BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Minnereden

1300 - 1500

 

Minnereden

 

Quelle:

Berliner Liederhandschrift mgf 922

(Berlin, Staatsbibliothek)

 

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32.

Der Brunnen der Minne

 

[125ra]

Ich quam zu wilder eventuren,

da ich van wyflicher feguren

vant in einen walde wilde

vyer gair mynnencliche bilde,

5

geczieret nach coninglicher art.

an hon enwas ghein dinck gespaert

dat gotlich cracht visieren conde.

ich dachte: «is was ein selige stonde

dat got gescoef die vrauwe fyn,

10

alhy so billicht der vreuden schyn.»

aldus hadde myn gedenck menchen stryt.

ich dachte: «is ist eins meyes tyt,

sint sich die locht hait sus gesueest.

ein vogel den anderen gruoest

15

met also rechten, suessen sanghe,

dair na soe ist hon worden bange,

und sint comen spelen her

na honts jonghen herczen ger

und sint da gesessen neder.»

20

nu begonde ich zu dencken weder:

«................

ich ensien noch wech noch pat

dan hier comen sint die vrouwen.»

do begonde ich om mich zu scouwen,

25

ich dachte si weren ongehure.

anxt enwas mich dair niet dure,

ich begonde mer sere zu ontsaessen.

doen sprach mer zoe ein wol gelaessen:

«wes steistu da, geselle guet?

30

mich doncket, du sys seir ongemuoet.

wistu wie wir sint genant,

wat heiles si an ons gewant,

du koirst voir alre gifte gulde,

kondestu van ons erwerven hulde.»

35

doe waert ich ein wenich vro,

ich trat voirt und sprach also:

«got, die alle dinck virmach,

die gebe uch vrouwen guden dach!»

si spraichen: «got lone uch, geselle!

40

sicher guet ist dyn gevelle

dat du her bie ons bist comen.

dyn hertze moesses nemen vromen

dat du des bornes drincken salt

die alre sueesden hait gewalt.»

45

Alda bestont ich tzeirst tze mercken

den borne die dit wonder konde wircken,

[125rb]

den die vrouwen hadden beringelt.

wie auch hoirde wie hi clinget,

is moiste doin sinem hertzen sanfte.

50

hi was omlacht mit einem ranfte,

van vinem gulde wol beslaghen.

wem ensolde der born niet wol behaghen?

doe sprach die hoigeste vrouwe zu mer:

«geselle, ich da raden dir,

55

du salt dich bie ons setzen.

lais ons met woirden ons ergetzen.»

ich sprach: «sicher, vrouwe, gerne.

hedde ich heren Diederich vandem Berne

van hyme gestreden over mer,

60

mer enkonde nit nae myns hertzen ger

so rechte wol gelonet syn

das mich sus edel vrouwen fyn

setzen wolden bie ir side.

van rechte sal ich wesen blide.»

65

Aldus soe ginck ich sittzen dair

und nam der hoesger vrouwen wair.

si duecht mer uysser maessen scone.

of irme heubete stont ein croenne

soe fyn, so rich und auch soe reyne

70

van golde, van perlyn, van gesteyne,

id ensach niemans ir geliche.

ich sprach: «vrouwe mynnencliche,

saget mer, oft irt gebiet,

wy yt mit uch vrouwen liet,

75

wan ir syt of wy genant.

is mois syn eins engels lant

dan ir vrauwen syt geboren.»

ich hadde vil nae myn synne verloren

doe ich ir schoende tzeirst sach blicken.

80

aldo bestont si sich tzu mer zu schicken

und sprach mer zu met suessen woirden:

«sint du gerne wist onsen orden,

ich bin Venus, vrouwe, godynne,

ho geweldich alre synne,

85

alre hertzen sint mir bekant.

die mer hie sitzet ter rechter hant,

die ist geheissen vrouwen Hoffen.

si kan menche vreude proffen

in bedroefdes hertzen gronde.

90

is wer dir guet, hets du ir konde

die mich zu der lofter hant sitzet.

[125va]

vil menich hertze van mynnen switset,

die meis hoffen doit virteren.

doch encan ich irs niet ontberen,

95

want wie mynen dienst lange wilt herden,

die moes thivellechtich werden.

des moes men si vrouwe Thivel nennen,

und wer mynt, der mois si bekennen.

die gein mer sitzet, die schone,

100

und dreit geliche mer krone

van richen gulde und van gesteine,

dat ist vrouwe Stede, die ich meyne.

ir ist loes und wencken leit,

des heisset si vrouwe Stedicheit.

105

si hait besessen loen der mynnen,

den man met herden mois ghewynnen.

dit sint iij edel vrouwen vry,

die mer altzyt wonen by

und volgent mer in allen peden,

110

of dorffen, of borgen und in allen steden.

die borne die hi bie ons steit,

die so scone ist us geleit,

die ist der mynnen born genant.

soe wer des drincket, der leit eyn pant,

115

das mois syn syns selbes hertze.

doch loische is sanfte und sonder smertze.

want wer drincket van dem borne,

lege hi in der sorgen torne,

hi solde balde daer werden los,

120

so edel ist des bornes vlos.»

ich sprach: «vrouwe coniginne,

mache mich noch einer beden ynne,

mer ist na dem borne so ga.

ich vochten, is ga mer alczu na

125

und koir ich nit siner suessichkeit;

des lais mich, edil vrauwe gemeit,

orlof des van uch erwerben

daz ich dez borns en dronc mach werven.»

