Minnereden
1300 - 1500
Minnereden
Quelle:Cod. Pal. germ. 313(Die Blattangaben führen jeweils zu denOriginalseiten der Heidelberger Handschrift)
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12. Der Thron der Ehre
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[481v] | Ich meister in den kunsten,wie schimpfflich ich mich schriben,will dyner zucht zu gunstenliplichen schercz in meisteryen dryben |
5 | unnd lernen dich die kunste myner schule,unnd thu das williglichen,wan du bist doch myn inniglicher bule.Drumbeten, fideln clingenoder mercken in den sternen, |
10 | mit schwerten fechten, ringen,das ist von dinen dingen nit zulernen.gancz mich bedunckt an dyner pfisolmyen,an glidern unnd an liben,ein zymerman soll wol uß dir gedihen. |
15 | Got hat dich wol gecziretmit woniglicher schone,din hercz liplich floriretbegriffen stet in zucht und eren throne.nun will fraw Mynn, du solst den tron erheben |
20 | hin zuder selden graele;dar zu kompt dir das zymerampt gar eben. |
[482r] | Der thron ist fin gewercketvonn zucht unnd eren bynnen,ußwendig wol gestercket; |
25 | lust, maße, schemde, glas, das sind die zynnen.darynn din hercz erbeist uff fryem mute.wie mochtest du ymer drurendie wil du hast den thron in gutter hute?Er ist zart sam lazure. |
30 | viel er in sunden nyder,nye kunst ward so gehuredo mit man in erheben mochte wider.brech er, so wolt all wirdikeit von dir husen,die ulen unnd die kuczen |
35 | die wordenn in den schirweln mit dir musen.Dar fur wil ich dich fryen.wilt du mit druwen lernendas ampt der czymeryen,so magst du wol ein fundament erernen |
40 | das dir den dron bewart vor schanden fellen.so was du gereytschafftdarczu bedarffst, wil ich dir bestellen. |
[482v] | Da ich dich schawte lesten,do hort ich lute sagen |
45 | eynen uß denn edeln gesten,man seh dyn heymut grobe heistern dragen,vonn erst masart, strub unnd unbehawen.man mag in allen landengroe gens unnd auch zerbrochen krusen schawen. |
50 | Solt solcher dron nun restenuff umbehawen mastenmit grobenn, struben esten,der fus wer ye zu schnod zu solchen lasten.der rubin eigt das man in gold in finde. |
55 | man spricht, eym guten wirtedem zympt gar wol ein erlich ingesinde.Ich hortt auch offenbarenda selbest in den cziten,der meister stund in faren |
60 | der solche strube holczer soll beschniten.werestu des zymerampts ein meister,................so mochstu wol erkennen schedlichen heyster. |
[483r] | Kunstdu auch wol besynnen |
65 | was du hast an dem throne,an gott unnd fraw Mynnen,an all der welt dir selbs zu lone,so wers gutt das du zymerholcz erkentes;wan du wilt wol bedorffen |
70 | eyns steten, druwen, vesten fundamentesDes czymeramptes lerewill ich dry stuck erczelen:erst, wie du solt der ereein holcz zu eyme fundament erwelen, |
75 | das wirdig sy das ein meischter schonemit guldener gereytschafftus ym eynen pfiler mach der eren throne.Darnach wie du solt schlichten,krumen, segen, hawen |
80 | gruntwelen, schwellen richten,das du nit einbrechest das holcz noch die geczauwen.der kunst lyt vil an guten instrumenten,auch sind nit eben alleholczer zu solchen gutten fundamenten. |
[483v] | Zu lest wie du dich sassensolt mit dinen lynien snüren,unnd kundest den pfiler massen,das er stee fry vor fulen unnd vor dorren.was hulff dynr zucht ob sie ein sprenczlin zwunge |
90 | mit wurfflin, huben, schellen,das dir so gebruwet dan entswunge?Wan sich dan in dem meyedie beumlin lieplich lestenmit leubern mangerleye, |
95 | unnd spreyten all ir czirheit uß den estenund gelobent das sie drülich wollent fruchten,uff das sie pfiler werdendes trons, gestifft von eren unnd vonn zuchten,So soltu nit sin geringe |
100 | dem tron ein pfiler kiesen.dich mocht ein schnell gedingeden tron, die cost unnd arbeit thun verliesen.wer dingt, der kan on bieden ubel wichen.du solt auch wol bedrachten |
105 | das du nymant verschlahest unwirdiglichen.Er soll sin vollen wirdiguff dem der tron sol resten,recht, bequem, schlecht, volherdigman spricht, der best kauff sy an dem besten; |
