Heinrich von Mügeln
um 1320 - nach 1371
|
Sangspruchdichtung
Die Göttinger SpruchsammlungVI. Buch
|
___________________________________________________
| |
[Vorrede im Göttinger Cod. philos. 21:]
Hie will der meister setzen tzwey vnd sybentziglyder zu lobe vnser frauwen. Jn manchenbluenden spruchen, In tzeichin das sy gelobetsal werden in allen tzungen der erden, der tzweyvnd sybentzig sind. Die selben lyder singen sichauch in dem houedon, da sich die bibel Inne be-griffen hat.
110 (1)
Was e die meister handen sprüchen wat gesniten an,die zeist ich wider unde spandaruß eins nuwes tichtes kleit.
des ich uf alde wat,die nuw min sin geferbet hat,ufsnide manche slimme natmit ungefruter erebeit.
wer hoffet, ticht der ersten kunst so ebensich messen, ferben und so rich geweben,als es spinn an dem rebenvernunst füntliches sinnes hant?
111 (2)
Des hoffet nicht min list.ich ferbe, wo verblichen istgeticht von grober sprüche mist,und trib der sprüche süche dann.
die meister künste granicht achten, ab rethoricagel, grün rot ferbe ader bla.des ich in mines tichtes plan
durch underscheit mit blünden sprüchen kreie(als zu den esten blüte fitze meie),die doch ich wüster leieuf aldes tichtes anger fant.
112 (3)
Her Salomon der spricht,es si nuw in der werlde nicht.ein ieglich ding, das ist betichtund flüßt uß alder künste bach.
des ticht ich sunder wanrecht sam ein gouwisch zimmerman,der nuwes nicht erfinden kan,uf aldes ticht ein nuwes dach
zu lobe dem, der alle ding gebouwethat und ouch den kein wisheit schouwetund sam der ar genouwetsich hat in enges herzen want.
113 (4)
O bilder der vernunst,entwirf in mines herzen runstder sprüche forme unde kunst,und mich ein lob entwerfen ler
mit der genaden stift.uß dir sich alle witze rifft.des nennet dich die ware schriftidea und die meister her.
was wesen hat, das ist entworfen fundenvon der vernunst in dines spiegels runden:der tumm, der arm, gebunden,der fri, der ho, der sinnes rich.
114 (5)
Sint in dins herzen blatden himel und der speren ratund alles, das in wesen gat,entwarf dins hoen sinnes list,
wie es sal ende han,unwendelich, das understanmag nieman sunder zwivels wan.doch mich die hoffenunge frist:
din ware schrift, die riset noch erlischet,sie nicht veralt und ouch sie nimmer frischetsich: uf genade fischetmin bet in diner güte tich.
115 (6)
Bin ich entworfen nichtin dinem spiegel zu geticht,din barmung, her, das wol verslicht,diner eren hochste malerin.
da in des fluches dornuns warf der grimme raches zorn,mit einer meit sie wart gebornund sach uß dines herzen zinn.
die laß uns schriben, malen, vater guter:sie gibt der sel und sinn des lebens futer.hilft nicht des heiles muter,in ruße tumheit ich verblich.
116 (7)
Ach, töt der sünden phlanz,die mir in mines herzen kranzblüt stet dem heile min zu schranz!so wold ich, meit, der wirde din
flechten uß sinnes fließein lob mit blünder sprüche ris.nu hat der argen sünden isdie flamm erfrört (die sinne min),
das sich nicht mag erquicken tichtes zunder.des wecke, meit, der sprüche flamme munder.der sünden wurze sunderund rad uß mines herzen gruft.
117 (8)
Mins tichtes stam besnit,den rifen grober sprüche witvon im, der mir gewaldig litin herzen anger, warer mei.
saf und der witze trorgüß, maget, in mins sinnes rorund slüß mir uf der künste tor,das ich dir, künsteloser lei,
Maria, lob uß blünder zungen webeund girdig in dins dienstes silen strebe.uf tichtes mar ich swebe,das mir indren der gnaden tuft.
118 (9)
Von Wirzburg Konrat baßpolieret hett dins lobes glas,der aller blünder sprüche wasein former und ein houbetsmit,
wann ich, getichtes twerg,von Müglin Heinrich, solches werkflorieren mag. der künste bergmir ist zu ho, ich stüre bit.
des reich genaden hant mir ungelerten,laß mich zusamne kluben die verrertensprüche des hochgeertengetichtes risen sunder guft.