Doe sprach die vrouwe dogeden vol:

130

«ich hain der geseit welchen czol

men moes van deme borne geben.

ja hercz, sin, moet und leben

moistu geben in myn gewalt

oft du des bornes drincken walt.»

135

ich sprach: «vrouwe wandels oen,

dorch u dogent laist mich verstoen

[125vb]

wy gedaen das si uwer orden.

men seit, ir konnet stelen und morden.»

des lachede si und nams gedolt,

140

si sprach: «ich hain gar onverscolt

dat man so sprichet doir das lant,

mer si stail und mort bekant.

ich bin genant die rechte Mynne

und kan czwier herczen synne

145

so wonderlichen verswichen

das ein syt das ander blicken

nu leit, nuo truren, nu quaet verdrach,

nu vreude, nu troist, nu goet gemach.

dar om lais ich si liden leit,

150

of das si wissent onderscheit

tusschen liebe und tuschen leide.

want wie nit de virduldet beide,

die encan an lieve nit gecoren

wat hi lief om leit hait verloren.

155

auch kan ich verborghen schiessen:

ich doen tzwei hertze oen verdriessen

in gantzer liebe sich verkunden.

den van Beyeren, den van sünden,

die doen ich sich also verdraghen:

160

ir ein moes den anderen claghen,

hi birne in synre mynnen noit,

oen sinen troist so si hi doet.

noch ist meirre das ich kan.

is enwaert nie so geweldich man,

165

soe rych, soe grois und auch so lange,

ich druch ghen wail in solich bedwangc

das hi in eme selben also vergeit

want hem syns herczen lief ombigeit.

noch ist das nit myn hogeste macht

170

das ich han menchen dar zu gebracht

und drengen ouch menger hertze

das iz sonder liden smertze

verwandelt sich und das mynt

und des geval also besint

175

das syn lief is sines lieves lief,

syn leit sint eme wonden dief.

sus mois ein hertze gain uit sinen eigen

und sich zu liebes wille neigen.

is mois hem selbe auch ontlichen

180

und alle tzyt nach liebe strichen,

[126ra]

is si zu vreuden of zu noden.

is lessit sich gerne met lieve doden

went iz van liebe wert geweirt

des iz van hem in dogeden gert.

185

sich, das ist recht weder mynne.

auch kan ich blenden en die synne,

dat si gekiesen nit enkonnen

na liechten schine die clare sonnen.

of en si aerm, edel of riche,

190

of en auch si van schonden bliche,

of en si neder van geborde,

das sint rechter mynnen voirde.

aen voirsien end aen virsaissen

doen ich czwei hercze also verdwaissen

195

dat si alle tzyt sint bereit

aen mircken einges hertzen leit

wy si beide das beherden

das si ein aen sonder werden.

men deit mich dicke vil onrecht;

200

men spricht, ich kiese voir dem knecht

den ritter und den hogen vrien.

sicher ich wulde e virtien

mynre conyngelicher cronen.

waer om solde ich deme lonen

205

die scoonde mynt und richen hoirt

vur lieflich ducht die home becoirt?

wy mynt na willen und na koren,

dem enmach myns lones nit geboren,

sine mynne sal syn loen syn.

210

ich endoen ome nommer helffe schyn,

noch hi enkoirt ouch nit des vloys

der suessen kan so suer verdroys.

das ich kyesen, das ist van bynnen,

niet na uysserlichen synnen.

215

wo ich czwei hercze vinde rich

in dogeden und na naturen glich,

die doen ich sich so verkiesen.

dan solden si dar om virliesen

vrunt und gut, sele und leben,

220

ir ein enmach das ander nit begeben,

dar zu dringet si irs hertzen duocht.

want alre mynre seelden vrucht

doin ich in die tzwei hertzen vliessen,

yn den czien ich ducht und lois spriessen,

225

want mynne enist nit dan dogentheit.

[126rb]

dair bie mercket man onderscheit

wair om kinder niet enmynnen

noch alde lude, virsteint van synnen.

ein kint enkan kein dinck verdulden,

230

man mochte lichte nit gein id versculden

das id lief vergesse dorch liden.

kindes hercz enkan auch nit gestriden

weder sinen eigen willen.

men solde ein kint vil balder stillen

235

met bloemen und met fuglen goede

dan das vloysse uys mynners hertzen moede,

das ich voir alle gut prisen.

hi bie mach man auch bewysen:

wan ein man wert over alt,

240

wy vrisch, wie moedich und wy balt

hi were in sinen jongen daghen,

dat begint hi voirt me clagen.

der moet ist eme gesoncken neder,

alle vreude ist eme weder,

245

eme sint also verblint die synne,

he inwolde nit alder vreuden ynne

syn die die mynne kan ghemachen,

solde hi daer om ein nacht volwachen.

eme sint virsteint natuerlich hicze.

250

hi dencket alczyt wy he gesicze

alleine und sonder betwangc,

hi enlyt na lieve cgyen verlangc,

hi enmynt nit dan syns hertzen vreden.

onrecht myn pleit sulker seden

255

und nommer leit dorch lief gemiden,

want wie mynt, mois commer liden!

men vint doch over alde man

den man billich gudes gan.

men hait in doechden wol geleft;

260

went home dat alder over heeft,

des enmach man eme nit witen,

want lt gt crancheit doet en sliten

natuerlicheit und vrien moet.

doch wonsschet hi dicke, wer hi yonc,

265

hi wolde doch noet dorch mynne dogen.

als hi dan an hom siet met ougen

dat sine craft verswonden ist,

soe heeft sich in dem moede twist,

want hy wolde en niet encan

270

und moes dorch crancheit laen dar van.

want hi encan kein noit geliden,

dar om moes hem mynne miden.»

