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D a s p ü c h l i n
v o n d e m g u l d i n s p i l .
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DAS DRIT SPIL IST
SCHANTZEN.
Super vestem meam miserunt sortem. Auf meinü kleider habend sy das los geworfen. Hie ist geschriben wie die Juden habent gespilt umb die klayder unsers herren Jhesu Cristi, die doch nach der welt wenig wert warend. Und als der groß mayster Albrecht schreibt, so hat er fier klayder gehabt: das erst ain mantel, der was vornan offen, der belayb in dem garten; ain rok an blossem leib, und der belayb gantz und ward verspilt, ain weiß klayd das im Herodes an leit, und ain purpur klayd das im an gelegt ward nach der gayßlung. Nun sprich ich das die arm geitzikayt spilt umb zeitlich gůt, und sicht ir zů und betrachtet die reich miltikayt, und nimpt irs gewinns und verlust war. Nun hörend zů dem spil [31b] drü ding. Das erst ist: die person sol nit gaystlich sein, weder priester noch kind das seins vaters prot ißt, noch kain fraw noch nieman der seins gewaltz nit ist, als wir das haben in decretis, distinctione XXXI capitulo I questione XIV ca. V non sane et XXXI ca: non debent; extra de honestate et vita clericorum: cui officio et cetra. Das ander das das gelt dar umb man spilt nit sey über ain schilling, so man umb die ürten spilt. Codice de censu alieno constitucione greca et in ff. de aleatoribus qui in convivio postulento et poculento ludunt. Das drit ist außschliessung der geitikait, dar umb allü spil die da stand auf dem glük ze wagen die sind verpoten. Nun ist ze wissen, als auf dem würffel sind XXI puncten und augen, als manig sind ist auch auf dem würfelspil. Der erst punct auf dem würfel ist die erst sünd, das ist geitikayt aller sünd ain wurtz, wan das spil ist genaygt auf gewin, und solt ainer mit seim vater spilen; und das erst aug hayßt ain eß. Der ander punct ist ain dus, und das ist die ander sünd, das ist raub, besunder des der mit im trinkt und ist auf dem selben tisch. Und der hayßt wol ain rauber, wan möcht er in berauben mit spil bis an das hemd, das tät er geren. Der drit punct hayßt ain tres oder ain drie, und ist wůcher, nit allain ain jar oder ain monat, ja auch auf den selben tag und stund fier umb fünff leihen. Das viert ist ain quater, und ist manigvaltig liegen und üppigü wort die der spiler tůt. Das fünft ist mainayd, schweren und versweren, er wöl nit mer spilen bey got und bey allen seinen haylgen, bei Sant Anthoni rauch, und in manger lay weis, und doch so pricht ersch alles, und wirt mainayd und trülos und erlös, und bloßt ain spiler dem andern den mainen ayd in sein vergiftigs maul. Die sechßt sünd ist das ellend flůchen got und den haylgen und der zeit, dem würfel, dem weter, und dem der mit im spilt, dick und vil on underlauß. Die sibent ist grossü untrü und betrogenhayt [32a] mit valschen würfellen, da ainer den andern betrügt und im die augen verhebt mit falscher behendikayt. Das achtend ist neid und hass, ungunst, ungeleichhayt, und des geleich vil. Das nünd ist todschleg und gewaltnüss, da ainer den andern zwingt wie er wil. Das zehend ist diebstal der fraind und der veind. Das aylft ist üppikayt der wort in schimpf und in ernst. Das zwelft ist flůchen und schelten und übel reden got und den haylgen. Das treyzehend verlust der zait und versaumung gůter werk in der zeit die er nit mer vindt. Das fiertzehend brechung der hailgen veirtag und der hochzeitlichen tag. Das fünftzehend ist rüffung des zorens und manger lay grossü unzucht die ob spil geschehent. Das sechszehend ist ergerung der menschen die da dem verflůchten spil zů sehend; da wirt niemant pessert. Das sybentzehend ist unglaub und ketzrey, wan die spiler gelaubent, es sey ain stat, ain haus, ain würfel, ain zeit klückhaffter den die ander. Solicher tayrhayt und unglaub ist vil under den spileren. Das achtzehend ist kain widerkerung des unrechten gůtz das da abgerissen und gewunen wirt, das doch gar schwär ist; wann die sünd wirt nit vergeben, es wert den wider kert das unrecht gewunen wirt. Das nünzehend ist ain verschmächung der pot der haylgen cristenhayt und der rechten die das verpoten hand. Das zwaintzgost ist apgöterey, wan der würfel ist der spiler got, dem dienent sy frů und spot, tag und nacht, und liebend in: lieber würffel, truter würffel. Und