119 (10)
E got der erden kreiß,luft, engel, mer, die helle freismit sinem finger umbereiß,umbformte aller himel ring,
in sines herzen wantdin bilde er entworfen fant.des er in m i n n e n füre brantund sachte durch dich alle ding,
du heiles wurz und trostes schepherinnesich unde blick uß der genaden zinne,entzünde liecht der minne,laß uns den vater schouwen an,
120 (11)
der sines spiegels wunnwarf, maget, in dins herzen brunn,in dem uns sichtig wart die sunn,die e der sünden wolken barg.
du bist die ware rut,die Jesse durch sin herze wutund trechtig wart von geistes brut,der küscheit unvermeilter sarg;
du bist der busch, den Moises in flammesach unverschart, du ware gotes amme:des fluches nacht verdammeund trib der sünden nebel dann,
121 (12)
uß unsers herzen swelldes alden fluches rinde schel.die phorte, die Ezechielversperret sach (iedoch der künig
gieng kreftig uß und in),des magetums und der küsche schrin,er ewig hieß versperret sin.sus wart der alde grise †rünig
von einem wort und siner gotheit lempelzu opher trug in dines herzen tempel.der reinikeit exempel,beschilt uns uf des todes ban.
122 (13)
Kein liecht die sterne hanrecht sam der spiegel sunder wan.ir liecht muß uß dem brunne gander sunnen, spricht der meister list.
sus diner küscheit blumein liecht gibt allem magetum:als in dem spiegel liechtes romerschint, sus du inschinig bist.
gib liecht der selen oug und sinne sterne,du urhab, wallnder glanz und liechtes kerne.der hochsten salden ernetrag, freud, in trübes herzen ror.
123 (14)
Meit, hochster freuden zell,du bist hern Gedeonis fel,das tou des himels fuchte snelund trucken ließ das ganze lant:
das zeichen frides was.da sus wart diner brüste faßvon touw des hochsten geistes naß,da wart des heiles liecht enbrant
dem menschen der da lag in todes rigelversigelt mit der flammen ingesigel.in unsers herzen tigelgüß trostes bach und frides tror.
124 (15)
Du blünder salden hag,kein zung din lob berißen mag,sint in dins herzen grüfte lagder himel und der engel brot.
des du genennet bistgelübdes ark. laß sünden mist,der in uns grünet alle frist,ußkeren diner güte phot.
du blündes ris Aronis und sin gerte,dins zwiges frucht der helle siechen nerte,und fluches tam verschertedes lebenden heils durchgendes tor.
125 (16)
Uß Jacob brinnder stern,der erge finster unde kernuß herzen git: dins liechtes gerndie swebenden uf des jamers mer.
e die sirene argsie senken in des todes sarg,in sende der genaden barkund sie uß kummers banden scher.
du bist der hoffelosen marner eine,die an des alden fluches agetsteinehaften; die hastu, reine,gelöset von des felsen kraft.
126 (17)
Meit, des gelübdes gert,in straßen zwelfe wart geschertdas mer von dir; du hast ernertdie diet von Pharaonis joch.
da din der quarz enphantuß siner kel er flüte santdem volke, Israhel genant,und leschten durstes flammen gach.
uß unsers herzen stein der buße flütetrib, maget, mit der hochsten gnaden güte.inphlanz der tugent blütedem herzen, das nach gnaden stafft.
127 (18)
Du bist die tavel her:der gotheit finger ane serder zen gebot und rechtes lerentwarf in diner brüste phad.
des rechtes widerpartvon in in Oreb wart verschart.des sich din alder friedel zartstalt jung in dines herzen blat.
hilf, das er uns in gruft der sele klimmeund felz in sie rechts und der tugent gimme.du bist des louwen stimme,die iren welfen leben schafft.
128 (19)
Du bist das milde blutdes pellicanus, das in flutdurch gotes brüste phorte wutund leben gab den kücheln sin.
das mit der flamme spundverspündet lag in jamers grund,das nem du uß des todes slundund güßt im nuwes leben in.
rinn, trostes bach, in unsers herzen falden,e wir in sünden roste, damph veralden.glut barmung laß nicht kalden,sint wir dich eine rufen an.