[126va]

ich sprach: «Venus, vrauwe fyn,

ure orden doncket mich edil syn.

275

ist as ir mer hait gedaen cont,

so ist mynne der dogeden vont.

bescheide mich doch ein wenich voirt,

Venus, vrouwe, der dogeden ort.

wat sal ein man der mynnen liden

280

die stormen nit enmoes noch striden

noch sich toe wapen niet enoift?

als menchen das airmode bedroift,

das hi is geleisten nit encan.

auch so vint men menchen man

285

deme is so wonderlichen misluck

das em swacheit so bedruck

dat hi enghein wapen mach voren.

hi bie so wil ich voirtbas roren

geistliche lude, monich und paffen,

290

die nit met wapen inmoissen scaffen.

wy wil ich si dair zu weren?

van rechte mochte ment on virkeren.

of nu die eine nit enmogen

und die ander nit endoghen

295

und die dirden niet enmoessen,

sint si dan um dar in boyssen

dat si niet ensullen mynnen,

soe twivelt mich se an den synnen.»

doe sprach die edel vrouwe ho:

300

«nein, dem dingen ist nit also.

wo ein man in dogeden blut,

des wille alle czyt in moede grooyt

dat hi gerne lyf om lief wolde wagen,

en schont guet noch vruont noch magen

305

und sweirlich mois om mynne liden,

kan ondoicht in dogeden miden;

wy swach hi si van live,

of das mynne home niet verdrive,

of wy gedaen si syn abyt,

310

der es hi oen alle weder stryt

in mynen dienst vaste becleven

und in der mynnen boch bescreven.»

ich sprach: «vrauwe, bie mynem eide,

ir syt ein wyf van ondersceide.»

315

Doe keirde ich mich of der vaert

tzu der ander vrouwen tzairt,

die vrouwe Hoffe was genant,

die Venus sas zu der rechter hant.

[126vb]

ich sprach: «woil gedain,

320

doir u docht laist mich verstaen

wy gedaen uwer leben si.»

doe sprach die vrouwe wandels vri:

«myn leben ist den luden cont

die rechte mynne hait gewont.

325

ich bin ein hoe meisterinne

und heile alle bedruefde synne

die vrouwe Tzwivel hait voroist.

auch so can ich geven troist,

den meistroist kan truren erven

330

und in mystroest doen verderven.

das kan ich erquicken weder.

Tzwivel enwarf nie man so neder,

walde ich eme myn holffe senden,

ich enkonde syn leit in vreuden wenden.

335

noch so kan ich mer wonder.

mynne ist das vuer und ich das sonder.

wa der mynnen vurich brant

in tzwein hertzen wert bekant,

den brant der mynnen so vereyne

340

das tzwei hertzen wandels reine

(als ein vurich vlammich geluyt

in ome teste czwei hercze duyt)

van vurich gewelde verenige sich.

war so die mynne mynnenclich

345

sent hore brende in tzwei geleven,

das vuer moes leschen und stieven,

bin ich nit da ter vaert

und halde weder Czwivel part,

die da sprichet in allen cziden:

350

‹och mynner, du verlusest dyn liden!›

sus is si Gelf und ich Gebelin.

wem si verdrucht, dem doen ich schyn

myn troist, myn helf und myn verdrach.

sus altzyt, ja nacht und dach

355

halden wir mynnenclichen criegh.

wem si wont und machet siegh,

den kan ich met troiste erneren.

mynne enmach niet langhe weren

wo ich ir helffe niet enbin.

360

mengem senden ich auch das in

das hi hoft, eme sulle gheschien

das vele vreemder were zu sien

dan das ein esel keiser woirde.

aldus so lychte ich eme die borde

365

da met hem Czwivel hait herlest.

[127ra]

wanne he sus in vreuden rest,

so doncket hem dat hi si erneert.

want hem over Czwivel wirt

vrie, vrolich, hoe gemoete,

370

so brint hi voirt in jamers geluote

en moesheft an synre mynnen.

went ich hem dan den borch gewynnen

und voren en op der vreuden oirt,

sich, soe hoffet hi aber voirt

375

und duncket eme sy die mynne guet.

alsus moes eins mynners muoet

altzyt met eme selber kiven.

wanneir ome Czwivel wil virdriben

en meishoffen hait ontsont,

380

so binde ich menchen vreemden bont,

die ich ome zu sturen geben.

sich, dit ist myn orden und myn leben.

oftu der mynnen dienen wolt,

so vindestu an mer soilchen solt.»

385

ich sprach: «ir syt der dogeden lere.

wie gerne ich uwer diener were!

want ir kont troisten den met heile

den noit doir mynnen wert te deile.»

si sprach: «wat mynne haet betwonghen,

390

das moes in myme dienste jonghen.»

ich sprach: «das ist also,

urre konden bin ich vro.»