110 | daran ist kein verliesen, als ich wene.sin zwig mochten sin so guttals ander gancz baum zwene. |
[484r] | Beuget er zum ersten hawe,so ist er swacher stete |
115 | unnd daug nit zu dem bauwe,wan er zu allen orten wencken dete,so yn die wind uß norden, suden, westenicht hertiglichen dreffen.daruff ennsoll der eren thron nit resten. |
120 | Ob dich auch wol beduchtedas er sy schoner blute,so wart ob auch die fruchtesy als die blüt vonn dugentlicher güte!manch schone blutt hat schnode frucht geczogen. |
125 | davon Medea drurtte;erst wart auch muter Eva also bedrogen.Nym auch die gulden splisseunnd riß ym ab die crusten,unnd merck darnach mit vlisse |
130 | ob er icht sy untugentlich gebrosten.wan brech er, so mocht er aber schneben.man spricht, wer eins raste,der seh darnach dwil er hab das leben!Las auch fraw Mercke schawen |
135 | ob er die straube vonn osten;du mochtest den geczauwenwol schaden thün an harten, groben knosten,die doch so czart gestempffet sind von golde.licht mochten sie zurbrechen; |
140 | das czymer ampt dir dann gar wenig helffen solde. |
[484v] | Sust solt du erst erwelenndenn pfiler zu dem bawe,dem du wilt gancz bevelhender ern thron, so das dich das nit berawe. |
145 | nun solt du mich vernemen furt in mynen synnen,wie du mit eyner segendes zymerampt erst solst begynnen.Mit dyner gulden sarensolst du es erst begynnen. |
150 | wurd er dann lutte karren,so hat er nit vil helender frucht inbynnen.so las in steen (er mocht din segen melden),das die kraen unnd die ruchedin zymern nit beschimpfen noch beschelden. |
155 | Lyt er din segen lyse,so ist myn ander leredas sich in keyner wisedin axt gering an in sich hawens kere.wan heuwtest du aber heubt in die hage, |
160 | die spen dich mochten qwetschen.erbeyd bis er sich selber zu dir boge.Noch dann solt du nit ylen.gar weißlich dich bereytemit diner zymerbylen, |
165 | nit sy schnell mit hauwen; vil lieber des erbeytedas er des czymern auch verlangen griffe.so darff er nit gedenckendas du wollest danczen, springen ee man pfiffe. |
[485v] | Darnach magstu yn quadriren, |
170 | um eckenn unnd runden,schlecht schaben und boliren,als dir not ist fur fellen böser sunden.din liplichkeit uff allen orten secze,das er in keyner wise |
175 | dins willens unnd dins gebets ye icht verlecze.Darnach solt du inn wustenhin zu dins herczen grunde,ob du icht findest an üstenunczucht inherczen, gedencken oder munde. |
180 | dann soltu din full axt liplich sencken.was sich zu unzucht ruret,das soll er nit begeren noch gedencken.Auch soltu ynne underrichtenzu lust unnd hohem mute, |
185 | all grobheitt vonn ym schlichten,das ym unmas die synnen nit verwüte.wo das nit schlichten kan din fruntlichs schaben,so macht du mit bescheidedie raspen etwas herter lassen draben. |
190 | Darnach solt du mit grumbelen,als ich dich unnder wise,yn in den pfiler pfelen.dar zu hastu bar, hamer unnd kymysen.recht fertig, demut, kusch unnd milde |
195 | das sind vier gutter holczer,die an dem pfiler dan der eren bilde. |
[485v] | Darnach solt du dan swellenvonn manheit, wißheit, hutedenn pfiler unnderstellenn. |
200 | nie stunt eins zagens hercz uff stetem mute.der soll auch nit ein dummer walden,er mocht by gutem ratedas romisch rich vil bas in eren halden.Auch solt du gute wermen |
205 | slahenn uff die vier grumbelen,die dir den thron beschirmenvor ungerecht; die erste mach vonn helen,die ander mach vonn stete, das ist myn lere,die dritte vonn gedulte, |
210 | die vierde sy ein zuchtig gut gebere.Ere ist uß solchem ordendas man sie muß bewarenvonn swachen, bosen worten;so sicht man ere inhoen wirden faren. |
215 | ich weis nit wes man sich erfrewen mochte,oder was man vonn ir hielte,wann sie nit by ir hett ein gutt geruchte.Helenn ist die beste hudeder eren in der mynne. |
220 | vor cleffer, nyder spudenit wolle sagen so was dir ist zu synne!dick er bedrogen wirt der vil gedrwet;nye wegetan hatt swigen,dann sprechen zu dickmale hatt berüwet! |