129 (20)
Du brunn und heiles mar,in dem des himels adelarsich jungt und sin gefider gar(und bleib doch in der ersten art),
uß diner wat er sneitim wat und ließ doch sunder leitdie wat und diner küsche kleit,wie er von dir gekleidet wart.
blick in den spiegel, maget, diner truweund kleid uns mit der tugent wete nuwe.straß zu des himels buwean dich kein ouge finden kan.
130 (21)
Meit, blünder salden stam,dem alden fenix wol anzam,das er in diner küsche flammsmelzte das hoe alder sin.
doch sunder mannes stürentzündet wart des heiles für.des nam sin edelie türsins knechtes forme sunder pin.
o reine meit, in unsers herzen tigeldrück unde smelz der tugende ingesigel,e uns des fluches igelfür bündig in des todes schrann.
131 (22)
Unsers heils jegerin,das eingehürne uß der zinndes himels hat erjaget din minn,und fienge es mit der küsche strick.
da solcher witze bachfloß uß dins reinen herzen dach,da stunt der grimme helle trachin ruwe und in todes rick.
des liebte dich din alder friedel schoneund gab durch minne brüte dir zu lonevon sternen zwelf ein krone,uß der lücht aller tugende stein.
132 (23)
Grüne der jaspis ist,das blut er stellt und gibet †tristvor trügen und vor leides mist.die grüne anefang bedüt.
anfang geloube namund grünet uß dins herzen stamm.des fluches fluß und leides schamdu hast verstellt und ußgerüt.
des stunt der jaspis vorn in der kron, grüne,und gab dich gein des trachen drouwe küne,der tugende gimme sünedem vater din, du maget rein.
133 (24)
Der safir ist gefarrecht sam der luter himel klar,der liechten glanz gibt sunder spar,wann das in slet der sunnen glast.
ouch stürt er ougen swach.da got in dines herzen bachden safir diner küscheit sach,da nam sins zornes ouge rast.
er wold in in den sims dins kranzes felzenund glas der güt unbruchlich daruf smelzen.durch dine minn verhelzener wolde fort der sinen kein.
134 (25)
Des calcidonis kraftsin kleine stückel an sich rafftund sie mit erster art besafft,wie klein das sie gemüllet sin.
der ziende minne steinouch uß der krone sweife schein:da sünden hant uns trette klein,da zoch die ware minne din
an sich und gab uns kraft und die natureder ersten art. wann unsers heiles murewas von des fluches schurezerfallen und zerzerret gar.
135 (26)
Über alles rises blatder smaragt riche grüne hat.er grünet luft, die umb in gatund blumen, die verfalbet sint.
die gimme sunder schranzerschein uß diner wirde kranz,du bist des gründen heiles phlanz,uf der man frucht des lebens fint.
laß grünen frucht uf unsers herzens riseder tugent, meit, das icht der alde griseuns von dem anger wise,uf dem die engel suchen nar.
136 (27)
Der edelstein crisoltgibt fürsten sinem trager holtund ist geferbet sam das goltund liechte funken uß im lat.
der hochsten wisheit schrufin diner diadema stufer felzte, den in milde rufder sterne sweif bewiset hat.
er zierte dich mit siner wisheit erze,da er den sun uß dines herzen kerzedort in des fluches swerzeließ lüchten der verhofften schar.
137 (28)
Abeston - mir ist kunt -wann das die gimme wirt entzunt,so mag sie fort in keiner stundverleschen wint noch wages art.
in diner krone randdie gimm entzunte gotes hant,das sie in geistes füre brantund sider nie verleschet wart.
du bist der stein, des tugent lischet nimmer:die flamme güß in unsers herzen wimmer- verbrenn des fluches zimmer - ,das e inbant der sünden hant.
138 (29)
Von der naturen listder crisopat geferbet istals golt in purpur. leides mistund sorg er rüt uß herzen tal.
da nu der sünden rutden menschen treib in sorgen flut,din küsch in gotes brüste wutund wold verdemphen fluches swal.
der gotheit golt mit diner küscheit rötesich flacht (doch sunder der naturen nöte):von solches heils gelöteder mensch entran uß leides bant.
139 (30)
Achates, swarz gefarund wiß gestriemt, die gimme klarouch lüchtet in der steine schardins kranzes, hochgelobte meit.
der stein gedanke argvertribet uß des mutes sargund machet das gesichte starkund sterbet gift und sie verjeit.
g e d a n k e rein in gruft des mutes rere,der sünden gift in herzen grunde tere.der sele ougen serean diner gimme stüre fant.