Alda bestoent ich keren mich

vander vrouwen mynnenclich

395

czu der dirder vrouwen waert,

die menich jonge hertze verzeirt,

doch sonder brantlichen has.

derre name dat vrouwe Czwivel was.

ich sprach: «edil vrouwe guet,

400

mir sait myn sin und auch myn muoet

dat ich vanden borne drincke.

nu voirte ich das ich virsincke

in lidens gronde aen helffe sture,

stonde mich der drinc tze dure;

405

des manen ich uch bie duren eiden,

das u dor ur doecht mich wilt bescheiden,

of ich des bornes drincken wolde,

was mer da von verlucken sulde

und was oirden ich moeste owen.

410

men spricht van uch, ir kont bedrueben

alle die noit doir mynne drinch.

of hen bewilen heil erlinch,

[127rb]

des konnet ir eme berauben schiere.

ist das uwer sede und ur maniere,

415

so wil ich vere van uch schalden

.................»

do sprach die vrouwe dogeden rich:

«geselle, ich wil bescheiden dich.

so wellich man wilt vro Hoffen leven,

420

der moes sinen sin dair zu geben

das hi mer wolle dienen auch.

want suesse mynne niet endauch

wo vrouwe Hoffen nit enis;

des selben bis an mer gewis.

425

mynne das ist ein edel woirt.

wie eyns hoers suessen traist becoirt,

die encan irs dienstes niet virtzien;

und wer wolde van dienste vrien,

der wulde in bussen vreude sliessen.

430

want mynne ist airbeit aen virdriessen,

und so die arbeit langer. wert,

so hi der mynnen me begert,

want hi brint in mynnen heis.

om dat ich dat an eme weis,

435

so rade ich eme allet dair van,

des hi gelaessen niet enkan.

want ist da suesser mynnen art,

so wirt dat hertze eme selber hart

und wil gerne mit verluste leven

440

deme is sich tzo eigen hait gegeven.

want wie lief van lieven helt,

wa lief lieve wail bevelt,

da mynne den lieven herder wirt.

sullich lieflich lyden zwivel virt,

445

dats tzwei lief ter mynnen hitse

und hoir hertze dair zu spitse

dat lief met liebe werde ergat.

ich wil dich noch bescheiden bat:

wanne der winter twinget dat gras

450

dat ewenich ervrouwet bas,

und des suessen meies bloet,

dat si e tzide und inder joet

us gelaissen niet enconnen

voir gebrech der meiischer sonnen,

455

so went mencher al syn torst

verloren han dor winters vorst.

want des swinden winters art

nemet an sich die henevart,

so mach syn vriesen niemans scaden.

[127va]

comet die somer dan geladen

mit suesser bluet in richer wonne,

so wert dan vreude mencher konne.

het sich die bloit dan iet vervlogen,

die winter de hedde si bedroghen.

465

des woirde den somer lutzel danck,

endedes des winters groit betwanck.

men sage dat die erde verheide

und sich die bloet soe verreide

das cleine vrucht daer af solde comen

470

des die werlet mochte hain vroomen.

aldus kan ich, vrouwe Czwivel, doen.

wanneir des mynners hertze reine

weynt in synem vrien moede

und hoffet das eme die reine, guede

475

salle e tziden thoenen troist

end weynt yetzu syn erloist,

so lengen ich eme sinen arbeit

und spreche: ‹troist ist dir ongereit!›

so begint he weder sorghen.

480

da bie blift die mynne verborghen,

want hoffen machet offenbaer

verholen mynne, dats waer.

van vele hoffens compt vergien,

vor gode mynne mach men sien,

485

want spien enmach nit lange heilen.

.................

dat brenget hoffen in den dach,

als sich lief gein lief verjach.

dar om enmach gheine mynne weren

490

wo man czwivels mach ontberen.

des bin ich gewes al doir die lant

der mynnen mantel woil bekant,

want ich bedecken kan die mynne,

das ich tzweier hertzen synne

495

verstolentlich verborghen blive.

wat men sait of wat men schrive:

wo da lief lieve toent lieflich gonst,

da sprichet man soesser mynnen donst.

nu sage mer, geselle myn:

500

wiltu noch ain tzwivel syn?

om das ich den mynner aldus drucke

das hi niet enwerde zu vlucke

om troist, den hi van lieven erringt,

her om seit man und singt,

505

ich mache commer, jamer, truren.

noch spreche ich: mynne enmach nit duren

aen commer und aen leit.

............

[127vb]

der ist der arbeit balde vermuoet

510

der sicher vil gerne huoet,

dat hi nit sere der na enwerve

dat hi us syn sicher erve.

want woe die sicherheit es gans,

da ist mynne nit sonder scrants,

515

want sicherheit is tzwivels aen

und leeft auch met hoffens waen.

und ich und vrouwe Hoffen beide

hain gehuelt bie onsen eide

der hoger richer conigynnen,

520

die alle dinck verwint met mynnen,

und si hait auch met ons gesworen

.................

wo si sich van ons stelen wilt;

want wir syn in si gebilt.

525

want weirlich mynne nit endochte

of si sich van ons stelen mochte.

sus enkonde mynne in eren dagen

met sicherheit nie virdragen.

nu mircken, geselle, comt dit eben:

530

wat si myn orden, wat si myn leben,

das hain ich dir zu male ertzalt.»

ich sprach: «vrouwe wol gestalt,

ist als ich virstanden hain,

soe enwil ich nit wesen czwivels ain,

535

als gingt mich noch as ongelich.»

