BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Clara Hätzlerin

um 1430 - 1476/77

 

 

Das Liederbuch

 

Bl. 300r (I, 54)

 

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Der höchste schatz in diser zeitt,

Den ich vff erde sicher havn,

An dem zwavr all mein hoffen leitt,

Vnd liebem trost doch nye gewan;

5

Der zweifelt an mir sicherlich

Vnd tůt zwavr ser betrüben mich.

Läszt er dauon nit weisen sich,

Was fräd möcht ich dann senender havn?

 

Zwavr anders ich noch nye gedacht,

10

Seid ich mich ir verpunden havn,

Dann was ir wird vnd ere pracht.

Mit willen ich das hab getavn

Vnd tätt deszgleichen fürbas gern,

Wann sy sölichs zweifels wolt emperen.

15

Damit möcht sich wol triue meren

Vnd sy als zweifels beleiben on.

 

Wolhin , ich kan nit vil gesagen:

Solt ich des ye engelten nun,

Das mir doch notdurft war ze clagen;

20

So wär verlorn gar mein triu,

Die ich an sy hab gantz gelegt.

Wurd mir durch zweifel nun versägt,

So wunsch ich wol vff meinen aidt,

Das ir deszgleichn werd getavn!

 

25

Zwavr zweifel tett noch nye chain gůt,

Das sprich ich vff die triue mein,

Vnd hindert auch dick gůten můt,

Der sunst wol wurd an manigem schein.

Glaub mein, aller liebstes ain,

30

Das ich für all dis welt dich main!

Wilt du, so bin ich dein allain

Vnd will in triuen dir bestavn!