein waſſer ſumpern/ |
90 | von hohen kläpffen groſs/dorjn uil ich mit pumpern/des gouggels mich verdroſs/ich wett umb all die ſtainer/poliert durch edel dach/ |
95 | ob doch aus hundert ainer/plib gauggelt er mir nach/
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IV | DArnach bey dritthalb iaren/rnir trauren ward bekant/von haym ſo wolt ich varen/ |
100 | ein reys jnfremde land/jnportugal kranaten/jspania barbarey/dorjnn kom mir zeſtatten/vil krumber ſtampaney/
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105 | Ain herczog hochgeboren/gehaiſſen friderich/beweyßt mir ſeinen zoren/des ward ich lüczel reich/durch jn ward ich geuangen/ |
110 | an ſchuld auf meinen leib/ich wand es wër zergangen/auf diſer erden pleib/
Got lat nicht vngeſtraffet/uon ſeinem höchſten ſtül/ |
115 | des bin ich wild gezaffet/danck hab mein alter bül/die mir hat zü gepfiffen/vil meines leibes not/wie wol ſy hat begriffen/ |
120 | vor lang der bitter tod/
Jr lecz die ſlach der ſchawer/und kracz der wilde bër/die iſt mir worden ſawer/das ich jr nymm' ger/ |
125 | het ich die lieb versüdert/bey ainer haiſſen glüt/des wër ich bas gefüdert/an leib ſei er und güt/
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V | ES wër noch vil ze ſagen/ |
130 | da wil ich laſſen von/was ich jn jungen tagen/geaubenteuert han/mit kriſtan reuſſen haiden/jnkriechen güte zeit/ |
135 | der ſchimpf wil mir erlaiden/ſyd mich das alder ritt/
Vnd waiß wenn er mich zucket/davon ich hab geſait/ſtümpfflichen nyder bucket/ |
140 | wie ſchon wer ich berait/wurd mich der richter howen/mit ſeinem ſtrengen ſail/Owe des großen grawen/wem wurd ich dann zu tail/
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145 | Darumb jr fürſten herren/ſo gebt euch ſelber rat/ich darff euch nicht ze leren/ir ſecht wol wie es gat/all menig arm und reiche/ |
150 | macht ewch der ſünde keuſch/das euch nicht ÿbersliche/der tod mit ſeim gereuſch/
Welt mich nympt ymm' wunder/wer dich newr hab geplent/ |
155 | und ſiehſt tëglich beſunder/das uns der tod entrent/hewt friſch ſtarck morgen krenklich/und ÿber morgen tod/dein lob iſt vnuerfäncklich/ |
160 | bedenckſt du nit die not etc. Amen – Amen – Amen –
Nota diſs uorgeſchriben lied.Wie uil ich ſing und tichte ſinget ſich jnnder melodydes groſſen herren wunder etc.
Vil hor vnd wänig ſag.So lebſtu mit frauden manigen tag. |