wenn er nit felt nach irem willen, so flůchend sy irem got und werffent in zem fenster aus. Und wissend das die spiler mer würffel verwerffend und irem abgot mer gebent, denn Sant Martin gab durch gotz willen; wan er gab nun ain halben mantel, aber der spiler geit oft ain gantzen mantel, rock, girtel, wamiß und hossen, und was er hat, und oft mer wan er hat, das geit er alles seinem abgot dem würffel [32b] und seim herren dem teufel. Die ain und zwaintzgost sünd ist ain sünd in dem hailgen gayst, wan in ist laid das sy nit lenger türrend spilen, wie lang sy es treybent, so werdent sy nit mied und unwillig in irs abgotz dienst, und sündent vil mer leit mit in den die spiler mit in selber: die mit in gemein habend, die zů sehend, die würffelleger, die würfelmacher, die das haltend in iren hüssern und liecht und wein und prot und essen und trinken in gebent, und ze gewin von in nemend, die dar zů verginnent, frawen, kinden und ehalten. Und in welcher lay sach das geschicht, die sind all in den swären sünden als die spiler selbert. Auch besunder die es nit verbieten und des doch gewalt habent. Auch ist ze wissen das unser her got hat geben XXI bůchstaben, also sind auf dem würfel XXI augen und puncten, davon ietzt gesagt ist, da mit sy kennend und volbringen den willen irs gotz des würffels. Und also verdampnot sich der spiler selber mit seinen aygen henden, den got mit seinen henden an dem haylgen crütz erlößt hat. Als ich nun erzelt han das auf dem würffel sind XXI augen und puncten, die XXI groß sünd bedütend, drey malen sübent, der sind siben wider got, siben wider den nächsten, siben wider sich selber. Das erst das wider got ist das ist ketzerlicher glaub, das ander zaubrey und kranker glaub, das drit abgöterey, das fiert got flůchen und den hailgen, das fünft ain irung der feirentag, das sechßt sweren und versweren, das sibent ist undanckparkayt. Das ander sibene sind wider den nächsten: das erst ist raub, das ander untrü, das drit geitikayt, das fiert diebstal, das fünft wůcher, das sechßt krieg und mishelung, das sibent ist liegen und triegen. Die driten sibene sind wider den spiler selber: das erst ist neid und has, das ander zoren, das drit verschmähen der kirchen, das fiert sind die nün fremden sünd, das fünft ergerung des nächsten, das sechßt kain wider [33a] kerung des bössen gůtz, das sibent versaumen vil gnaden und gůtz. Es ist ain fraug wem man das spilgůt wider keren sol. So sprich ich: den armen lüten, doch so sol man es wider keren dem der es verloren hat in dreyer lay weis. Zům ersten ob ainer den andern zücht zum spil der nit wolt spilen, verlürt er, dem sol man es wider keren, und der mit gewalt dar zů zogen wirt. Zů dem andern mal so man gewint mit falschayt, so sol man es auch wider keren dem der es verloren hat. Die dritt weys, ob ainer verloren hat der seins gůtz nit gewaltig ist, und der sind sibner lay menschen: die ersten sind kind, das ander toren und narren, das dritt sind knecht leybs und gůtz, das fierd die da begriffen sind mit dem ewigen siechtagen, als die blinden, die fünfften gaystlich leut, als münich und nunnen, das sechst sind die priester die da verspilen der kirchen gůt und pfründgůt, das sibend seind eweyb die irs mannes gůt verspilen, den sol man es wider geben, wann sie mügen mit recht nichtz verspilen. Aber ist ain frag, gewint ainer zehen gülden, und kumpt gen marckt und legt die an und gewint mit den zehen hundert, ob er die hundert all sol wider keren dar umb das das hauptgůt unrecht gůt ist. Ich sprich mit Sant Thomas: er ist schuldig die zehen wider keren und nit die hundert, wann sie nit sind mit unrecht gewunnen, aber mit glück und kauffmanschaft; doch so sol er dem keren den schaden umb den mangel der zehen gülden, und sol den armen dester mer almůsen geben. Nun habt ir gehört wie geytikeit spilt, und sie so arm ist das ir als vil gebrist als sy hat, und sy nit hat. Aber die reich miltikayt will sich keren zů unserm herren, und will mit dem spilen ain spil das hayßt lüstlins, und das ist ain gar hitzigs reyßends spil, dar mit man vergißt trinckens und essens und schlauffens die nacht und den tag, und ist gar ain kurtzweiligs spil, und dar umb sol man mercken was zů dem spil gehört. Das erst das der spiler vor im vil gůtz und geltz sol haben ligen, [33b] das ander das man geren