140 (31)
In diner kron geriststunt violfar der amatist.vor trunkenheit er menschen fristund gibet munder die vernunst.
da wir uß sünden kartrunken des grimmen todes mar,dich amatisten, meit, zu naruns gab des hochsten gotes gunst.
wir sliefen trunken in der sünden twalme,da wecktestu uns mit der gnaden galme.des hochsten frides palme,laß uns in dinem schaten stan.
141 (32)
Über alle gimme türkarfunkel lüchtet sam das fürdes nachtes unde gibet stürden ougen, die in blicken an.
o meit, der tugent phlanz,du blünde rose sunder schranz,den stein got satzt in dinen kranzund treib des fluches swerze dann.
da dir sins adels gimme wart gesendet,uns leides nacht in freuden tag gewendetwart. zungen blat nicht endetdin lob noch umbereifen kan.
142 (33)
Topasion der hatdie kraft, das er nicht wallen latdas wasser, das in glüte stat,wie grimme si der flammen guft.
der wallnde gotes haßgestunt in sines herzen faß,da nu des geistes gimme wasgesenkt in dines herzen gruft.
topasion hat farbe aller steinein golt getrint. sus hastu sunder meineform aller tugent eine,du himels stig und heiles ban.
143 (34)
Da mit der tugende dachdin adel got gekrenzet sach,sin güte zornes kluse brachund klam in dines herzen want.
das schuf der agetsteinder demut, den du, maget rein,in dinem kranze trüge ein:der zoch in an sich unde bant.
des wart der mensche los uß jamers ise,da gotes kint blut uß diner brüste rise.dich, heiles ast, ich prise,uß dem uns sproß des lebens frucht.
144 (35)
Dir lob min zunge blat,sint got dich mit der sunnen hatgewet und diner füße phadden manden satzte sunder schrank.
er sach dich wandels fri,des sant er diner edelizu lon den dritten uß der dri,der uß dins herzen brunne trank
des lebens seim von eines wortes grußeund wusch uns von des ersten fluches ruße:joch immer tragender bußegeringet wart und leides sucht.
145 (36)
Du blünder salden boum,din ho erschein des küniges troumAssirie: dins firstes soumab aller speren rundel sach.
fisch, vogel, mensche, tier,gesacht uß elementen vier,die han zu dinem schaten gir,wann du bist der genaden dach.
mit diner güte ris uns, meit, bedache,din barmung oug über uns verweisten wache.uns slint der helle trache,wo uns nicht schilt din ware zucht.
146 (37)
Da in der ruwe talder mensche trank des todes gallund mochte durch den ersten falnicht klimmen uf der freuden berg,
für barmung got entzunt.des sucht er der genaden funt,wie das er uß des fluches grunduns brechte, siner hende werk.er macht uß dir, o meit, der himel leiter;an dir wir klimmen uß des fluches eiter.her Jacob sach dich heiterin sime troume sunder wan.
147 (38)
Da in des todes faßder schenke Pharaonis saß,sin troum ersach in großer maßein trub, uß der trank Pharao
und leschte durstes flamm.du bist die trube, gotes amm,der win uß diner brüste stammdurst zornes lescht und fluches dro.
da got den win trank in dins herzen presse,da leschte er den brant der alden hesse.e er unser vergessein klamm, für uns din güte man.
148 (39)
Wann der naturen goumbespinnet nu den mandelboummit loub und siner este soum,des norden heft sich von uns wit.
du heiles mandelris,da mit des geistes blüte wißdich zeichent Gabrielis fliß,da net dins trostes summerzit.
'fiat din wort' den former aller dingeschephet und drang uß gotes herzen ringe.mir frucht genaden bringeund trib des fluches norden dann.
149 (40)
Der alden slangen drodin frucht verleschte, zeder ho,der uf dem berge Libanoder wolken achsel hat bedacht.
was riset durch sin malvon dinen esten hin zutal,das fellet endelosen falin immer tragendes leides schacht.
o reine meit, zu diner tugende rebenuns bint, laß sünden schur uns widerstreben,e das wir uns ergebenund fallen in des jamers grunt.
150 (41)
Der cypreß hat die artvon der naturen gunst gelart,das er mit sime dunste schart,entzünt den trachen und den unk.
du reine gotes kron,du bist der cypreß uf Sion,da got entzunt dins herzen spanmit sines hochsten geistes funk.
der tugent dunst der sünden gift ersteckeund minne f l a m m i n h e r z e n rore wecke,genade schult bedecke,du hochster salden erster funt.
