B  I  B  L  I  O  T  H  E  C  A    A  U  G  U  S  T  A  N  A
           
  Sebastian Brant
1458 - 1521
     
   



D a s   n a r r e n   s c h y f f .

X I X .   V o n   v i l   s c h w e t z e n

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Wer syn zung vnd syn mundt behűt
Der schyrmt vor angst / sel / vnd geműt
Eyn specht sin jung mit gschrey verriet



Von vil schwetzen

Der ist eyn narr der anden wil
Dar zů sunst yederman swigt still
Vnd wil on not verdienen haß
So er mit ere mœcht schwigen baß
5
Wer reden wil / so er nit sol
Der fügt jn narren orden wol
Wer antwurt / ee man froget jn
Der zeigt sich selbs eyn narren syn
Mancher hatt von sym reden freid
10
Dem doch dar vß kumbt schad vnd leid
Mancher verlaßt sich vff syn schwætzen
Das er eyn nuß redt von eynr hætzen
Des wort die sindt so starck vnd tieff
Das er eyn loch redt jn eyn brieff
15
Vnd richtet zů eyn gschwætz gar licht
Aber wenn er kumbt zů der bicht
Do es jm gyltet ewig lon
So will die zung von stat nit gon /
Es sindt vil Nabal noch vff erd
20
Die schwætzen me dan (jn) gůt werd /
Mancher für witzig würd geschetzt
Wann er sich nit hett selbst verschwætzt
Eyn spæcht verradt mit syner zung
Das man syn næst findt / vnd die jung
25
Mit schwigen man veranttwurt vil
Schaden entpfocht / wer schwætzen wil /
Es ist die zung eyn kleyn gelyd
Bringt doch vil vnrů / vnd vnfrid
Befleckt gar dick den gantzen lib
30
Vnd macht vil zancken / krieg / vnd kyb
Vnd ist eyn wunder groß jn mir
Das man macht zam eyn yedes thier
Wie hert / wie wild / wie grymm das ist /
Keyn mensch synr zungen meister ist
35
Zung ist eyn vngerűwigs gůt
Vil schaden sy dem menschen důt /
Durch sie so důnt wir scheltten gott
Den næchsten gschmæhen wir mit spot
Mit flůchen / nochred / vnd veracht
40
Den gott noch sym bild hat gemacht /
Durch sie / verrotten wir vil lüt
Durch sie / blibt vnuerschwigen nüt /
Mancher durch gschwætz sich so begot
Er darff nit kouffen wyn noch brot
45
Die zung die brucht man in das recht
Durch sie würt krū das vor was schlecht
Durch sie / verlűrt manch armer man
Syn sach / das er můß bettlen gan /
Schwætzer ist nüt zů reden vil
50
Er kitzt sich / vnd lacht wann er wil
Vnd redt keym menschen üt gůts noch
Er sy joch nyder oder hoch /
Welch machen groß geschrey vnd braht
Die lobt man yetz vnd hat jr acht
55
Vor vß welch kœstlich jnhar gant
Vil grosser rœck vnd ring an hant
Die fűgen yetz wol für die lüt
Eyns dünnen rocks acht man yetz nüt /
Wer noch vff erd Demosthenes
60
Tullius oder Eschynes
Man geb jn durch jr wißheyt nüt
Wann sie nit kündent bschissen lüt
Vnd reden vil geblűmter wort
Vnd was eyn yeder narr gern hort /
65
Wer vil redt / der redt dick zů vil /
Vnd můß ouch schiessen zů dem zil
Werffen den schlegel verr vnd witt
Vnd rinckengyessen zů widerstrit
Vil schwætzen ist seltten on sünd
70
Wer vil lügt / der ist nyemans fründ
Wer herren vbel redet üt
Das blibt verschwygen nit lang zit
Ob es joch ver geschæh von jm
Die vogel tragen vß din stym
75
Vnd nymbt die leng nit wol gůt end
Dann herren hant gar lange hend /
Wer vber sich vil howen wil
Dem fallen spæn jn die ougen vil
Vnd wer syn mundt jnn hymel setzt
80
Der würt offt mit sym schad geletzt /
Eyn narr syn geist eyns mols vff schytt
Der wis schwigt vnd beit kunfftig zytt
Vß vnnütz red / keyn nutz entspringt
Schwætzē me schad dañ frommē bringt
85
Dar vmb vil wæger ist geschwygen
Dann schwætzen reden oder schryen
Sotades durch wenig wort
Gekerckert wart als vmb eyn mort /
Es sprach alleyn Theocrytus
90
Das einoygig wer Antigonus /
Vnd starb drumb jn sym eygnen huß
Als Demosthenes vnd Tullius
Schwigen ist loblich / recht / vnd gůt
Besser ist red / der jm recht důt