da gilt und bezalt, das drit das man da nit topt und schilt und flůcht, das fierd das man geren beyt oder borgt, das fünfft das man niemant betreugt noch veruntreut, das sechst das man vil vortayls gibt und den vorwurff vor auß, das sibend so man geren halt was dar ein geschlagen wirt. Also sollen wir gaystlichen spilen mit dem kindlin Jhesus, und das ist uns yetz zů den weihenächten erlaupt: das hat zů mal vil geltz vor im und groß reichtum und schätz im hymel und auff erden. Er hat in gwalt sein väterlich und müterlich erb, als er gesprochen hat: mir ist geben aller gewalt im hymel und auff erden; mit dem süllen wir spilen, wann er will auch in die schantz schlagen sein müterlich erb, das ist leyden, kummer, marter, armůt und hunger, als er sprach zů seiner můtter an dem creutz: sich an dein kind, als er spräch: was hastu geboren? Dar nach so will er wagen sein väterlich erb, das ist das himelreich, wann Sant Paulus spricht: durch vil trübsal müssen wir ein gan in das himelreich. Also süllen wir mit dem milten kindlein Jhesu Cristo spilen mit leiden und trübsal, dar mit wir im ab gewinnen seins vater reich und das gůt das kain end hat. Zů dem andern mal sollen wir mit im spilen, wann er gilt zůmal geren was er schuldig bleibt und gand uns des gewinß wol; so zürnet er mit uns auch nit, so stelt er sich auch nit untultig gen uns, er will uns auch lang borgen und vil jar beyten, er wil auch niemant betrügen noch unrecht tůn. So geyt er uns auch das groß vortayl auff dem bret, ob dem tisch, auff der scheiben, an der stat und an der zeit, da mit man den vortayl sůchen sol zů gewin, das will er uns alles stat thůn und verhengen, das wir im wol mügent ab gewinnen sein reichtum mit dreyen würffeln; das seind drey krefft der sel, [34a] die süllen wir werfen auf sein schantz der bessrung, ob der tisch der zeit auf genomen werd. Er gibt uns auch dar zů das liecht des haylgen glaubens und essen und trincken das haylig sacrament seins fron leichnams. Er will uns auch übersehen unser torhait und kranckhait, ob wir nit wol spilen künden, und will uns halten was wir im in sein schantz schlagen. Nun sind etlich leut die nit gar wol geschickt sind zů dem spil. Die ersten die allzeit auff borg wöllen spilen und auff schlahen. Nun kam nie kain aufschlag, es käm dar nach ain abschlag. Sag an, wie lang wiltu vertziehen? wenn wiltu nun den herren bezalen und im gelten? du wilt ze aller zeyt spilen auff die faust. So seind die andern die habent sich verspilt mit der welt und mit dem teufel, der hat sie beraubt und enplöst und verwundet bis auf den tod, als da geschach dem Samaritan auf dem weg zwischen Jherusalem und Jericho. So sind die dritten untultig und zornig, mit den spilt Jhesus nit geren, wann er hört die flüch nit geren. So seind die fierden zů forchtsam und verzagt, und thürend die schantz nit her für werffen der besserung und der gůten fürsätz, und wöllen sie zů lang han und inn halten, ob sy es her wider würffen. Aber wirff es frischlich her auß und rittel es nit lang: so felt dein schantz dester ee, wann wer verzaglich spilt, der gewinnt nit. So sind die fünfften die wöllen nit gern bezalen und schlahent vil auff; das seind die die got und den hailgen vil lobent und kains halten, und liegent in selber und triegent sich selber; und die mügen auff dem spil auch nichs gewinnen, wann man trauwet in nit. So seind die sechsten die verspilent anderschwa des herren gůt, das er in mit trauwen gelihen hat; das seind die die zeit und weil unnützlichen vertreibent on gotz dienst. Die sibenden verlierent bald was sy gewunnen habend, die da nit beleybent auff ainem gůten fürsatz, [34b] wann was sy vor gewunnen habend mit rechtem fürsatz, das verlieren sy bald. So sind die achteten etlich die falsch wirffel tragen. Die wirffel sind krefft der sel, das ist vernunft, will und gedechtnüß, die seind also erblent und erblichen das niemant kain schantz dar auff werffen kan der bessrung. Aber Jhesus wirft drey ander wirffel dar, da mit du wol gewinnen magst, und die sind gerecht, das sind drey götlich tugent, der gelaub, die hoffnung, die lieb. Glaub erleucht die vernunft, lieb den willen, hoffnung die gedechtnüß. Es sind auch etlich, so sy gewinnen, das mügen sy nit verhalten und verschweigen, und breiten das auß bis das es in verstolen wirt, und tůnd