[486r] | Zu der eren gehort stete,das darff ich nit verkunden.wer an eren wencken dete,der kom zu schaden, schanden unnd zu sunden.wer sich uß hoer eere wil bewegen, |
230 | er kund dan uffwart fliegen,er must eins dieffen, sweren vallens pflegen.Lieb schawen unnd sprechen,lust, frewid unnd din begirdemust du vil dicke brechen, |
235 | wo es der eren bos geruchte gebirde.das ist gedult, unnd ist ein gutte werme;die fug auch in den pfiler,wo hin das er sich kere oder beterme.Die vierde werme ich prise |
240 | an myner liebsten frauwen,wan ich in Venus wysemag ir geberd so myniglichen schauwen.unnd wer sie nit so ußerwelt schone,ye doch ir wort unnd wise |
245 | die eugten das sie drüg eins konigs krone.Das best an wibes huldendas ist ein gutt gebere,in einem fenel guldinfurt es ein gutt geruchte vor der ere. |
250 | sind der rubin so glanczen hat gebere,wer wolt ine des beczyhenndas er innwendig kißling were? |
[486v] | Daruff mit fryem mutemagst an den throne beschliessen |
255 | trost, liebe, gunst unnd guteunnd küsche blicke twers unnd widerschiessen.da magst du wol das winckel ysen uben,das creyen unnd ruchedas schlos der gunste unnd gute nit enpruben. |
260 | Las dich auch nit verdriessendenn pfiler sust zuerkiesen,huwen, schaben, schliessen;so kann din ere an wirden nit verliesen.es ist dir nott unnd lont auch wol der mude. |
265 | wordest du des throns beraubet,wer solt dich dann erfrewen diner gude?Woltestu auch nit mit synnedenn pfiler sust bereyden,dir wurd uß dem begynne |
270 | leyde, ungemach, darzu ein drurig scheiden,brech icht an denn crumbelen, wermen, swellen.wer durch ein susse fullesich hangen liesse, den wolt ich zu dir gesellen!An lere ich dich zu leste |
275 | wie du denn pfiler solt behuden,das er nit dorre, faule noch verreste.halt doch din gunst in rechter ganczen guden,da by besteet ungeleczt din wirde.las nit so balde gelden; |
280 | als sam er dingt, so meert sich sin begirde. |
[487r] | Doch lieplich zu ym stelledin hohe wirde nydder.bis magt, fraw, geselle,er soll din herr und auch din knecht wesen widder. |
285 | hercz, mut unnd synn der soll er genczlich walden,doch wo din ere soll schieffenn,da solt du zu der hannt das ruder selbs halden.Sich selber zu dem throne,das ist die beste hude. |
290 | so helt der pfiler schoneden throne debaß in dugentricher gude.helt dann der throne den pfiler widder,so sten sie veste begriffenn;dwil ir eynr steet, so felt ir keyner nydder. |
295 | Den throne durch Artus milde,nach Allexanders adel,nach Absolons gebildenoch durch Oetes richtum nit versadel.by hoer dete bis ym nit fremde an hulden. |
300 | man spricht wol in gemeynedas kopperin schint, unnd ist doch bynen gulden.Din gunst ym nit entwende.wie wol din gutte flussetye me ye me on ende, |
305 | unnd hat ye nit demynder, wie wol sie gusset.der heuptman soll der bute haben vorteyl;wo des auch nit geschee,du findest, her Zwifel wiset ein scheydens urteil. |
[487r] | Ye doch nach holder güte |
310 | las yne verlanngen czwingenn.verlanngen kan gemuteuff mynnen gernden senten komer bringenunnd macht des herczen lust und lieb dest grösßer.ye me der falck ist grifftig, |
315 | ye me ist reyger gernn ym desüsser.Was man erwirbet ferneunnd gilt inthurem kauffe,das hatt man also gerne;das selczen liebet nach der welde lauffe. |
320 | dar umb din hant, din munt, din lieplich blickensoll sues unnd selden drostenn,so kan fraw Myn lieblich verlangen schickenn.Durch susse unnd selten sturedut lieb instete sweben. |
325 | nye dings was also dure,es wurd unwerd, wurd es wolfeil gegeben.wer sam der Ryn ein flus vonn malmasien,sie gult nit eynen heller,man kocht sie den geburen in den bryen. |
330 | Sust magst du etwan schliessendes holden drostes bronnen;er mocht so stete fliessen,unmase machet wonne zu unwonnen.auch mocht da von fulen der pfiler von bynnen. |
335 | zu vil in allen dingenist hinderlich, das soltu wol besynnen. |
[488r] | Las dich ye nit verdriessenzu gutter czyt zu scheydenn.uß scheidenn kann entsprissen |