Sus keirde ich tzu vrouwe Steden mich,

die etgien vrou Venus over sas

und ir gelich gecroent was.

ich sprach: «vrauwe, der vreuden stam,

540

durch ur dogent syt mer nit gram

of ich geczwat vragen mois.

mer dunct, mer si vil selden bois

und ich enconne kein heil erjaghen

als lange als ich den doirst moes clagen

545

den ich hain zu desem vlosse,

die in ir me viere vrouwen slosse

soe wonderliche becirkelt is.

des mach mich, wyflich wyf, gewis:

of mer gelucket dat geval

550

das ich des bornes drincken sal,

wy das ich uch dan leven moesse.»

doe sprach die reine, werde, soesse:

«vrouwe Stede bin ich geheist.

alden schatz den mynne geleist,

555

den hain ich beslossen gair.

wer mynnen nemet in dogeden wair,

sal eme der schats ontslossen werden,

[128ra]

hi moes stede syn und heirden.

verborgen ist in mer die konst

560

met derre man mach erwerven gonst

van dogeden reinen, richen wiven.

stedicheit kan auch virdriben

in einer stonden altzu mael

wat yman leit doir mynnen quael,

565

und onstede kan virdrucken

wat yeman troistes sulde erlucken

van hertzen lieben und auch van mynnen.

nu mircke, geselle, in dinen synnen:

of ein man wol gedienet hait

570

x jaer und ist noch onberait

und wilt dair om laen dar von,

sint hi keinen troist erwerven kan,

und kuset eme selven ein ander lief

und enhait noch borge noch pant noch brief,

575

of si hem troisten wille, oft niet;

hait hi dan ongevalles yet

dat hi syns leides blivet onvergat,

soe kuset syn hercze ein ander stat,

of man hem da yet heiles gonde.

580

sus wert syn mynne mencher konde,

syn onstete mynne doet hem schenden

ja hi und da, off allen enden

ein hertze das is nit enproift

als is sich x jaer hait geoift

585

in lieves dienste und dat virluoest

als is ein ander lief erkuoest.

hette hi sinen eirsten dienst beheirt,

lichte were syn liden lange gescheirt.

want als man inden bochen schryft:

590

soe wer met truwen stede blyft

bis an dat ende, dem moes erlinghen

heil, dat lyden kan virdriven.

met herden wint man borghe und lant.

wem stede sen ist recht bekant,

595

der moes erwerven lieves hulde.

of hi dar om virdolden zolde

ein tzyt virdries und wedermoet,

syn lyden das wert sicher guet,

of hi mit stedem moede mynt.

600

hem wert der loen des hi gesynt,

want syn lief wert hem vereint,

of hi is in dogeden meynt.

alles das hi mynt das ist syn eigen.

[128rb]

ich doen sich menchen dar zu neighen

605

dat hi wol virswoir met eiden.

hi si kirsten off hi si heiden,

vinde ich eme stede sonder droch,

ich lichte eme der mynnen joch,

das hi alles leides vergessen moes.

610

sus machen ich menchen sorghen boes.

weir sich lief intjegen lief vergist,

das soenen ich met myner list

und stoken dat si werden me

sich mynnen dan si daden e.

615

want tusschen lieven liefflich ryssen

das kan vreude wol virbyssen,

als si met scelden sich ergetsen

und si met nide niet sich letsen.

als herden lieflich dat gesoint,

620

und wat vreuden si dan roint,

des enwes kein hertze niet

dan dat steder mynnen pliet.

onstedicheit ist ein ovel cruouot.

hait ein man eins hertzen truouot,

625

den hi sich in eigen hait verbonden,

wencken die reynyt ye der stonden,

went si twei van ein gesondert.

dar om hait mich wonder over wonder

dat menich man ist also virtwaist,

630

als hi sich x jaer hait gegaist

te leven sinem liebe in stede moit,

dat hi dan breken leist end hoede

und leet eme wencken an gewynnen

den troist die eme van suysser mynnen

635

mach geschien in corter vrist,

die dan zu mail verlaissen ist.

des waeffen ommer ober wencken,

die sich deit menich hertze sencken

van honnen moede in jamers gront,

640

dat home nommer enmach werden cont

der mynnen suessen suessicheit!

auch vintmen lose stedicheit,

die wol ein wile met herden mynt.

als balde als hi den troist gewynt,

645

so ist verswonden dat ghemoede.

dair voir mois sich wyflich goede

huyden huyde und ommerme voirt,

eir si come in lasters wort.

nu volge, geselle, mynem rade.

650

ich wil sicher dir genade

[128va]

erwerven van dem lieve dyn,

woltu anders stede syn.»

ich sprach: «mach mer das geschyen,

ommer wil ich wencken vlien

655

und wil in stedem moede bliven.

nu doe troist an mer becliven,

o alre dogede lutervas,

der valsschen mynne ye weder was!

o manger wonne over wonne,

660

o alre dogeden ryche konne,

du dregest van rechte allein die crone!

becirkelt ist in dime troone

der mynne moghe in hare gewalt,

want mynne craft gar ist gevalt

665

woe man dyns ordens nit enpliet,

und mynne zu mael dair neder liet

wo man, vrouwe, vandir deilt.

want dyn troist die wonden heilt

die rysen kan der mynne noyt.

670

sus ist an dich dye mynne doyt.

des, vrouwe, stede mer den troist

da medu menchen haist erloist

...............

des ich ye van dir begerde.»