151 (42)
Des oleiboumes fruchtgegossen in der wunden slucht,die senftet smerzen unde sucht,wie hart das tier verseret si.
da uß dins herzen kannin unser sele wunden rander barmung öl, der mensch begansich quicken und wart todes fri.
das schuf genaden balsam und sin salben:der ließ uns nicht in leides fule falben.über alle wurz der albendu heilest menschen sünde wunt.
152 (43)
Der lorberboum, der hatdie art, das er nicht fallen latin keiner zit sins rises blat,sin öl swent alle kalde sucht.
du blündes heiles ris,diner eren loub fellt keiner wis,das öl verswent der sünden isgepresset uß dins herzen frucht;
das güß in unser angeborne wunden,die von dem ersten slag zu allen stundensten offen, ungebundenund an dich ungeheilet sint.
153 (44)
Was zu dem figenstammman bint, das macht sin tugent zam.sin saf verlescht der gifte flammund junget, wer sich damit smirt.
got, allem sinen wilt,gebunden an dins herzen schiltsich zemen ließ in menschen bild.ouch jungte sich des himels wirt:
da er sich wusch mit diner blüte saffe,jung wart gefar des hochsten trones phaffe.den selben, meit, uns schaffeund zu genaden aste bint.
154 (45)
Art hat der winstock rein:sin saf ufspelt den quader einund wurzet in den herten stein;sin blut die slangen ouch verjeit.
saf und genaden merzlaß spalden die versteinten herzund güß in unser wunden smerzder tugende tror, du klare meit.
trib sünden unk uß unser brüste wimmer,das von des todes bisse fulet immer.laß in genaden zimmeruns wonen, din verweisten kint.
155 (46)
Genaden für ufrich,laß witze flamm enphengen sich.ich ere wie ich lobe dich,- du swebst über lobes zimmer wit -
doch ticht ich als der gouch,der meien früte garret ouch.sus strouw ich miner stimme rouchin lob dir, heiles sumerzit.
du bist das liecht vernunst, das got erzunte,da er sich in dins herzen kluse spunte.bach diner tugent gruntenie sinnes maß noch lobes sprieß.
156 (47)
Wer aller witze schrinverslossen in das herze minund daruß schüsse sam der Rinin sturme aller künste bach,
und ab der witze tousich breit in dines lobes ou,doch wer dir, aller himel frou,die münze mines lobes swach:
menschliche kunst g e s a c h e t i s t von dingen,das sie dins lobes stam nicht mag beringen.des saltu, meit, indringenmir tummen der genaden fließ.
157 (48)
O meit, du bist der se,des wag der engel weget e,(wer in den quam, der wart von weenbunden und von süche bann)
in den ich gerne stafft.nu roubet sünde mich der kraftder tugent, das ich siecher haftund in den tich nicht kumen kan.
des send genaden boten mir kranken welfe,der in den se mir sünden lamen helfe.der lob von schuld ich gelfe,die hoffer in süch nie verließ.
158 (49)
Zu staden diser schriftder segel mines tichtes schifft.da Eva schephte todes giftund trenkte menschen künne gar,
der hochste got, der sneituß diner forme formen kleit,der aller formen spiegel treit,und want uß dines herzen mar.
der alle sache sachet, tirmet, schicketund über den first des hochsten himels blicket,der wart für uns gezwicketverwundet an des rises ast.
159 (50)
Das Seth der engel gab,das leben, sich ließ des todes stabda leiten in des fleisches grab,das Joseph hett gemachet im.
als dich der schruf innam,brunn lebens, urhab unde stam,sus wasch uß unser sünden slamund unser sel zu grabe nim.
als Jonas in dem fisch, sus in der erdedri tage was din sun, du maget werde,der uß der flammen herderette der grimmen witze gast.
160 (51)
Darnach sin tugent wutmit Adam uß des todes flutund brach den rigel, geisel, rutdes fluches und des leides tam,
und uß des jamers muruf cherubines flügel fur,den e besloß dins herzen snur,meit, muter, tochter, gotes amm.
des ich dir lobes zimmer pinsel, tirmeund mit der farbe blünder sprüche firme.genaden schilt, uns schirmeund lesch ab sines zornes frast.
