|
|
D a s p ü c h l i n
v o n d e m g u l d i n s p i l .
1 4 3 2
- ________________________________________________
DAS SECHST IST
SCHIESSENSPIL.
[43a] Sagitte in manu potentis, die geschoss in der hand des gewaltigen, spricht David. In dem spil des schiessens ist begriffen kuglen, walglen der bůben, bolen, ballen, keglen und alles das spil da mit man des zils war nempt. Und hie schüßt die arm zornmütikayt, und sicht ir zů und betrachtet die reich gedultig senfftmütikayt. Nun ist dreier lay zoren der da schüßt: der ain ist schnell und vergat bald, der ander ist träg und beleibt lang, der drit ist gerecht und peingot das unrecht. Den ersten sol man entschuldigen, den andern sol man versmächen, den driten sol man fürchten. Item Theodosius der kayser verbüt, das nieman sol die urtayl der fürsten die in zoren sind gesprochen ervolgen vor dem dreyßgosten tag, als das recht sagt cap. X. q. III. Und wen das urtayl geben ist wider ain tragend frawen, so sol man das urtayl nit ervöollen bis das sy des kinds genißt (de penis, lege: pregnantes). Wenn das urtail gesprochen ist wider ain knecht, so sol man es nit ervolgen biß das er gerechnet hat [43b] mit seim herren (C. de caus. presbiterorum lege Ia). Der zornig spant den bogen, und schüßt zů dem ersten zů got in dem flůch, zů dem andern mal zů dem nächsten, zů dem driten mal sich selber; und mit solichem ungestömen zoren übertrift er ain hund, wan kain hund beißt sein herren, er rayß in denn, oder er sey denn wütend. Aber der zornig mensch schüßt mit seim zoren gen got, der in nit rayßt und im nichtz args tůt. Der zornig übertrift den Juden; die Juden flůchten got auf erden do er tödlich was, so flůcht im nun der zornig so er untötlich ist. Er entert got den heren on ursach, er geit böß umb gůtz. Es ist nit gůt sprentzen in den himel, wan es velt her wider ab in das antlüt. Und bey dem mund sind zway nasslöcher, was flüch auß dem mund gand, die gand zů den nasslöchern wider ein. Wir lessen das ain vater het drey sün, und die zwen warend nit sein sün, wan die můter het sy an der unstät und uner, des west der vater nit. Und die můter verjach an dem todpett das zwen basthart wären und ain ekind; und bat sy, welher ain elich kind wär, das er diß lies mit im erben durch frids willen. Und sagt doch nit welher under in das recht ekind wär. Und also kriegten sy lang mit ainander umb das erb, und ieglicher wolt das ekind sein. Und do sprach der richter, sy sölten iren vater auß graben, und solten all drey zů im schüssen, und welcher allernächst zu dem hertzen schüsse, der wär das recht ekind. Die zwen schussen gar nach, der drit erschrack das im das armbrost empfiel, und kund nit schiessen. Da urtaylet der richter, der wär der recht sun der seinen totten vater nit wolt schiessen. Der vater ist Cristus unser her, ain vater der cristenhayt, die zwen sün sind Juden und haiden, und sind nit elichü kind, wan sy sagend was sy wöllend von Cristo, und sind unglaubig. Kain rechter cristen mensch [44a] flůcht seim vater Cristo, der von seinen wegen erstorben ist. Zů dem andern mal so schüßt der zornig zů seim ebenmenschen. Wir lessen in der bibel das der erst schütz auff ertrich hiess Lamech, und der ward plind, und schoss in ain hurst, und maint er wolt ain tier treffen, und schoss Kaym ze tod sein altvater. Also schiessend die zornigen lüt und wenend sy strauffen sünd, sy treffent aber die natur. Zů dem driten mal so trift der der da schüßt sich selber, als ich vor gesagt han. Nun schüßt die senftmütikayt, und trift die sünd, und schonet des menschen. Sy ist zornig umb die sünd, und hat die menschen lieb. Wir haben ain figur in der taugen půch, das ainer sass auf aim weisen pferdt, und der hat ain bogen in seiner hand, und gieng uss bis das er überwand. Das bedüt gaystlich Cristum gotes sun, der da sitzt in der kron seiner götlichen er, das er geert sol sein, als got auß gefaren ist in die zeit und hat besessen ain weis pfert, das ist die unschuldig menschayt Jhesu Cristi, die er besessen hat in ainikayt der personen. Die weis menschhayt ist das pferd wol beschlagen mit fier eyssen, das sind die vier ellement in der menschayt Jhesu Cristi in geleichhayt wol beschlagen; wan er hat ain geleich natur von vier ellementen: für, luft, wasser, ertrich. Der satel ist die sel Jhesu Cristi, die der sun gotz besessen hat mit der menschayt in ewikayt. Die person sind die gürt, das sind dreyer lay verainung in Cristo. Die erst die verainung der gothayt zů dem leib Cristi, und die verainung ist nie geprochen noch auf gangen, weder in leben noch in tod. Der ander gurt und verainung ist der gothayt und der sel Cristi, die auch nie auf getan ward noch zerprochen, wan die gothayt wart ze aller zeit veraint mit der sel Cristi in dem leib und außwendig des leibs. Der drit gurt und verainung in Cristo [44b] was zwischen leib und sel, und der gurt prach und tet sich auf, da sel und leib von ainander schied an dem crütz. Der zaum an dem pferd was die zucht, des mitels braucht er sich in allen dingen. Der pog in seiner hand ist der gewalt des vaters, als er spricht: mir ist geben aller gewalt in himel und auf erden; und schüßt all tag und trift die außerwelten menschen, als von David geschriben ist, das im all die nach volgeten der hertzen got berürt hat. Sälig ist der dem got sein hertz berürt und trift. Got spannt dick sein pogen, und schüßt und trift gar eben on felen, das gůt, die kind, den leib, das hertz, die sel, die conscientz. Wir lessen das got zů ainer zeit die welt wolt lassen zergan, und wolt die geschossen haben mit drey stralen. Da pat Maria die můter gotz für die welt, das Sant Dominicus und Franciscus solten mit iren leren die welt bekeren. Der erst straul was wider zornig hoffärtig lüt, der ander wider unmilt und geitzig lüt, der drit wider die unküschen und unlautern lüt. Mit den sünden ist die welt begriffen, als Johannes schreibt in seiner epistel. Also sol auch die reich andacht schüssen ir gepet zů dem zil, das got selber ist, das end und der anfang. Und das pater noster sol man allain zů got schüssen, es sol auch allain in got enden, wan es ist allain von got komen, wan kain hailig ist unser pater noster. Es ist etlicher menschen hertz usswendig des gepetz, und da wirt das gepet geschossen her und dar, und kumpt nit zů dem zil das got ist. So ist etlicher menschen hertz under dem gepet, die da pitent das in in sünden geling. So sind etlicher menschen hertzen in dem gepet, die tůnd als die schützen, die das ain aug zů tůnd, dar umb das sy mit dem andern das zil dester ee treffend. Also sol man in dem gepet das aug der welt und der creaturen zů tůn, das der mensch nichtz anders lieb hab denn got allain, und das recht zil treff, und sol also das gepet [45a] auß lassen in ainem gesamneten gemüt, als Crists spricht: schlüß dein kämerlin und sprich dein gepet.
|
|