675

doe sprach die vrouwe wandels ber:

«geselle, ist das dyns hertzen ger

das du des bornes drincken wolt,

das mois dich costen richen solt,

ja hercz, synne, moet und lyf,

680

als dich vrauwe Venus, daz edel wyf,

onser alre meisterynne,

auch woil hait gemachet ynne.»

ich sprach: «wyflich wyf vrou Stede,

urre vier vrouwen rede

685

die doncket sich mich also verdragen,

of ich met oirlof mochte sagen,

soe haet ir met ein gesworen.

doch hain ich den rait erkoren

das ich gerne gelden wil den tol

690

................

want ich mich werde des ein hair.

want bie mynem eide, das ist wair:

hed ich das rych in myner hant

und dar tzu alre Kreyger lant,

695

das lies ich als e van mich scheiden

e ich des langer wulde beiden,

ich enkoirde des bornes yet,

der mer sus in dem synne liet.»

Doe sprachen die vier edel wyf:

700

«sint dir der moet ist also styf

[128vb]

verflissen of den born van mynnen,

wiltu met hertzen und met synnen,

met wercken halden und met worden

onser vier vrauwen orden,

705

und wiltu auch ons met eiden hulden,

das du wilt lief und leit verdulden

und nomme entjegen dyn lief gewencken,

wir wollen dir den borne schencken.»

ich sprach met vreuden: «ja, ja, ja!

710

mer ist na dem borne soe ga.»

doe nam vrou Venus eenen nap van golde,

da mede si mer schencken wolde.

si boet den mer in allen duchten.

doe sach ich us dem nappe luchten

715

einen robyn in vuores geluoete.

dair van wairt vurich myn gemüte.

ich greif den nap met handen beide;

was mer ghesciet duo yet leide,

des vergas mer zu der selber stont.

720

den nap saste ich an den mont

und dranck met losten einen dranck,

das ich wairt in vreuden jonck.

myn hertze began in mer zu lachen,

soe suesse duechte mer der born smachen.

725

doe sprach vrouwe Venus alzuhant:

«nu moestu geven mer ein pant,

want du bist inder mynnen drü.

du haist gekoirt des bornes nu.»

ich sprach: «hoe geloefte mynne,

730

ich geve uch hercz moet und synne

(sicherlich mich myn durste pende),

soe das ich alle myns levens ende

aen verdriven bliven muoesse

bie dem borne so sucker suesse

735

................»

doe sprach die edel vrouwe Stedicheit:

«dienstu ir oen allen wanck,

so drinckes du dicke soilchen dranck.»

ich sprach: «vrou Stede hoichgeboren,

740

sint ich uwer leven hain erkoren

in doegeden und aen wanckelmoet,

soe syt mer dorch uwer dogent goet

und voirdert mich das ich beheirde,

das deser born myn eigen werde.»

745

si sprach: «das moes sicher syn,

heldestu wol den orden myn.»

Aldair sat ich neder dar

und nam des suessen bornes wair.

ich dacht: «der born moeste erdich syn.

[129ra]

ein alt man wonne hi jongen schyn,

want hi ist soe clair und auch so reine.

man ensach so kuischlich edel gesteine

nie in allen conicrychen

als men uys dem borne syt blichen,

755

die onder stont in des bornes gronde.»

wem vrou Venuos des bornes gonde,

denen smacht hi wie syn hertze wolde.

wilch tzyt dat ich des drincken solde,

so wairt ich aller vreuden ynne

760

die ye gesprois uys wives mynne.

die steine waren mencher konne,

ir schyn gaf mer ougen wonne,

und smachte der born vil te bas

om craft die in den steinen was.

765

der borne was van hogen prise;

ich wene, nie meister enwairt so wyse

diehem na werde mochte loven.

syn suesser smach clingt vere te boven

aller suessen suessecheit.

770

wat kommers noch ye man geleit,

ommoet van werden reinen wiven,

denen kunde die borne kalt virdriven.

van dem borne was uys geleit

al czucht, al doicht, al edilheit.

775

seir heilsom was syn overvlos:

uys dem borne vlois al troist

van dogeden wiven guetlicheiden,

ja hertzen ger und wollucht beiden

und gonst van steden wiven guot,

780

die menchen haint voir liden behuot.

der smach was in dem borne calt

ja weirlich meir dan dusent valt.

der boirn hait auch an eme den aert

das synre noch niemans moede enwairt.

785

soe wer des bornes eins becoirt,

des hertzen bornt in dorsten voirt.

drincket hi dan des bornes me,

soe were eme aber weirs dan we,

want eme zu helffen comet der dranck.

790

de lichtan so grois verlanck

in dusent konne kommer...

.................

als dicke als ich des bornes dranck,

soe waert mer wonnenclichen cranck,

795

das ich nit enwiste wie mer was.

bie wylen wairt ich auch so las

das mer der sin bina was ontgangen.

dar na wairt mer van erlanghen

an hertzen und an moede we,

[129rb]

want ich hette gerne gedroncken me

des duren bornes suessicheit.

Nu hait mich vrou Stedicheit

und auch vrou Venus, die coniginne,

czu gesast ein hoederynne,

805

ir kammerissen eine,

ein dogende maget wandels reine,

die jonffrou Hoede was geheist.

wanne ich sus was gereist

vandes bornes edilcheide,

810

doe sprach si: «geselle, beide,

ich enlais dich nit drincken voirt.

mich doncket, der boirne hait dich becoirt.

du drinckes gerne in allen getyden,

des encan ich niet geliden;

815

want drinckest duoes na dyns hertzen ger,

ich vorchte, dyn dorst nit lange enwer,

und das dir der borne werde leit.

gebruechens vil macht satsemicheit.»

aldus hielt si mich dar van.