161 (52)
Wann er uns künftig istund gibet den gerechten ristund wirfet aller sünden mistin immer wallnder flammen zorn
- die alle ding verslint,die schult in iren tigel bint -,er fürbaß nicht genaden fint,wen da verschart der rache sporn.
so mache, meit, sins zornes bürde lindeund schel von uns swerz und der erge rinde,e uns die flamme slinde,die tror keins betes leschet me.
162 (53)
Wer mag uns raten baß,sint dines reines herzen glasdes hochsten gotes spiegel was,in dem er erst sin forme sach,
die e was nie gesen.die lerer hör ich alle jen,wie das gerichte si geschenin ougen blick. des, muter, wach
und kum zu stür den kinden din in ziten,das wir icht werden von der rechten sitengespalden unde schritenin immer tragendes leides se,
163 (54)
uß dem du fort nicht machtgehelfen. muter, das betracht,das durch uns got dich hat gesacht,der sus din hett bedürfet nicht.
du rettst das erbe dinvon schult. uß solcher witze schrinsint wir die erste sache sin,die dir din wirde hat geticht,
des ticht uns freud als wir dir han getichtet,das wir icht sten in leides bant gerichtet,da leit in leit sich flichtetund blüt uß jamers stamme we.
164 (55)
O muter, mir vergib,das ich dich zele zu gesippmir armen stoube und gestiebund züne dich in die natur
miner art: ich s ü n d e n wurm,meit, gruntfest und gelouben turm,ich ile vor des todes sturmdurch schirm in der genaden mur.
des kan ich form noch betes ordenunge,sint das gespannen an der angest rungedas blat ist miner zunge:tror forcht das liecht der witze blent.
165 (56)
Wasch ab, du trostes fließ,der forchte ruß und leides mies.der in dins herzen brunn sich ließund formte sich nach diner art,
des wille ist d i n will,din gir ist siner girde zil.des im uß frostes grüfte stildes zornes flamm, du maget zart,
wann er zu jüngst sitzt uf der wolken glanzemit nagel, sper, krüz und des dornes kranzeund von der sünden schranzeder barmung ouge immer went.
166 (57)
So wirt genaden marvon zornes brunst verderret gar,wann got jeit die verdammten scharin immer wallnder flammen se.
wer in des fluches lachund in des grimmen todes bachgetriben wirt durch bruches sach,des ist vergessen immer me.
o keiserin der engel, menschen stüre,das icht din sun an im sin marter türeverlies, wann er mit füre,was uf dem centrum ist, verswent.
167 (58)
Got, über der tugent berg,sich nimet der genaden werk:die ander tugent sam getwerggein barmung dines herzen sint.
da ganz der tugent scharNoe in grimmer flüte marließ sweben, alles trostes bar,sie rette tier, mensch, vogel, rint.
ouch in Kaldea uß des füres flammeAbram sie half, Jonas uß fisches wamme,Loth uß des swefels slamme,der Sodomam verzerte gar.
168 (59)
Ouch uß des swertes munddin barmung Isaak gesuntnam und lost uß des todes bundhern Joseph in Egypten land,
Susannen, Ninive(wie Jonas hett geprediget e,sie sold verslinden fluches se,iedoch din wort in widerwant).
sie lost uß glünden oven Ananias,hern Mizahel und ouch hern Azarias.sie zuckt Enoch, Eliasuß sünden flut und leides mar.
169 (60)
Ouch durch das rote mersie furt der Israhelen heruß Pharaonis joche swerund uß dem klamm von Babilon.
groß uß dins herzen kanndie barmung diner güte ran.da nu die Juden von Amandes todes beiten sunder wan,
mit Hester sie die diet uß angest rette.da Holofernes sie besessen hette,mit Judith sie vertretteir not und half der kranken schar.
170 (61)
O got Emanuelda nu zerstöret hette Belin Persia her Danielund von dem künig geworfen was
für siben louwen groß,din barmung, her, in machte losund sine finde gar besloßversigelt in des todes faß.
von Golias hern David half ir milde,dem künig Assirie von rindes bilde.sie dackt mit irem schildevor Gabaon hern Josue.
171 (62)
Da Pharo sterben hießdie kint, din barmung nicht verließhern Moises, den in den fließsin vater jung warf sunder hab.
da erst geboren lagCyrus geworfen in den hag,din barmung in dem walde phlagdes kindes und im spise gab.
von Lidia da Cresus wold sin endegenomen han in grimmer flammen wende,dem künige si ir hendereicht unde zuckt uß glüte fle.
