BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

VI. VON DEN EDELN STAINEN

UND DES ÊRSTEN IN AINER GEMAIN.

 

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83.

Von der alten väter red.

 

Ez sint etleich stain, dâ sint pild ein gegraben, und von den pilden habent die alten väter vil geschriben. iedoch bedarf man der red niht vil getrawen noch zemâl verwerfen. aber daz ist ze wizzen, daz diu pild, diu die alten gruoben in die edeln stain, bezaichent der selben stain kreft, und dar umb schol man der stain pild in êren haben. iedoch schol niemant sein hoffenung ganz dar auf werfen, sam diu red sagt: man schol an den obersten got hoffen, von dem aller stain kreft sint geben und aller crêatûr wirdichait.

An welhem stain man vindet ainen ohsen oder ain juncfrawen oder ainen stainpock, der stain ist kalt und macht seinen tragær sicher. an dem stain man vindet ainen krebzen oder ainen scorpen oder ainen visch, der ist kalt und ist nordenkreftich, alsô daz er küel ist sam der nordenwint, der ze latein aquilo haizt. und der selb stain behüett seinen tragær vor der âdersuht, diu ze latein artetica haizt, und vor dem dritägleichen riten und vor der hitzigen suht. die stain sint geweicht.

An welhem stain man vint zwai zwinlein oder ain wazzermensch, daz ainen kruog mit wazzer auzgeuzt, der ist sunnennaigich, alsô daz er sein kraft hât nâch der sunnen underganch, und der stain hailt die läut von dem viertägleichen riten und von dem paralis und macht seinen tragær genæm gegen den läuten.

An dem stain man vindet ain wider oder ainen leben oder ainen schützen, der ist sunnenkünftich, alsô daz er sein kraft hât nâch der sunnen aufganch, und der stain ist kreftig und macht den menschen minnenzæm und hailt den tägleichen riten und die wazzersuht. er scherpft den sin und macht sicher und wolgespræch.

An dem stain ain mensch ist und hât in der rehten hant ain sicheln, der macht seinen tragær von tag ze tag geweltiger.

An dem stain man vint ainen menschen und ains widern haupt, der macht seinen tragær minnenzæm allen läuten und allen tiern.

An dem stain man vint ainen gewâpenden man oder ain juncfrawen mit aim umbswebenden klaid und ainen lorpaum helt, daz ist ain zaichen, daz der stain geweiht ist, und der stain erlœst von widerwärtigen geschihten.

An dem stain man vint ainen menschen und den mônn und die sunnen, der macht seinen trager käusch und sicher wider den unkäuschen lust.

An dem stain man vint ainen menschen, der flügel hât an den füezen und in der lenken hant ain eingewelzt slangen, der macht seinen tragær überfliezent mit weishait und frœleich in gesunthait.

An dem stain man vint ainen menschen, der ain palm in der hant tregt, der macht seinen tragær sighaft und macht in den fürsten genæm.

An dem stain man vint ainen jäger oder jaghunt oder hirz oder ainen hasen, der hât die kraft, daz er die tiefelhaftigen hailt und die von siehtum unsinnich sint, die ze latein frenetici haizent.

An dem stain man vint ain slangen, die ainen aimer auf dem ruk hât oder auf dem zagel ainen raben, der macht seinen tragær kluog oder kündich und fürsihtich und benimt übrig hitz.

An dem stain man vint ainen halben menschen von der schuldern unz an die nierstat, der erlœst den menschen von unkäuschem lust und macht in käusch und genæm.

An dem stain man vint ain schef und ainen segel, der macht ober in geschäft.

An dem stain man vint ainen hunt, der in dem lewen sei (daz ist der stern, der hunt haizt, in dem himelzaichen, daz leo haizt), seint daz selb zaichen hitzig ist und trucken, der stain behelt diu lider sicher vor der wazzersuht und vor den vergiftigen pizzen der hund.

An dem stain man vint ainen man mit ainem swert, der macht sighaft an streit.

An dem man vint ainen adelarn, der behelt êr.

An dem man vint ainen swann, der erlœst von wazzersuht und von dem viertägleichen riten.

An dem man vint ain gevettacht pfert, daz Pegasus haizt, der stain ist der pest den, die ritterschaft pflegent und die vehtent, wan er macht snell und küen und erlœst die pfärt von der ræh.

An dem man vint ain frawen mit zestrobeltem hâr, der hât ain kraft ze versüenen die êläut.

An dem man vint ain juncfrawen, diu ir hend hât in kreuzes weis und ain driekkot krôn auf dem haupt und sitzt auf aim sezzel, der stain gibt trôst nâch leiden und ruo nâch kranchait.

An dem man vint ainen menschen, der sich gegürtt hât mit ainer slangen und hât ir haupt in der rehten hant und irn zagel in der tenken, der stain erlœst von der enpfangen vergift.

An dem man vint ainen knienden menschen, der ainen nagelkolben in der rehten hant hât und der ainen lewen tœtt oder ain ander tier, der macht sighaft in allen streiten, aber man muoz in tragen gar mit wirden.

An dem man vint zwo perinne und zwischen in ain slangen, der macht den menschen hündich und macht in stark und stæt und genæm allen läuten.