820

mes aber des boirnis este quam,

want mich mynne niet enkonde inhalden,

soe lies mich dan die maget walden

und hies mich drincken lt gt bas.

in wat weelden ich dan was,

825

keine synne das bescreven konden

met allen meisterlichen vonden;

want mer was vil bas czu muoede

das mich die edil jonffrou Hueede

des bornes niet vollen drincken lies.

830

hadde ich daer of ein wile verdries,

als si mer dan den oirlof gaf,

so was ich al myns leides af,

want mer dueechte vil suesser der gront

dan ich symes hadde in alre stont

835

gedroncken nach myns hertzen willen.

aldus konde Hoede myn truren stillen.

Doen ich alsus in mynnen levede

und in hoegen moede swebede,

doe sprach jonffrou Hoede zu myr:

840

«ich dyn beste raden dir:

des bornes wil ich nemen wair,

du salt gain spelen her und dair

op dat rivere und op den walt,

dair ist is wonnenclichen gestalt.

845

want dich virlangen sere begint

und der doirst dich overwint,

soe saltu dich erweder heven,

[129va]

des bornes sal ich dich drincken geven.»

ich sprach: «jonffrou Hoede, das si!

850

duoet ur doecht, nu blyft dar bi

..................»

sus ginc ich hin durch geweide.

da was is alczu suberlich,

ich sach her und daer om mich,

855

bis das ich ein ordelich gresgen vant;

da viel ich neder alczu hant.

da sach ich violen springen,

da hoirt ich riviern uys velzin dringen,

da sach ich beche dor auwen vliessen,

860

doircht gras sach ich die blomen spriessen.

da sach ich hermelyn bont und grys

und ander dierchen swaers und wys,

die lieffen, sprongen weder stryt

und vreuden sich der liever tzyt.

865

ich hoirde dair vreemden vogel sanck,

die verre dorch die wolcken dranck.

cze leste sach ich of einer auwen

ein heer alczu schoen van vrauwen,

beide van alden und van jonghen.

870

die eine dantzten, die andere sprongen.

auch sach ich da ein michel deil

weirlich in allen dogeden geil.

da sach ich na den nuwen seden

cleider meisterlich gesneden

875

van golde, van balkin und van siden.

men solde die werlet woil om ryden,

men envinde nit wyf so rych getziert

noch so hovelich gepoliert.

men ensach da niemans truren.

880

da waren pyffen und taburen,

vedelen, harpen und sentolen.

soe welich man ter vreuden scolen

solde ommer gevaren syn,

dem were da gewoirden vreuden schyn.

885

Doe ich das wonder als gesach

und mer myns borns da gebrach,

na dem mir was in hertzen ga,

doe enkonde ich nit virbliden da,

want mer wairt wunderlich und bange.

890

ich hatte gesien die vreude lange,

der vrouwen tzairt mich nie verdroes.

sus ginc ich zu dem duren vloes

da al myns hertzen troist an lach.

doe ich myne hoederynne sach,

[129vb]

si sas trurich und unvroe.

ich sprach: «jonffrou, wy sitz ir soe?

al dat leift, der zyt sich vrauwet;

ist uch hi leit allein gestrauwet?»

doe sprach die jonffrau Huoede:

900

«mer ist nit wol zu muoede

und ich bin ovel vil gehandelt;

des bornes smach hait sich verwandelt.»

doe waert mer sicher weirs dan we,

ich sprach: «och hude und ommerme!

905

wie ist uch, jonffrou, dan geschiet?

sal ich des bornes drincken niet,

so ist verloren dat leven myn!»

do sprach si zu mer, die maget vyn:

«doe du ginges of ghene riveir,

910

doe quam gevaren her ein dier

in groetem grimen und alze snel.

das dier was nidich, loes und fel,

is was vreislich und gar wilde.

nochtant had is menschlich bilde,

915

auch hadde is eins mannes stymme.

is sprach mer zu mit groissem grymme:

‹ir solt mer doen, jonffrou, schyn

wem ir hoedet den borne myn.›

ich sprach: ‹der born ist dyn niet.

920

hi is eins die steder mynnen pleit.›

is sprach: ‹ich weis wol wie hi is,

des syt sicher und gewis.

sint ich des drincken niet enmois,

ich machen hoem der suesden bois,

925

die home hier ist worden cont.›

doe dede das dier of sinen mont

und lies uys eme ein vurich vlamme,

und duoechte mich syn van heilsenne stamme,

und fenynde das edil sprinck.

930

daer om, geselle, niet endrinck!»

ich sprach: «ich moes des bornes koren,

solde dair om ommer syn verloren

ein lyf und was ich ye gewan.»

si sprach: «la dair van!» –

935

«ich enkans mich nit onthalden.»

so lies ich its gelucke walden

und nam des bornes in mynen mont.

da wairt mer al dat liden cont

dat noch ye quam in mynners hercze:

940

ja wedermoet, truren, smercze

und da zu alle jamerliche noit.

der dranck was bitter als der doit,

hi was noch garczer dan ein galle.

ich rief: «heilant!» met ludem schalle,

[130ra]

«wan mach dat dir heme comen syn

dat syn doetlich quaet veniin

hait in desen edelen born gemenget?

..................

ich were eme gelauffen na.»