172 (63)
Sus diner güte triftich spür in aller hande schrift:uß kummers bande wie gerifftdie heiden, juden, cristen sin,
die sunder zwivels wantrost ein an dir gesuchet han.den hastu der genaden bangezeiget und die helfe din.
des ich dir lob, kraft, ere, wirde krie,einfaldig got, doch in personen drie:uß todes klamm uns frie,als du hast die genanten e.
173 (64)
Brunst diner barmung altbran ie in diner tugent wald.flamm diner güt ist nie erkaltnoch lischt von keiner sünde frost.
sie ist der tugende amm,zu stür die den betrübten quamund sie uß leides banden namund von in wusch der sorgen rost.
die rad uß herzen tigel gift der sündeund uns in minne glüte dir gefründe,e uns des todes ündeverslinde und des jamers flut.
174 (65)
Sint barmung iren mastie bant zu dines herzen astund du genaden segel hastgehengt in diner güte schif
(das schif Maria ist,der mast das krüz, der segel Crist),du ein des heiles marner bist.des uns uß kummers banden riff.
gedenke, das du treist der menscheit muderund nim zu henden der genaden ruder,trib die sirenen fuderdes fluches mit der tugende rut.
175 (66)
M e i t , aller güt inguß,hab ich nicht blünder sprüch influßgeleitet sam her Tulliusin dines hoen lobes tich,
der sines tichtes blatmit farben sechzig geblumet hatund das gefilde hat besatrethorice, der künste rich,
so nim den willen für die meisterschefte:sint das min gir erzeiget hat sin krefte,riß uß dins zornes hefteund schirm uns vor der helle glut.
176 (67)
Diß buch, das heißt der tum,in dem der blünden sprüche blumman fint gestrout in lobes rumder hochsten himels keiserin,
die gotes ein genasund spist uß ires herzen faß.des sie ein tum der tugende wasund unsers heiles bilderin,
als uns tut kunt die schrift und Isaias,Ezechiel, David und Jeremiasund ouch her Zacharias,her Daniel und Balaam.
177 (68)
Von der getichtet hieich han und weiß doch leider, wie!den himel, mer und erde niemit irem zirkel han besweift
nach der naturen art,den hastu, maget, der tugent gart,von einem worte sunder schartmit dines herzen snur bereift.
des tichtes maß nicht reicht dins lobes größe:du bist g e n a d e n schif und trostes flöße,mit der uß todes rößeund fluches lach der mensche swam.
178 (69)
Dich zung vollobet nicht -was meister blünder sprüche flichtund zünt in dines lobes ticht,die sint recht sam eins zwiges blat
gein Caucasus dem berg -o meit, des nim diß kranke werk:bi tichtes risen ein getwergich bin und folg doch irem phad,
wie mir zu wite sint der künste trite.des bis mir swachen tichter, muter, mite,das ich mit lobes schritedin huld erile, gotes amm.
179 (70)
Wer aller künste zins,schatz wisheit, richtum alles sinnsverrunet in mins herzen flins,versigelt mit der witze wachs,
und wer ein ieglich trophdes meres an der wolken schophgezünet, dines lobes zophvolflechte nicht irs sinnes flachs.
din wird über alles lobes berge sweimet,die zungen blat durchgoumet noch durchseimet:saffs was sie künste heimet,doch falbet sie dem lobe din.
180 (71)
O meit, des nim vergut,was uß mins kranken tichtes rutfrucht lobes sprüßt. diner eren blutkeins tichtes schrank hat nie begart.
uß not und sorgen phuluf ruw und der genaden stuluns hilf, du bist der tugent schul,in der got barmung hat gelart.
din minne brach des brinnden zornes kluse,des wacht din lob in alles herzen huse.schilt vor des tüvels gruse,durch bruch die hie verweiset sin.
181 (72)
In glas der güte sich,meit, und uß leides flammen richmin herschaft, eldern unde michund alle, die dem glouben bi
mit ganzen truwen stanund zuflucht zu dir, muter, han.die leit uf der genaden banund sie uß sorgen banden fri.
der angest glut lesch und der sünden brendemit ruwe tror und mit der buße hende.verlich ein reines endeund schirm uns vor der helle pin. |