340 | die widerkunfft, dar zu begirlich beyden.hett nit gescheidenn von Orilencz der frye,so wer auch nit erfreuwetdurch widerkunfft die bedrubt Amelye.Wer auch so hart din hercze |
345 | geneigt zu mannes huldedas nit verlenglich schmercze,zu cziten scheiden, leyden, myden wulde:das brich enczwey, dar zu hast an die zangen.man muß der eren zu willen |
350 | dick hann mit gedult lieplich verlanngen.Ye doch mit drostes huldensolt du verlennglich mydengar mynniglich verschulden.on dorren mocht er es die leng nit erliden, |
355 | blib im des trostes bronnen also beschlossen.wann dinstes sunder danckenvil manigem druwen diener hat verdrossen.Wer solt dir synn und herczeumb alles verlanngen geben, |
360 | unt truwe umb senten smercze,lust unnd lieb umb ytel drubig lebenn?des marcks solt her Jobpen wol verdriessen.wiltu mit falcken guffen,so mustu ym by wilen luder schiessen. |
[488v] | Er soll durch din genadethun ritterlich in vehden,darczu ich genczlich rade.du solt ym nit den drachen kampff gebiedennoch schieffen uber mer zum heilgen grabe; |
370 | er mocht sich lassen duncken,du effest yn, unnd brechen selber abe.Ob er kleyne verspodedins willenn unnd geheissen,darumb ubergib yn nit in ungnade, |
375 | las druwes dinstes yn genyessen.ein gutter henngst, der wol und sanffte drabet,denn soll mann nit begebenob er zu lannger czyt ein wenig snabet.Sust steet die drytte lere |
380 | ynn mittel unnd inmassen,unnd mag dich duncken swere,sind du din gunst solt nyder zu ym sassenunnd do by doch in grossen wirden halden;unnd solt ym drost verczucken, |
385 | dar an dir soll hercz, mut und synn gewalten.Ja du solt ym polirenzuvor uff allen ecken,das er nit soll begirendes du dich an dugent oder eren mochst erschrecken. |
390 | was er dann will, das solt du ym nit weygern,so bistu magt unnd frauweund magst in grosser wirden nyder steygern. |
[489r] | Du must din thun unnd lassenuff zirckels massen seczen, |
395 | din drosten also sassendas din gelimpff die cleffer nit enleczen.lyden, scheydenn, myden nach gebure!vil besser zwirnt gemessendann dum gehauwen sunder lymen snure! |
400 | Wolt yne auch wer beclagennunnd sin geselschafft schelden,das soltu helffen dragenunnd lassen yn des nit engelden.er mag nit gethun das yderman kund behagen. |
405 | auch mag man wol verkerenwas man dut, da von wil ich dir sagenn.Ein dugentlicher aldemit Titen, sinem kinde,nach blumen zoch zu walde |
410 | und hat ein eynigen esel zu gesinde.daruff sas er, Titen lieff by sitten.da sprach man, der jung lieff sichzu dot unnd er wolt sanffte ryten.Do lies er Tyten riten. |
415 | do hort er von eym andern,er wer uß sinen czyten,er kund vonn alter furter nye nit gewandern.do sas er schnell by Tyten uff der habe.do sprach man das er raste, |
420 | er wolt den esel balde ryten abe. |
[489v] | Er lies denn esel ledig.do sprach man das er wereunsynnig unnd unsittig.zu fus zu geen yn beyden wer zu swere, |
425 | man soll die esell billich sacken.do meynt er es zu dreffenund wolt den esel dragen uff dem nacken.Noch hat er es nit gerachetes ward vonn dem geferde |
430 | beschimpfft und auch belachet.da er das sahe, da meynich das er lerdeden sonn das er do beste mercken solteunnd dencken uff das ende,und las manchen claffen was er wolte. |
435 | Das ich nun wolt bramsiren,sam wysen ich begunde,das wolt man mir verkeren;man sprech vor war das es mir ubel stunde.nun ich sust fry unnd rochlas leben, |
440 | so kann ich nyemants findender mir zu wibe wol sin dochter gebenn.Das ich nun wol begundezublasenn unnd zu duten,man sprech, das mir wol stunde. |
445 | was soll der ungeschlachte by den luten?nun ich bywilen dicht inmynen synnen,vil manger soll wol sprechen,ein gutlich wip enczundte mich von mynnen. |
[490r] | Das solt du wol vernemenn, |
450 | als ich mich nun vermude.doch las dir dies geczemen,ich hanns gemacht einfeltig und in guede,in schlechter meyn unnd offembare,unnd will da mit beczalen |
455 | das ich dir schuldig bin zum nuewen jare!Amen. |