950

si sprach: «geselle, dyn truren la.

dis mach noch wol werden raet.

ich kenne den born van soilken daet

und van soilchen suessen gronde,

herdestu noch ein kurtze stonde,

955

dese born werffet uys sinen vellen smach

und wert dir suesser dan er was.»

ich sprach: «des enmach niet syn.

so mordich es des bornes venyn

dat mer virdryft lyf und moet.

960

myn hertze bornt in heisser gloet,

der sin ist mer zu mael ontsaift,

al myn begern mer zu dem born wairft.»

sus begonde ich ener weinen,

doe ich die suessicheit vanden steinen

965

die onder in dem born laghen,

sach virdeirft met soilcher plaghen

das niemans des vloisses mochte geniessen,

hi enwolde sich schier in jamer sliessen.

doe sprach ich met bedroefden synnen:

970

«och, sal ich ommer troist gewynnen!

o suesse born van durem guoede,

alt dat leeft, mer nit enbuoet

den kommer den ich mer moes lyden,

sint du mich nit enkans verbliden.

975

wo is nu die smach die mich ervreuede?

so wat mer liden ye gedreuede,

des was mich cleine al om eyn hair

als ich diner koirde, o borne claer!»

Doe sprach jonffrou Hoede zu mer:

980

«geselle, noch la gesagen dir,

ich wil dich noch geven guden rait.

vil clagens ist dir sicher quait,

swich al stille und heirde voirt,

der borne werffet noch over boirt

985

al das veniin das in eme ist,

of du anders stede bist.»

ich sprach: «werde jonffrou Hoede,

dat mer obel es zu moede,

das enlaet uch niet syn vreemde.

990

dese born mich van dogeden czeemde;

des moes ich billich vreude lain,

sint ich en virloren hain.

des moist ir selber syn myn getuoich.

nochtan wil ich volgen uch

[130rb]

und wil nae uwer lere leven.»

si sprach: «so sech den borne heven,

in wat noiden daz hi steit.»

do sach ich sicher of mynen eit

den born staen in soilcher noit,

1000

ich sach das hi van hiczten soit

rech als hi stoende in eyme vure.

was in eme was ongehuere,

das warf al us syn edel airt.

dair was suesse en tiegen suoer geschayrt;

1005

dat soisse was in dem gronde

end den sueren nit engonde

das is bie eme mochte bliven.

sus ginck sueesse met suren kiven

end die born hoef nacht und dach,

1010

want hi den bitteren smach

alczu mael uys eme verdreif,

das hi bie suessen smache bleif.

want des bornes syn nature

ober hoif also das suore

1015

dat der smach waert suesser me

dan hiwas gheweest e.

want die kreftich edil steine,

die stoendne in dem boirne reine,

ercleirde so die suesse locht

1020

met hoere doechlicher docht

dat rümen moiste das venyn,

und wan der born seir claren schyn.

wat lidens mer doch geboirde

e der born so edel woirde,

1025

das was weirlich us der maessen;

doch wil ich das ligen laessen

und sprechen vandem borne bas.

doe der borne gelutert was,

doe sprach die czarte jonffrou Huoede:

1030

«geselle, wie ist dir nu zu muede,

magestu des bornes drincken yet?»

ich sprach: «vrou, of irt gebiet,

so droncke ichs gerne, jonffrou czairt.»

«hab oirlof», sprach si, «of der vairt!

1035

ich wene, du salts mer des wol geyn

dat syns gelich nie enwart gesyn.»

doe ich des bornes doe gedranck,

ich sachte jonffrou Huoeden danck

dat si mich hadde also bewairt.

1040

ich sprach: «edil jonffrou czairt,

ich moicht uch ommer dienen voirt

went an myns levens oirt,

sint uch myn liden hait erdrocht

und hait van bitterheide geput

1045

desen born met uwer doicht alleyne,

dat hi is luter, suesse und reine.

[130va]

des mois selich syn die stont

dat uwer name mer ye wairt cont.

des ich bin vro und alczu vro,

1050

want mer steit myn gemoete ho.

das doet des bornes suesse smach,

die mich alleine ergetzsen mach.»

Alshier ent der born der mynnen.

soewie dar an wilt gewynnen,

1055

die mois in dem orden leven

den mer die vrouwe hait gegeven,

und moes sich hueden zu allen tzyden

das en niet brenge in lyden

des vellen diers venynde has,

1060

der mengen macht in vreuden las.

bie dem diere mach man proven

aen die met claffen kan bedroven

twi die mynne hait vereint,

und ir ein das ander meint

1065

in truwen gancz aen contrefait.

als dat weirt da ein gescheit

om des velsschers clefferie,

got gebe dat hi weder die

und dat eme werde an lieve we.

1070

des wonssche ich hude und umerme!

Dit buch ist gemachet om guoet,

dat mallich si tebas behuoet

so wie is leset oft lesen hoirt,

want syn suesse lere stoirt

1075

alle wencken und losen mynne.

men vint auch dae bescreven ynne

wat vrou Venus und vrou Hoffen

und vrou Czwivel konnen proffen,

end wie die edil Stedicheit

1080

kan hinderwairt drucken herczen leit,

und auch wy mynne om mynne wirt

woe man Hoeden lange onbeirt.

daer om setcze mallich sinen moet

dat hi si stede und auch behoet

1085

und diene gerne allen reynen wiven,

die lydens konden al virdriven.

sus moes erlucken ein geval,

of hie der mynnen dienen sal.

Explicit der mynnen born, den machede

1090

ein mynre brueder.