Das Liederbuch

Bl. 334r (I, 115)

____________________________________________________________

Die driu lied sind gemacht ie ains uf das ander

Mein hordt, můsz ich mich schaiden,

Mag‹s› anders nit gesein,

Nym dir kain senlich‹e› laide,

Trag durch den willen mein

5

Ain frädenreichs gemüte.

Wav ich nun hin cher,

Frät mich dein weiplich güte

Allain vnd nyemantz mer.

Ich far dahin mein strasse

10

Von dir vff gůten won,

Zu letz will ich dir lassen,

Das ich sunst nyemants gan.

Mein triu on alles wencken

Sol dir beleiben stätt;

15

Daran solt du gedencken,

Das nit werd abgemätt

Die augelwaidt meins hertzen,

Die mir gewachsen ist.

Es prächt mir sicher schmertzen,

20

Solt mir ain arger list

Gen dir nun schaden pringen;

Sunst ich on zweifel bin.

In hoffnung vnd gedingen

So schaid ich, fraw, dahin.

25

Sy gab mir Iren segen

Mit ir schneweissn hennd;

Sy sprach: got müsz dein pflegen.

Dich schier herwider send!

Mit dir fürest du von dannen

30

Gentzlich die fräde mein!

O trost ob allen mannen,

Lasz dirs beuolhen sein:

Du solt on zweifel dencken,

Das ich die fräde dein

35

Dir mer on alles wencken,

So dick, das mag gesein;

Dein segen tůt mich fräen,

Wav ich in der welt hin far.

Da ward sy zäher sträen

40

Vf ire wänglin clavr.