recht als ain henn: wenn die ain ay legt, so hat sy ain groß geschrey, biß ir das ay genomen wirt, das sind die geuder und die rümer ir gůten werck. Nun spilend fast mit dem milten kind Jhesu, das da so vil gůtz hat, und so gietig und so gerecht ist auff dem spil, und gen uns kains vortails begert. Und gand recht mit im umb, so gewinnt ir im ab alles das euch nott ist hie und dort, und dar zů seins vatters reich. Und gebent mir auch des gewinns, als ir wol wissend das man den umbsässen und zůsehern gern gewin gibt. Das bedeut besserung irs lebens mit gůten ebenbilden gen dem nebenmenschen, als unser herr gesprochen hat: euwer liecht sol also leuchten vor den menschen, das sy euwer gůtte werck also sehen und da von gebessert werden, das der vater im himel da von gelobt werd. Es sind aber etlich menschen die gern mit Jhesu spilten und im ab gewünnen, sy wöllen aber nit halten was er in ein schlecht inn ir schantz, das ist sie hetten gern vil gůtheit von im, sie wöllen aber nit leiden armůt, kranckheit, widerwertigkeit und versůchung, recht als die katz die gern fisch äß, sye will aber nit in das wasser. Wir lesen von Sant Bernharts, der rayt ainest auff ainem schönen pferd, [35a] und im gegnet ain nackender bůb ain spiler, der sprach wider sich selber: nun wölt got das ich dem münch das pfert het mit spilen ab gewunnen, und das erhort Sant Bernhart und sprach zů dem bůben: was wiltu mir dar an setzen? so will ich mit dir dar umb spilen. Der bůb sprach: ich han nichs anders denn mein sel, wöllent ir, so will ich mein sel dar an setzen. Sant Bernhart was fro und sprach: ja gern, wo nemen wir würffel genůg? Der bůb sprach: das spil sol nit zergan von wirffel wegen, ich han wirffel genůg, und warff auff drei scharpf wirffel. Sant Bernhart gab dem bůben den vorwurff, der bůb warf dar XVIII augen, das was das mayst, und wischt auf und was fro und wolt das pfert bey dem zam nemen. Sant Bernhart sprach: beyt, du hast das pfert noch nit gewunnen, ob ich mer würff denn du, und warff dar XIX äugen, ains augs mer denn der bůb, und gewan des bůben sel mit dem wurf. Der bůb schray und kniet nider für in und bat umb gnad, das er in näm in sein orden. Also fůrt er in mit im haim in das closter und machet auß im ainen münch, und ward ain hailiger mensch. Nun nempt war, wie wol het er gespilt, das er dem teufel ain sel ab gewunnen het die er got zů bracht hat. Man list mer von Sant Bernharts münch ainem wie das was, er wolt nit lenger in dem closter bleiben, und nam urlob von im. Sant Bernhart bat in fast das er blib. Er sprach: und stünd alle welt dar an, so wolt er doch nit bleiben. Sant Bernhart sprach: sag an, wie wiltu dich in der welt began? Er sprach: ich kan wol spilen, da mit will ich mir gnůg gewinnen. Sant Bernhart sprach: lieber, laß mich dein gesel sein, ich will ain pfunt pfennig zů dir legen, und glob mir das du wider zů mir wöllest kummen und den gewin mit mir tailen. Der minch verhieß im das, und lief von im in die welt, und was fro das er ain pfund pfennig het, und bald kert er sich zů dem spil. und im geriet die kunst nit wol, wan er verlor alles das er het, und dar zů sein klayder. Also gedacht er in seim layd [35b] das er geren in das kloster wölt komen, und het doch geren etwas mit im pracht, do het er nichtz. Also verlief sich die zeit das das jar schier auß was. Er gedacht wes er gelobt het, das er in jars frist solt wider umb zů im komen, und also kert er zů dem kloster und klopft an. Der portner sprach, was er wölt. Er sprach: gang mir nach Sant Bernhart, und sprich das er da her kom zů aim dem er ain pfunt pfenning geben hab, es ist schier ain jar. Do das Sant Bernhart hort, do kom er bald geloffen, und hůb auff den geren und sprach: bis wilkom, lieber gesell mein, zel bald her! wa ist dein gewin? unt tayl mit mir das du gewonen hast mit deiner kunst. Der arm spiler sprach: gnädiger herr, ich pring weder gewin noch hauptgůt, ich han es alles verlorn, empfach mich wider in dein orden, ich wil wasser und prot all mein tag essen. Sant Bernhart was fro und sprach geren: es ist noch pesser ich empfach dich, denn das ich dich und das pfunt pfenning verlür. Und also enpfieng er in wider in den orden, und dar auß ward er ain hailger mensch. Also gewan Sant Bernhard die sel wider.
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